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Brief 130

Nonne im Kloster Ebstorf an Nonnen im Kloster Lüne

nach 2. Februar 1504

Kondolenzbrief zum Tod der Priorin Sophia von Bodenteich — Letter of condolence after the death of Prioress Sophia von Bodenteich

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 12, fol. 9v

Lateinisch und Niederdeutsch.

Vgl. Briefe 91; 125; 127; 131; 132; 133; 134.

Die Absenderin betrauert den Tod der Priorin Sophia von Bodenteich († 2. Februar 1504), in mit der die Lüner Nonnen die Mutter und Vorsteherin, sie selbst die Schwester und engste Freundin verloren hat. Sie weiß nicht, wer nun wen trösten könne. Sie war wegen der Erkrankung der Priorin zwar schon so besorgt, dass sie um ihren Zustand habe nachfragen lassen, doch dass sie verstorben ist, kam unerwartet. Aber nun müssten sie sich in Gottes Willen fügen und trotz ihres eigenen Leides um die Erlösung der Toten dankbar sein. Die Ebstorfer Nonnen haben für die Verstorbene und für die neu gewählte Priorin gebetet. Sie bittet ausführlich um das Ausrichten von Grüßen. Sie hätte gern mehr geschrieben, doch das große Leid und ihr Fieber ließen das nicht zu. Bitte um Fürbitte.

The sender writes that the death of Prioress Sophia von Bodenteich has been a deep loss for her, since Sophia was like a sister and a close friend to her as well as being like a mother to the addressee; hence, she does not know who would be in a position to comfort whom, as she herself has been hit hard by the death. The sender writes that, even though she had previously been concerned by the prioress’ illness such that she had enquired after the state of her health, the news of her death had come unexpectedly. However, she writes, drawing on the words of Job 1, they must give themselves to God's will and be grateful for the redemption of the late prioress despite their own sorrow. The sender reports that the nuns of Ebstorf had prayed for the late prioress and her newly elected successor, asking that the latter may receive the sevenfold gifts of the Holy Spirit promised in the hymn Veni creator spiritus, sung on the Day of Pentecost. She states that she would have liked to write more, but her great sorrow and her fever (of which the Lüne convent’s chronicle records an epidemic in 1504) did not allow it. In a closing salutation which contains echoes of the blessing for travellers, the sender asks the nuns of Lüne to remember her in their prayers.

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[Lage 12, fol. 9v]

Jesum Christum, sponsum nostrum dulcissimum, omnium desolatorum atque merentium consolatorem promptissimum, amicabiliter pro salute prescriptum!

Preamantissime N,1 conpassionis intime quodammodo cuspide cordialiter sauciata, de mee amantissime atque fidelissime amice, domine, ac matris Sophia von Bodenteichken, pie memorie tam insperata morte consolatoria filiabus desolatis promere uti deceret et dilectio mutua per optime exigeret nullatenus potero. Cum una atque eadem causa sit meroris nostri, nam vos matrem, ego sororem, vos dominam ego amicam familiarissimam perdidisse dolemus. Hirumme weth ik revera nicht, welk unser den anderen in hac nostra calamitate trosten schal edder mach, wente dat vix credibile est, wo rechte utermaten seer ick my eres dodes underquam, ik was thomale hochliken unde swarliken bekummert umme ere kranckheyt unde dat herte wart my de die in diem dar jo de swarer aver, so dat ik dat nicht lengher vordreghen konde, ik enmuste juw ens bodeschopp don umme uthrichtinghe, wo id doch umme se were, unde enhadde my des nummer meer [Lage 12, fol. 10r] vorhopet, dat my so rechte drofflick tydinghe komen scholde, dat se ghans doth were, alze my doch leyder qwam, quia vere omnia mea precordia acerrime transverberavit. Sunder wy moghen pariter wol segghen: „Sicut domino placuit, ita factum est,2 eyus enim voluntati nemo resistere potest.

Hirumme, myne alderlevesten, conformemus in hiis nostrum velle divino beneplacito, wo lidelick it uns ock is, unde so vele meer, alze wy se synen gnaden willichliker gheven, so vele desto groteren danck will he uns des wyten, unde desto beth will he se suam utique dilectissimam sponsam, iam noviter ad se de exilio vocatam et in aulam regiam vestibus ornatam regalibus feliciter introductam, vorhoren, wen se vor uns biddende is. Unde wy hebben er suum debitum omni qua potuimus diligentia persolveret, des gheliken ok supplicationes pro electione nove domine priorisse. God alleweldich mote se vorvullen septemplicibus donis dulcissimi spiritum sui,3 dat gy allen trost, moderlike leve unde truwe [Lage 12, fol. 10v] in er alle tyd moten bevinden. Unde ik bydde humiliter, gy se meo ex nomine willen favorabiliter saluteren des gheliken ok jo venerandam matrem subpriorissam N necnon et dilectas matres N et N, tam ex parte materterum suarum N et N quam parvitatis mee et prescripte vestre matertere amorosius vestram salutant caritatem. Denique vestrum Deo gratum conventum causa mei affectuosissime salutetis, unde doch so wol unde vorwitlick my nomen dilecte atque reverende domine vestre. Ick hedde juw gherne mer ghescreven, seda passionesb innumere non sinunt unde ik febricitere4 ok leyder noch vuste vor my hen, so dat ik nicht weten kan, watte ende dat ok noch will hebben.

Hirumme bidde ik humillime, gy dominum Deum fidelissime willen vor my bidden. Illi ipsi, largitori omnium bonorum, vos devotissime recommendo consolandas, fovendas atque regendas, et diutinis temporibus incolumes servandas.5

Scriptum citissime sabbato etc.


Kritischer Apparat

a folgt unleserliche Streichung

b in der Hs. pationes


Sachapparat

1 Zu den eigentlich grammatisch maskulinen Endungen bei weiblichen Adressatinnen vgl. Einleitung, Kap. 3.2.; 3.4.

2 Iob 1,21.

3 Pfingsthymnus ‚Veni creatus spiritus‘: Sieben Gaben des Hl. Geistes.

4 Während der Fieberepidemie 1504. Vgl. Die Chronik, hg. von Stenzig (2019), S. 93: Item eodem anno iacuerunt nostrarum multe infirme in febribus et tertianis per totum annum et tres domus erant infirmis replete.

5 Kein wörtliches Zitat, aber Anklang an den Reisesegen aus dem ‚Itinerarium‘.

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