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Brief 398

Nonne im Kloster Lüne an ihre leibliche Schwester

undatiert

Dankesbrief nach Einkleidung — Thank-you letter after clothing ceremony

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 31, fol. 10r

Niederdeutsch.

Die Absenderin dankt ihrer Schwester und ihren anderen Geschwistern für die erwiesene Fürsorge und dass sie ihr im Kloster den schwarzen Habit zum Zeichen der Weltabkehr als „besten Teil“ gönnten. Obwohl als Waise aufgewachsen, hat sie die Eltern nicht vermisst, da sich die Schwester wie eine Mutter um sie kümmerte. Sie dankt im Namen der Priorin und des ganzen Konvents für die reichliche Speisung der Nonnen. Da sie keine materielle Vergütung leisten können, bittet der Konvent Christus, der Empfängerin das Festmahl zu vergelten. Er möge ihre weltlichen Güter vermehren und ihr reiche Gnade zukommen lassen. Grüße an die weiteren Schwestern und Brüder.

The nun thanks her sister for her good deeds and caring, and for letting her have the “best part”, in being now in the cloister and wearing the black habit as a symbol of despising the world. Despite having grown up an orphan, she has never missed her parents because her sister had cared for her like a mother. In the name of the prioress and the whole convent she thanks for the generous meal that was donated. Since they cannot repay the recipient with worldly goods, they will pray for Christ to repay her. Greetings to the other sisters and brothers.

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[Lage 31, fol. 10r]

Jesum Christum, unßen alderlevesten salichmaker, de dar iß eyn grundelos borne dara aller gnade, unde barmherticheit orsprunkelken uthvletende iß, den scrive ik dy vor enen fruntliken grod unde tho ener sunderken dancknamicheyt in susterker leve!

Myn alderleveste N, ik dancke dy unde unßen anderen leven susteren unde broderen vor vele gude unde woldatb, de gy mik bewiset hebbet unde sunderken darvor, dat gy my dat beste teel1 gheghund hebbet, dat ik ghelozet byn van allen sorghen unde bekummernissen desser werlde unde myn begher nu vullenbrocht iß, do ik antoch dat swarte cleyt tho enem orkunde der vorsmadinghe der werlde unde dat ik demjennen, dem hemmel unde erde syn eghen iß, mik gheoffert hebbe, myd lyve unde myt zele.

Alderleveste suster, wol dat ik vaderlos unde moderlos byn, so hebbe ik doch myne leven olderen zeligher nerghen inne misset, sunder ik byn besorghet mit mylder unde river hand allentc, wes ik behof had hebbe, unde gy hebbet my dat ok bewiset, tho myner [Lage 31, fol. 10v] cledinghe, dat gy myne leven sustere synt, do gy my so heerliken beghaveden myd cleynaden, nicht alze eyn suster, men alze eyn leff momeke, des ik iuk bekennen mud, de tyd aver mynes levendes, unde baven alle, dat gy de sammelinghe van myner weghen uth mylder hand hebbet ghespiset, hebbet gy mik unde jum ghans leve annedan unde hebbet dar ok so inne dan, alze gy my leff hebbet.

Unße leve werdighe domina mit der ghantzen sammelinghe laten juw dar hochliken unde fruntliken vor dancken; wy konnent dat in dem alderringhesten nicht weder vorschulden, so wy van herten gherne deden. Sunder wy willen dat thod […]e laten deme alderhoghesten belonere Christo Jesu, de mote dat van unßer weghen vorschulden unde sodane grote gude unde woldath juw hundertdusentvolt belonen, in denjennen, dar gy des alderhoghest inne begherede synt, unde dat juwe tydliken guderen moten vormeret unde thooket werden in desser tyd, unde in den hulden unde gnaden [Lage 31, fol. 11r] Godes moten bevestighet werden unde vulstendich in allen doghetsammighen guden wercken unde so mannighe gnade unde doghet moten by Gode irlanghen, alze wy van juwer weghen wol ghespyset synt, unde na dessem levende moten komen, dar de vullenkamen sadinghe iß, dar juw allef gude unde woldath mote belond werden in avervlodighem mate uth dem grundelozeng borne des levedes, dar alle salighen uthe sadighet werdet, unde des tho ewighen tyden moten bruken in der frolicheyt aller salighen.

Nicht mer up desse tyd, sunder unße werdighe domina myt der ghantzen sammelinghe laten juw ser fruntliken groten unde enbedet juw er Pater Noster.

Alderleveste suster, woldestu ok van myner weghen unße leven brodere unde sustere leffliken groten unde ik sende jum myd dancknamicheyt dessen breff mede unde myd wunschinghe alles guden; de leve God vorvulle, wad in my enbricket. Hirmede bevale ik juw alle in de hode unde bescherminghe des leven Godes, de mote juw fristen unde sparen sunt unde zalich tho langhen tyden. Amen.


Kritischer Apparat

a in mg.

b Wortende in der Hs. am Seitenrand unleserlich

c allent korrigiert aus hllent

d folgt gestrichen laten

e unleserlich

f folgt gestrichen gnade

g in der Hs. grunt delozen


Sachapparat

1 Lc 10,41-42.

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