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Brief 319

Der Konvent von Lüne an eine Gönnerin

Ostern, wahrscheinlich 1520

Dankesbrief für Kirchenausstattung — Thank-you letter for gifts for the church

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 23, fol. 1r

Niederdeutsch.

Die Chronik, hg. von Stenzig (2019); Walker-Bynum, Crowned (2015)

Die Absenderinnen bedanken sich bei der Empfängerin für die kostbaren Geschenke als Memorialstiftung. Vor allem aber haben die Empfängerin und ihr Mann, ähnlich wie Abraham, Gott das größtmögliche Opfer gebracht, indem sie ihre Tochter in ihren Konvent gegeben haben. Sie wünschen ihnen, dass sie dafür wie Abraham Gottes Segen erhalten, ebenso wie für die gestifteten Ornate und Kleinodien, von denen eine Goldkette zum Schmuck einer Marienstatue genutzt wird. Die Gottesmutter möge die Empfängerin mit dem Gold göttlicher Liebe versehen und sie an Gott ketten, der sie vor allem Unheil bewahren soll. Die Absenderinnen bitten die Empfängerin, den Brief nicht zu verachten und seine Verspätung zu entschuldigen; der Konvent hatte sich in großer Angst vor einer plündernden Garde befunden. Die Empfängerin ist aber nicht vergessen und soll Anteil an allen guten Taten im Kloster haben.

The convent of Altkloster or Neukloster (Buxtehude) thanks a mother of a nun for her precious gifts given as an endowment. Like Abraham the recipient and her husband have made the largest sacrifice by giving their daughter to enter the convent of the scribe. In addition they have donated decorations, textiles and a golden necklace for a statue of Marie. They apologise for not writing sooner because they had to flee the convent. This probably refers to the devastation caused by the ‚Schwarze Garde‘, which in 1499 attacked the Buxtehude convents.

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[Lage 23, fol. 1r]

[J]esuma Christum, den seghevechtliken koning, de an syner froliken upstandinge is ghekrond van synem hemmelschen vadere myd so manniger kronen, alze he mannigen mynschen heft vorloset, den scrive wy juw tovoren vor enen fruntliken grod myd unsem unwerdigen bede!

Alderleveste vrundynne in Christo, wy dancken juw seer fruntliken unde hochliken vor de grote gude unde lefmodicheit, de gy usb hebbet bewiset, in dem dat gy use godeshus mit so kostliken clenaden hebbet begiftiget to juwer ewigen memorien; dar hebbet gy us so rechte denckliken inne dan, dat wy dat nicht kont to vullen uthscriven. Boven alle so hebbet gy Gode alweldich dar groten denst inne dan, nachdem gy dat jo hebbet in syne ere ghegeven unde dar moge gy juw sunderich loen van vormoden, wente gy hebbet em rede geoffert dat hogeste offer, do gy juwe leven dochtere hirin cleden leten, unde darane hebbet gy unde juwe ersame hushere nagevolget dem rechtverdigen patriarchen Abraham, dem God alweldich aldus bod unde sede to em: „Tolle filium tuum etc.“1 Unde darumme, dat Abraham dat bod Godes dar innehelt unde nam syn swerd unde wolde synen sone offeren, do sprac God to eme: „Ick swere dy dat by my sulven etc.2

Alderleveste vrundinne, nachdem dat gy dem bylde Abrahame synt gevolget unde hebbet Gode dem heren juwe leveste dochtere offert, so scol gy ok myd em to lone ghan unde de gnade unde benediginge entfangen beyde in tydliken unde in geistliken guderen, dogeden unde gnaden.

Unde dar enboven hebbet gy ok nu noch ghetziret den tempel Godes unde hebbet so scone ornade unde so kostlike clenade in use [Lage 23, fol. 1v] godeshus geoffert unde ghegeven, des juw desulve almechtige ewige Got mote belonen, unde mote juw geven uth dem guldenen scrin syner hilgen vif wunden so vele dogeden unde so vele gnaden, beyde an juwem live unde an der sele, alze dar mannig vadem is in dem voerhange unde so mannig par.3 gy us hebbet geven. Unde de hemmelsche koninginne Maria, der wy de gulde keden hebben offert, de mote juw ute der trezekamere eres moderliken herten geven dat rode golt der rechten waren leve to Gode unde to juwen negesten, dat gy dar so vaste motet ane vorbunden werden myd Gode alze mit ener guldenen keden, dat juw noch leff noch led, noch vrouden [nochc droffnisse, noch nein ding to ewigen tyden van syner leve mote then4 so lange, dat gy dar komet in den konichliken pallas der hohen hemmelschen borch Jerusalem, dar gy den gans avervlodigen mote vervullet werden utere dem grundelosen borne der ewigen leve unde in der brukinge des wunnigen claren gotliken anghesichtes Jesu Christi uses salichmakers to ewigen tyden mangt dem talle aller saligen moten vrouwet unde sadiget werden tod ewighen tyden.

Item dissen breff sende wy juw in rechter, gruntliker leve to ener dancknaminge juwer groten woldat, de gy us hebbet bewiset, unde biddene och, gy us dat nicht willet wisen, dat wy juw nicht er hebben screven; wy konden dar nicht eer to komen, nachdem us de garde so seer hadde vorherd unde so grote anxst maket, dat wy nicht wusten, wor wy van fruchten hen wolden.5 Wy hebben juwer likewol nicht vorgetten in usem unwerdigen bede, de Almechtige vorvulle, wat in us enbrickt, unde geve juw to hulpe unde to troste al de guden werke, de in dessem godeshuse dan werden nachtes unde dages, dat gy unde juwe ersame [Lage 23, fol. 2r] hushere der moten samdelich werden in dem leven unde ock in dem dode etc.

Nicht meer etc. Hirmede bevale wy juw in de hode des almechtigen Godes sund unde salich to langhen tyden. Amen.


Kritischer Apparat

a Textergänzung in mg. durch Nolte mit Bleistift J

b folgt gestrichen dar

c fehlt in der Handschrift noch

d in der Hs. ta

e in der Hs. biddet


Sachapparat

1 Gn 22,2.

2 Gn 22,16.

3 Nicht schlüssig aufzulösende Abkürzung. Im Zusammenhang mit den zuvor beschriebenen Textilien könnte parchem (Bachant) gemeint sein, oder auch pardurwerk (Bordürenwerk, Saumstickerei).

4 In Anspielung auf Rm 8,35 oder Apc 21,4.

5 Die garde lässt zunächst an die ‚Schwarze Garde‘ denken, die im Dezember 1499 Neukloster (Buxtehude) plünderte und Altkloster (Buxtehude) belagerte, vgl. Die Chronik, hg. von Stenzig (2019), S. 45. Es handelt sich hier aber sehr wahrscheinlich um die Braunschweiger Truppen, die im Zusammenhang mit der Hildesheimer Stiftsfehde das Lüneburger Umland bedrohten und die Lüner Nonnen zu einem vorsorglichen Umzug in das Haus bewegten, das als Klosterbesitz innerhalb der Stadmauern Lüneburgs lag und somit geschützter war. Sie hielten sich dort wohl vom 25. Juni bis 1. Juli 1519 auf, vgl. Die Chronik, hg. von Stenzig, S. 95 und auch Brief 315 (Lage 22, fol. 12v-13r).

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