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Brief 175

Nonne im Kloster Lüne an eine Verwandte

undatiert

Bitte um Besuch — Request for a visit of the convent

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 14, fol. 15r

Niederdeutsch.

Die Absenderinnen teilen der Empfängerin mit, dass es ihnen allen gut gehe; gleiches hofften sie von ihr. Sie hätten sich lange nicht gesehen, doch nun habe Gott gefügt, dass ihre Verwandte mit ihren Brüdern und der Schwester Anna in Lüneburg sei. Darüber seien sie froh, doch es schmerze sehr, dass die Verwandte mit ihren Kindern so allein und die Empfängerin so weit weg sei. Darum bitten sie die Empfängerin noch vor Aschermittwoch um einen Besuch. Anna sei inzwischen sehr gewachsen; deshalb glaubten sie, sie könne bei der Empfängerin leben. Gott werde das Mädchen sicher nicht verlassen und auch der Empfängerin viel Gutes tun. Text scheint abzubrechen.

Some nuns of Lüne, possibly siblings, write to a relative in Lüneburg. They report that they are all well and hope that the same is true of their relative. They write that they had not been able to see their relatives for a very long time, but they have heard that, by God’s grace, their mother has come there with their younger brothers and their sister Anna (see Letter 174). They write that they are very glad of this visit, but they regret that their relative is so alone with her children and that the recipient is so far away. They thus ask them to come and visit the convent before Ash Wednesday. They write that their sister Anna has grown a lot and is now as tall as their mother; therefore, they thought that their mother should send her to live with the relative, the recipient. They promise that God will not abandon the girl and that He will also do much good for the recipient, quoting from Psalm 33.10 and John 15.5. The text seems to end abruptly, apparently without any greetings.

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[Lage 14, fol. 15r]

Jesum Christum, unsen alderlevesten brudegham, de de umme unser leve willen heft to sik ghenamen de mynschliken naturen, dar he inne vochten heft dre unde druttich iar, uppe dat he den armen, vorlarnen mynschen mochte verlosen unde wedderbringhen tho der vroude des ewighen levendes, den scrive we juk vor eynen lefliken, fruntliken unde annamen grod tovoren! Alderleveste N, we dot juwer leve to wetende, dat we vana der gnade des alweldighen leven Godes sunt unde wol to reke synt unde dessulven gheliken synt we ok begherende van juw to wetende, wente we hebbet langhe tyd wydeb ghescheden wesen vanander; doch so heft dat de mylde barmhertighe God, unse levestealder brudegham, de de nummede unghetrostet led, nu alzo gheschicket, dat unse leve Mome ghekomen is to Luneborch myd unsen leven broderen unde myd unser leven suster, des we hoge vrouwet synt in God den heren, doch enis uns dar nicht vele mede beholpen na dem male, dat we se dar allene wetet myd den klenen kynderen unde dat gy us noch so rechte verne synt, dat is us en grod we in unsem herten, wan we dat overdenket, so enkonne we us van tranen nicht entholden unde kond ock use herte nicht tovrede gheven, so langhe dat we juwe lefliken jeghenwardicheyt hir ok so na by us wetet unde so mach unse vroude hundertworven groter werden, wen se nu is. [Lage 14, fol. 15v]

Hirumme, Alderleveste N, bidde we juk fruntliken unde lefliken an kyntliker leve, dat gy willen to us komen noch vor vastelavende, des synt we hoge van juw begherende, wente use leve suster Anne,1 de is ghans wol ghewassen, dat se drade so langh is alze unse leve Mome unde darumme seghe we ghans gherne, dat se by juwen ghuden levende mochte to steden komen, wente we truwet dat dem leven Gode gansliken tho, dat he se nicht wille verlaten, sunder he wel er wol helpen, de so mannighen armen elenden kynderen heft gheholpen, dar he syne grundelosen mylden barmherticheyt by bewiset heft. Ock so were dat wol vorware, dat se ghude vrunde okc nicht willet nalaten so verne, alze gy gyk na ghudem rade richten willet, darumme bydde we juk, dat gy unse beghere nu willen hirane vervullen unde komen tho uns, vor vastelavende so scol gy dat undervynden, dat gyk de leve God wunderkerwise helpen schol, wente he heft noch so vele unvergheven alze vergheven. darumme verlatet juk up syne grundelosen barmherticheyt. He kan juk gheven allent, wes gy begherende synt an lyve unde an sele unde wan gy ok syne hulpe hebbet, so enbrickt juk nenes dinghes, wente David der prophete secht: „Denjennen, de God vruchten, den kan nicht enbreken.2 Ock so secht unse leve here sulven in dem ewangelio: „Ane myne hulpe enkonne gy nicht don.3


Kritischer Apparat

a supra lin.

b in mg.

c in mg.


Sachapparat

1 Vgl. Brief 174, Lage 14, fol. 14v.

2 Ps 33,10: Timete Dominum, omnes sancti eius, quoniam non est inopia timentibus eum.

3 Io 15,5: Ego sum vitis, vos palmites: qui manet in me, et ego in eo, hic fert fructum multum, quia sine me nihil potestis facere.

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