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Brief 329

Elisabeth Garleghes im Kloster Lüne an eine Frau Schilsten

19. Juni 1521

Trostbrief — Letter of consolation

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 23, fol. 16r

Niederdeutsch.

Die Absenderin dankt der Empfängerin für erwiesene Wohltaten, besonders für das frische Gebäck; Gott möge es ihr vergelten. Darüber hinaus hat die Priorin wegen einer Angelegenheit, die die Angeschriebene kennt, den Konvent gemeinsam beten lassen. Sie hofft, dass Gott alles zum Guten und die Betrübnis in geistliche Freude wandeln werde. Verweis auf Christus als Vater der Schöpfung und Bruder der Menschheit, da er als Mensch für sie am Kreuz gelitten hat. Die Empfängerin soll ihr Leid zu Christus tragen, um von ihm getröstet zu werden und alles Leid als göttliche Gabe anzunehmen. Sie soll darauf vertrauen, dass Gott alles zum Besten fügen wird. Brief ist stark abgekürzt.

The writer, the nun Elisabeth Garleghes, thanks the recipient, a woman from the Lüneburg family of Schilsten, for her good deeds, especially for sending fresh pastries into the cloister. She comforts her: The prioress had, in a matter, that the recipient knows about, the convent come together in prayer. The recipient should trust God to direct everything to the best outcome. The letter has an exceptional amount of abbreviations.

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[Lage 23, fol. 16r]

Schildersckena 1

Marien, de moder der barmherticheit, de den schod erer moderken gnaden wyde apen holt, allen mynschen to troste vor enen fruntliken grod tovoren myd mynem kranken bede!

Alderleveste N, ik dancke juw fruntliken uth grunt mynes herten vor vele grote woldath unde leffmodicheit, de gy uns vaken bewiset, unde besunderghen vor de verschen kringel,2 de gy uns nu intghemene sendet; wo utermaten leve gy uns darinne daͤn hebbet, kan ik nicht to vullen uthscriven; konde wy juw woͤr wedder gunst, leve unde fruntschop ane bewisen, dede wy van herten gherne. Aver wat in uns enbrickt, dat mote de hogeste beloner vorschulden unde mote juw dyt gud unde alle gud belonen hundertdusentvolt mydb [Lage 23, fol. 16v] syner gotliken gnade, dat gy in juwer sele dar so moten van vorqwicket unde sterket werden, alse wy unsen licham van juwer mylden hant vaken hebben ghesterket, unde geve juw na dessem leve darto dat ewige grote loͤn, dat he sulven is.

Vorder, myn alderleveste N, do ik juw fruntliken wetende, dat unse werdige domina uth medelidegem herten myd der gantzen samelinge heft en mene bet daͤn vor de sake, de gy wol weten. So hope ik unde truwe des dem leven Gade to, dat he dat wol wille schicken to dem besten, unde wille al ding juwer droffnisse wandelen in geistliken trost unde froude, wan eme dat nu behaget. Wente he is allene Auszeichnung oder Ausgabe überprüfen!Auszeichnung oder Ausgabe überprüfen!d unde is so mechtich unde sterk, dat em nement kan wedderstaͤn. He is unser aller vader nach der schippinge, darumme so enkan he us nenerleyewis weygeren, wes wy mogelik van eme bidden. He is ock unser broder nach der mynscheit unde heft unse krancke nature to sick ghenamen, uppe dat he us konde medelidinge unde trostinge weysen in unsen noden unde bedroffnissen. Unde van groter leve heft he us so harde unde so depe ghescreven in syne hande3 unde vote myd den grawen yseren negelen unde in synem soten herten myd der scharpen glevien, dat he unser to ewigen tyden nicht kan vorgetten; unde he kan unde wel us ock nummer vorlaten, sunder he steyt in dem cruce jeghen us myd utereckeden armen unde beydet, dat wy to em kamen unde he ropt us sulven unde secht: „Kamet tho my al, de gy arbeydet unde myd droffnissen beswaret synt, ik wil juw vorqwicken4 myd myner gnade unde barmherticheyt.“

Myn alderleveste N, to dessem leven, soten Jesum scol gy sekerken ghaͤn [Lage 24, fol. 1r] in al juwem weddermode, unde claget em alle juwe led unde offert em juwe bedroweden, wemodigen herten in syn sotes honnichvletendes herte, wente he is dejenne, de jucke helpet unde trostet. Unde gevet juwer herte tovrede unde vordervet juwf sulven nicht dorch unbescheden wemode unde bedroffnisse, dar gy mochtet aver vorkrencken unde juwe leven mede vorkorten, mer dencket alse de scrift: „Dorch vele droffnisse moten wy ghaͤn in dat rike der hemmelen“,5 anders konne wy dar nicht henne kamen, dar is us de sone Gades inne voͤrghan.6 Hirumme, myn alderleveste N, wat juw weddervard in lyden unde bedroffnissen, dat nemet uth der hant Gades alze ene gave unde gevet juwen willen in synen willlen unde weset duldich, so is de hemmel juwer, dat wete gy al vorwaͤr, unde dat loͤn, dat gy darvoͤr hebben scolt, dat is so grod, quod oculus non vidit etc.;7 dar trostet juck by, so gy besten kont, unde hebbet en gud frymodige frolike herte unde truwet des Gade to. Alle ding scal noch to dem besten kamen.

Nicht meer, mer use werdige domina etc.

Hir mede bevale ik juck in Marien schod sunt unde salich to langen tyden. Datum in die sanctorum Gervasii et Prothasii Anno domini etc. XXIo.8 Elisabeth Garleghes


Kritischer Apparat

a als Überschrift

b folgt überschüssig syner

c in der Hs. Abkürzung für Erweitert

c  folgt gestrichen mach

e folgt gestrichen alle

f folgt gestrichen n


Sachapparat

1 Die Empfängerin des Briefes ist nicht eindeutig zu identifizieren. Das UB Lüne bietet zahlreiche Belege für Mitglieder der Familie Schilsten (Scilsten, Schiltsteyn), vgl. UB Lüne, S. 719; bei Witzendorff, Stammtafeln (1952), S. 107 als ‚von Schiltstein‘. Die Angeschriebene gehört wohl dieser Familie an.

2 Vermutlich ist ringförmiges Süßgebäck gemeint.

3 Is 49,16.

4 Mt 11,28.

5 Apc 14,22.

6 Anspielung auf Io 14,6.

7 1.Cor 2,9.

8 19. Juni 1521.

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