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Brief 128

Nonnen im Kloster Lüne an einen väterlichen Freund

undatiert

Dank für einen Psalter — Thank-you letter for a psalter

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 12, fol. 8v

Niederdeutsch und Lateinisch.

Vgl. Brief 129.

Die Nonnen bedanken sich bei einem väterlichen Freund, wohl einem Kleriker, dafür, dass er ihnen durch die Bedienstete der Greteke Vlodwedel einen Psalter mit dem Marienoffizium als Geschenk zugedacht hat. Verweis auf die Verkündigung an Maria als Modell für den Dank, den der Sender dafür empfangen möge.

The writer thanks her paternal uncle that he has asked Greteke Vlodwedel (possibly Geseke Vlodwedel, a resident of Lüneburg and a benefactor who made several generous donations to the convent of Lüne and the Cistercian abbey of Scharnebeck between 1514 and 1521, or one of her female relatives) to send her a psalter containing the Marian Office as a gift. Drawing on St Luke’s account of the Magnificat, she asks that her uncle may be filled with the same grace and joy with which Mary was filled when she was visited by the Angel Gabriel (Luke 1). The psalter probably contained the Little Office of the Blessed Virgin Mary, which would have been recited as a votive office in addition to the canonical office of the Blessed Virgin Mary by the nuns, or used as a replacement for it by pupils and lay sisters who were not obliged to say the canonical offices.

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[Lage 12, fol. 8v]

Preamande patruea, notum sit honorabilitati vestre nos esse in sanitate sospitateb bona, idipsum etiam anhelantidesiderio cupimus scire de vobis.

Ceterum, care et karissime patrue regratiamur vobis ex fundo cordis pro inenarrabili caritate nobis ostensac in psalterio beate virginis,1 den gy sollicitert hebbet apud famulam Greteken Flotwedels2 nobis destinandumd, dar gy uns ultra modum leve inne dan hebbet ultra quam scribi potest, unde konden uns nene annamer ghave gheven alze gy hirinne dan heft unde wy kond dat nequaquam nerghen mede vorschulden jeghen juw sed illa mater gracie, de wy in illo psalterio salutert per dulci ave, de mote juw vorwerven apud Filium suum dilectum tot infinita dona gratiarum, unde vorschulde dat cum omnibus benedictionibus et gratiis, darmid psalterium gloriose virginis Marie mede condonert is, dat de moten alle komen in sinum vestrum unde moten juwe zele wedder vorvullen gratia et dulcedine, alze se vorvullete ward in illa hora, do er archangelus Gabriel legationem nostre salutis brochte unde se saluterdeper ave,3 dat se juw ok so fideliter et materne mote wedder groten in cunctis necessitatibusanimam et corporis. Amen.


Kritischer Apparat

a in der Hs. pratrue

b supra lin.

c in der Hs. ostenso

d in der Hs. destinandam

e vor supra lin.


Sachapparat

1 Das ‚Psalterium beatae Mariae Virginis‘ enthält sicher das ‚Officium parvum beatae Mariae virginis‘, das als Votivoffizium zusätzlich zum kanonischen Offizium rezitiert wird, oder von jenen, die zum kanonischen Offizium nicht verpflichtet sind, etwa den Schülerinnen oder Konversen, auch als dessen Ersatz.

2 Eine Greteke (Margarete) Vlodwedel ist nicht belegt, nur die Lüneburger Bürgerin Geseke (Gertrud) Vlodwedel. Sie war eine Wohltäterin des Klosters. 1514 wird sie mit ihrem verstorbenen Mann Dietrich als Stifterin zugunsten der Katharinenkapelle genannt, vgl. UB Lüne, Nr. 672, 1517 verschrieb sie dem Kloster Lüne testamentarisch eine Rente von 10 Mark für eine Memorialstiftung zugunsten ihres Mannes, vgl. UB Lüne, Nr. 680; vgl. Lüneburger Testamente, hg. von Reinhardt (1996), Nr. 289; im selben Jahr schenkte sie dem Kloster Scharnebeck eine Rente von 10 Mark aus dem Zoll zu Lüneburg, vgl. UB Scharnebeck, Nr. 785. In der Chronik des Klosters Lüne taucht sie unter dem 9. September 1521 auf, als sie in die Gebetsverbrüderung des Klosters aufgenommen wurde und aus diesem Anlass weitere 60 Mark zugunsten der Katharinenkapelle stiftete, Die Chronik, hg. von Stenzig (2019), S. 143. Eine „Flotwedelsche“ wird auch im nachfolgenden Brief 129 (Lage 12, fol. 9r) erwähnt.

3 Lc 1,28.

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