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Konvent im Kloster Lüne, wahrscheinlich an Elisabeth Bockes im Kloster Ebstorf
wahrscheinlich nach 1484
Dank für Festmahl — Thank-you letterKloster Lüne, Hs. 15, Lage 23, fol. 7v
Niederdeutsch.
Der Konvent dankt der Empfängerin für ihre Güte und die ungewöhnlichen Wohltaten, die sicher in ihrer Tugend und Liebe begründet sind. Die Nonnen können nicht genug für das große Festmahl danken, das sie ausgerichtet hat. So gut haben sie noch nie gespeist, vor allem der Honigfisch war so schmackhaft, dass die Empfängerin sicher mit dem hl. Petrus befreundet ist. Den köstlichen Wein muss sie wohl vom hl. Johannes haben. Sie wissen nicht, mit welcher Gabe sie das vergüten können, da sie für Christus allem Weltlichen entsagt haben. Also senden sie Christus als Dank, der ihr Gnade und Segen bringen möge, so dass ihre zeitlichen Güter vermehrt und im Himmel aufgewogen werden. Zudem möge Maria sie an ihrer Brust nähren und die Gemeinschaft der Heiligen möge ihr den Wein göttlicher Gnade erwerben, bis sie bei der Dreifaltigkeit speisen kann.
The convent thank the recipient, probably the Ebstorf laysister Elisabeth Bockes, for her good deeds. She had fed them exceptionally well and poured the best wine. Special thanks for introducing the convent to the tasty local fish, for they had never expected them to be this palatable; this tastes as if it had been part of St Peter's catch and the wine as if St John the Evangelist had poured it. Christ as their bridegroom should repay her in this life and the next; biblical references invoked include the blessing of Isaak, Mary's breast feeding and the heavenly feast of the saints in the presence of the mirror of the Trinity.
1 Itema
2 Jesum Christum den auermaten riken koningh der ewighen ere de dar is
3 eyn krone alle der leuen hilghen vnde eyn nogaftich vullen komen
4 loͤn aller salighen vterkoren vor enen fruntliken
dancknamighen
5 grod tho voren
Alderleueste vrundinne in Christo vnde vnse eghene
6 leue suster vnde guldene truwe momeke Welck leue of=
7 te welck myldicheyt heft juwe gůdlike leflike truwe
8 herte bewaghen tho vns armen vnwerdighen gheistliken kynde=
9 ren dat gy vns in korte so auermaten grote woldath vnde vn=
10 sprekelke grote lefmodicheit bewyset hebbet der wy
O alder
40 leueste suster vnde truwe moder wor mede wyl wy ar=
41 men gheistliken kyndere dyt vor schulden wente juwe ghu=
42 de vnde woldath is bauen mate grod vnde alde grod
43 vnde wy synt nicht mechtich
ichtenswes to vor gheuen=
44 de vnde en hebben ok vp eren in alle der werlde nich=
45 tes nicht dat vnse eghen is ane den armen bloten
nake
46 denj ghecrusgheden Jesum Christum vnsen zalichmaker vnde leuen
47 brudegham de is vnse vrondek vnde frolicheit vnse trost vnde
48 vnse beste gud dat wy hebben vor eghen deme suluen
49 wy hebben ghe offert vnde gans auer ghe gheuen vn=
50 se liff vnde zele vnde dorch synen willen vor saket vnde auer
60 Vnde dessen soten Jesum sende wy juw byd. in eyn vullenko=
61 men loͤn vnde dancknamicheyt juwer groten wol=
62 dath de mote juw dyt hundert dusent volt belo=
63 nen vnde gheue juw wedder alle de gnade vnde benedigyn=
64 ghe de he juwerlle synen vterkoren gheuen heft
65 bydl beyde in dem olden vnde nygen testemente
sunderken
66 de de patriarchen Isaac synem sone Jacob gaff do he
67 so to eme sprak God alweldich gheue dy de bene=
68 digynge van deme douwe des hemmels vnde van der
69 wm recticheyt des errin ertrikes, nogafticheyt
a als Überschrift
b unleserlich
c hier gestrichen gy hebbet uns
d hier gestrichen w
e zu korrigieren in juw
f zu korrigieren in nette
g zu korrigieren in lefli= | ke
h zu korrigieren in ghehad
i hier überschüssig so
j zu korrigieren in nake | den
k zu korrigieren in vroude
l hier gestrichen byd
m hier gestrichen w
n hier gestrichen erri
o hier überschüssig hebbet
p hier gestrichen ej
q hier gestrichen v
r unleserlich
1 Während das Motiv der Speisung sonst auch im Sinne einer spirituellen Metapher gemeint sein kann, scheint im vorliegenden Brief ganz konkret die tatsächliche Speisenversorgung angesprochen zu sein. Es liegt nahe, die Adressatin mit der Ebstorfer Konverse Elisabeth Bockes zu identifizieren, die 1481 mit der Reformkongregation nach Lüne gekommen war, dort drei Jahre als Küchenmeisterin gedient hatte und 1484 nach Ebstorf zurückgekehrt war. Sie hatte offenbar einen bleibenden Eindruck bei den Lüner Schwestern hinterlassen und wird in zahlreichen Briefen explizit gegrüßt und angesprochen.
2 Vgl Brief 138 (Lage 12, fol. 12r) Hier handelt es sich sehr sicher um in Honig eingelegte Süßwasserfische die in der Lüneburger Region gefangen wurden Vgl hierzu die Liste der Fischarten die der Propst den Lüner Nonnen beschaffen musste in Das Statutenbuch, hg. von Stenzig (in Druckvorbereitung) fol 65v-66v und verschiedene Rezepte für Fisch in Honigsauce z B Nr 51 in Wiswe, Kochbuch (1956) S 40