Einleitung

Diese diplomatische Teiledition des lateinisch-mittelniederdeutschen Psalters im Band Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 81.10 Aug. 2° entstand im Rahmen des Teilprojekts „Mediengeschichte der Psalmen“ (2014–2017) im Projekt „Text und Rahmen. Präsentationsmodi kanonischer Werke“, geleitet von Ursula Kundert" im Forschungsverbund Marbach - Weimar - Wolfenbüttel, der durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland finanziert wurde. Für den Austausch über sinnvolle Transkriptions-Richtlinien für deutschsprachige Handschriften des Mittelalters danke ich Sonja Glauch (Universität Erlangen), Judith Lange und Martin Schubert (damals Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) sowie Ingrid Schröder (Universität Hamburg).

Für das Projekt wurden folgende Psalmen und Psalmengruppen transkribiert: die Bußpsalmen (Ps 6, 32, 38, 51, 102, 130, 143), der längste Psalm 119, Psalm 137 und weitere Psalmen, welche Wasser thematisieren. Der nicht transkribierte Teil wurde durch entsprechend viele leere Seiten <pb</> und (auf der Seite mit Text) durch leere Spalten <cb</> und Zeilen <lb</> angegeben. Aus weiteren Handschriften des 15. Jahrhunderts wurden in diesem Teilprojekt lateinische, mittelniederdeutsche und frühneuhochdeutsche Psalmen nach denselben Richtlinien eingerichtet. Diese Texte sind über die Suche von parallelen Bibelstellen (direkt an der entsprechenden Stelle) auffindbar . Da das Projekt grafische Gestaltungsmittel analysierte, wurden für die handschriftliche Gestaltung wichtige Stellen im digitalen Dokument gekennzeichnet („ausgezeichnet“) mithilfe der Auszeichnungssprache XML unter Verwendung des Vokabulars TEI P5.

I. Sprache

Diesen Psalter mit Kommentar kennzeichnet eine funktional differenzierte Zweisprachigkeit. Deshalb wurden die Passagen - als <ab> ausgezeichnet - jeweils einer der Sprachen Lateinisch <ab xml:lang="lat">magna</ab> und Mittelniederdeutsch <ab xml:lang="gml" >grote</ab> zugeordnet.

II. Inhaltliche Gliederung der Handschrift

Kapitelähnliche Einheiten wurden mit <div</> ausgezeichnet. Diese Gliederung richtet sich strikt nach den grafischen Hinweisen der Handschrift. Unabhängig von der Gliederung der Handschrift wurde für jeden Psalmvers eine xml:id vergeben gemäß der Zählung der Vulgata Nova (2. elektronische Ausgabe): <ab xml:id="ps119.1">Bibelvers</ab>. Damit wurden Anfang und Ende der Psalmzitate ausgezeichnet. Steht der gleiche Psalm hintereinander in zwei verschiedenen Sprachen, wurde zweimal dieselbe Stellenangabe vergeben.

Bedeutung Kurzschreibweise Ausführliches TEI Ausgabe (als Mouseover)
Diese Stelle entspricht dem Psalm 6,2 in der zweiten elektronischen Auflage der Nova Vulgata. <scripture ref="ps6.2" > </scripture> <ref type="biblical" cRef="NovaVulgata2_ps6.2" > </ref> Vgl. Nova Vulgata, Ps 6,2.
Diese Stelle kommentiert Psalm 6,2 gemäß der Zählung der zweiten elektronischen Auflage der Nova Vulgata. <scripcom ref="ps45.5" > </scripcom> <seg type="scripcom" corresp="NovaVulgata2_ps45.5"> </seg> Kommentar, vgl. Nova Vulgata Ps 6,2.

Im Spätmittelalter wurden die Psalmen in der Regel nicht nummeriert. Die Nova Vulgata als Vergleichstext zu verwenden folgt dem Ziel, denselben Psalm in unterschiedlichen Handschriften wiederfinden zu können. Die Gliederungscharakteristika dieser Handschrift ergeben sich aus der vergleichenden Betrachtung von dieser standardisierten Psalmzählung mit den Gliederungsmitteln. Wenn ein Text (zum Beispiel Psalmvers) weiter unten weitergeführt wurde, signalisierten wir diese Fortsetzung nur insofern, als die zwei Teile demselben Psalmvers zugeordnet wurden (<fragmentable/> wurde also nicht verwendet). Über die Suche von Parallelstellen können die zusammengehörenden Teile gut aufgefunden wurden.

Abkürzungen

Abkürzungen wurden als Auswahl <choice/> zwischen Abkürzung und Auflösung angegeben: <choice><abbr>XPo</abbr><expan cert="low">Christo</expan></choice>. Nur bei Unsicherheiten wurde das Attribut @cert verwendet. Für die Transkription häufiger Abkürzungen und Auszeichnungen wurden Oxygen-Skripte entwickelt, welche hier heruntergeladen wurden können.

Randnotizen und Fußnoten der Handschrift

Randnotizen und Fußnoten der Handschrift wurden mit <note></note> (von der Haupttexthand) oder <add/> (von einer Nachtragshand, s. Nachträge) und entsprechender Platzangabe vermerkt. Sie stehen an der richtigen Stelle (also entweder rechts oder links) neben der Zeile, welche auf der gleichen Höhe im Haupttext steht. <lb/><note place="margin-left">Cantate</note> Singet dem Herrn ein newes lied <lb/>. Werte für @place sind hier: above (über der obersten Zeile), margin-right (rechter Rand), bottom (unter der letzten Zeile), margin-left (linker Rand), inspace (in einem weiß gelassenen Teil innerhalb des Schriftspiegels, z. B. interlinear).

Nachträge

Es kommen Nachträge an unterschiedlichen Stellen vor. Sie wurden differenziert ausgezeichnet. Hier ist der Nachtragstext in derselben Zeile und innerhalb des Schriftspiegels der entsprechenden Spalte: <add xml:id="Korrekturhand1" place="inline">Das ist der nachgetragene Text.</add>. Für die übrigen Positionen gelten dieselben Werte wie für die Marginalien und Fußnoten. Bezieht sich dieser Nachtrag auf einen gestrichenen Text oder auf ein Einfügungszeichen, dann wurde er in der Auswahl <choice/> zu der Variante gestellt, zu der er gehört.

Unleserlicher Text

Bei unleserlichem Text wurden seine Buchstaben gezählt und mit <gap quantity="4" unit="chars" reason="illegible"/> angegeben. Der Hinweis auf einen Fehler der Handschrift [sic!] wurde nicht verwendet außer bei doppelt geschriebenen Wörtern: <sic>Wort Wort</sic>.

III. Formale Gliederung der Handschrift

Buchstaben

Der handschriftliche Text wurde nach den Möglichkeiten von Unicode buchstabengetreu (diplomatisch) transkribiert: U, V, J, I, Y blieben unabhängig von ihrer Position als solche bestehen. Groß- und Kleinbuchstaben wurden am Wortanfang diplomatisch transkribiert, in allen anderen Positionen jedoch klein. Verschiedene Buchstabenformen wurden nicht unterschieden: Ligaturen wurden mit zwei Buchstaben wiedergegeben: ß -> sz usw. Das Christusmonogramm aus übereinandergeschriebenem X und P wurde als XP transkribiert. In der Transkription gibt es nur eine s- und eine r-Form. Diakritika wurden möglichst wie im Original wiedergegeben; es wurde zum Beispiel zwischen Trema und übergeschriebenem e unterschieden. Über die in Deutschland üblichen Tastaturzeichen hinaus kamen folgende Zeichen zum Einsatz: e-caudata, y mit Trema (im Zweifel zwischen ij und y mit Trema, fällt die Entscheidung für y mit Trema), y mit zwei Schrägstrichen darüber wurde als y mit Trema transkribiert. Für die Nasalstriche wurde die Position in der Zeile nicht angegeben, sie wurden dem sinnvollsten Trägerbuchstaben zugeordnet.

Wörter

Die Zwischenräume zwischen den Wörtern wurden so wiedergegeben, wie sie im Originaltext stehen. Handelt es sich bei dem einen Bestandteil um eine Vorsilbe oder um den einen Teil eines Kompositums, so wurde die Zusammengehörigkeit des Wortes durch Auszeichnung gekennzeichnet: <w>vor berme</w>. Ebenso wurde verfahren, wenn das Wort durch Zeilenumbruch (mit oder ohne Trennstrich) getrennt ist: <w>ou<lb/>er</w>. Wenn zwei Wörter zusammengeschrieben sind (die Bestandteile wurden bei der Normalisierung nicht verändert), wurden die Worteinheiten auch gekennzeichnet: <choice><orig>dastu</orig><reg>das tu</reg></choice>. Im Zweifel wurden die Wörter wie auf Neuhochdeutsch (Neue Rechtschreibung) abgetrennt.

Umbrüche

Folgende Umbrüche wurden ausgezeichnet: der Beginn einer neuen Seite der Handschrift gemäß der Bleistift-Blattzählung als <pb n="219r" />, der Beginn einer neuen Zeile als <lb/> und der Beginn einer Spalte als <cb n="a"/>. Die Spalten einer Seite wurden mit a (linke Spalte) und b (rechte Spalte) bezeichnet. Über den Schriftspiegel hinausreichende Zeilen wurden nicht besonders gekennzeichnet, wenn es sich nicht um Nachträge oder separate Bemerkungen handelt (s. dort).

Interpunktion

Die Interpunktionszeichen wurden nach den Möglichkeiten der Unicode-Tabellen so wie in der Handschrift wiedergegeben: alle Virgeln und vertikalen Trennstriche als / (002F), Einfügungszeichen mit *, Alinea- oder Paragrafenzeichen mit §. Neben den in Deutschland üblichen Tastaturzeichen wurde für den Hochpunkt das Unicode-Zeichen 00B7 verwendet. Unabhängig von der Schreibung im Original, wurden Interpunktionszeichen direkt an das letzte Wort angeschlossen; danach folgt ein Leerzeichen.

Spatien (s. auch Wörter)

Die Spatien (Abstände) zwischen Wörtern wurden jeweils als ein Leerzeichen wiedergegeben. Wenn die Wörter von verschiedenen Auszeichnungsklammern umgeben sind, befindet sich das bedeutungsvolle Spatium zwischen den Klammern: <hi rend="blue">Die Wörter der ersten Klammer sind durch das folgende Spatium</hi> <hi rend="green">getrennt von den Wörtern der zweiten Klammer</hi>.

Weiße Stellen (von mehr als einem Spatium)

Eingezogene Zeilen wurden ausgezeichnet: <lb/><space/>Text der Zeile. Zeilen rechts von Initialen wurden nicht als eingezogen betrachtet. Leerer Raum am Ende der Zeile wurde ebenfalls ausgezeichnet: <lb/>Text der Zeile<space/>. Leerzeilen im transkribierten Text sind als <line rend="empty"/> wiedergegeben. Sehr selten sind leere Stellen mitten in der Zeile: <lb/>Text<space/> der Zeile (bei Radierung ist diese als solche gekennzeichnet). Diese Auszeichnungen erlauben es, inhaltliche Absätze (s. inhaltliche Gliederung) von ihren Gestaltungsmitteln zu unterscheiden. Da das TEI-Element <p/> beide Aspekte vermischt, ist es dafür nicht geeignet.

Initialen und Rubriken

Bei Lombarden und Rubriken handelt es sich um farblich hervorgehobene Buchstaben, meistens rote: <hi rend="color:red">B</hi>. Zur Unterscheidung der Lombarden von einfachen roten Buchstaben wurde weiter differenziert: <hi rend="2lines;color:red">I</hi> ist eine rote Lombarde von zwei Zeilen Höhe. Die bunten und schwarzen Buchstaben eines Wortes wurden mit Wortklammern <w/> zusammengefasst, ggf. kombiniert mit weiteren Hervorhebungsarten, zum Beispiel wird ein roter Anfangsbuchstabe mit unterstrichenem schwarzem Rest des Wortes so kodiert: <w><hi>V</hi><hi rend="underline">iderunt</hi></w>. Weil innerhalb des <w/> alle <hi/> geschlossen werden müssen, wurde das <hi/> nach dem <w/> nochmals wiederholt, wenn die Auszeichnung weitergeht (z. B. Unterstreichung). Dies führt in der Ansicht bei Unterstreichungen zu einer Unterbrechung des Strichs. Mit <fragmentable/> könnte dem begegnet werden, was wir aber aus ökonomischen Gründen nicht durchgeführt haben.

Striche, Punkte, Streichungen und Ergänzungen zum schwarzen Text

Unterstrichener Text wurde als <hi rend="underline">Tal</hi> kodiert, ein rubrizierter (mit buntem Strich versehener) Buchstabe (der auch ein Kleinbuchstabe sein kann) als <hi rend="rubricated">V</hi>, durchgestrichener oder unterpunkteter Text als <del>durchgestrichener Text</del>, von derselben Schreiberhand eingefügter Text als <add>eingefügter Text</add> (vgl. Nachträge). Der Ort, an dem eingefügt wurde, wurde angegeben: above (über der obersten Zeile), margin-right (rechter Rand), bottom (unter der letzten Zeile), margin-left (linker Rand), inline (in der Zeile), inspace (in einem weiß gelassenen Teil innerhalb des Schriftspiegels, z. B. interlinear). Bezieht sich der eingefügte Text auf eine Streichung, dann wurden beide zu einer Auswahl verbunden: <choice><del>zu streichender Text</del><add place="above">eingefügter Texte über der Zeile</add></choice>.

Schäden und Textverlust

Wenn noch Text zu lesen ist, wurde dies wie folgt angezeigt: <damage agent="water">Text</damage>, wenn der Text mit beschädigt wurde, gaben wir den vermutlichen Grund und das Ausmaß in Buchstabenbreiten an: <gap agent="torn" quantity="4" unit="chars"/>. Wir verwendeten folgende Werte für @agent: water (Wasserschaden), hole (Loch), torn (abgerissen, abgefressen), ink (geschwärzt).

Schmuck, Tabellen, Diagramme

Diese Handschrift enthält keinen weiteren Schmuck als die hier beschriebenen Gestaltungen der Schrift. Diese Handschrift enthält keine Tabellen oder Diagramme.

Lemmatisierung, syntaktische Analyse

Aus Gründen der Projektökonomie wurden weder die Morpheme noch die Satzglieder erfasst. Eine solche linguistische Analyse dieser Texte ist im Rahmen des Referenzkorpus Niederdeutsch/Niederrheinisch (1200–1650) für 2017 vorgesehen.


Erstellt im Projekt „Text und Rahmen. Präsentationsmodi kanonischer Werke“ im Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel, gefördert durch das Deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
image CC BY-SA licence
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