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Nonne ESN, vielleicht Elisabeth Schneverding im Kloster Lüne, an ihren Bruder
undatiert
Glückwunsch zur Hochzeit — Congratulatory letter on marriageKloster Lüne, Hs. 15, Lage 28, fol. 12v
Niederdeutsch.
Die Absenderin teilt ihrem Bruder mit, dass sie erfreut über seine anstehende Wiederverheiratung ist, die auch ihre Eltern noch miterleben können. Sie begründet, dass sie keine Gabe schenken oder zum Fest kommen kann, da sie im Stand selbstgewählter Armut lebt. Sie sendet stellvertretend Gott Vater als König David, Christus als König Salomon und den Heiligen Geist als König Ahasver. Diese mögen dem Brautpaar jene Segen bringen, die bereits Abraham, Isaak, Jakob, Samson und alle Patriarchen erfahren haben: Der Vater Widerstandskraft, der Sohn Weisheit und der Heilige Geist Tugend. Als Gefolgschaft werden die Königin Esther, die Gottesmutter und die Schar der heiligen Jungfrauen angekündigt, sowie die heilige Elisabeth von Ungarn, deren Festtag ansteht. Den Gaben und Tugenden der himmlischen Gäste möge der Empfänger im jetzigen Leben entsprechen, sodass die Gäste im ewigen Leben erneut zu ihm kommen wollen.
The writer ESN informs her brother that she and one or more of her sisters are overjoyed by his forthcoming remarriage which their parents can also witness. She apologises that she and her sisters cannot send a gift or come to the celebration as they are in the state of willing poverty. Instead, they send the Holy Trinity in their place: God the Father as King David, Christ as King Solomon and the Holy Spirit as King Ahasverus. May these bring the bridal pair every blessing which Abraham, Isaac, Jacob, Samson and all the patriarchs have already experienced. The Father will bring resilience, the Son wisdom and the Holy Spirit virtue. Joining the company are the queen Esther, the mother of God and the host of heavenly virgins, as well St Elisabeth of Hungary. May these heavenly guests entertain the bridal pair well so that in eternal life they will come to them again.
2 Salicheit der zele suntheit des lyues de leue Godes etc
3 Alderleueste broder dyn leue scal weten dat wy2 in den
4 leuen God hochliken van dyner wegen vrouwet synt nach
5 dem dat he dy uan syner mylden gnade weghen escket h.
6 to dem hochwerdigen state des hilgen echtes. den du nu wedder
7 vor nigen wult vnde dat vnse leuen elderen den froliken
8 dach h. gheleuet des konne wy Gode nummer to vullen
9 dancken. Vnde alzo borde us nu wol dat wy uan suster
10 ker leue weghen to dyner werschop scholden komen efte
11 to dem mynsten dy vnse gaue scolden senden vel sic vnse cle
12 nade vnde werdigen gaue senden. [doch so westu wolb dat de sote Jesus vnse herte
13 leue brudegam na synem gotliken willen to vnser ewigen
14 zalicheit an vns heft ghewandelt vnde h. vns ghescik
15 ket in enen sekeren stad enes vullenkomen gestliken leuen=
16 des dar wy den willigen armod dor syne leue h. myd
17 vrouden anne nomen vp dat wy synes ewigen rikes wer
18 dich werden.
Vnde wol dat wy nu nenerleye gaue h. to
19 vorgeuende vnde ock lifliken n. kont komen to dyner werschop
20 so en konne wy vns doch n. entholden van groter inwendighen
21 leue. sunder wy h. vnse othmodigen vnwerdighen bede vte
22 lecht vnde h. to dyner koste beden dre grote landes heren
Vorder leue N so vor mode wy vns
48 vnde wetet dat ock wol vor war dat sodane landes heren
49 nicht en komet myd ringhen volke sunder se bringhen myd=
Dat dy vnde us allen dat mote
81 wedder varen des helpe vs de Vader vnde de Sone vnde
82 de Hilge Gheyst Amen.
a als Überschrift
b fehlt in der Handschrift doch so westu wol,, fehlende Phrase ergänzt nach Brief 269 (Lage 19, fol. 18r); Brief 271 (Lage 20, fol. 2v) u.a.
1 Vielleicht Elisabeth Schneverding (†1540). Sie hatte mehrere Brüder, die als Adressaten in Frage kommen würden, vgl. Witzendorff, Stammtafeln (1952), S. 109-110.
2 Das schreibende ‚wir‘ steht hier wahrscheinlich für die schreibende Nonne als stellvertretend für die geistliche Gemeinschaft, vgl. zum Gebrauch von Pluralformen in den Briefen die Einleitung, Kap. 3.4.8.
3 Brief 269 (Lage 19, fol. 18r)
4 Brief 271 (Lage 20, fol. 2v)
5 Vgl. Gen 17,1-8, Gen 21-28, Gen 25,26-28,22, und Idc 13,1-16,31.
6 Königin Ester, Frau König Ahasvers, im Alten Testament. Sie legt Fürbitte für das jüdische Volk bei ihrem Ehemann ein und wird daher in theologischen Schriften als Präfiguration christlicher Fürbitte, aber auch als Vorbild weiblichen Einflusses gesehen. Vgl. Siquans, Esther (2008).
7 Damit kann der Feiertag der hl. Elisabeth von Ungarn gemeint sein, das wäre der 19. November, oder das Fest ihrer Translatio, das wäre der 1. Mai. Kurz vor einem dieser beiden Daten dürfte der vorliegende Brief abgefasst sein.