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Brief 110

Domherr G Stare in Lübeck an Propst Nikolaus Graurock im Kloster Lüne

15. November 1474

Nachrichten zum Geldtransfer — Instruction about payments

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 10, fol. 4v

Lateinisch und Deutsch.

Der Absender kündigt an, dass der Schweriner Domdekan (wohl Nikolaus Wittenburg) seine Zusagen einhalten werde, nächste Woche nach Lübeck und nach Lüne zu kommen. Darüber hinaus bittet er Graurock, den Lüneburger Ratssyndikus Nikolaus Staketo dazu zu veranlassen, seinerseits beim Lüneburger Ratsherren Meineke Töbing darum zu bitten, das an den Lübecker Ratsherrn Hartwich Stange gerichtete Schreiben über einen 1472 nicht abgerechneten Betrag von 12 Mark ihm auszuhändigen. Auch soll veranlasst werden, dass Cord Lange die durchgeführte Abrechnung von (weiteren?) 12 Mark des gleichen Jahres überschreibt, ebenso wie Heinrich Erpensen die sechs Mark, bevor das vergessen wird.

The canon of Lübeck announces that the Dean of Schwerin (presumably Nikolaus Wittenburg, a rival of Nikolaus Graurock, Provost of Lüne (see Letter 112)) firmly intends to keep his promise to come to Lübeck and later to Lüne the following week. He asks the provost to prompt the counsel to the town council of Lüneburg, Nikolaus Staketo, to contact the Lüneburg councillor Meino Töbing (there were two fifteenth-century town councillors of this name, a father and son; it is unclear which one is being referred to here) to remind him to write to Hartwich Stangen asking him to pay a sum of twelve marks owed from 1472. Staketo had previously been part of a delegation including Provost Nikolaus Graurock which had been sent to Rome to ask for assistance on behalf of the town council of Lüneburg during the Prelates’ Wars. The provost is also asked to liaise with the counsel to ensure that payments of the twelve marks owed by Councillor Heinrich Erpensen and the six marks owed by Councillor Konrad Lange (who would later represent the town council at the election of Provost Nikolaus Schomaker in 1493) are made, and that reminders are sent out to them as soon as possible so that they do not forget about the money owed. The sums owed are probably related to the revenues from some of the salt pans around Lüneburg, the rights to which were owned by the chapter of Lübeck Cathedral.

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[Lage 10, fol. 4v]

Obsequiosa voluntate semper premissa, venerabilis domine preposite, fautor atque singularissime!

Intellexi a domino decano Zwerinensi,1 quod indubie servabit fidem pollicitam, voluit insuper, ut vestri significarem dominationi, quod ipse sine ulteriori dilatione Lubeke constituetur in proxima septimana. Et deinde visitabit dominationem vestram in Lune, prout etiam fortassis iam scriptis suismet ad vos deduxit. Alia singularia pro nunc non carent. Sed rogans rogo, quatenus dominatio vestra iuxta confisa mecum agat benigne, benea cepta in bonum deducendo, finem elaborando apud dominum Nicolaum Staketo2 proconsulem, quod ille, sicuti promisit dominationi vestre, et vos mihi ultime addixistis, ordinet, quod dominus Meyne Tobingh3 [Lage 10, fol. 5r] det dominationi vestre litteras ad Hartich Stanghen4 de XII marcis de anno LXXIIo5 non computatis.

Item dominus Conradus Langhe6 etiam ultra computum factum transscribat XII marcas de eodem anno. Item quod dominus Hynrick Erpensen7 transscribat deb choro VI marcis de eodem anno, et hec quantotius ad effectum deducendo, ne oblivio rem intercipiat.8 Habebitis me semper paratum servitorem. Si aliquibus complacere potero dominationi vestre, quem Altissimus longeve feliciter conservare dignetur.

Ex Lubeke XV novembris anno LXXIIIIo9 dominationis vestre benivolus G Stare.10

Dem werdighen und vorsichtighen heren mester Nicolao Grawerock, domheren der kerken tho Lubeke.


Kritischer Apparat

a bene korrigiert aus byne

b folgt gestrichen I


Sachapparat

1 Wahrscheinlich Nikolaus Wittenburg, als Domdekan in Schwerin belegt von 1474 bis 1478, Rische, Verzeichnis (1900), S. 5, Kleriker der Diözese Lübeck, magister artium und in legibus baccalaureus. Er war ein Konkurrent, der mit Nikolaus Graurock um ein Kanonikat an der Lübecker Domkirche stritt, das durch den Tod des Johannes Spret freigeworden war. Als Gegner des Lüner Propstes taucht er auf in Brief 112 (Lage 10, fol. 9r-16r), dort auf fol. 10r. Graurocks Verbündeter und römischer Prokurator Dietrich Klinckrot weigerte sich, für Wittenburg eine Prozessvertretung an der Kurie zu übernehmen (ebd., fol. 10v), vgl. ‚Klerikerbiographie‘.

2 Der damalige Ratssyndikus Nikolaus Staketo († 18. Juni 1485) hatte im Lüneburger ‚Prälatenkrieg‘ gemeinsam mit dem Verdener Domdekan Otto Berlin, dem Lüneburger Vikar Johannes Gerbrecht und Nikolaus Graurock der Gesandtschaft angehört, der es oblag, die Anliegen der Stadt an der Kurie zu Rom zu vertreten. Später war er Lüneburger Gesandter am Kaiserhof in Wiener Neustadt, 1472 wurde er Lüneburger Bürgermeister. Krause, Art. Staketo, Nicolaus (1893), S. 415-416.

3 Entweder Meineke Töbing († 1479), Sohn des Meineke Töbing († 1437), 1430 an der Universität zu Rostock immatrikuliert, 1449 Barmeister, 1457 Ratsherr, auf Mechtersen, verheiratet (1437) mit Gesche Schellpeper; oder dessen dritter Sohn, Meineke Töbing (* 1440, † 23. Dezember 1505), 1456 an der Universität zu Rostock immatrikuliert, 1474 Sülfmeister zu Lüneburg, 1482 Barmeister und Ratsherr zu Lüneburg, 1486 Pfandherr des Amtes Bodenteich, auf Mechtersen, Woltmarshausen und Rablinghausen, 1493 Vorsteher des Siechenhauses in Bardowick, verheiratet in erster Ehe (1471, sechs Kinder) mit Tibbeke von Witzendorff, nach deren Tod in zweiter Ehe (1484, sieben Kinder) mit Anna von Witzendorff, vgl. Witzendorff, Stammtafeln (1952), S. 131-132.

4  Vielleicht Hartwig Stange (gewählt als Lübecker Ratsmann 1509, + 1514 in Lübeck), erwähnt in Lübecker Bürgersiegel, hg. von Wehrmann und Milde (1879), S. 65, oder vielleicht sein Vater, der als Lübecker Ratsherr im UB Stadt Lübeck, Bd. 11, Nr. 406. genannt ist.

5 1472.

6 Der Lüneburger Ratsherr und spätere Bürgermeister Cord Lange sollte nach dem Tod des Nikolaus Graurock (am 17. Juni 1493) als Abgesandter der Stadt bei der Wahl seines Nachfolgers, Nikolaus Schomaker, mitwirken, UB Lüne, Nr. 641. Er wird auch erwähnt in UB Lüne, Nr. 625; 635; 639; 640; 642; 660 und 661. Zu ihm vgl. Witzendorff, Stammtafeln (1952), S. 71. Er war ein Bruder des Verdener Klerikers und Lübecker Domherren Johannes Lange, Memorienbuch der Lübecker Kirche, in: UB Bistum Lübeck, Nr. 2503, Eintrag zum 9. April – Memorialstiftung für die gemeinsamen Eltern, von dem in Brief 109 (Lage 10, fol. 1r-14r) die Rede ist, vgl. auch UB Bistum Lübeck, Nr. 2333; 2450, Z. 306 (Memorialstiftung); 2451, Z. 12 (Memorialstiftung); 2470, Z. 196 (Memorialstiftung) und Voßhall, Verwandtschaften (2016), S. 84-85. Das Memorienbuch der Lübecker Kirche, UB Bistum Lübeck, Nr. 2503, verzeichnet seinen Tod unter dem 18. Januar.

7 Zwei Personen namens Heinrich Erpensen, beide gebürtig aus derselben Lüneburger Familie, kommen hier in Frage. Der eine Heinrich Erpensen († 1487) war 1440 an der Universität Erfurt immatrikuliert, 1458 wurde er Sülfmeister zu Lüneburg und 1474, dem Jahr der Abfassung des hier vorliegenden Briefes, Ratsherr. Er war in erster Ehe (1457) mit Gretke Lange und in zweiter Ehe (1465) mit Gesche von Winsen verheiratet, vgl. Witzendorff, Stammtafeln (1952), S. 38. Seiner wird verschiedentlich in Lüneburger Testamenten Erwähnung getan, Lüneburger Testamente, hg. von Reinhardt (1996), Nr. 167, von 1431, als Begünstiger im Testament seines Vaters Bernd von Erpensen; Nr. 227; 229, als Begünstigter; 241; 243; 245; 256; 258; 260, jeweils als Zeuge; 262, als Testamentsvollstrecker und zuletzt 267, vom 10. Juni 1483, als Ratsherr, Zeuge des Testamentes des Heinrich von Meding; sein eigenes Testament, vom 30. Juni 1482, findet sich unter Nr. 263. Der andere Heinrich Erpensen, Domherr zu Lübeck, stammte ebenfalls aus Lüneburg Dieser zweite Heinrich hatte gleichzeitig mit Nikolaus Graurock, nämlich zum Wintersemester 1439/1440 ein Jurastudium in Erfurt begonnen und war ihm als Studienfreund aus der Heimat sicherlich besonders verbunden, Weissenborn, Acten (1881), Bd. 1, S. 178. Sein Bruder Bernhard Erpensen († 1469) war zudem der Vorgänger des Ludolph Graurock als Propst des Andreasstiftes in Verden, Voßhall, Verwandtschaft (2016), S. 435; vgl. ‚Klerikerbiographie‘.

8 Bei den drei hier eingeforderten Zahlungen handelt es sich wahrscheinlich um Einkünfte des Lübecker Domkapitels aus Lüneburger Sülzgütern.

9 15. November 1474.

10 Eine Identifizierung des Absender ist nicht möglich.

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