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Brief 127

Nonne im Kloster Lüne

nach 2. Februar 1504

Fragment eines Dankes für Kondolenzbrief zum Tod der Priorin Sophia von Bodenteich — Thank-you letter for a letter of condolence after the death of prioress Sophia von Bodenteich

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 12, fol. 7v

Niederdeutsch und Lateinisch.

Vgl. Briefe 91; 125; 130; 131; 132; 133; 134.

Die Absenderin bedankt sich für den Kondolenzbrief der Empfängerin anlässlich des Todes der Priorin Sophia von Bodenteich († 2. Februar 1504), die dreiundzwanzig Jahre im Konvent gewesen ist und deren Tod den Konvent hart getroffen hat. Die Priorin wird mit einer Taube verglichen, die zu Gott und unter den Schutzmantel Mariens geflogen ist. Brieffragment, Anfang und Ende fehlen.

The writer thanks the recipient for her deeply comforting letter of condolence on the death of Prioress Sophia von Bodenteich, who had served in Lüne for twenty-three years between her arrival from the reformed convent at Ebstorf in 1481 and her death in 1504. In an allusion to the story of the death of St Scholastica, the sister of St Benedict widely referred to as the ‘first Benedictine nun’, the sender writes that the Lüne nuns were with Prioress Sophia as her soul ascended to her Maker like a pure and innocent dove, just as St Gregory the Great relates in his Dialogues that St Benedict had seen St Scholastica’s soul ascending to heaven after her death in the shape of a dove. The text begins midway through the letter and then breaks off.

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[Lage 12, fol. 7v]

Ceterum, karissima, dancke wy juw ultra modum vor juwen vruntliken, trostliken breveken, dar gy uns leten inne consoleren de morte venerabilis domine ac care et carissime matris nostre felicis recordationis, dar hebben wy non modicam consolationem van entfanghen, wente dat swerd der droffnisse, dat uns de leve God heft tosend, dat heft sere scharpe sneden unde is unsa gheghan „fere usque ad animam“,1 unde heft omnia interiora nostra vorvullet plena amaritudine et tristitia, dar wy gahns hebben inne vorsopet ghewest, dat uns doch nich to wytende stunth, unde wo wol dat uns allen obitus eius like sur is gheworden, tamen so hebben wy io in XXIII annum2 myd er ummeghan die noctuque, unde se heft uns ghewesen pia et piissima mater in cunctis indigentiis nostris, unde myd welker leffmodicheyt unde vruntlicheyt se myd uns ummeghan heft, konne wy ad plenum nicht scriven, unde behelt ok ere leffliken, duveken ogheken usque in finem vite; unde wo uns eius obitus annekomen is unde noch ankumpt, is uns impossibile to scrivende, men, [Lage 12, fol. 8r] karissima N, hedde gyb discessum eius ghesen defecissetis quidem pre tristitia et anxietate unde juwe herte were juw in juwem lyve borsten, hedden gy uns et singulas matres et sorores ghesen, do dat io scholde enschedent wesen, wo wy do alle van dar ghinghen, unde scholden do tam caram et carissimam matrem vorlaten, de wy ex hac lacrimarum valle ghesend hadden ad creatorem suum quasi innocentem columbam.3 O karissima, caritas vestra potest ad ista respondere: „Silete, karissime, silete,c ego novi.“4 Io doch so mud de wille Godes io myd uns allen wesen, so hope wy, do se den mortalem corpus heft vorlaten, is se recipiert ab illa matre, que appellatur spes in morte et est benigna materd orphanorum under dem mantelken sue materne protectionis, unde heft se darinne abscondert ab omnibus suis adversariis absque mora sub momento presentando filio suo unigenito, dar wy nu nicht inne dubitert, sunder dat se per intercessionem sue dulcissime matris Marie nü sy stabiliert in patria velud preciosae.


Kritischer Apparat

a in mg.

b folgt gestrichen diss

c korrigiert aus Silete silete karissime, Änderung der Reihenfolge angezeigt durch supra lin. a und b

d folgt gestrichen omn

e Brief bricht hier ab


Sachapparat

1 Ion 2,6.

2 Sophia von Bodenteich kam 1481 mit der Reformkongregation aus Ebstorf und wurde im Zuge der Reform unmittelbar in Lüne zur Priorin gewählt. Sie starb am 2. Februar 1504.

3 Das Bild der „unschuldigen Taube“, gleich der die Nonnen die verstorbene Priorin zu ihrem Schöpfer entlassen haben, nimmt Bezug auf den Tod der hl. Scholastika, der Schwester des hl. Benedikt (und ‚ersten Benediktinerin‘). Von ihr wird in den ‚Dialogi‘ Gregors des Großen berichtet, Benedikt habe nach ihrem Tod ihre Seele in Gestalt einer Taube zum Himmel aufsteigen sehen: vidit eiusdem sororis suae animam de eius corpore egressam, in columbae specie caeli secreta penetrare.Gregorius Magnus, Dialogi, Liber Secundi, Caput VI, 34

4 2.Sm 2,3.

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