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Brief 22

Äbtissin Margarete Stöterogge im Kloster Medingen an Priorin Mechtild Wilde im Kloster Lüne

23. Januar 1526

Dankesbrief — Thank-you letter

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 3, fol. 11v

Lateinisch und Niederdeutsch.

Die Medinger Äbtissin Margarete Stöterogge informiert die Lüner Priorin Mechtild Wilde, dass sie und ihre Schwestern gut nach Hause gekommen sind. Sie bedankt sich bei Priorin und Schwestern für den freundlichen Empfang, die angenehme Unterhaltung und die Geschenke, vor allem aber für den guten Rat und das erwiesene Wohlwollen. Sie entschuldigt sich, dies nicht ausreichend erwidert zu haben, aber die Kürze der Zeit habe es verhindert. Gerade in schlechten Zeiten gilt guter Rat als höchstes Gut. Bitte um mütterlichen Rat der Lüner Priorin, da der Konvent sich ohne Hilfe schutzlos befinde. Sie bittet darum, dieses Band noch weiter zu verstärken und bietet Hilfe nach den eigenen beschränkten Möglichkeiten an. Sie empfiehlt die Priorin dem Schutz des Apostels Paulus und bittet um Grüße an den Konvent, besonders an die Subpriorin und ihre Verwandten. Die Medinger Nonnen Barbara Puffen und Katharine Sanckenstede grüßen auch.

Margarete Stöterogge, Abbess of Medingen, informs Mechtild Wilde, Prioress of Lüne, that she and her sisters have safely returned home. She thanks the prioress and the nuns for their warm welcome, pleasant conversation, and gifts, but above all for their good advice and all their assistance. She apologises for not having adequately returned the courtesy due to shortness of time. She writes that she is particularly grateful for their support during these uncertain times, as she often finds herself without help. She hopes that the bond will be tightened between the two convents, requests the prayers and advice of the prioress of Lüne and offers what modest support she can offer the nuns of Lüne. She commends the prioress to the protection of the Apostle Paul and sends her regards to the convent, especially the sub-prioress and her three relatives. She also sends the regards of two nuns of Medingen, the prioress’ aunt and the capellana Barbara Puffen and Katharina Senkstede, either a younger cantrix or an older mistress of the lay sisters of that name. Both nuns also thank the nuns of Lüne for their gifts and their warm welcome.

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[Lage 3, fol. 11v]

Eterne claritatis splendorem Jesum Christum gratie radiis beatissimum Paulum illustrantem et de persecutore vas electum facientem salutis loco!1

Venerabilis ac religiosa domina, michi viscerose dilecta, patefacio caritati vestre me cum sororibus nostris precaris Deo ducente, prospere itinere ad propriam domum venisse2 hora prima de sero. My domina veneranda et adamanda, immensas gratiarum actiones totis visceribus fideli maternitati vestre dilectisque filiabus vestris refero pro benigna susceptione, dilecti collocutione, beneficiis et obsequiis multis, necnon donis gratissimis hilarissime impensis et ostensis. Hec numquam a nostra dilabuntur memoria; boven alle vor juwen guden rath und wolmeninghe uns mede ghedelet; wy hebben uth juwen worden anders nicht ghemerket, men dat gy uns myd [Lage 3, fol. 12r] allen truwen mend, dat wy ser tho dancke nemen. Summa caritas, que Deus est, subpleat quicquid parvitati mee deficit in gratiarum actione, unde gheve juw wedder de thesauro sue indeficientis bonitatis consolationem presentis vite et future cum muneribus gratiarum ad salutem corporis et anime proficuis. Petimus veniam, wy uns so leffliken jeghen juw nicht bewiseden; wy beclaghet dat noch vaken, sed brevitas temporis vorhynderde, dat wy musten ylen na huß.

Reverenda et dilectissima domina, cum iam „dies malia sint“3 et angustie varie ac multe occurrunt et incumbunt, iß gud rad und truwe wolmeninghe nü vor de hoghesten ghave tho holdende. Ergo ego multis inexperta ad pedes vestre maternitatis [Lage 3, fol. 12v] procido humiliter intimo corde supplicando, gy my willen in filiam accepteren unde juwen rath, nach deme gy in vele rede synt vorfaren, stedes mededelen, des uns hoghen van noden iß, wente wy hir vake in swaren saken ane rath, trost und hulpe syn. Bydde ok und beghere ok totis visceribus una cum filiabus vestris, dat conglutinatio amoris, qui hactenus inter nos et vos fuit, nunc firmiori cathena et vinculo indissolubili mote conglutinert syn,4 konne wy juw wedder worinne to willen syn, scolle gy uns alle tyd secundum possibilitatem nostre parvitatis berede vinden, novit Deus. Cui amabilem reverentiam vestram commendo quam precibus doctoris gentium beatissimi apostoli Pauli ad tempora longeva sanam ac robustam conservare dignetur. Salutare dignemini multum [Lage 3, fol. 13r] favorose totam devotam congregationem vestram et precipue subpriorissam, germanas N, N et N,5 reverentiam quoque vestram ac prescriptas amita vestra prechara Barbara Puffen6 et Katharine Sanckenstede7 humiliter et caritative salutant etiam grates dicentes pro donis sibi datis et omni affabilitate ostensis, dar se sik denne so jeghen juwe werde unde den anderen nicht hebben wedder inne bewiset, quod precatisb toto corde desiderant.

Scriptis satis festinanter, vigilia conversionis Pauli apostoli anno Domini etc. XXVIo.8

Soror Margareta famulatrix immerita filiarum suarum in Medingen.

Venerabili ac religiose domine Mechtildi priorisse in Lune fautricique sue speciali in Christi Jesu visceribus plurimum amande et venerande.


Kritischer Apparat

a folgt gestrichen sunt

b in der Hs. percatis


Sachapparat

1 Verweis auf das Fest der Bekehrung des Paulus, das am folgenden Tag, 24. Januar, stattfindet, aber wohl auch eine Anspielung auf den Herzog, der in seinem Angriff auf die Klöster, vgl. Brief 13, mit dem wütenden Saulus verglichen wird.

2 Reminiszenz an das ‚Itinerarium‘, das Gebet im römischen Brevier für unterwegs: […] tribue, quaesumus, Domine, iter prosperum […] ut […] demum incolumes ad propria redeamus.

3 Eph 5,15-16.

4 Vgl. Brief 140 (Lage 12, fol. 22r) und Einleitung Kapitel 1.2 und 2.1.

5 Von den drei Verwandten der Margarete Stöterogge, die sie im Kloster Lüne grüßen lässt, lassen sich zwei identifizieren: Elisabeth (* 25. März 1503, eingetreten 3. Januar 1513, † 19. Oktober 1526) und Barbara Stöterogge (* 22. September 1509, eingetreten 14. Mai 1521).

6 Wohl die Tante der Empfängerin; belegt als Nonne und capellana im Kloster Medingen, vgl. UB Medingen 622, 674.

7 Belegt im Kloster Medingen sind zeitgleich zwei Frauen dieses Namens. Entweder ist die jüngere cantrix  Katharine Sanckenstede gemeint, vgl. UB Medingen 622; 674, oder die ältere Konversenmeisterin, vgl. UB Medingen 534; 612; 622; 674.

8 23. Januar 1526.

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