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Konvent im Kloster Lüne an die Priorin im Kloster Walsrode
30. März 1505
Bitte um Empfangsbestätigung und Fürbitte — Confirmation of a prayer fraternityKloster Lüne, Hs. 15, Lage 22, fol. 11r
Lateinisch und Niederdeutsch.
Die Absenderin berichtet, dass die Lüner Schwestern die Walsroder Gemeinschaft über den Tod der Priorin Sophia von Bodenteich im Februar 1504 informiert und um Fürbitte gebeten hätten. Da sie keine Reaktion erhalten haben, bittet sie um eine Bestätigung, dass der Brief nicht verloren gegangen ist und erinnert an die Gebetsbruderschaft und Fürbitte für drei weitere, ebenfalls 1504 verstorbene Nonnen, Elisabeth Pravest, Wichburg Töbing und Geske Vulle. Die Absenderin bittet noch um die Sendung des Stoffes, den die verstorbene Priorin für die Fertigung von Umhängen für die Lüner Nonnen bestellt hatte; das geschuldete Geld werde sie dann senden.
The writer reports that the Lüne nuns informed the convent of Walsrode about the death of the Lüne Prioress Sophia von Bodenteich in February but have received no reaction to this. She asks for confirmation that the letter has not been lost und asks the Walsrode prioress to include three other Lüne nuns in the prayers due to the fraternity: Elisabeth Provestes, Wichburg Töbing and Geske Vulle. The writer sends a reminder that the deceased prioress had ordered cloth ('isenack') for gowns ('kappen'). She will then send the money that is owed. All the sisters in Lüne send their greetings.
1 Regem immortalem cum nobili pompa pompaa ab inferis
2 regressum pro salute Venerabilis et religiosa domina michi in Christo semper
3 dilecta et multum veneranda nostre sorores dilecte scriptis que
4 rulosis notificaverunt vestre reverentie obitum venerabilis domine
5 et pie matris nostre S B felicis recordationis que debitum
6 carnis heu solvit in festa Purificationis beate Marie
7 transacto anno1 et humiliter rogaverunt debitum fraternitatis2 pro
8 ea quantotius fieri
vnde dar hebbe wy nullum respon
9 sum vpp entfanghen vnde kont nicht weten, mer re
10 verentia vestra illam reb litteram ock kregen heft edder wer
11 he vorbistert is
dingneminic
hoc propter Deum nobis insinuare
12 wo id dar vmme is,
vnde ift gy prefatam litteram nicht hedden
13 recipiert, so ik nichten hope, so bidde ik noch attente
14 pro amore Jesu Christi ut dingneminid
quantotius debitum fraterni
15 tatis
dare eedem venerabili domine nostre defuncte ut cum omnibus electis
16 possideat lucidas et quietas mansiones3 Ceterum insinuo
17 vestre reverentie quod ipso anno qua dilecta nostra domina obiit scilicet
Nil magis ad
31 presens sed tota nostra congregatio facit vestram reverentiam
32 cordintime salutare ac omnes filias vestras Cum hiis va
33 leat vestra reverentia in ipso qui in sua resurrexione celum
34 et terramh terram letificavit
Scriptum ex Lune 2a feria Quasi
35 moimodo geniti anno Domini XVcu°
36 Tot amicabiles salutationes quodj paradysus habet floresk
a hier überschüssig pompa
b hier gestrichen re
c zu korrigieren in dignemini
d zu korrigieren in dignemini
e zu korrigieren in videlicet
f hier gestrichen semp
g hier gestrichen otmo
h hier gestrichen terram
i hier gestrichen mo
j zu korrigieren in quot
k Letzte Zeile in einer anderen Tinte
1 Auch ‚Mariae Lichtmess‘, 2. Februar 1504.
2 Das debitum fraternitatis ist die Rezitation des Totenoffiziums für die Verstorbenen der durch Gebetsbrüderschaft verbundenen Kommunität.
3 Aus einer alten Communio für die Totenmesse: Tuam Deus deposcimus pietatem ut eis tribuere digneris lucidas et quietas mansiones pro quorum memoria corpus Christi summitur dona eis domine requiem sempiternam et lux perpetua luceat eis pro quorum memoria sanguis Christi summitur dona eis domine requiem sempiternam (Cantus ID g02388, heute im römischen Ritus stattdessen Lux aeterna luceat eis etc.; auch als Responsoriumsvers zur Matutin des Totenoffiziums belegt: Cantus ID 007091z).
4 Das hier angegebene Datum (X kalendas Februarii, also der 23. Januar) stimmt nicht mit dem in der Klosterchronik überlieferten überein, Die Chronik, hg. von Stenzig (2019), S. 50, dort heißt es: Item ipso anno obiit mater Elyzabeth Provestes, feria tertia Estomihi (1504 am 18. Februar), circa horam XIam, ante prandium. Der Sonntag ‚Estomihi‘ (= Quinquagesima) liegt zwei Wochen nach dem Sonntag Septuagesima, dessen Datum in den Kalendertabellen überliefert ist – wahrscheinlich hat die Verfasserin des Briefes hier bei der Umrechnung in den römischen Kalenderstil zwei Wochen abgezogen, statt sie zum Datum von Septuagesima dazuzuzählen.
5 Die Chronik, hg. von Stenzig (2019), S. 50 berichtet darüber: Item eodem anno obiit mater Wycbergis Tobynges, sabbato ante Oculi mei, VIIo ydus Martii, videlicet in die Quadraginta militum, post missam, hora Xa – auch hier stimmt also das Datum nicht überein, in der Klosterchronik ist vom 9. März 1504, und im hier vorliegenden Briefe vom 11. März 1504 die Rede. Der 10. März 1504 war der dritte Fastensonntag (Introitus: Oculi), der Vortag das Fest der hl. 40 Märtyrer von Sebaste, dieses Fest findet sich weder im Verdener, noch im Bursfelder Kalendarium, wohl aber in demjenigen des 1501 verabschiedeten und 1506 von Julius II. approbierten Breviarium monasticum (wenn auch als bloße Kommemoration). Zu Wichburg Töbing vgl. UB Lüne, Nr. 542, datiert um 1440 – damals ging es um ihre Präsentation, sie dürfte also im Alter von etwa 75 Jahren verstorben sein.
6 Geske (Getrud) Vulle starb am 16. September 1504 an einer fiebrigen Erkrankung, an der insgesamt 32 Lüner Nonnen erkrankt waren: Item eodem anno iacuerunt nostrarum multe infirme in febribus et tertianis per totum annum et tres domus erant infirmis replete, numerus earum erat XXXIIa. Et una, nomine Gertrudis Vulle, migravit in eodem morbo, Die Chronik, hg. von Stenzig (2019), S. 53. Zum Fieber vgl. Brief 130 (Lage 12, fol. 9v-10v), wo die Verfasserin selbst von der Erkrankung betroffen war und deshalb nicht viel zustande gebracht hat. Geske Vulle war, vgl. UB Lüne, Nr. 602 vom 14. September 1470, eine Nichte des Verdener Domdekanes Otto Vulle, der 1461/62 auch als Propst in Walsrode belegt ist, vgl. Brosius, Art. Walsrode (2012), S. 1493. Sie trat in das Kloster Lüne ein, als der Verdener Administrator Berthold von Landsberg Otto zum Nachfolger des abgesetzten Lüner Klosterpropstes Nikolaus Graurock ernannt hatte, doch sollte sich Graurock schon im nächsten Jahr in sein altes Amt wieder einklagen und Vulle verlor die Propstei. Seine Nichte blieb trotzdem in Lüne; vgl. die Darstellung der Auseinandersetzung in Nolte, Quellen (1932), S. 108-110. Vgl. auch Brief 66 (Lage 6, fol. 17r-20v), das Schreiben des Administrators an die Nonnen, vom 3. Februar 1470, mit der Aufforderung, Vulle zu wählen.