➨ Hinweis: Die Edition ist in Bearbeitung und daher nur eingeschränkt zitierfähig.
Zur Zeit sind Änderungen und Korrekturen am Text und in den Apparaten möglich.
Nach der endgültigen Veröffentlichung werden etwaige Korrekturen und Ergänzungen in einem Änderungsregister gelistet.
„Fortuna“ im Kloster Lüne an Kaplan Bernhard in Bardowick
undatiert
Scherzhafte Beschwerde — Humorous letter of complaintKloster Lüne, Hs. 15, Lage 22, fol. 6r
Lateinisch und Niederdeutsch.
Die Absenderin „Fortuna“ kommentiert im Namen des Lüner Konventes die Großzügigkeit des Empfängers, der die Familien der Nonnen zu einem Festessen nach Bardowick eingeladen hat, nicht aber die klausurierten Nonnen. Sie vermuten, er wollte auf ihre Klosterregel Rücksicht nehmen, nach der sie kein vierfüßiges Tier essen dürfen, was er aber seinen Gästen serviert hat. Gemüse haben sie in ihrem Kloster selbst zur Genüge, also ist er entschuldigt. Sie erinnern an das Versprechen eines prächtigen Mantels, den sie noch nicht erhalten haben und dringlich erwarten. Wenn es ihn aber zu sehr belastet, wollten sie sich mit dem ebenfalls zugesagten Fass Bier zufriedengeben. Dass zu schicken sei für ihn, für den sie den Aufstieg zum Bischof erhofften, sicher kein Problem. Auf fol. 7r Briefgrußformel an eine Klostervorsteherin am oberen Blattrand vor Fortsetzung des Brieftexts notiert.
Fortuna, on behalf of the convent of Lüne, thanks their chaplain Bernhard for the good deed of inviting their ‘familiares’ to a feast in Bardowick. Fortuna complains that the poor enclosed nuns of Lüne have not been invited to the meal but that Bernhard prefers strangers. They consider whether this happened because of the command in the Rule of Benedict not to eat any four-legged animals or whether this should be replaced by turnips, stems or cabbage where plentiful quantities in Lüne can be found. Instead of a promised decorated coat which they have yet to receive, the nuns would also be satisfied with the promised keg of beer. They hope that Bernhard can pursue a career as a bishop.
1 Domino Bernardo capellanoa
2 In Christo Jesu sponso nostro veram dilectionem ac salutarem prosperitatem
3 hominis utriusque orationibus utinam cum devotis Honorabilis domine ymmo fautor
4 karissime discretioni vestre presenti cedula cupimus manifestare quod ex
5 relatione veridica didicimus benivolam vestram largitatem quam ostendistis
6 in hoc quod familiares nostri ut audivimus vobiscum in Bardewick
7 epulati sunt. sed prochdolor nos cenobite incluse non sumus voca
8 te ad tale prandium vel convivium sed remansimus ieiuni quod mob non
43 Domina Fortuna in persona
44 totius conventus in Lune
a als Überschrift
b hier gestrichen mo
c zu korrigieren in fercula
d us supra lin.
e hier überschüssig | Illum pro salute, qui tribulatos corde novit consolare, reverenda et prea | manda domina! Innumeras, Wiederverwendetes Papierblatt mit Briefgrußformel am oberen Blattrand von fol. 7r, gehört nicht zum Brief
1 Regula Benedicti 39.11: Carnium vero quadrupedum omnimodo ab omnibus abstineatur comestio, praeter omnino debiles aegrotos (Geflügel ist erlaubt).
2 Kleine Rübe.
3 Stengel.
4 Kohl.
5 Vermutlich ist eine bestimmte Stoffart aus Leiden gemeint; vgl. Mosler-Christoph, Die materielle Kultur (1998), S. 110.
6 Die emina, eigentlich hemina, ist die Maßeinheit für Wein, die von der Regula Benedicti (Cap. 40) pro Tag erlaubt ist. Hier wird sie auf cervisia (Bier) bezogen.
7 fol. 7r