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Brief 376

Nonne SBA im Kloster Lüne an ihren Bruder

undatiert

Glückwunsch zur Hochzeit — Congratulatory letter on marriage

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 28, fol. 1r

Niederdeutsch.

Vgl. Brief 375 (Lage 28, fol. 14v-16v); Brief 379 (Lage 28, fol. 4v-6v).

Die Absenderin sendet dem Empfänger Maria, die seine anstehende Hochzeit segnen möge. Wegen ihrer Gelübde kann sie zwar weder zum Fest kommen noch ein Geschenk senden. Um aber nicht vergessen zu werden, sendet sie ihm Maria, die Bundeslade, in der Christus, das heilige Manna, eingeschlossen ist. Die Gottesmutter möge dem Empfänger beständig beistehen und seine Ehe segnen. Sie sendet auch alle Heiligen, die im himmlischen Jerusalem wohnen, damit das Brautpaar und seine Nachkommen ein gottgefälliges Leben führen und später ewige Glückseligkeit erhalten können.

The nun SBA is overjoyed about the forthcoming marriage of her brother or a male relative. She apologises that because of her vows she is unable to come to the celebration or send a gift. Instead she sends him Mary with her child to accompany him. She describes Mary as the ark of the covenant and her mercy for all sinners by which the bridal pair and their offspring will receive a God-pleasing life and later eternal joy.

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[Lage 28, fol. 1r]

SBA fratria

Marien, de eddelen hochghelaveden keyserinnen des hemmelsb, de van deme groten koninghe Salomon is vorhoget baven alle de neghen choren der hilghen enghele unde is ghesettet to ener myddelrinnen twischen Gode unde dem armen sundere, de scrive ik dy, alderleveste N, thovoren vor enen lefmodighen, fruntliken grod myd mynem krancken bede tho ener salighen benedighinghe des hilgen werdighen states des hilgen echtes, den du van schickinge weghen des alweldighen leven Godes nu wult anghan, des ik van ghantzem herte hoghe vrouwet byn in God den heren, wente ik nemende levers hebbe up erden, wan dy, mynen alderlevesten bolen!

Unde darumme borde sick dat wol, dat ik jeghenwardich scholde wesen tho dyner hochtid, edder tho dem mynsten dy myne ghave senden scholde; dat heft de leve God nu na synem gotliken willen unde na myner zele salicheyt ghewaldelt, dat ik nicht eghens enhebbe unde ok nicht mechtich byn, ichteswes tho vorghevende, so du wol eghedest unde an my wol vordenet heddest. Doch up dat ik ghans uth der hochtid nicht vorgheten warde, so sende ik dy in myne stede de eddelen tzarten knenliken kuschen junchvrowen Marien, dede is trezekamer der Hilgen Drevaldicheyt, dar alle gnade unde doghede synt inne beslaten, de wol betekent werd by der guldenen arken, dar we van leset in dem olden testamente, de Moyses, de grote prophete, maket led van slichten behoveldem holte unde led se beyde bynnen unde buten vorghulden myd eddelen fynen claren golde unde vorwarde darinne drierleye grote, selsend clenade, de den kynderen van Israel weren gheven van Gode. Dat erste was de rode Aaronn, de thovoren dorre was ghewest unde darna bloyende ward unde droch eddele frucht. Dat ander weren de twe stenen tafelen, de God de here Moysi gaf up dem baͤrghe Synaj dar [Lage 28, fol. 1v] de teyn bodec weren inneschrevend. Date drudde was de guldene ammer, dar dat hemmelsche brod innelach, dat God dem volke van Israel led reghenen van dem hemmele in der wostenye.1

Desse vorscreven gnade heft Maria, de hemmelkoningynne, tomale an sik ghehad. Se was vorguldet beyde bynnen unde buten myd dem alderfynesten roden golde der oversten wisheyt Godes unde heft in sick besloten de guldenen ammer vul hemmelschen brodes, dat was de eyngheborne sone des hemmelschen vaders, Jesus Christus, de dar is dat ware hemmelsche brod, dar we arme elenden pelegrime werdet mede spiset in dessem jammerdale vormyddest der entfanghinghe des hilghen sacrametes; unde na dessem soten brode heft velen hilgen patriarchenf unde propheten hungert in dem olden testamente, mer dar was nement, de jum dat geven wolde so langhe dat desse eddele durbare schone arke Maria dar avervlodighen mede vorvullet ward in deme, dat se den ware Godessone entfengh unde besloth in eren junchvrouwelken inaderen eres reynen lichammes; do ward se so mylde van, dat se alle de gnade by sick delde unde vorghaf nicht alle de deng rechtwerdighen hilgen luden, men ock allen sunderenh unde sunderinnen holt se dyt levendighe bord enjeghen unde locket se to sik, alze eyn truwe moder ere leven kyndere plecht to donde unde secht: „Komet to my alle, de gy myner gnade begheret, wentei van myner telinge, dat is van dem lichamme mynes leven kyndes Jesu Christi, schol gy vorvullet werden unde darvan krighen suntheyt unde salicheyt lyves unde der sele.2

Alderleveste N, desse eddele koningynne Maria mote to juwer werschop komen myd eren leven kynde unde mote by juw wesen nachtes unde daghes unde juw sodane gnade unde benedigynghe vorwerven van erem leven kynde, dat gy juw in ener luckighen salighen stunde mote to hope vorsammelen in dem hilghen echte unde alle de tyd juwes levendes moten thobringhen [Lage 28, fol. 2r] in den hulden unde gnaden Godes, in leve undej frunschop, in vrede unde in eyndracht. Dat van juwer beyder weghen Gode lof unde ere mote schen unde use slechtek mote vormeret werden, unde dat allen, den van juw nochkomen moghen, moten werden kyndere des ewyghen levendes.

Darto sende ik dyl ock alle de leven hilghen, de dar synt anwaners der hoge stad Jerusalem, de moten dy unde dyner ersamen brud vorwarven lucke, ere unde gud, suntheyt des lives, salicheyt der zele unde al de benedinghinge, de in dem hilgen ewangelio screven steyt, dat gy dar so moten mede vorvullet werden, dat gy Gode denen moten in dem echten levende unde so leven moten an synen boden, dat gy na dessem levede enfanghen datm druttichvaldige lon, dat olden echtenluden lavet is in dem ewigen levende unde juw dar den vrowenten moten vor demn speyghele der Hilghen Drevaldicheyt.

Des helpe juw de Vader unde de Sone unde de hilghe Gheysto. Amen.


Kritischer Apparat

a als Übeschrift

b in der Hs. hemmelschen

c bode korrigiert aus bonde

d inneschreven korrigiert aus inne scheuen

e in der Hs. Dar

f in der Hs. patriarghen

g in der Hs. gnaden

h in der Hs. sundederen

i folgt gestrichen vnde

j folgt gestrichen frunchten

k in der Hs. sleghte

l folgt gestrichen my

m Zeile eingerückt, evtl. um das korrekte Modalverb nach enfanghen zu ergänzen, z. B. mote oder solt

n in der Hs. den

o in der Hs. Gheyt


Sachapparat

1 Ex 16,33; Nm 17,10; Hbr 9,4.

2 Vgl. Sir 24,24-31, oft mit Maria gleichgesetzt und in ihre Verehrung eingebunden. In Mante, Gebetbuch (1960), S. 164, allerdings Christus in den Mund gelegt.

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