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Brief 325

Nonne, vielleicht Priorin Sophia von Bodenteich im Kloster Lüne an Alheid Schomaker

4. April, unbekanntes Jahr

Trostbrief — Letter of comfort

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 23, fol. 10r

Niederdeutsch.

Brief 330 (Lage 23, fol. 2r); Brief 331 (Lage 23, fol. 3v)

Die Absenderin dankt der Empfängerin für erwiesene Wohltaten, die Gott ihr lohnen möge. Sie hat den Briefen der Empfängerin entnommen, dass diese wegen Magdalena sehr bekümmert ist. Sie hatte bisher viel Freude an dem Mädchen, nun soll sie, wie Hiob, auch das Schlechte von Gott annehmen, ihr Leid als seine Wertschätzung begreifen und darauf setzen, dass es ihr im Jenseits vergolten wird. Gott wird auch für das Kind alles richten, selbst wenn sie momentan noch viele Widerstände erfährt und es ihretwegen Streit gibt. Die Absenderin berichtet weiter, dass der Propst die Osterkerzen geweiht hat und sie sehr zufrieden mit ihm sind. Sie sehnt sich nach dem Abbild der hl. Anna und hofft, dass die Empfängerin es selbst ins Kloster bringen wird. Grüße von Lucke Gronehagen, E und E Marschalk, Anna von Bülow, Katerina, vom ganzen Konvent und besonders von der mit der Angeschriebenen verwandte Subpriorin Wichburg Pravest, die um die Bezahlung eines Kreuzes bitten lässt. Die Empfängerin soll ihren Mann Hartwig, der Bruder des Lüner Propstes ist, grüßen.

The writer, perhaps prioress Sophia von Bodenteich, thanks the recipient, Alheid Schomaker, for her good deeds. She learned from a preceding letter, that the recipient is in distress because of little Magdalene. She had had a lot of joy with the girl, now she should, like Job, also accept the bad from God, and understand her suffering as appreciation, for it will be repaid in the afterlife. She further reports, that the provost has consecrated the candles for Easter and that the convent is very pleased with him. She longs for the picture of St Anne and hopes the recipient might bring it to the convent. Greetings from Lucke (Gronehagen), E and E Marschalk, Anna von Bülow, Katerina, the whole convent and especially the recipient’s relative, the subprioress Wichburg Pravest. The recipient is asked to give greetings to Hartwig, her husband, who is the brother of the Lüne provost.

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[Lage 23, fol. 10r]

Alheid Schomakersa 1

Jesumb Christum, den koningh der ere, ghecronet myd dem durbaren hovetgolde der undothlicheytc in syner froliken hilghen upstandinghe vor enen fruntliken grod thovoren!

Alderleveste suster unde besunderghe leve vrundynne, ik dancke juw hochliken vor alle truwe unde woldath, de gyd my bewiset to allen tyden, dat ik nummer kan vorschulden jeghen juwe leve, sunder de hogeste beloner, de alle dingh wol vormach, belone juw alle gud hundertdusentvolt, hir myd syner mylden gnade unde darna myd [Lage 23, fol. 10v] der beloninghe synes froliken anthlates in dem talle aller salighen uterkoren.

Vorder, so ik uth juwen droffliken schrifften vorstaͤn hebbe, dat gy leyder grod lydent unde sware pyne des herten doghen van Magdaleneken weghen, dat schol gy nemen vor ene ghave Godes, wente alzo de prophete Job sede in synem groten lydende: „Is, dat wy dat ghude hebben entfanghen uth der hante des Heren, worumme scholde wy den ok dat qwadenicht lyden“,2 dat he uns tosent in droffnissen unde weddermode. Gy hebben vaken villichte groten willen, vroude unde wollust in er had nach der synlicheyt, dat behaget Gode nu nicht meer. Worumme so hefft he dat na synem willen wandelt in bittercheyt des herten, dar gy men schollen beteren unde ok vordenen, wente de droffnisse is lick deme vure: Se vorteret den rust der sunde unde gift dem mynschen grote doghede unde gnade. Se delget de sunde unde loscket uth dat vegevur; se vorjaget de bekoringhe des vyendes unde dodet de begheringe des vliskes. Se vorniget den geyst unde sterket de hopene; se vrouwet de sele unde gift sekericheyt der ghuden consciencienf, wente alze sunte Pawel secht: „Dor vele droffnisse mote wy ghaͤn in dat rike [Lage 23, fol. 11r] g der hemmele“,3 unde wy synt des ok seker, wan wy dar komet to der beloninghe, dar wel God alweldich sulven afdroghen de tranen van den oghen der uterkoren unde dar scal denh neyn lydent noch droffnisse noch schrient noch ropent meer syn,4 mer ewich froude unde frolicheyt to ewighen tyden; des hebben wy in deme olden testamente ene schone figuren van dem wisen koninghe Salomon, de Gode to eren led buwen enen schonen tempel van eddelen, durbaren, veereggheden steynen,5 unde desulven steyne led he tovoren houwen unde uthgropeni unde myd yseren touwen to mate maken, dat in dem temple neyn lud ghehord ward noch van hamerslegen edder anderen instrumentenj;6 alzo let Christus Jesus hir ock dejennen myd hamerslagen der droffnisse houwen unde uthgropen, de he in den hogen tempel des hemmels wel setten, mangt de levendighen steyne7 unde des scolle gy juw frouwen, dat gy des werdich synt unde gevet juwe herte thovrede unde lovet des vaste. God de here wel dat wol schicken myd unsem truten kynde to dem alderbesten na der sele salicheyt, dar twifele ik nicht ane; doch dat se so vele wedderstotes [Lage 23, fol. 11v] hefft, dat maket de ovel gheyst, de alle gud hyndert, de blest dat denjennen in, dat se dar so uneens aver synt, unde wan se al umme hebben arbeydet, so is Got noch likewol de aldermechtigeste, de kann dat in eynem ogenblicke wandelen, wan eme dat nu behaghet, unde synem willen kan nement wedderstaͤn etc.

Item do ik juw froliken weten, dat us God hoge heft ghetrostet in unsem werdighen heren, de heft sulven de paschekersenk ghewyget unde myd us to kore sungen, dar wy so grote vroude van had hebbet, dat us allen de oghen van tranen averghingen unde it is, Got hebbe loff, rechte gud myd eme unde ok myd my, des de leve God ghelovet unde benedyet sy; unde my vorlanget seer na dem schonen bylde sunte Annen; ik hope jo, dat gy us dat sulven willen bringhen, so hebbe wy vullenkomen vroude, wan unse mome kumpt myd der leven hilghen grotemomen unde den so wil ik juwe schenke laken den in juwe benedyeden hende.

Nicht meer, mer modder Lucke,8 E unde E Marschalk,9 Anna von Bulouw, suster Katerine unde unse ghanze [Lage 23, fol. 12r] samlinghe but juw dusent dusent gude nacht unde sunderken juwe weske, de underpriorind,10 enbud juw ok gude nacht unde se heft ere cruce ghekreghen unde hopet unde byddet ok fruntliken, gy dar willen voͤrwesen, dat it werde betald.

Item segghent Hartighe,11 unsem besundegen frunde, CCC M M gude nacht. Hirmede bevale ik juw Gode dem heren sunt unde zalich to langen tyden.

Ghescreven in sunte Ambrosius daghe.12


Kritischer Apparat

a als Überschrift

b J als dreizeilige Initiale

c in der Hs. vndochlicheyt

d folgt überschüssig de gy

e folgt gestrichen godes

f in der Hs. concioncion

g folgt gestrichen godes

h folgt gestrichen nen

i folgt gestrichen de he in dem hogen tempel to mate

j instrumenten korrigiert aus instustrumenten

k in der Hs. pasche kerken


Sachapparat

1 Der vorliegende Brief hat denselben Gegenstand, wie Brief 320 (Lage 23, fol. 2r-3r) und Brief 321 (Lage 23, fol. 3v-6r). Angeschrieben ist Alheid Schomaker, geborene Sanckenstede, die Ehefrau Hartwig Schomakers, des Bruders des Lüner Propstes Nikolaus.

2 Iob 2,10.

3 Act 14,22.

4 Apc 21,4.

5 3.Rg 5,31.

6 3.Rg 6,7.

7 1.Pt 2,5.

8 Wohl Lutgard „Lucke“ Gronehagen, Sakristanin im Kloster Lüne.

9 Eine Ermgard Marschalk ist für 1382 und eine Elisabeth Marschalk für 1393 als Nonne im Kloster Lüne belegt, vgl. UB Lüne, Nr. 403; 434. Diese beiden können aber zur Zeit des Abfassens des vorliegenden Briefes nicht mehr am Leben gewesen sein.

10 Subpriorin war seit 1496 Wichburg Pravest. Sie wird mit der Angeschriebenen über deren Mutter, die geborene Elisabeth Pravest, verwandt (wesk) sein. Vgl. Witzendorff, Stammtafeln (1952), S. 99.

11 Hartwig Schomaker, Barmeister und Ratsmann in Lüneburg, der Bruder des Lüner Propstes Nikolaus Schomaker.

12 4. April.

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