➨ Hinweis: Die Edition ist in Bearbeitung und daher nur eingeschränkt zitierfähig.

Zur Zeit sind Änderungen und Korrekturen am Text und in den Apparaten möglich.

Nach der endgültigen Veröffentlichung werden etwaige Korrekturen und Ergänzungen in einem Änderungsregister gelistet.

Brief 277

Margarete Schele im Kloster Lüne an eine weltliche Verwandte

undatiert

Glückwunsch zur erneuten Hochzeit — Spiritual letter on remarriage in widowhood

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 20, fol. 8r

Niederdeutsch.

Die Absenderin freut sich, dass sie erleben kann, wie die Empfängerin wieder in den Stand der Ehe tritt. Die lange Betrübnis der Empfängerin wird nun nach biblischem Vorbild wieder in Freude gewandelt. Sie selbst kann nicht zum Fest kommen und auch kein Geschenk bringen, da sie dem höchsten König vermählt ist und in seinem Rosengarten den immerwährenden Blumenkranz windet, den sie zu ihrer eigenen Hochzeit tragen wird. Doch sie sendet der Empfängerin Christus als goldenen Ring mit fünf Steinen. Scheinbar Brieffragment, Ende fehlt.

Sister Margarete Schele writes to a female relative to express her joy that she can witness the day of her remarriage when God comforts her once again after her sadness. The nun cannot be present or send a present as she is married to God in his rose garden. But in her place she sends Christ in the form of a golden ring with five stones.

[Ansicht mit Digitalisat][Zur diplomatischen Ansicht]
[Lage 20, fol. 8r]

Margarete Schelea

Jesumb Christum, den eddelen, hochghebornen vorsten unde heren hemmelrikes unde ertrikes, de den balsem syner waren ewighen gotheyt overvlodigen heft ghegoten in dat clare schynende cristallenvat des junchvrowelken lichammes der zarten clenliken junchvrowen Marien, dar hemmelrike unde ertrike van honnichvletende is gheworden, den scrive ik dy, N, vor enen lefliken fruntliken grod unde to ener salighen benedigynge des werdighen hilgen states des echtes, den du nu van schickinghe weghen des almechtighen leven Godes wedder vornighen scholt!

Des ik hoghe vrouwet byn, dat ik den froliken leven dach hebbe ghelevet, dat dy God de here so mildelken unde so barmhertighen heft angheseen, unde heft dyne groten drofnisse unde dyn lydent na synem wolbehage wandelt in vroude alze he lavet heft dor den propheten David in dem psaltere, dar he alzo sprikt: „Ik byn myd demjennen, de de bedrovet is, ik wil ene losen unde wil ene darna glorificeren“1 unde dyt bewiset he by al denjennen, de eren trost unde hopene allene in en settet, den gift he syne gnade overvlodigen, dar he jum desse vorghenckliken drofnisse licht unde sote mede maket, so dat se dar duldich kont inne wesen; unde dar wel he dat dennoch nicht by laten, sunder he wel se ock darvor eren myd sundergher werdicheyt, unde dat wel he jum huden so lange, dat se kamet to dem oversten vaderlande, dat dar vlůd van melkke unde van hannighe, dar wellc he sulven afdroghen de tranen van eren oghen2 unde wel jum gheven vor desse tydliken drofnisse de vroude, dede ewich is, de schollen se den to lone hebben unde scollen dar bruken to ewighen tyden myd alle synen uterkoren; unde des in en teken, so bedrovet he nummede so hoge, he vrouwet ene jo wedder, so du nu sulven van syner overvlodigen myldicheit weghen undervunden hefst, des he ghelavet unde benedyet sy.

Unde alze du nu den werdighen hogen stad des hilgen echtes scolt wedder vornighen, so borde sik, dat wol dat ik jeghenwardich scholde wesen to dyner werschop, edder to dem [Lage 20, fol. 8v] mynsten dy scholde myne gave senden, dat sik nu so nicht wel vinden na dem male, dat ik deme alderhogesten koninghe vortruwet byn; de my heft ghesettet in dessen erdesken paradys, dar ik lustliken inne spasseren mach alze in enem wunnighen rosengharden mangt den roden rosen unde wytten lillien, de ik dar breken mach, wo vaken my des lustet, unde darvan wynden enen rosenkrans van mannigerleye blomen, de dar nummer vorwelken kont, dar ik eme moghe mede enjeghen ghan, wan he my to der oversten bruthlacht des waren paschelammes halen wel; unde hirumme kan ik my dar alzo langhe nicht van vorsumen, dat ik kome to dyner brutlacht, ock so kan ik dy nenerleye gave senden, alze du wol eghedest, doch up dat ik dy gans nicht unbegavet late, so sende ik dy dat aldersuverkeste unde eddelste clenade, dat us de hemmelsche vader heft gheven uthe der trezekamer des vorborghen schattes syner waren ewighen gotheyt, alze synen eynbornen sone Jesum Christum, den he us allen heft to eghen geven in der begherliken annamen tyd, do de leve des mynschen syn gotlike herte so sere beweghede, dat he gansliken vorwunnen ward unde vordrunken unde konde syk nicht lengher entholden, sunder he sprak in unsprekelker soticheit to dem vorlarnen mynsche unde sede: „Accipe filium meum etc.3 O, welk en durbar clenade gaf he us do, do he synen eyngheboren sone umme usen wellen in dyt ertrike sende, dat he us vorlosen scholde van deme ewighen dode; unde densulven sende ik dy nu ock alze enen gulden ringh myd vif eddelen stenen.


Kritischer Apparat

a als Überschrift

b I in mg.

c in der Hs. we


Sachapparat

1 Ps 90,15b.

2 Apc 21,4.

3 Lc 9,38: Et ecce vir de turba exclamavit, dicens: Magister, obsecro te, respice in filium meum quia unicus est mihi.

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000248/texts/Brief277-D_tei-transcript.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000248/scripts/tei-transcript.xsl