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Brief 212

Gertrud von Eltzen im Kloster Lüne an Gertrud von Eltzen im Kloster Medingen

Frühling, nach 1489, vor 1496

Dankesbrief — Thank-you letter and exchange of gifts

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 16, fol. 9v

Lateinisch und Niederdeutsch.

Die Lüner Subpriorin erkundigt sich bei ihrer Verwandten und Namensvetterin im Kloster Medingen nach deren Wohlergehen und dem einer Verwandten, wohl Lucia von Eltzen. Sie bedankt sich für erwiesene Wohltaten, besonders für Andachtsbilder mit Goldauftrag. Sie beteuert ihren Dank und preist die Bilder als Kraftquelle, die ihr Herz mit Liebe zur Empfängerin füllt. Sie sendet das Geld für die Handschuhe, mit denen die Medinger Klostervorsteherin (wahrscheinlich Margarete Puffen) der Lüner Priorin ausgeholfen hatte und bittet die Empfängerin, sie bei der Klostervorsteherin dafür zu entschuldigen, dass es so lange gedauert hat und sie nicht direkt angeschrieben wurde. Die Absenderin schickt außerdem eingelegte Fische für die Klostervorsteherin, die diese sicher mit der Namensschwester und Lucia teilen werde.

The subprioress of Lüne writes to her relative and namesake in Medingen and asks after her health and that of their relative, presumably Lucia von Eltzen. She thanks her for the gilded devotional images. She sends money for the gloves which the Medingen abbess recently sent to the prioress of Lüne. She apologizes for her long silence towards the Medingen abbess and asks for the message to be passed on orally. She sends pickled fish and lets the abbess decide if she wants to share them with the recipient and her young relatives.

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[Lage 16, fol. 9v]

Gertrud von Eltzen in Medinghen1

Fontem inundantis pietatis Jesum Christum, qui nobis in hoc vernali temporea paschalis iocunditatis reseravit vinarium sue suavitatis, pro salutatione condigna amicabiliter vestre caritati premissum!

Precordialissima N, ik do caritati vestre fruntliken to wetende, dat ik, permittente divina bonitate Dei, byn in bona sospitate, idipsum affectere ik van juw unde van user leven amitem Lucia von Eltzen to wetende tempore longevo secundum beneplacitum divinum.

Ceterum,b preamantissima amita, regratior vestre innate caritati pro multis et innumeris beneficiis, sunderghen vor de groten lefmodicheyt, de gy my lest bewiseden cum illis pulcherrimis foliis deauratis, in quibus manifestius declamastis fidele et benivolum cor vestrum cum caritate plenum, dat is my noch nicht vorgheten, ik mud juw des dancken toto tempore vitec mee, unde kan des ock nicht vorgheten quamdiu vixerod, nam quotiens ea intueor oculis corporeis totiens mirum et inauditum gaudium experior interius, unde darvan werd myn herteken sepius recreert, wente wan ik aliqua molestia vexcert byn ex multis occupationibus, unde den illos principes gloriosos ansee, so lad ik my dunken, wo se my pondus totius meroris statim allevieren, unde darvan wert juwe leve jo meͤr unde meer aucmentert in corde meo, unde konde ik juw versa vice worane thowillen wesen, dat wolde ik ex toto corde gherne don, et nil opto aut desidero men allene, dat ik juw illam caritatem gruntliken opere mochte exiberen, de ik cum stilo cotidie exprimere, quia secundum dictum beati Gregorii „Probatio dilectionis exibitio est2 operis“, tam insufficientiam meam wil ik admitteren summo largitori omnium gratiarum, a quo omne datum optimum et omne donum perfectum descendit,3 de mote hunc intime caritatis affectum vorvullen unde juw causa mei geven tot et tanta gratiarum munera, quanta celum continet gaudia et arva profert flores et gramina, quatenus in hoc ameno tempore [Lage 16, fol. 10r] in novitate vite cum omnibus elementis ipsius gloriose resurrexionis congratulantis renovari valeatis homine in utroque, ut post huius vite transsitarie curriculo pervenire valeatis ad amena paradise gaudia.

My karissima, ik sende juw ad presens dat gelt vor dat paare hanschen, dar reverenda dompna vestra venerande dompne nostre lest wede tho hulpe quam, unde we synt humiliter begherende, dat gy us leffliken excuseren jeghen ere werdecheyt, dat we dar so langhe wede tartert hebben, hoc evenit ex multis innumeris occupationibus, dat we des nene mathe hebben konden juw aliqua to schrivende, vor so dorske we us des nicht presumeren, dat we in se sulven hedden schreven, darumme dat id so langhe tyd vorghan iß, idcirco hebbe ik maximam fiduciam do juw unde lave certliken, dat gy dat causa nostri wol willen to gude maken unde er vivo stilo bed declareren intentionem nostram, wen we er konnen schreven hebben. Ock sende ik juw pisciculos conditos4 unde nimium obnixe, dat gy de willen don reverende dompne vestre ex parte nostra, dar schal se sick mede confortert, Deo ad laudem, unde wel venerabilis caritas sua juw unde user lutken amiten Lucia von Eltzen wad van gheven, dat wil ik eius benivolentie ghansliken atmitterenf, wente ik hebbe dat sepissime uth juwen schriften vorstan, dat se juw materne et pie vor is in omnibus, darumme so dubitere ik dar nicht ane, quin vobis optime administrat quitquit acquirere potest.

Nil plus.

Cum hoc valeatis in Jesu Christo sponso nostro, qui vos inebriet lacte suavitatis et dulcedinis in hac labili vita, ut post hoc satiari mereamini melle sue divinitatis5 in presentia sancte Trinitatis. Amen.


Kritischer Apparat

a folgt gestrichen reseravit

b dunklere Tinte ab da

c Doppelschreibung von vite durch Tintenklecks überdeckt

d Doppelschreibung von vixero durch Tintenklecks überdeckt

e folgt gestrichen hant

f in der Hs. attmitteren


Sachapparat

1 Eine Gertrud von Eltzen wird in den Medinger Ablässen für 1481 als 33. Nonne in der Senioritätsliste (UB Medingen, Nr. 534) und 1505 als achte Nonne (UB Medingen, Nr. 622) aufgeführt; dabei könnte es sich um eine Verwandte der aus Ebstorf nach Lüne gekommenen Gertrud von Eltzen handeln. In Medingen ist noch eine weitere Nonne aus der Familie Eltzen nachgewiesen, Lucia von Eltzen, die kurz nach 1481 eingetreten sein muss, da sie in dem ersten Ablass noch nicht nachgewiesen ist, aber im zweiten bereits als 50. von 85 Nonnen und Mädchen; sie ist 1524 als supportaria genannt (UB Medingen, Nr. 674). Datierung des Briefs: nach erstem Ablassbrief (ohne Lucia Eltzen) und vor 1496 (Tod der Lüner Gertrud von Eltzen)

2 Gregorius Magnus, Homiliarum XL in Evangelia, lib. 2, hom. 30, cap. 1, in: Migne PL 76, Sp. 1548.

3 Iac 1,17: Omne datum optimum, et omne donum perfectum desursum est, bei Augustinus (z. B. De sancta virginitate, cap. 32, in: PL 40, Sp. 414) wird daraus: […] Patri luminum gratias agat, a quo descendit omne datum optimum, et omne donum perfectum, dieselbe Formulierung findet sich noch fünfmal bei S. Augustinus, und in der Folge dann auch bei Prosper von Aquitanien und Bernhard von Clairvaux.

4 Vgl. Brief 138 (Lage 12, fol. 20r).

5 Aus dem biblischen Bild von Milch und Honig, nach Hugo von S. Viktor steht die Milch für die Menschheit, und der Honig für die Gottheit Christi: Miscellanea, tit. XCI „Exi de terra tua et de cognatione tua“, Sermo ad fratres, in: PL 177, Sp. 523: Sic enim demum demonstrabitur nobis terra visionis a Domino, in qua ipse videbitur Dominus, quam in repromissionem posuit filiis, lacte et melle manantem: lacte in contemplatione humanitatis, melle in contemplatione divinitatis […]. Et Salvator et Creator unus unum gaudium esset et in lacte carnis, et in melle divinitatis.

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