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Nonne MSC, wahrscheinlich Margarete Schele im Kloster Lüne an ihren Bruder
wahrscheinlich zwischen 19. Oktober und Dezember 1481
Glückwunsch zur zweiten Hochzeit — Congratulatory letter on marriageKloster Lüne, Hs. 15, Lage 28, fol. 3v
Niederdeutsch.
Die Absenderin teilt ihrem Bruder ihre Freude über seine anstehende Wiederverheiratung mit. Der Ehestand ist von Gott im Paradies gestiftet und in der Hochzeit zu Kanaa geheiligt. Als seine nächste Verwandte sieht sie sich eigentlich verpflichtet, zum Fest zu kommen und ein wertvolles Geschenk zu machen. Das ist ihr wegen ihrer Gelübde nicht möglich. Sie hat aber ihren Bräutigam Christus um Ersatz gebeten; er möge dem Empfänger weltliche und geistliche Güter bringen. Sie sendet ihm auch Christus selbst als einen edlen Schmuckgürtel, der ihn innerlich zieren und ihm und seinen Nächsten Gnade bringen möge. Ebenso sendet sie Maria und alle Heiligen. Sie wünscht dem Empfänger, dass die Gottesmutter sich dafür einsetzt, dass er die Segnungen, die schon Abraham erhielt, empfangen kann und dass die Ehe dem Empfänger und seinem Geschlecht Segen und später ewige Glückseligkeit bringt.
The writer, probably Margarete Schele, is overjoyed by the forthcoming remarriage of her brother or male relative. She apologises that because of her vows she is unable to come to the celebration or send a valuable gift. She has asked her bridegroom Christ to do what she cannot and hopes that he will bring him earthly and spiritual goods. She also sends him Christ himself as a decorative belt who will adorn him internally and bring him and those dear to him mercy. Mary and all the saints are also sent. As with Abraham, may his marriage bring him and his family blessings and later eternal joy.
2 [J]esumb Christum des ouersten koninges sone de dar is dat sterke mecht=
3 tighe eynhorningh2 dat sik vmme vnser salicheit willen heft
4 gheneghet in den schod der reynen
kusken junchurowen Marien
5 dar syn strengicheit to male ward ghewandelt in barmherticheit
6 vnde mildicheit3 den scriue ik dy myn alder leueste bole vor
7 enen lefliken vnde fruntliken grod to voren So my wol witlick
8 is dat du van schickinge weghen des leuen Godes wedder anghan
9 wult den stad des hilgen echtes den God de here in dem ersten
10 anbegynne der werlt suluen h. an ghesettet in dem paradyse myd
11 vnsen ersten olderen. vnde h. den ock suluen ghehilget in syner hilgen
12 mynscheit do he myd syner leuen moder Marien vnde myd synen
13 leuen jungheren qwam to der werschopp in Chana Galilee dar he
14 vmme bede willen syner leuen moder dat water wandelde in den
15 besten wyn hir vmme so byn ik des hoge vrouwet in God den
16 heren dat he dy to sodanen werdighen state ghe esket heft
17 vnde it temede sik wol van mageschop weghen dat ik dy de
18 negheste were to dyner brudlacht vnde dy wor mede bega=
19
42 Dar to sende ik dy de koningynnen des hemmels Marien
43 myd allem hemmelschen here de mote dy vor weruen van
44 erem leuen kynde alle de segheninghe vnde benedigynge
45 dede God de here lauede vnde gaff dem groten patriarchen
46 Abrahec an synen sone Ysaac do he to em sede An dynem
58 Dat gy juw dar den moten vrouwen myd allen salighen
59 vnde vterkoren des helpe juw vnde us de Vader vnde de
60 Sone vnde de Hilge Geyst Amen
a als Überschrift
b Textergänzung in mg. durch Nolte mit Bleistift J
c zu korrigieren in Abrahme
1 Wahrscheinlich Margarete Schele, die 1481 zu der Gruppe Ebstorfer Nonnen gehörte, die in Lüne die Einführung der Reform begleiteten. Sie blieb nur wenige Monate und reiste im Advent 1481 wieder zurück. Sofern dieser Brief also nicht von Ebstorf nach Lüne weitergetragen wurde, dürfte er in den Monaten verfasst worden sein, in denen Margarete sich in Lüne aufhielt. Vgl. Brief 92 (Lage 8, fol. 19r); Brief 223 (Lage 17, fol. 3r); Brief 224 (Lage 17, fol. 4r); Brief 277 (Lage 20, fol. 8r); Brief 306 (Lage 22, fol. 3v); Brief 365 (Lage 26, fol. 15v); Brief 389 (Lage 30, 7r).
2 Zum Einhorn als Christussymbol vgl. Brief 246 (Lage 18, 1r-2v).
3 Vgl. zu dieser Brieferöffnungsformel vgl. Brief 263 (Lage 19, fol. 10v).
4 Im Zentrum dieses Verweises auf die Textstelle Paulus‘ zu Tugenden, die zu lang sei, um sie hier zu zitieren, steht sicher 1.Cor 13.