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Brief 157

Nonne an Nonnen in einem anderen Kloster

undatiert

Beschwerde, Brieffragment — Letter of reproach

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 13, fol. 9v

Niederdeutsch und Lateinisch.

Die Absenderin dankt für den Brief und die Gabe und freut sich, dass die Empfängerinnen wohlauf sind. Sie ist aber erstaunt, dass die Nonnen ihr nach dem Tod ihrer gemeinsamen Mutter keinen Kondolenzbrief geschickt haben. Da sie die Älteren sind, hätte es sich gehört, dass sie sie „schriftlich besucht“ hätten. Sie hat sich aber damit abgefunden, dass Maria die einzige Mutter für sie ist, die Christus ihnen allen als Mutter gab. Auch ihre Konventsvorsteherin sei ihr eine Mutter. Brieffragment, Ende fehlt.

The nun thanks her sisters for their letter and gift and writes that she is pleased that they are well. The writer reports that she and her superior are well, but expresses her surprise that her sisters had not sent her a letter of condolence after the death of their mother. She states that she feels that, as they are older than her, it would have been more appropriate for them to write to her as their younger sister. She writes that she has sought out Mary as her own mother, who Christ their dear bridegroom gave to them all as a mother when he commended her to John, and quotes the words of this commendation from John 19.27. The salutation wishing the recipients salvation from the Virgin Mary as the newly risen star of the sea was probably inspired by a corresponding image in the incipit of the Mass for the feast of the Nativity of the Blessed Virgin Mary on 8 September.

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[Lage 13, fol. 9v]

Stellam maris preclarissimam noviter ortam1 pro salute!

Karissime sorores, caritas vestra scal weten, dat ik juwen fruntliken breff unde juwe suverken gave in groter frolicheit mynes herten hebbe entfanghen, unde alze ik daruth vorsta, dat gy alle in sanitate synt, des byn ik seer erfrouwet in dominum Deum, de juw dar mote inne bestedigen longevis temporibus, unde ik do juw des gheliken wittik, dat venerabilis domina nostra unde ik ock wol topasse synt de gratia Dei; unde my deyt grod wunder, wo gy dat in cordibus vestris kont vordregen, dat gy my so rechte fromde synt unde hebbet my post mortem dilecte matris nostre pie memorie nicht eyn wortken screven. Unde nach dem alze gy de oldesten synt, so hedde sick dat jo wol ghebord dat gy my, juwe leven susterken, hedden per scripta visiteret. Doch wes dar nu inne vorbleven is, dar hebbe ik my aller dinge inne to vrede geven, unde ik hebbe in unser leven moder stede eligert reginam glorie, matrem misericordie, de us use leve sponsus allen to ener moder geven heft in synem dothbedde, do he sede ad Johannem: Ecce mater tua.2 Unde dar to hebbe ik venerabilem dominam nostram de is my ock eyn leff momeke, unde se deyt anders nicht by […]a [Lage 13, fol. 10r]


Kritischer Apparat

a Brief bricht ab


Sachapparat

1 In einer Sequenz zur Messe am Fest Mariä Geburt (8. September), das Incipit (‚In honorem Mariae Virginis, quae nos lavit a labe criminis‘ oder ‚Nativitas Mariae virginis, quae nos lavit a labe criminis‘ etc.) ist variabel, heißt es in der dritten Strophe […] stella nova noviter oritur, vgl. Cantus ID ah54188.

2 Io 19,27.

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