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Brief 320

Priorin Sophia von Bodenteich im Kloster Lüne an Alheid Schomaker

vielleicht Januar oder Februar 1499

Trostbrief — Letter of consolation with devotional image

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 23, fol. 2r

Niederdeutsch.

Brief 331 (Lage 23, fol. 3v); Brief 335 (Lage 23, fol. 10r)

Die Absenderin dankt der Empfängerin für erwiesene Wohltaten, besonders für eine große Lieferung Butter. Sie hat aus der vorangegangenen Korrespondenz entnommen, dass Alheid Schomaker sich noch immer um Magdalena sorgt. Sie will ihr gern den Schmerz erleichtern und hat Fürbitte für Magdalena geleistet, auch wenn diese nun nicht mehr in den Konvent kommen wird. Die Absenderin verspricht, ewig die Freundin der Empfängerin zu bleiben und will auch Magdalena nie in ihrem Gebet vergessen. Sie sendet ein Andachtsbildchen mit den fünf Wunden Christi, die gleichbedeutend mit den Strömen des Paradieses sind. Zu dieser Quelle soll die Empfängerin gehen und sich am göttlichen Trost laben. Sie soll ihr Leid als Prüfung Gottes freudig annehmen und ihr Herz in Christus zufriedengeben.

Prioress Sophia von Bodenteich thanks Alheid Schomaker for a large delivery of butter. She learned from the preceding correspondence, that the recipient is still in distress because of Magdalene. She will always be a friend to the recipient and never forget to include Magdalene in her prayers. She sends a devotional image of the five wounds of Christ with her letter and links them to the rivers of paradise, overflowing with mercy. She concludes as she started with encouraging to follow in the footsteps of Christ.

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[Lage 23, fol. 2r]

Alheid Scomakers;1 priorissaa

Den soten Jesum, unsen alderlevesten zalichmaker, de deb wynpersen des hilgen allene heft ghetreden uns to enem bylde, dat wy synen vothsparen scollen navolgen, vor enen fruntliken grod!

Alderleveste suster unde besunderke leve frundinne, ik dancke juw fruntliken vor alle gud, dat gy my to allen tydenc doth, sunderken vor de groten botteren etc.; des mote juw de sote Jesus wedder neten laten unde belonen juw alle gud dusentvolt hir mit syner gnade unde darna myd der brukinge synes hilgen froliken anthlates.

Vorder, N, so ik uth juwen scriften vorsta, dat gy noch bekummert synt van Magdalenen wegen, dar juwe herte dagelkes van pyneget wert, dat is my van herten led; konde ik juw so groten trost don, alze gy wol behovet, dat wolde ik nicht laten, dat bekent Got an my, unde ik hebbe mynen syn dar alto geven, wo de leve Got dat myd er scicket, al qweme se hir ock nummermeer, so hope ik up [Lage 23, fol. 2v] den barmhertigen God; ik wil allikewol juwe frunt blyven unde wil juwe frunt sterven, unde Magdalenen wil ik ok nicht vorgeten in mynem unwerdigen bede, dar gevet juwe herte up to vrede.

Item, ik sende juw in en teken der rechten waren leve eyn ghemald blat myd den sconen hilgen viff wunden Christi, dar uns alle trost, gnade unde soticheit utevloten is unde noch uthvleten scal, wente in den junghesten dach ane jenigerleye uphorent, so verne, alze wy dar tovlucht to hebben, des wy eyne schone fyguren hebben in dem olden testamente, dar wy lesen, dat in dem paradyse was en schone vled, dar de ghantze paradys van ghenettet ward, unde datsulve vled deelde sik in veer schone, lustlike rivere, de de ghantzen werlt avervlodighen vorvulleden.2 Na eynem geistliken synne is by dem paradyse der wollust betekent, de vorwundede, tostekene licham unses leven, crusgheden zalichmakers, dar uthvletet de viff eddelen, levendigen springborne syner hilgen viff wunden, de alle ertrike, dat is alle mynschen, begheten myd grundeloser barmherticheit, mit overvletender soticheit, unde dar wyset us de propheta Ysaias hen unde secht aldus: „Haurietis etc.“3 To dessem eddelen bornen scol gy ok lopen unde daruth then unde sugen dat water der gnade in eyne afwasckinge der sunde, den olye der [Lage 23, fol. 3r] barmherticheit to ener sachtinge unde helinge der wunden der zele, den soten wyn des gotliken trostes to ener lavinge unde vorqwickinge juwes bedroveden herten, den eddelen balsem der hemelken verborgen soticheit, de Got de here gift denjennen, de synen blodigen vothsparen hir navolget in duldigem lydende. Unde nachdem gy nu van Gode esket werdet to lydende unde droffnisse, des scol gy juw frouwen, dat gy des werdich synt, unde scolt willichliken drinken den kelck des lydendes, dat juw Got tosent, unde wan juw dat sur unde swar van mynschliker kranckheit, so drinket des eddelen wyns, so hir tovoren screven is, ane twivel, so wert juw alle ding licht unde sote, unde truwet des Gode to, he wel juw dat ewige loͤn geven vor desse tydliken droffnisse, so verne, alze gy in warer dult vulherdich blyvet.

Alderleveste N, myd desser cleynen vormadinge trostet juw, so gy alderbesten kont, unde gevet juwe herte tovrede in den soten Jesum. Hirmede weset Gode bevalen sunt unde zalich tho langen tyden. Amen.


Kritischer Apparat

a als Überschrift im Kasten

b folgt überschüssig wyn

c in der Hs. teilweise verschmiert


Sachapparat

1 Der vorliegende Brief und der in der Hs. folgende Brief 321 (Lage 23, fol. 3v-6r) haben denselben Gegenstand und wohl auch dieselbe Absenderin. Womöglich handelt es sich um zwei Entwürfe für dasselbe Schreiben. Angeschrieben ist Alheid Schomaker, geborene Sanckenstede, die Ehefrau Hartwig Schomakers, des Bruders des Lüner Propstes Nikolaus, vgl. Witzendorff, Stammtafeln (1952), S. 113. Schreiberin ist die Lüner Priorin Sophia von Bodenteich.

2 Gemeint sind die vier Paradiesströme Pischon, Gihon, Tigris/Hiddekel und Eufrat/Perat aus Gn 2,10-14.

3 Is 12,3.

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