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Brief 142

Nonne an eine Nonne in einem unbekannten Kloster

kurz nach 8. September, unbekanntes Jahr

Glückwunsch zur Einkleidung — Congratulatory letter on nun's investiture

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 12, fol. 25r

Lateinisch und Niederdeutsch.

Schlotheuber, Klostereintritt (2004), S. 156-174.

Modellglückwunschbrief zur Einkleidung, bei der die noch ungesegnete Krone mit den fünf Wundmalen Christi überreicht wird. Ausdruck der Mitfreude und Verweis auf Gott, der Nonnen aus dem Schoß der Mutter zur rechtmäßigen Braut Christi erwählt und so weit voranschreiten lässt, dass sie das geistliche Gewand empfangen können. Brieffragment, Ende fehlt.

The writers report that they have heard that the recipient will receive the habit soon, when she will be crowned with a crown adorned with five crosses symbolising the five wounds of Christ. They congratulate her on such a joyous occasion and praise God for choosing her to be a bride of Christ when she was in her mother’s womb and for helping her to progress to receiving the habit and becoming a nun. They exhort her, in the words of the Introit for the Mass on the Feast of the Immaculate Conception, to rejoice because she has been clothed with the garment of salvation by receiving the habit. The salutation in the name of the Virgin Mary who bore Jesus, the Bread of Heaven, likening her to the golden pot in which the Israelites kept manna from Heaven in the Ark of the Covenant, bears some similarities to the salutation of Letter 102. The letter suggests that the coronation in question took place on 8 September, the Feast of the Nativity of the Blessed Virgin Mary. However, the Lüne convent’s chronicle for the years between 1481 and 1530 does not record any ceremonies taking place in Lüne on that date, suggesting that this letter was probably a copy of an outgoing letter written to a nun in another convent by a nun of Lüne.

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[Lage 12, fol. 25r]

Urnam auream gemmis omnium virtutum adornatam manna in se celeste continentem1 omnibus gratiam facientibus largiter effundentem transmitto vobis cum omnibus benedictionibus sibi a Deo infusis pro fa- [Lage 12, fol. 25v] vorabile salutamine cum innata caritate!

Precordialissima N, assertione quorundam intelleximus vos in brevi esse receptam ad noviciatum2 et ina glorioso festo Nativitatis precelse genitricis regalisque virginis Marie3 suscepisse signum virginalis pudicicie scilicet coronam quinque vulnerum sponsi nostri speciem continentem; in hoc congaudeo vobis toto corde et mente et magnas grates indefessas omnipotenti Deo pro vobis referimus, dat he juw, non vestris meritis sed sua gratuita bonitate sua, heft eligert ex utero matris vestre in legitimam sponsam suam, unde heft juk vorward vor mannighen sorghen unde lyden de presentis seculi, unde heft juw cum gratia sua so wol to steden hulpen, unde synt nub so verre komen, dat gy juw ghestlike habitum hebbet entfanghen, darinne moghe gy wol spreken letabundo corde et ore illud dulce canticum: „Gaudens gaudebo etc.“4


Kritischer Apparat

a supra lin.

b über u supra lin. zwei Striche


Sachapparat

1 Vgl. Ex 16,32-33 und Brief 102 (Lage 9, fol. 15r).

2 Die Adressatin ist „in das Noviziat“ aufgenommen worden, weiter unten wird gesagt, dass sie „das geistliche Gewand empfangen“ habe – es handelt sich also um ein Glückwunschschreiben zur Einkleidung. Die weiter unten erwähnte Nonnenkrone war die noch nicht geweihte Nonnenkrone, die sie nach der Profess dem Klosterpatron Bartholomäus „übergab“, wo sie aufbewahrt wurde, bis sie im Rahmen der Nonnenkrönung als vom Bischof gesegnete Krone der Nonne wieder auf das Haupt gelegt wurde, vgl. Schlotheuber, Klostereintritt (2004), S. 134-14.

3 Fest Mariä Geburt, am 8. September. Von einer Einkleidung oder einer Nonnenkrönung am Fest Mariä Geburt ist in der Lüner Klosterchronik über die Jahre 1481 bis 1530 nicht die Rede – offensichtlich handelt es sich um die Kopie eines ausgehenden Schreibens, das eine Lüner Nonne an eine Mitschwester in einem anderen Kloster verfasst hat.

4 Is 61,10; Introitus der Messe am 8. Dezember, Mariä unbefleckte Empfängnis.

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