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Brief 369

Nonne im Kloster Lüne an ihre leibliche Schwester

undatiert

Glückwunsch zur Hochzeit — Letter on marriage

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 27, fol. 4r

Niederdeutsch.

Die Absenderin sendet ihrer Schwester im Namen der Gemeinschaft zur Hochzeit die Dreifaltigkeit, ohne die sich keine guten Dinge beginnen lassen. Die Gottesmutter möge sie und ihren Bräutigam segnen. Sie beschreibt die Gottgefälligkeit der im Paradies gestifteten Ehe anhand der Beispiele von Abraham und Sarah sowie Anna und Joachim. Die Ehe ist eines der sieben seligmachenden Sakramente. Die genannten Ehepaare sind zudem die Ahnen Mariens, die ihrerseits den Gottessohn geboren hat. Die Ehe ist also von Anbeginn der Menschheit dazu angesetzt, Christus Mensch werden zu lassen. So möge die Dreifaltigkeit auch ihre Ehe, sie selbst und ihren Bräutigam segnen. Wie Maria Christus bei der Hochzeit zu Kanaa veranlasst hat, Wasser in Wein zu wandeln, möge sie ihn jetzt veranlassen, der Empfängerin in ihrem Eheleben beizustehen und ihr zum ewigen Leben zu verhelfen.

The writer congratulates her sister on her wedding. She sends her the Holy Trinity, without whom no good things could begin. Because her little prayers could not do this alone, she also asks Mary, Queen of Heaven, for help. She describes how the state of marriage was instituted by God himself and was God-pleasing from the beginning. She wishes her sister to share in all the blessings that the biblical spouses, Abraham and Sarah and Anna and Joachim, had received. As God kept his promise to Abraham, so He will also keep the couple in his care.

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[Lage 27, fol. 4r]

Dea anbedenscollenden erwerdighen hochghelaveden Hilge Drevoldicheyt, God vader, God sone, God hilge geyst, dre in den benummynghen unde en in dem gotliken wesende, dede is eyn heylsammich ortsprungh alles ghuden, unde ok is eyn ansetter des hilgen echtes, dar du nu scholt antreden, myn alderleveste suster; dar tho anghande unde tho entfanghende sende we dy de vorbenemeden lovesammighen werdighen Hilgen Drevaldicheyt an unsen clenen bedeb, wente ane de nen ghud dingh mach anghehevet unde endeghet werden. Unde wes we myd unsem clenen bede nicht envormoghen tho vorwarvende, dar bydde we tho hulpe unde sendet uth de hemmelschen koninghinnen Marien, de werdighen moder der Hilgen Drevoldicheyt, dat se dy unde dynen brudeghamme vorwarve gotliken benedigyngec; nu an dem ersten anghanghe des hilgen echtes, dar gy beyden samen moghen [Lage 27, fol. 4v] ane benedighet werden in der hulde unde ghude unde gnade Godes, nu unde de daghe over juwes levendes. Amen.

Item, myn alderleveste suster, so hir thovoren berort is, dat de hoged werdighe Hilge Drevaldicheyt, de almechtighe God, deyt sacramentum alze de hilgen echteschop sulven heft anghesettet, dat lichte dyn leve rede wol weet. Iodoch beweghet us dar dyn leve tho, dat we dy dat schrivet, uppe dat du wetest unde andenkest, wo anname dat dem leven Gode disse stad is unde sist diste sekerer in vaster leve unde hopene, den leven God umme syne gnade to byddende. Soe vinde we in der hilgen schrift, dar me nicht ane twivelen mach, dat de almechtighe God den stad der echteschop heft angheset in dem paradyse in dem anbeghinne der werlt myd unsen ersten elderen, do he alle dyngh schop an syner gotliken ewighen wisheyt; dar ane wete we, dat eme de echte stad beheghelick is, wente hedde de eme nicht behaghet, so enhedde he ene sulven nicht anghesettet; unde ock noch sodder der tyd heer vinde we waraftighen in der hilgen scrift des olden testamentes, dat de almechtighe God syne gnade unde hulde echten luden mannichworwe bewiset heft. Alze synem besunderghen utirkoren vrunde Abrahamme unde syner husvrowen, den he an erem oldere lovede en erve tho gevende, dar ane benedighet werden scolden alle de slechte des ertrikes, unde vorlende gym ok, alze he gym ghelovet hadde, enen sone, ghenomet Isaac, unde der noch vele meer, dar we in dem olden testamente waraftighen anef vindet, dat Gode disse stad beheghelick is, [Lage 27, fol. 5r] dat tho lang werden wolde tho scrivende. Sunder noch twe personen in dem echte mote we beroren van groter leve, alze de leven salighen rechtverdighen utirkoren hilgen elderen Joachim unde Annen, de God so hoghe begiftighede unde gym vorleende so salighen eddelen frucht, alze de werdighen, salighen junchvrouwen Marien, dar God sulven wolde van gheboren werden.

Myn alderleveste suster, hirane mochstu openbore merken, wo anname dat Gode is de stadg der echtscap, dar he so mannighen innighen rechtverdighen myschen ane bestedighet heft unde begyftighet heft. Darumme wert disse stad ock billiken ghenoment en sacramente unde is der soven sacramente en, ane de nummet salich werden kann. Item, so hir thovoren beroret is, dat de leve God dem patriarchen Abrahamme lovede, dat van synemh slechte scholden benedighet werden alle de slechte der werlde,1 dat heft he eme gheholden, so he eme lovet hadde. Wente na langer vorlopener tyd, do de tid der gnade unde der barmherticheyt qwam, dat God dat mynschlike slechte vorlosen wolde, vormyddest sik sulven, do ward he gheboren van der reynen, salighen junchvrouwen Marien, de was van erer elderen weghen ortsprunghelken gheboren van dem iodeschen slechte Abrahammes. Dat is de eddele wollrukende schinende lylie Maria, de salige eddele junchvrowe, de is uthghesproten ute der wortelen unde dem stamme des iodeschen slechtes, lik alze en rose unde en lylie ghewassen ute dem dorne. De eddele schone schinende lylia Maria, de heft vort van sik ghegheven de soten junchvrouwelken vrucht, den eddelen mandelenkerne, dat is Christus Jesusi, de sonej des ewighen vaders, de is dat erve an der mynscliken naturen, dar allek slechte des ertrikes ane benedighet synt, nu unde [Lage 27, fol. 5v] to ewighen tyden; so he Abrahammel lovet hadde in dem olden testamente, dat heft he an sik sulven vorvullet, in deme dat he van synem slechte gheboren is in der mynschlike naturen.

Myn alderleveste suster, so de almechtighe God dissen stad heft utgheseen unde angheset in dem anbeghinne der werlt unde in dem namen, dat de overste ghardener, de hemmelsche Vader, dat eddelem dure wetenkorneken gheseyet heft in dem wunnighen liliengharden der junchvrouwen Marien alze synen enghebornen sone, de an syner hilgen bord van erem iunchvrouwelken schrine ghetreden is, alze en erwerdich brudegham ute syner brudkamer,2 unde is ghekomen an disse werlt, ghecledet unde ghecyret myd dem clede syner hilgen mynscheyt alze en byschop, dar to ghesettet unde ghewiget van synem hemmelschen Vadere, en koningh unde de overste byschop, do he vormiddest werkynghe unde vullenbringhinghe der werke user salicheyt deyt sacramente unde alle andere sacramente verniget unde bestedighet unde hilget heft. Alzo seghene unde benedige de walt des hemmelschen Vaders, de wisheyt des Sones, de doghetn des Hilgen Geystes den anbeghin unde den inghang, dat myddel unde den ende dyner brutlacht unde dy unde dynen brudegham an lif unde an sele, in eren unde in ghude unde bestedighe in iuk beyden alle de benedighinghe, dar heo gy van anbeghinne der werlt syne utirkoren mach mede begiftighet hebben. Unde Maria, de hemmelsche koninghinne, de den sone Godes ute dem trone des hemmels ghetoghen heft an eer junchvrouwelke schrin unde ene an syner mynscheit ansokende was in moderliker leve, do se myd eme to der werschop gheladen was, dar he water to wyne makede. Alzo wil we se bydden, dat se ene ok myd erem bede unde myd erer junchvrowelken, moderliken leve unde werdigheyt dar wille to ten, dat he sik vormyddelst syner gotliken hulde unde gnade unde barmherticheyt neghe to juw, nu by juw to wesende in dem daghe juwer brut- [Lage 27, fol. 6r] lacht unde alle de daghe over juwes levendes, unde vorlene juk endracht unde vrede unde lucke unde vriste unde spare juk an sunt unde an macht, dat gy eme denen moten in deme echten levende to synem love unde to syner ere, to vormeringhe der hilgen cristenheyt, de he gheplantet unde ghecyret unde ghehilget heft, vormiddest alle den werken unser vorlosinghe, den he dorch unse salicheyt vullenbrocht heft, unde dat gy na desseme levende entfanghen moghen dat druttichvoldighe lon, dat al den echten luden lovet is in dem ewighen levende, dar nen echte mer gheholden wert, sunder alze de ewangelista scrift: „Se schollet denne alle syn alze de hilghen enghele in dem hemmele.3

Deyt gheve juk beyden de Vader unde de Sone unde de Hilge Gest dor de bede unde werdicheyt, vordenst unde leve der werdighen keyserinnen des hemmels Marien unde al syner leven hilghen. Amen.


Kritischer Apparat

a D als Initiale ausgeführt

b folgt gestrichen nicht wen vormoghen tho vorwar vende

c folgt unleserliche Streichung

d folgt gestrichen almechtighe

e folgt gestrichen wi

f folgt gestrichen vindet

g folgt gestrichen des

h folgt gestrichen schle

i korrigiert aus Jesus Christus, Änderung der Reihenfolge angezeigt durch supra lin. a und b

j folgt gestrichen Godes

k folgt gestrichen schlec

l folgt gestrichen louede

m folgt gestrichen we

n darüber überschüssiges Verweiszeichen

o folgt gestrichen jw


Sachapparat

1 Gn 26,4.

2 Ps 18,6; Ioel 2,16.

3 Mt 22,30.

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