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Brief 315

CSC im Kloster Lüne an ihre Tante

1. Januar 1520

Bericht über verschobene Einkleidung — Thanks for the congratulatory letter to mark a profession

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 22, fol. 12v

Lateinisch und Niederdeutsch.

Brüdermann, "Norddeutscher Hegemoniekampf". Zur Absenderin CSC vgl. Brief 316; zu der Hildesheimer Stiftsfehde vgl. Klosterchronik

Die Absenderin dankt für den Brief, dem sie entnommen hat, dass es der Empfängerin gut geht. Sie freut sich, dass auch sie selbst gesund ist und als Gottes Braut dem Leid der Welt entgeht. Da die Empfängerin in ihrem Brief auch zur Einkleidung der Absenderin gratuliert hat, muss diese leider mitteilen, dass das Fest noch nicht stattgefunden hat. Wegen der kriegerischen Situation hatte der Konvent das Kloster verlassen und seine ganze Habe lange in Lüneburg versteckt. Sie hofft aber, dass sie im kommenden Sommer ihre Profess ablegen kann. Die Empfängerin soll bei ihrem gemeinsamen Bräutigam darum bitten, dass sie den Schleier so trägt, dass sie die Stola der Unsterblichkeit erhalten kann. Sie schickt einen goldenen Löwen aus Spezereien, den ihr der hl. Nikolaus gebracht hat. Dazu möge der Jesusknabe der Empfängerin so viel Geschenke geben, wie aus seinem Herzen Blutstropfen fließen.

The Lüne nun CSC thanks her aunt for her letter and express joy that God has chosen her to be his bride. The aunt has congratulated her on her profession but she informs her that this has not yet in fact happened as they had to leave the convent because of the Hildesheim foundation feud. This alarmed the nuns so much that they had to leave their things longer in Lüneburg. But she hopes to have the profession in the summer and asks for intercession from her aunt. As a sign of her love she sends a golden lion (gingerbread) which she received for the feast of St Nicholas.

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[Lage 22, fol. 12v]

CSC amitea

Celorum regem, in pecudum stabulo pro nobis natum, pro amicabili salutatione protomissum!

Precordialissima amita, litteram vestram nuperrime michi misistis hebbe ik cum magno gaudio entfanghen unde, alse ik daruth vorsta, dat gy synt in bona valitudine, dat is my van herten leff, et simili modo notifico vobis, dat ik ock, ex Dei gratia, byn in sospitate, unde kan gade nummer to vullen dancken, dat he my in suam sponsam heft uterkaren, pre aliis meis sororibus, unde heft my veler sorge unde bedroffnisse nicht gunt, de leyder in der werlde is.

Ceterum, my prekarissima amita, so gy ock berord in littera vestra, wo gy vorvaren hebbet, dat ik habitumb sancte religionis hebbe entfanghen, des gy juw den myd my irfrouwet, alse dat borlick is. So do ik juw caritative [Lage 22, fol. 13r] to weten, dat dat noch nicht ghescheen, sunder wy hebben so avermaten grote jamer unde tribulationes had van der feynde wegen,1 dat wy ock unse monasterium musten vorlaten unde musten dar alle uthgaͤn, dar wy so seer van vorschrecket worden, dat wy uns nicht konden wedder tovrede geven unde wy hebben noch aldus lange alle unse tuch bynnen Luneborg ghehat, dat wy derhalven leyder nergento kamen konden. Aver ik hope io,2 dat ik in des tokamenden sommere ensoden moge irlangen unde bidde juw attente, gy willen myner andechtig wesen in vestris devotis orationibus apud sponsum nostrum, he my syne gnade wille vorlenen, dat ik my dar so mote to preparen unde habitum sacre religionis so mote recipieren unde ock hir so mote dregen, dat ik stolam immortalitatis dar froliken mote voͤr entfangen.3

In signum igitur caritatis sende ik juw deauratum leonem specierum apothecalium,4 dar heft my sanctus Nicolaus mede bedacht. Darto mote juw dulcis infantulus geven tot et tanta gratiarum munera, quanta umquam de corde sancto piissimo profluxerunt stillicidia.

Nil plus, sed venerabilis domina nostra etc. Cum his valeatis feliciter et longeve in ipso, qua nobis reclinatus est in arto presepio, qui vos sanet et corroboret tempore perc diuturna. Raptim ex Lune in feria octava Nativitatis Christi.


Kritischer Apparat

a als Überschrift im Kasten

b Wortanfang korrigiert

c p ohne Abkürzungszeichen


Sachapparat

1 Es handelt sich hier wahrscheinlich um die Braunschweiger Truppen, die im Zusammenhang mit der Hildesheimer Stiftsfehde das Lüneburger Umland bedrohten und die Lüner Nonnen zu einem vorsorglichen Umzug in das Haus bewegten, das als Klosterbesitz innerhalb der Stadmauern Lüneburgs lag und somit geschützter war. Sie hielten sich dort wohl vom 25. Juni bis 1. Juli 1519 auf, vgl. Die Chronik, hg. von Stenzig, S. 95 und auch Brief 319 (Lage 23, fol. 1r-2r).

2 Zur Absenderin CSC vgl. Brief 317 (Lage 22, fol. 14r).

3 Zu den Riten zur Aufnahme ins Kloster und der Einkleidung Schlotheuber, Klostereintritt (2004), S. 134–146.

4 Hier handelt es sich sehr wahrscheinlich um haltbares Gewürzgebäck in Löwenform. Vgl. Brief 138 (Lage 12, fol. 19v-20r).

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