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Brief 263

Ostern, unbekanntes Jahr

Brieferöffnungsformeln — Set opening for letters

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 19, fol. 10r

Niederdeutsch.

Brief 267 (Lage 19, fol. 15r-16r); Brief 278 (Lage 20, fol. 9v); Brief 281 (Lage 20, fol. 12v).

Mehrere Brieferöffnungsformeln mit Allegorien Christi als gekrönter Bräutigam, als Versöhner Gottes mit den Menschen, als Trost der Betrübten, als blühende Rose, als Königssohn und Einhorn, als Weinstock, als tröstender Bräutigam, als Licht und Süßigkeit, als Gärtner und Band der Liebe und als Spiegel der ewigen Klarheit.

Commendations in the name of Jesus, adapted for different times of the church year including Easter and Christmas, and using a number of images such as the unicorn, the vine, the bridegroom.

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[Lage 19, fol. 10r]

[J]esuma Christum, mynen uterkoren weyderliken brudegham, de dar is ghecronet myd dem eddelen, durbaren hovetgolde der ewighen undotlicheyt, dar en syn hemmelsche Vader mede cronde in der benedyden vroudenriken stunde syner vroliken upstandinghe, dar alle syne ledmate van groyeden unde bloyeden in unsprekelker wunne unde wollust, vor enen fruntliken grot tovoren!

[J]esumb Christum, den ewighen Sone des hemmelschen Vaders, de dat sote honnichsem syner waren gotheyt heft vormenghet myd der melk user krancken mynscheit1 unde is vor unns gheboren eyn clene kynd, vor enen fruntliken grod tovoren!

[J]esumc Christum, unsen alderlevesten salichmaker, de dar is eyn frolick trost unde eyn mylde truwe nodhelper alle der, de in arbeyde bekummert synt unde myd drofnissen besvaret synt!

[Lage 19, fol. 10v] [J]esumd Christum, de bloyenden roden rosen, de vorsoret was van der hitte des mannichvoldighen lidendes unde bitteren dodes unde wedder uthghesproten is van deme sachten douwe syner ewighen gotheyt an der stunde syner vroliken upstandinghe, vor enen fruntliken grot tovoren!

[J]esume Christum, denf sone des oversten koninghes, de dar is dat sterke, mechtighe eynhorningh, dat sik umme unser salicheyt willen heft gheneghet in den schod der reynen unbevleckeden, kuschen junchvrowen Marien,2 dar syn strengicheyt tomale ward ghewandelet in barmherticheyt unde myldicheyt […].

Jesumg Christum, den waren vruchtbarighen wynraven aller wollusticheyt, den de overste wyngardener, de hemmelsche Vader, heft gheplantet in dem wunnighen, lustighen lilliengharden des junchvrowelken lichammes Marien,3 up dat he us mochte schenken den soten wyn synes gotliken trostes […].

[J]esumh Christum, mynen alderlevesten brudegham, de dar is en springhende borne der grundelosen myldicheyt, en wys stede hopene der bedroveden, eyn heyl unde en war salicheyt aller vorlatenen, unde en barmhertich leflik vader aller armen elenden kynderei, den sende ik juk […].

Jesumj Christum, de de is en licht der lovighen, en sote smack der othmodigen, reynen herte, en grod soticheyt unde eyn unsprekelik vroude alle syner lefhebbere […].

[J]esumk Christum, den oversten wyngardener, de de is eyn durbar schatl der ewighen salicheyt, eyn voreninghe unde en bant der waren leven […].

[J]esumm Christum, den speygel der ewighen clarheyt, de de is en crone der vrolicheyt unde eyn paradys aller wunne unde wollusticheyt […].


Kritischer Apparat

a Textergänzung in mg. durch Nolte mit Bleistift J

b Textergänzung in mg. durch Nolte mit Bleistift J

c Textergänzung in mg. durch Nolte mit Bleistift J

d Textergänzung in mg. durch Nolte mit Bleistift J

e Textergänzung in mg. durch Nolte mit Bleistift J

f den korrigiert aus des

g J in mg. als figürliche Initiale

h Textergänzung in mg. durch Nolte mit Bleistift J

i in der Hs. kyndenre (mit einem Nasalstrich über dem ersten e)

j J in mg. als figürliche Initiale

k fehlt in der Handschrift J

l folgt gestrichen aller wollusticheyt

m fehlt in der Handschrift J


Sachapparat

1 Bernardus Claraevallensis, Sermones super Cantica canticorum, in: Bernhard von Clairvaux, Opera, hg. von Leclercq u. a. (1957-1977), Bd. 1.86.17-19: Jesus mel in ore, in aure melos, in corde iubilus; vgl. Carruthers, The Experience (2013), S. 91; Brief 267 (Lage 19, fol. 15r-16r); Brief 278 (Lage 20, fol. 9v) und Brief 281 (Lage 20, fol. 12v).

2 Physiologus latinus (Versio B), hg. von Carmody (1939), Cap. 16, S. 31: Sic et dominus noster Jesus Christus, spiritalis unicornis, descendens in uterum virginis, per carnem ex ea sumptam, captus a Judaeis, morte crucis damnatus est; de quo David dicit: Et dilectus sicut filius unicornium; et rursum in alio psalmo ipse de se dicit: Et exaltabitur sicut unicornis cornu meum; siehe auch Schmidt/Schmidt, Bildersprache (1981), S. 48-51, bes. S. 49, das Einhorn als Christussymbol, das sich im Schoß der Jungfrau lagert; vgl. auch Vosding, Gifts (2018), S. 223, sowie die Brieferöffnungsformel von Brief 377 (Lage 28, fol. 3v).

3 Die Lilie as Sinnbild der jungfräulichen Reinheit und der Unschuld. Ct 6,1-2: Dilectus meus descendit in hortum suum ad areolam aromatum, ut pascatur in hortis, et lilia colligat. Ego dilecto meo, et dilectus meus mihi, qui pascitur inter lilia. Maria wurde in der mariologischen Exegese des Hoheliedes mit der Braut gleichgesetzt, vgl. Schreiner, Maria (1994), S. 173-210.

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