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Nonnen im Kloster Lüne an einen Priester
undatiert
Glückwunsch zur Priesterweihe und Bitte um Besuch — Congratulatory letter to a priest on ordination and request that he visitsKloster Lüne, Hs. 15, Lage 25, fol. 11v
Lateinisch.
Die Absenderinnen danken für die schönen Geschenke, besonders für das Andachtsbild mit dem Angesicht Christi, das ihnen die Wertschätzung des Absenders zeigt; Christus möge ihn belohnen. Außerdem haben sie gehört, dass er aus göttlicher Gnade das Priesteramt empfangen hat. Wenn er das Mysterium am Altar feiert, übertrifft er noch die Würde der Engel. Christus als wahrer Priester, der seine Apostel zur Sakramentsverwaltung einsetzte, möge ihn segnen. Sie müssen ihm aber als Freund der geistlichen Eltern auch mitteilen, sofern er es noch nicht gehört hat, dass ihr geistlicher Vater der Propst nach schwerer Krankheit verstorben ist. Die Trauer der Nonne N betrübt sie alle; sie bitten um seinen tröstenden Besuch.
The nuns thank a priest for the beautiful presents, above all for the devotional image of the face of Christ which shows them the value of the sender. May Christ reward him. They have heard that he has been ordained a priest by the grace of God, meaning he is raised above the angels as priests are permitted to handle the body of Christ. May Christ the true priest, who appointed his apostles to administer the sacraments, also bless him. The writers also have to inform him as a friend of the family, in case he has not heard already, that their spiritual father has died after long illness. The mourning of mater N grieves them all; they ask him for a comforting visit.
2 [I]nb Christo Jesu sponso virginum sinceram integerrimamque dilectionem
3 cum salutatione favorabili honorabilis domine ymmo preamande amice
4 in ipso sponso nostro nobis merito diligende
Grates permagni=
5 ficas referimus vestre dilectioni pro multis beneficiis presentibus nostris
6 ac nobis sepius exhibitis maxime in pulcherrimis xeniis
7 scilicet effigiata specie faciei amantissimi salvatoris nostri
8 unde lucidius agnovimus immensam fidelissimi cordis vestri
9 bonitatem Ille qui gloria vultus sui letificat omnes electorum animas
10 remuneret vobis innume beneficia millecuplum in huius
11 peregrinationis exilio et saciet vos postmodum eterne felicitatis
12 poculo in celestis regni tabernaculis cum omnibus suis electis
34 Item preamande amice et fautor parentum nostrorum si nondum ad
35 vestri notitiam venerite pervenit tunc querulose et multum lamen=
36 tabiliter patefacimus honorabilitati vestre nos mestitie absintio
37 repletas eo quod secundem divini beneplaciti dispositionem ablatus est nobis
38 predilectus pater noster pie memorie qui flagello paterne correxionis
39 in exilio isto diutine est castigatus Quare speramus quod nunc sit inf
a als Überschrift
b Textergänzung in mg. durch Nolte mit Bleistift I
c hier überschüssig ob
d hier gestrichen bt
e hier gestrichen venerit
f hier überschüssig in
g hier gestrichen utique
1 Elisabeth von Meding und eine weitere Nonne mit den Initialen EM sind vermutlich die Absenderinnen. Zu Elisabeth von Meding vgl. Brief 61 (Lage 6, fol. 10r), Brief 94 (Lage 9, fol. 2v), Brief 100 (Lage 9, fol. 10r) und Brief 357 (Lage 25, fol. 16r). Der als „Christianus“ Angesprochene ist wohl der Briefempfänger.
2 Diese Passage findet sich nahezu wortgleich in Brief 352 (Lage 25, fol. 10v-11v).
3 Vgl. die Passage aus der Offenbarung Birgittas in Brief 353 (Lage 25, fol. 10v).
4 Der ganze Absatz schöpft aus dem Wortschatz der Liturgie (unter anderem des Fronleichnamsfestes), ohne jedoch ein zusammenhängendes Zitat aufzuweisen, das mehr als nur zwei oder drei Wörter umfasst.
5 Dieses Zitat war in Lüne offenbar eine feststehende und gern genutzte Wendung, vgl. Brief 359 (Lage 25, fol. 17v) und die Transkription einer weiteren Stelle in Die Chronik, hg. von Stenzig (2019), S. 170. Sie lässt sich in diesem Wortlaut allerdings nicht eindeutig identifizieren und kommt auch in abgewandelter Form vor, vgl. Brief 298 (Lage 21, fol. 13r) und Brief 359 (Lage 25, fol. 17v). Der Bedeutungsgehalt ist schon in der Antike sprichwörtlich, wie sich z. B. bei Cicero, Laelius de amicita 17,64 nachlesen lässt, der Quintus Ennius zitiert: Quamquam Ennius recte ‚Amicus certus in re incerta cernitur‘, tamen haec duo levitatis et infirmitatis plerosque convincunt, aut si in bonis rebus contemnunt aut in malis deserunt. Qui igitur utraque in re gravem, constantem, stabilem se in amicitia praestiterit, hunc ex maxime raro genere hominum iu dicare debemus et paene divino.Cic. Lael., hg. von Powell (2006), S. 348.