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Nonne, wahrscheinlich im Kloster Lüne, an eine Nonne in einem anderen Kloster
undatiert
Trostbrief — Letter of condolence after the death of the mother of the recipientKloster Lüne, Hs. 15, Lage 24, fol. 2r
Lateinisch und Niederdeutsch.
Die Gemeinschaft hat über die Priorin erfahren, dass die Mutter der Empfängerin nach langer Krankheit verstorben ist. Die Empfängerin soll Trost in Christus finden und ihm ihre Mutter anvertrauen. Die Nonnen verweisen auf Anselm von Canterbury als Beispiel der Verehrung der Mutter und senden ein Marienbildchen. Die Empfängerin soll ihr trauriges Herz ins milde Herz der Gottesmutter legen und mit dem Jesuskind die Milch göttlichen Trostes und den Wein der Betrachtung erhalten. Dies soll sie trösten und ihr im Jenseits den Anblick der Dreifaltigkeit erbringen.
The writer has heard from the prioress that the mother of the recipient died after long illness. She should console her with the love of Christ. She draws on Anselm’s veneration of Mary and sends her an image of Mary.
1 Mariam matrem virgineam gaudiis et consolationibus
2 redundantem cui nulla comparari matrum valent
3 gaudia quia ei ac filiolo eius in virginali puer=
4 perio. astabant angelorum milia pro amicabili
5 salutamine.
Karissima soror N alze we vor=
6 namen hebbet ex scriptis venerabilis dompne ac
7 dilecte matris nostre dat de leue Jesus vestram
8 matrem ghe eschet hefft de presenti seculoa seculo
9 up dat he er mochte louen pro labore certa=
10 minis dar se per diuturnam infirmitatem inne
11 laborert hefft. Et licet fragilitas humani=
12 tatis
adhoc compellat ex innata ac materna
13 caritate
dat juw dat na gheyt tamen
14 petimus ob amorem Jesu Christi ac dulcissime
ma=
15 tris eius
dat gy willen consolabiliter wesen
16 uti optime fotesb
velc potesstisd vnde offert se
17 voluntarie sponso nostro up dat gy hic et in
18 futuro moten samdelich werden illius
merce=
19 dis dat he ete electis suis ghe louet hefft,
Ergo karissima N in
29 monimentum mutue ac interne caritatis
30 so sende we juw hanc piissimam matrem misercordie
31 Mariam reginam celi depictam in folio sed
32 iam regnantem in regni solio3 dar lopet htg
33 tho in desideriis cordis
piissimih quasi expansis
brachi=
34 is vnde offert er in sinuum sue pietatis tristi=
35 tiam mentis vestre necnon dilectam animam illius
36 se is so milde vnde sote, dat se ubique van
37 barmherticheyt ouer vultvludi; leghet
a hier gestrichen seculo
b hier gestrichen fotes
c supra lin.
d zu korrigieren in potestis
e hier gestrichen et
f Abkürzung wie für quid, gemeint ist hier jedoch die finite Verbform mit „t“ am Wortende
g hier gestrichen ht
h supra lin.
i zu korrigieren in overvlud
j hier gestrichen gratiam
2 Anselm von Canterbury, Oratio LII ‚ad sanctam virginem Mariam‘, Opera omni ed. Schmitt (1946), Bd. 3, S. 23. Anselm hat tutum statt certum.
3 Das Bild Mariens als regina coeli scheint hier, durch den im Reim betonten Thron, auch auf ihre Darstellung als sedes sapientiae verweisen zu sollen. Vgl. Bouyer, The seat (1965).