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Brief 410

Nonne im Kloster Lüne an ihre Mutter

undatiert

Kondolenzbrief — Letter of comfort

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 34, fol. 10v

Niederdeutsch.

Die Absenderin hat erfahren, dass die Empfängerin von Alter und Sorgen bedrückt ist und bittet sie, diese Prüfung geduldig zu ertragen, sodass sie ins himmlische Jerusalem kommen kann. Die Absenderin befürchtet, dass die Empfängerin wie sie selbst darüber besorgt ist, dass ihr Bruder für ein bestimmtes Werk in die Fremde geschickt wurde. Sie hätte ihn gerne davor bewahrt, besonders, da sie ihn während ihrer Jahre in Lüne nicht einmal gesehen hat. Sie hofft, dass er die Arbeit gut vollbringt, seine Seele keinen Schaden davon nimmt und er gottesfürchtig seinem Herrn folgt, ganz so wie ihr Apostel Matthäus Christus gefolgt ist. Der Heilige möge ihrem Bruder helfen, damit er für die Arbeit Seligkeit erhält. Brieffragment, Anfang fehlt.

A nun in Lüne has learned that the recipient, her mother or aunt, is despondent about her age and concerns. The nun asks her relative to bear this test with patience so that she can later be a part of heavenly Jerusalem. She fears that the recipient, like herself, is worried that her brother has been sent abroad for a specific task. She would have gladly prevented him before, especially because she has never seen him once during her years in Lüne. But now she hopes that he will complete the work well, that his soul will not come to any harm and he, fearing God, will follow his Lord, just as her personal apostle Matthew was called to follow Christ despite being a toll collector. May the saint help her brother gain blessedness from his work.

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[Lage 34, fol. 10v]

Item, alderleveste mome, ik hebbe ghehord, dat gy leyder sere beghund to kenden, so juwe older unde mannigherleye sorge nu esket; alzo bjn ik othmodighen van juw begherende unde bydde juw lefliken unde fruntliken, dat gy wyllen wesen van enem froliken herten in God dem heren unde nemen duldeghen to juk, wes he juk nu to wert tosendende in krancheiden edder in anderen drofnisse to enem waraftighen tekene, dat gy syn leve kynd synt, dat he juw syk hir wel behelichea ghelik maken in der tyd der gnade, up dat juwe seleke na dessem levende moghe froliken komen to der hoghen stat Jerusalem, de ghebuwet is [Lage 34, fol. 11r] van den levendighen stenen alle der leven uterkoren salighen seleken unde dar denne juck ewelkenb vrouwen myd allen uterkoren.

Ock, alderleveste mome, bevurrichtec ik my, dat juw dat en grod moyense in juwem herten, alze id my ok is, dat myn broder leyder ghescikket is to sodanen werken, dar he umme wesen mud in desserd vromden jeghene; dat ik gerne seen hedde, dat dat vorbleven were, wan id Gode behagete hadde, unde ik hadde mynen leven brodere dar ok sulven gherne afgheholden, sunder ik hebbe en nocht nicht ens ghesen in allen dessen jaren, de ik in Lune wesen hebbe, des ik io [Lage 34, fol. 11v] beweghet werde van angheboren leve na dem male, dat he myf so rechte na is; doch byng ik allerdinghe wol tovredeh in dem leven Got, de geve em syne gnade, dat he darby don mote ene jnwerken lick unde recht, sodat he salich werde; so wil ik hopen, dat syn sele dar nene noth van hebben scalle, wan he in deni vruchten Godes synem heren to villen is, vente myn leve apostel sunte Matheus van dem state gheesket wart in den tal der hilghen apostele;1 unde de mote eme ok bystan, dat he sik dar so byhebben mote, dat he werde en kint der ewighen salicheyt. Amen.


Kritischer Apparat

a Lesart unsicher

b folgt gestrichen vro

c in der Hs. beurrichte korrigiert aus beur urichte

d folgt gestrichen vor

e in der Hs. begha=get

f my korrigiert aus myd

g folgt gestrichen ik

h in der Hs. tovredvrede

i folgt gestrichen vren


Sachapparat

1 Vgl. zu dieser Parallelisierung der Folgschaft des Bruders mit der des Matthäus, der als Zöllner von Christus berufen wurde, Mt 9,9: Et, cum transiret inde Jesus, vidit hominem sedentem in telonio, Matthaeum nomine. Et ait illi: Sequere me. Et surgens, secutus est eum.

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