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Brief 411

Nonne im Kloster Lüne an ihre Mutter oder Tante

undatiert

Trostbrief — Letter of comfort

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 34, fol. 12r

Niederdeutsch.

Die Absenderin sendet der Empfängerin, da alte und kranke Personen sich gerne an einem guten Trank laben, das Herz Christi als einen Weinkeller, aus dem sie Trost saugen kann. Sie soll einen großen Schluck trinken und ihr Herz in die Kammer des verwundeten Herzens Christi legen. Als Witwe ist nun Christus ihr Ehemann, Vater, Bruder und Erlöser. Anempfehlung an Christus.

Letter of comfort by a nun, probably in Lüne, who sends to her mother or aunt the heart of Christ as a wine cellar so that the recipient can draw comfort from it. As she is a widow, Christ is now her husband, father, brother and saviour. The nun commends her to Christ.

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[Lage 34, fol. 12r]

Alderleveste momeke, alze olden kranken luden mede iß, dat se sik gernea moget loven myd enem guden dranke unde darnegest vaken rouwen, alzo sende ik juk in en teken der leve datb aldersoteste unde myldeste herte Jesu Christi alze enen lustighen wynkeller, dar sit inne vif porten der hende, der vote, der eddelen syden; dar scol gy invlegen alze de tertelduve1 uppe de lustigen watere unde sughet daruth den wyn des gotliken trostesc so vaken, alze gy in drofnisse synt. [Lage 34, fol. 12v] Sughet, drinket unde thet enen groten toge, wente de borne der leve vlud allerweghen over unde kan sik nicht entholdend darneghest Gad in den depen wunden des benedyeden herten alze in ene lustighe kemmenade, legghet juk in den scod juwes leven salichmakeres unde rouwet darinne, wente he is nu juwe hushere unde lefhebber na dem male, dat gy sint in deme state der wedewen.

Hirumme gevet juk altinges tourede in dem soten Jesum, de de is juwe vader, broder, vorloser unde brudegham, de wel alle tyd vaste by juk wesen so he sulven sproken heft: [Lage 34, fol. 13r] „Komet tho my etc.“2 Deme bevale ik juwe lif unde sele, de juke vriste unde spare sund unde salichf to langen tyden, dat gy hir so leven moten in syne hulden unde gnaden, dat gy vormyddest enem salighen ende vrolikeng komen moten na desseme levende to der ereh unde clarheyt, de us Jesus Christus gekoft heft myd synes dodes bittericheyt.

Des helpei etc.


Kritischer Apparat

a in der Hs. grene

b folgt gestrichen A

c in mg.

d in der Hs. enthoden

e folgt gestrichen vrs

f salich korrigiert aus zalich

g in der Hs. vor=liken

h in der Hs. eue

i helpe korrigiert aus hepe


Sachapparat

1 Zur Turteltaube, die ihr Nest in einer Höhlung im Baum Christi baut, vgl. die Passage aus der ‚Dresdner Apfelbaumpredigt‘ (SUB Dresden, Mscr.Dresd.A.323, fol. 60v-67r): O sponsa Jesu Christi, quere antra huius sacratissime arboris, et colloca nidum tuum in cavernis eius, quia hic „passer invenit sibi domum et turtur nidum sibi, ubi reponat pollos suos“ [Ct 5,2]. Bidde ene dat he dyk lene ene luttick holeken dar du mogest inne wonen (fol. 64r), ediert in: Lähnemann, Armbrust (2022).

2 Mt 11,28.

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