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Brief 388

Nonne, wahrscheinlich aus der Familie von Wittorf im Kloster Lüne, an ihre Schwester

undatiert

Bitte um die Überbringung einer Todesnachricht — Request to pass on information about the death of their mother

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 30, fol. 6r

Niederdeutsch.

Die Absenderin teilt der Empfängerin mit, dass sie vom Tod ihrer beider Mutter erfahren hat und auch, dass die weitere Schwester Anna noch nicht davon weiß. Allerdings ist die Schwester gegenwärtig eigentlich zu schwach für diese Nachricht. Doch äußert sich auch im Tod der Willen Gottes. Die Empfängerin soll der Schwester die Nachricht mit aller Vorsicht überbringen. Die Absenderin legt auch ein Bild Mariens bei, mit dem Anna sich trösten soll: Maria, die ihrem Sohn nicht helfen konnte und in Johannes alle betrübten Kinder an Sohnes statt angenommen hat, wird ihr sicher beistehen. Die Absenderin bittet die Empfängerin, sie mit der Schwester im Kloster zu besuchen. Gruß an Johannes, wohl den Schwager der Empfängerin, und die Schwester, auch vom Konvent.

A nun of the van Wittorp family informs her sister (or, according to the caption, her father) that she has learnt that her sister Anna does not yet know about the death of their mother. It is true that the sister is currently too weak to bear the news but one has to submit to the will of God. The person bringing the news to the sisters must do so with great care. May the sister find comfort in the image which she has attached and in the example of the suffering Mary who in John embraced all saddened children in place of her son. May Mary assist the sister. She asks that the father and sister visit her in the convent. Greetings to her relatives Johannes and the sisters.

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[Lage 30, fol. 6r]

Patri Wittorpeschena 1

Jesum Christum, den keyserliken heren, de an siner vroliken upstandinghe hefft ghevrouwet hemmelrike unde ertrike vor enen vruntliken grot tovoren!

Alderleveste suster etc. Vorder, alderleveste suster, so my in korter tid is tho wetende worden, dat God de here alweldech na sinem gotliken willen myne leven moder zeliger dechtnisse heft van dessem iammerdale gheesket, also hebbe ik wol vorvoren, dat myn leve suster Anne des noch nicht weth unde dat se ieghenwardighen nicht sterk enis, darumme enwel eer nicht eghelighe ifte moyende wol denen. Doch so konne we nichtb don wedder den willen Godes, sunder we moten alle tid unsen willen gheven in synen gotliken willen; unde he hefft den bitteren dot unsculdighen vor uns gheleden unde heft uns also gheloset van deme ewighen dode, den we vorarvet hadden vormiddest deme unhorsammen unser ersten olderen;2 darvan sunth wy alle Gode enes dodes plichtech unde wan wy den hebben vorebrocht, so scolle wi myd eme besitten de vroude des ewighen levendes, de he uns mid sinem hilghen lidende heft ghekofft.

Hirumme so is myn hoghe beghere unde myn othmodighe bed van juw, dat gi myner leven suster dat willen gutliken thobringhen, so gy dat alderlefflikest kont; unde ik sende juw ieghenwardighen eyn bladeken, wolde gy er dat van myner weghen don, dat se sick darinne troste alse se alderbesten kan unde denke an de groten droffnisse, dar de bedrovede moder Maria mede bevanghen was, do se stund under dem Cruce unde [Lage 30, fol. 6v] sach eer leve kint, dar al eres herten trost unde vroude inne lach, an dem hilghen cruce hanghende, naket unde blod torecket unde todennet, dat al sine aderen sick openden unde al sine blodighen wunden vloten unde dropen van blode. O, wo gherne hedde do de bedrovede elende moder er herteleve kynt gheloset van deme smeliken dode, wo rechte gherne hedde se mid eme, eren jnighen alderlevesten kinde, ghestorven. Sunder umme unse zalicheit willen muste se en enberen unde gheven eren jnighenghebornen sone Jesum Christum unde nam den junghelin Johannem wedder in sine stede; unde jn der stunde wart eer sunte Johannes nicht allene bevolen, sunder alle elende bedrovede kindere, dat se dar scholde sorchvoldich vor wesen. Unde desse eddele kusche juncfrowe Maria schal ok nu er moder wesen unde schal eer bistan in allen noden unde drofnissen beyde des lives unde der zele, so verne se eren trost unde hopene an se settet.

Hirumme bidde ik juw leffliken unde fruntliken, dat gy se jo willen thovrede spreken, dat se sick wol heft Gode tho eren unde erer macht sulven to gude; unde wan gy eer dat ghesecht hebbet, wolde gy den umme de leve Jesum Christum sulven myd eer heerkomen, des bin ik hoghe van juw begerende unde dar leth juw de ghantze sammelinghe leffliken umme bidden; unse kloster schal juw wide openstan, alse dat moghelick is, unde ik hope, dat gy my myner bede nicht willen weygeren.

Nicht mer sunder wolde gy mynem leven bolen Johanne unde myner leven suster CCC MM gude nacht segghen van [Lage 30, fol. 7r] myner weghen; unde unse ghantze sammelinghe bud juw samtliken so vele ghuder nacht, also mannighe blomen dat ertrike dreghen mach. Hirmede bevole [ikc juw alle in de hode unde bescherminghe des alweldighen Godes sund unde zalich tho langhen tiden. Amen.


Kritischer Apparat

a als Überschrift

b folgt gestrichen beth, Lesart unsicher

c fehlt in der Handschrift ik


Sachapparat

1 Es ist nicht klar, was die Überschrift bedeutet, da der Text nicht an den Vater gerichtet ist.

2 Vgl. Rm 5,12-17.

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