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Brief 163

Nonne im Kloster Lüne an ihre Eltern

undatiert

Glückwunsch zum Einzug in ein neues Haus — Prayers for parents on moving house

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 14, fol. 1r

Niederdeutsch.

Die Absenderin habe gehört, dass das neue Haus der Eltern fertig und sie eingezogen seien. Sie wünscht ihnen Segen und den Schutz Gottes mit ausführlicher Anrufung der Dreifaltigkeit. Außerdem dankt die Absenderin für alle Güte, die sie ihr erwiesen haben, vor allem für die Äpfel, die sie dem Konvent zweimal geschickt haben.

A nun writes to her mother and father to offer her prayers for a newly built house that they have moved into, calling upon the protection of the Holy Trinity, Mary – drawing on the hymn Ave maris stella -, the angels and the four Evangelists. She wishes that their house, their farm and all their temporal goods will be used to honour God and that, after this life, they may receive eternal life in the heavenly city of gold with gates of pearl, an image drawn from Revelation 21.21. She thanks her parents for their generosity and love, in particular for some apples which they had sent on two occasions and which had been passed on to the whole convent. The sender praises them for this kindness by adapting the words of Jesus’ promise in Matthew 10.42 to promise that they will not fail to be rewarded for providing the nuns with this refreshment.

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[Lage 14, fol. 1r]

Jesus Maria

Salicheyt der zele, suntheit des lyves, gnade unde benediginghe in desser tyd, vroude unde salicheyt ewichliken tho besittende!

Alderleveste vader unde alderleveste mome, so ik vorvoren hebbe bynnen korter tyd, dat juwe nye hus rede worden is unde dat gy dar synt inghetoghen, also mote juk nu seghenen unde benedyghen de keyserlike almechticheyt Godes syn konichlike myldicheit mote iuk beschutten, syn ewighe gotheyt mote iuk behoden unde bewaren, de Hilge Drevoldicheyt mote iuk beschermen, God unde mynsche, de de is eyn ambeghin unde en ende, de seghene juwe lif unde juwe zele unde alle juwe gud in huse unde in have unde gheve juw lucke, ere unde ghud, unde allent des juk nod is, dat gy in dessem huse alzo moten leven in synen hulden unde gnaden, unde der tydliken ghudere, de he juk vorlend heft, alzo bruken moten eme tho love unde tho eren, dat gy na dessem levende des ewighen ghudes sunder ende brukena moten. Maria, de ware leydesterne,1 de leyde juk dor dat meer desser bedroveden werlt an unschult unde an dogheden. De hilgen enghele de moten ummefleghen unde ummedon alle juwe woninghe unde juwe buw bynnen unde buten unde beschermen juwe lif unde juwe zele unde alle juwe tytliken ghudere, nu unde tho allen tyden vor alleme ovele. De hilgen veer ewanglisten Lucas, Marcus, Matheus unde Johannes, de syn in den veer orden juwes huses. Alle Godes hilgen de moten [Lage 14, fol. 1v] by iuk wesen nachtes unde daghes unde moten iuk vorwerven eyn hillich, salich, rechtverdich levent, dat gy in dessem huse alzo leven moten, dat gy na dessem levende komen moten tho der hoghen woninghe, der hemmelschen stad tho Jerusalem, dar dat buw is van edelem stente, deb strate van clarem golde, dar de porten van der stad nummer werdet thoghesloten, alze we vyndet in dem boke der heimelkenc openbaringhe,2 dat gy dar smecken moten, wo grod dat de mennichvoldicheyt is der soticheyt, de de uterkoren hebbet van mynes leven, schonen, hochgheboren brodegammes ieghenwardicheyt, wente syn scone begherlike antlat vorluchtet den hemmel unde spiset de enghele unde vrouwet de uterweleden, de de synt in dem hemmele, wente se werdet alle ghespiset unde vorvullet uthe deme grundelosen borne der wischeyt unde wetenheyt Godes unde bruket der vroude, de de unbegripelick is, unde de ny nen oghe heft gheseen, unde ny nen ore heft ghehort, unde ny in nenes mynschen herte steghen is,3 de God bered heft deniennen, de ene lef hebbet unde ene vruchtet, dat gy den darvan ghesadet werden tho ewighen tyden.

Item danke ik juk vor alle ghud, woldat unde lefmodicheyt, de gy my vaken hebbet bewiset besunderghen vord de groten appele, de gy us tho twen tyden hebbet ghesend; dar hefte gy myk sunderghen leve ane dan, darumme [Lage 14, fol. 2r] dat gy de der ghansen samlinghe senden; de leve sote Jesus, de de is eyn beloner alles ghuden, de mote iuk dat hundertvolt belonen, alze he sunder twifel wol don wel, wente he sulven secht in dem Ewangelio: „Is dat, dar we gyft eynem beker waters in mynem namen, ik segge iuk dat vorware, he schal syn lon nicht vorlesen.4 Desse eddele, truwe beloner Jesus Christus, de mote iuk gheven syne gnadef unde soticheit in desseme elende unde na desseme levende dat ewighe ghud, dat he sulven is, dat gy des sunder ende bruken moten, des help juk und us de Vader unde de Sone unde de Hilge Geist. Amen.

MT et ETV.g


Kritischer Apparat

a in der Hs. kruken

b folgt gestrichen porten

c heimelken korrigiert aus hemelken

d danach versehentlich ein g

e folgt gestrichen m

f gnade korrigiert aus gnede

g hinzugefügt von vermutlich späterer Hand


Sachapparat

1 Anspielung auf die Sequenz ‚Ave Maria stella‘.

2 Apc 21,21: et duodecim portae duodecim margaritae sunt per singulas et singulae portae erant ex singulis margaritis et platea civitatis aurum mundum tamquam vitrum perlucidum.

3 1.Cor 2,9: Sed sicut scriptum est: Quod oculus non vidit, nec auris audivit, nec in cor hominis ascendit, quae praeparavit Deus iis qui diligunt illum.

4 Mt 10,42: et quicumque potum dederit uni ex minimis istis calicem aquae frigidae tantum in nomine discipuli amen dico vobis non perdet mercedem suam.

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