Lateinische Briefe Athanasius Kirchers an Herzog August - Übersetzung

BA-II-5-351 (1650-01-18) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Fürst,

von der Zeit an, da der Ruf Eurer Tugenden, sich durch Eurer Geschlecht nicht weniger, als durch den Glanz und Größe Eurer Weisheit verbreitete und in diesem Erdkreis zu ertönen begann, gewann deren verborgene Kraft und Macht und eine Art Magnetismus so sehr Gewalt über mich, dass sie sogar einen dir sonst unbekannten und durch große räumliche Entfernung getrennten Menschen, mich, doch auf irgendeine Art, angezogen von Ketten verborgener Energie, vor Dein durchlauchtes Antlitz bannten. Indem ich dies Musurgische Werk eurer Hoheit darbiete, vertraue ich darauf, dass es euch nicht mißfallen wird. Obzwar es eurem königlichen Genius unwürdig ist, so ist doch aus tiefstinnerstem Gefühl entgegengebracht, das mir gelehrte und dem Ruhm der Weisheit ergebene Fürsten einflössen. Wenn ich mich nicht täusche, wird eurer Hoheit finden, womit sie die lobenswerte und einem Fürsten würdige geistige Neugier befriedigen wird. Sie wird darin etwas besitzen, womit sie die ernsteren Sorgen durch die Mischung von Ein-und Mißklang mäßigt. Es wird an Euch liegen, jene Mischung mit diesem Gefühl zu empfangen, mit dem der Autor sie darbot. Wenn ich erfahre, dass sie eurer Durchlaucht nicht mißfallen hat, werde ich mich bemühen, eine Übersetzung des in diesem Jahr errichteten Obelsiken, ein neues seit 2000 Jahren von den Philologen aller Zeitalter aufs sehnlichste erwünschte Exemplar, mit der gleichen hingebungsvollen Zuneigung zu übermitteln. Indem ich dies tue, bleibt mir nichts, als dass ich für dich, berühmter Fürst, vom besten und höchsten Gott, Überfülle an Wohlergehen, für mich aber von beiden weiter Gnade und Wohlwollen erhalte. Lebe wohl, Zierde der Weisheit, Stütze Deutschlands und Vorbild der Fürsten.

Rom, 18. Januar 1650.

Euer Durchlaucht untertänigster Diener, Athanasius Kircher


BA-II-5-353 (1651-03-04) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Fürst, gnädigster Herr

Vom ägyptischen König Amasis wird berichtet, dass er, um seinem für den Weisen Polykrates entbrannten Gefühl der Liebe und des Wohlwollens lebendiger Ausdruck zu geben, diesem, nach dem Zeugnis des Herodot, ein Koller geschickt habe, geschmückt mit einem solchen Kunstwerk Phrygischer Nadel sowie gewirkt und ausgearbeitet mit einem so geistreichen Geflecht von Buchstaben, die in verschiedenen Formen von heiligen Tieren dargestellt waren, dass sowohl die Augen reichlich Material fanden, wodurch sie wegen einer solchen Vielfalt der Dinge entzückt wurden, als auch der Verstand, der hinsichtlich der Gliederung des so ungewöhnlichen und geheimnisvollen Werkes gefesselt wurde; und so wurde der Koller des Amasis sprichwörtlich für solche, die gegenüber ihren Anhängern ein brennendes Wohlwollen und herzinnigste Zuneigung erzeigen. Dasselbe möchte ich, durchlauchtigster Fürst, wagen hinsichtlich deiner mir vor kurzem zugegangenen Briefe zu behaupten, die mit allen erdenklichen Bildungsgütern ausgestattet sind. Ich bekenne, sobald ich sie geöffnet hatte, fesselten sie nicht geringer sowohl die Augen an die so wunderbaren Schriftzüge, als auch den in Staunen versetzten Verstand an die so geheimnisvolle Gliederung des Briefes. Indem ich nicht durch genaues Abwägen vermochte zu unterscheiden, ob es jeweils auf einer größeren Eleganz des Stiles oder der Anmut der Schriftzüge beruhe, schloss ich schließlich, dass der Gegenstand von einer solchen Beschaffenheit sei, dass er nur als von einem herausragenden Genius der Weisheit diktiert, aber in einmütiger Verschwörung mit den Chariten verfasst angesehen werden könne. Du hast mich besiegt, weisester Fürst, du hast mich besiegt, und so sehr hast du mich dir durch jene geistreiche Bezeigung deines Wohlwollens verbunden, dass du mich hierauf ganz nach Recht und Billigkeit zu dem deinigen gemacht hast. Und es ist nicht verwunderlich, wenn, wie auch unser Plutarch klug bemerkt, es großen Geistern wie dem deinen eigentümlich ist, geringwertige Nichtigkeiten und wie auch immer geartete Werke einer ärmlichen Minerva hochzuschätzen, zu rühmen und deren Bemühung für irgendetwas Bedeutendes zu erachten, teils, um die einen, die auf dem Pfad mangelnden Zutrauens schwanken, anzuspornen, teils, um die anderen zum Vorbild der schönen Künste zu bestimmen. Wenn ich daher vor einer Weile von deiner Hoheit ein nicht unähnliches Werturteil erfuhr, dann wird es an mir liegen, dass mein Werk es auf eben diese Weise dir bekundet, um den Begriff deiner Schätzung gegen mich und das meinige nicht zu beieinträchtigen. Ich will aber vor allem Sorge tragen, dass du immer jedwedes und -geartetes Ergebnis meiner Studien, da es gleichsam durch den wohltätigen Ansporn eurer Durchlaucht befördert wurde, erhältst. Daher übersende ich bei nächster Gelegenheit den "Obeliscus Pamphilius" als gleichsam Unterpfand meiner Ehrerbietung für die mir erwiesene Gnade; ich bin zuversichtlich, dass dies Geschenk, selbst wenn es dem scharfen Geist Eurer Hoheit unangemessen ist, dennoch keineswegs missfallen wird, wofern Sie nur die Zuneigung, mit dem es dargebracht wird, in Erwägung zieht. Wenn es, ich weiß freilich nicht, ob eher durch mein Verdienst oder durch das Wohlwollen und die Milde des Kaisers, Gnade in den Augen der ehrwürdigen Majestät findet, dass sie veranlasst, den in 20 Jahren ausgearbeiteten "Ödipus" dank der dem kaiserlichen Sinn würdigen Freigiebigkeit und Großzügigkeit auf ihre Kosten so schnell wie möglich zu drucken und, sobald alle Exemplare gedruckt sind, es zur Veröffentlichung freizugeben, dann werde ich nicht säumen, es in den nächsten Tagen als Zeuge meiner Zuneigung zu Eurer Hoheit zu übersenden. Wenn aber in Deiner überaus reichen Bücherschatzkammer zum Schmuck ein Werk über die Wiedererlangung der Hieroglyphen aufbewahrt werden wird, dann werde ich mich über die gebotene Gelegenheit freuen, der Nachwelt beweisen zu können, wie umfangreich Deine verehrenswerte Freigiebigkeit im Mitteilen derjenigen Dinge, die das Gemeinwohl betreffen, wie groß der Eifer und die Sorge, das Gut der Respublica literaria zu befördern, gewesen ist. Im übrigen bitte ich den allmächtigen Gott, dass er Eurer Hoheit zum Nutzen für das Gemeinwohl ein langes Leben bewahre. Lebe wohl, Zierde der Wissenschaft und Spiegel der weisen Fürsten, und lasse nicht ab, mich und das meinige, wie du begannst, mit den Strahlen deiner Mildtätigkeit zu wärmen und zu beleben.

Rom, 4 März 1651

Eurer Durchlaucht untertänigster und unwürdiger Diener,

Athanasius Kircher.

Eigenhändig.


BA-II-5-354 (1651-07-28) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Fürst

Der Überbringer dieser Zeilen, der sowohl dem Ruf als der Sache nach in jeder Tugend berühmte Dr. Friedrich Calixt war die Ursache, dass ich eurer Durchlaucht erneut mit einem zweiten Brief behellige; und so wie dieser eurer Hoheit empfehlenswert ist, so fand er mit Recht in meinem Stammbuch einen nicht geringen Ort für besondere Freunde. Er wie auch ich bedauern seine so plötzliche Abreise aus Rom. Kurze Zeit hat er sich hier aufgehalten, in der er von den zahllosen Sehens- und Betrachtungswürdigkeiten nur wenige sah. Und es ist nicht verwunderlich, Rom [Roma], wenn man das Anagramm betrachtet, bedeutet sowohl Liebe [amor] als auch Verweilen [mora]. Die Betrachter der schönsten Dinge wird es nicht gänzlich zufrieden stellen, es sei denn, dass zur studierenden Liebe das Verweilen hinzutritt, wodurch sie das einzelne genau unterscheiden können. Ein Jahr ist mindestens erforderlich, um alle Monumente des Altertums, seien es sakrale oder profane, und die übrigen seltenen und interessanten Dinge gebührlich in Augenschein zu nehmen. Ich nahm ihn nun als Schüler auf für die Dinge, die er eurer Durchlaucht mitteilen sollte. Aber das Schicksal litt es nicht, dass ich vollendete, was ich beschlossen habe, ihm mitteilen zu müssen. Er trägt den "Obeliscus Pamphilius" mit sich, den er auch als Zeuge meiner demütigen Ehrerbietung für eurer Durchlaucht aufbewahren wird. Sobald der Oedipus, den ich soeben auf Veranlassung und Kosten des Kaisers für die Veröffentlichung vorbereite, gedruckt ist, werde ich dafür sorgen, dass in den nächsten Tagen ein Exemplar der drei Bände zu eurer Durchlaucht gesandt wird. Das übrige wird er selbst in eurer Gegenwart berichten. Es bleibt mir daher nichts, als dass ich eurer Durchlaucht mit seinem ganzen ruhmreichen Hause dem göttlichen Schutz anempfehle, indem ich einzig dies wünsche, dass er nicht ablässt, mich auch weiterhin mit seiner gewohnten Gunst und Gnade zu unterstützen. Lebe wohl, Zierde unseres Zeitalters und Vorbild für die gelehrten Fürsten.

Rom, 28. Juli 1651.

Eurer Durchlaucht untertänigster Diener

Athanasius Kircher


BA-II-5-355 (1660-01-03) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Fürst und Herzog,

ich habe endlich das einzigartige und ungewöhnliche Wunder der in Bernstein belehrenden Natur empfangen, womit eure durchlauchtigste Hoheit nicht verschmähten, zur Ehre des Museums eures untertänigen und armen Dieners beizutragen. Weshalb ich Euch für eine so ungewöhnliche Wohltat desto umfänglicher verpflichtet werde, je mehr die Bildung eines so bedeutenden Fürsten und die Zuneigung zu seinem unwürdigen Diener wert gehalten werden muss. Ich werde es, verschlossen in ein silbernes Kästchen, im Museum aufstellen, zum ewigen Gedenken an eure Durchlaucht, gleichsam als Zeugnis eurer innigen Zuneigung und Großzügigkeit gegen mich und meine Studien, das dauerhafter als Zedernholz ist. Von denen, die jenes bisher betrachtet haben, war kaum einer, der nicht über dieses exotische Naturerzeugnis erstaunte, so sehr, dass viele, obwohl im Übrigen in der Naturwissenschaft nicht unkundige, dennoch kaum zu überzeugen waren, dass dies durch die Kunstfertigkeit der Natur geschaffen sei, welches einen solchen Geist in der Schaffung eines Kunstwerkes zeigte. Daher zweifle ich nicht, dass das Museum von dieser Hinzufügung eines neuen und interessanten Gegenstandes enormen Glanz, eure Durchlaucht aber Ruhm und ewige Hochschätzung bei allen erlangen wird. Daher danke ich, wie ich es vermag, vielmals, zum einen für die Gabe gegenwärtigen Geschenkes, sodann für das Konterfei eurer Durchlaucht, das ihr mir unlängst übersandt habt. An vorderster Stelle in meinem Museum angebracht, wird es so, wie es das durch die Majestät herrliche Konterfei wiedergibt, jeden zu seiner Bewunderung und Betrachtung anlocken. Lebe wohl, durchlauchtigster Fürst, Zierde des Reiches, und dulde, dass der, der zu dir und den deinigen einzig aufblickt und dich verehrt, einer der deinigen sei.

Rom, 3. Jan. 1660.

Eurer durchlauchtigsten Hoheit untertänigster Diener

Athanasius Kircher


BA-II-5-356 (1660-06-13) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

wenn ich doch, wie ich wollte, mit jenen großartigen Worten den unglaublichen Freudentaumel meines Geistes darzulegen vermöchte, von dem ich, wie ich spürte, durchdrungen war infolge jenes kostbaren und ganz und gar königlichen Geschenks, mit dem Eure Durchlaucht nicht verschmähte, meine so ganz und gar unwürdige Person, ohne dass sie sich auf Verdienste stützen könnte, einzig aus der Größe eurer großen und heroischen Gesinnung zu beehren, dann wäre sicher die goldene Schreibflüssigkeit der Ops, das smaragdene Pergament des Hermes und die himmlische Feder der Chariten nötig, um zum einen das Gefühl der Dankbarkeit, zum anderen die königliche Großmut eurer Durchlaucht einigermaßen zum Ausdruck zu bringen. Doch insofern dies der Dürftigkeit meiner Verfassung und meinem Mangel nicht gestattet ist, so glaubte ich, hiermit wenigstens auf diese Weise, wie ich es vermag, meine unverbrüchliche Zuneigung zu Euer Durchlaucht nicht so sehr abschildern, als mit dürftigen Worten zum Ausdruck bringen zu müssen. Das Geschenk ist von einer solchen Großartigkeit, dass, wie bei dessen Herstellung Kunst und Natur mit dem Liebreiz gewetteifert zu haben schienen, es so niemanden gibt, der nicht gleich auf den ersten Blick zur Bewunderung hingerissen würde. In dessen Mitte zeigt es ein lebendiges Konterfei eurer Durchlaucht, nachgebildet mit dem Pinsel eines wiedererstandenen Apelles, wenn nicht gar einen Phoebus, umringt vom Kristallchor der Musen, alles mit dem apollinischen Blitz des Geistes bescheinend, kundig und formvollendet darstellt. Schließlich das Werk des unschätzbaren Geschenkes! wie es durch die einmütige Verschwörung der Chariten gewirkt wurde, so spielt es auch, durch die dreifache Verbindung der goldenen Kette vollendet auf die Größe eurer heroischen Tugenden an, an der eure durchlauchtigste Hoheit so reich ist, in einer Analogie nicht ohne Geheimnis. Eurer über jeden Wert zu schätzendes Geschenk steht auf dieser Schaubühne der Stadt und des Erdkreises, und es wird stehen zum ewigen Gedenken an einen so bedeutenden und freigiebigen Fürsten, allen Häuptern der römischen Kurie und den übrigen bedeutenden Männern, die mein Museum besuchen werden, zum Beispiel, zu eurer Durchlaucht Lob und Ruhm, der niemals untergehen wird. Damit es aber nicht scheint, ich habe angesichts einer so großen Zuneigung eurer Durchlaucht gesäumt, werde ich eurer Durchlaucht bei nächster Gelegenheit, um ein wenig meine Dankbarkeit zu bezeugen, mein neues, unlängst von mir erfundenes Sprachkunstwerk schicken, das ich nach dem Kaiser und dem durchlauchtigsten Erzherzog Leopold einzig eurer durchlauchtigen Hoheit zur Kenntnis gebe. Das Werk trägt den Titel "Rückführung aller Sprachen auf eine Einheit" und beruht vor allem darin, dass einer, mit welcher Sprache auch immer versehen, mit allen Völkern und Nationen der Welt, hier und dort, mittels eines wechselseitigen Austauschs korrespondieren kann. Weil dies dem Kaiser und dem durchlauchtigsten Erzherzog auf wunderbare Weise gefiel, bin ich zuversichtlich, dass es ebenso auch Eurer Durchlaucht nicht missfallen wird. Lebe wohl, durchlauchtigster Fürst, Zierde und Stütze des Reiches.

Rom, 13. Juni 1660

Eurer durchlauchtigsten Hoheit untertänigster und ergebenster Diener,

Athanasius Kircher


3-5-Aug-4f-29 (1660-10-02) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog

Endlich schicke ich eurer Durchlaucht das schon seit langem versprochene Sprachkunstwerk, in dem alle Sprachen auf eine zurückgeführt werden, das jedoch, ohne weitere Beispiele noch nicht von Nutzen sein kann. Gleichwohl, wenn mir Gott Leben und Kraft gibt, dann bin ich zuversichtlich, dass ich es, zusammengefasst zu einem Band, veröffentlichen werde. Dann wird zutage treten, dass es kein Volk gibt, das nicht mit Hilfe dieses Werkes - so sie es sich beschafft haben - mit einem beliebigen anderen durch die eine Symbolschrift, die allen gemein ist, korrespondieren kann. Auf Geheiß des Kaisers habe ich ein anderes Werk unter den Händen, in dem auf dem umgekehrten Weg vorgegangen wird. Wie nämlich zuerst von der Peripherie zum Zentrum, dass heißt, von der Gesamtheit der Sprachen zu der einen vorangeschritten wird, so schreitet dies vom Zentrum zur Peripherie vor, das heißt, von der einen bekannten Sprache zur Gesamtheit der Sprachen und Idiome, so dass, wer immer, mit welcher von diesen Sprache auch immer, wie unkundig er auch sei, sowohl schreiben als auch an ihn verfasste Schreiben verstehen kann. Und es gibt einen geheimen Modus und eine vorzügliche Steganographie, die ich eurer Durchlaucht gern transkribiert schicken würde, wenn die Ausgaben es meiner Dürftigkeit erlaubten. Aber ich halte ein mit Schreiben, um nicht eure Durchlaucht, die mit wichtigeren Geschäften befasst ist, mit meinem überflüssigen Geschwätz davon abzuhalten. Es bleibt also nichts, als dass ich eurer Durchlaucht die ungeheuren Wohltaten, die ihr allzeit eurem unwürdigen Diener erweist mit diesen papierenen Gaben vergelte, was ich verspreche, immer zu tun. Lebe wohl Reichsfürst und Herzog und lasse nicht ab, mich unter dem einen Schirm deiner Gunst zu beschützen.

Rom 2. Okt. 1660.

Eurer Durchlaucht untertänigster und ergebenster Diener

Athanasius Kircher.

Dem Reichsfürsten und Herrn August, dem Fürsten von Braunschweig und Lüneburg, meinem allergnädigsten Herrn.


BA-II-5-358 (1663-06-20) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

ich schicke eurer Durchlaucht die schon länger versprochene und gewünschte neue und allgemeine "Polygraphia", das ist die Erfindung einer universalen Sprache, herausgegeben auf Geheiß des Kaisers. Und so wie jenes als Dank, Erholung und Gebrauch für die Fürsten bestimmt ist, glaube ich es unter anderen auch eurer Durchlaucht als dem großen Förderer dieses Werkes, wie aus vielen Stellen des Buches und vor allem aus dem Appendix hervorgeht, verewigen zu müssen. Wenn ich mich nicht täusche, wird eurer Durchlaucht es mit diesem Sinn aufnehmen, mit dem er auch anderes, von mir Übersandtes nicht verschmähte anzunehmen: Dies wird zum ewigen Gedenken sowohl meiner Dankbarkeit gegen eurer Durchlaucht, als auch für die Wohltaten, die ihr immerfort gegen meine unwürdige Person erwiesen habt, gereichen. Ich füge diesem weitere Exemplare für die benachbarten Fürsten und Kurfürsten des Reiches bei, die so, wie die den einzelnen angefügten Aufschriften lehren, zu verteilen sind. Wenn durch diese meine Vermessenheit vielleicht etwas der den Fürsten geschuldeten Verehrung Widriges begangen sein sollte, dann vertraue ich darauf, dass mir dies die eurer Durchlaucht innewohnende Milde gewisslich leicht verzeihen wird. Denn ich fand keine geeignetere Gelegenheit als diese, bei der sie sicher und schnell zu den Fürsten, für die sie bestimmt sind, überbracht werden könnten. Meine Armut aber und mein Mangel werden von den Kosten für die Übersendung der Bücher befreit. Wie auch immer, wenn ich erfahre, dass dies eurer Durchlaucht nicht missfallen habe, werde ich Sorge tragen, dass in Kürze noch weit Edleres als dieses, das bereits für den Druck vorbereitet ist, überbracht wird. Lebe wohl Reichsfürst und Herzog, Zierde und Ruhm der Wissenschaft, und verschmähe nicht den, der zu deinen heroischen Tugenden aufblickt und sie einzig bewundert, mit der Gunst deiner Gnade.

Rom, 20. Juli 1663

Eurer Durchlaucht untertänigster und gehorsamster Diener,

Athanasius Kircher


BA-II-5-359 (1664-08-31) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

ich las mit großer Begierde das Schreiben eurer durchlauchtigsten Hoheit und war sehr erstaunt, dass eure Durchlaucht noch so viel an Stärke, in dem schon fast gebrechlichen Zustand des Alters noch soviel an Geist in sich tragen, dass es euch gefiel, mein steganographisches, mit Mühe verfasstes Brieflein mit eurer mentalen Kraft aus seinem Dunkel zu ziehen. Dies ist jedenfalls bei einem starken Herzen ein leuchtendes Zeichen eines noch auf viele Jahre dauern werdenden, höchst lebhaften Geistes; dass dies so sei, erbitte ich inständig vom besten und mächtigsten Gott mit allerdemütigsten Gebeten. Was sodann in meinem Brieflein nicht richtig verstanden schien, wurde fürwahr kundig verbessert von dem, dem eurer Durchlaucht dies auferlegte, außer dass der Ausdruck "schnelle" nicht auf das vorangehende Wort "Vögel", sondern der Ausdruck "Ceres" auf die Worte des folgenden Halbsatzes zu beziehen ist, nämlich "wie viel Saat der Ceres auf den Äckern". Was aber die Steganographie anlangt, mit der Eurer Durchlaucht nicht verschmähte, mich, euren unwürdigen Diener zu beehren, so fand ich, dass sie, insofern sie einen neuen Modus verwendet, eine nicht geringe Schwierigkeit in sich zu bergen schien. Ich habe sie dennoch mit dieser Wortregel ausgelegt: "Der Name meiner Rippe ist Sophie Elisabeth". Dies ist der Name deines durchlauchtigsten Eheweibes, das unter den übrigen deutschen Fürstenfrauen, wie ich erkenne, nicht ohne Bewunderung durch die Gelehrten, sowohl durch Bildung, als auch in den übrigen Tugend glänzend, nicht anders als eine Zypresse zwischen Sträuchern hervorragt. Eine fürwahr glückliche Verbindung, wo ein und derselbe geistige Wille, Zuneigung, Tugend und Weisheit zu einem verbunden werden. Ich beglückwünsche beide zu einer so einzigartigen Wohltat eines göttlichen Geschenkes. In Kürze wird der Erbe Jansons, Elizeus Weyerstraden, auf meine Veranlassung ein Exemplar des "Mundus Subterraneus" schicken, nachdem er nun schon aus der Presse ist und alle Exemplare fertig; und da es mir nicht verstattet ist, eurer Durchlaucht, dem großen Wohltäter, eben etwas anderes zu offerieren, so wird Euer Durchlaucht dies in dem Geist annehmen, wie er sonst das von meiner Wenigkeit ihm selbst übersandte nicht verschmähte anzunehmen. Es bleibt, die von eurer Durchlaucht mir vorgelegte Frage, was die Etymologie von "Cobra" anlangt, zu erklären. Daher möge eurer Durchlaucht wissen, dass "Piedra dela Cobra" im Portugiesischen nichts anderes bezeichnet als "Schlangenstein". "Cobra" bezeichnet in besagter Sprache nämlich Schlangentier oder Schlange, deren verderbter Ausdruck "Cobra" ist; wie wenn man "Colubra" meinte, so dass ebenso besagter Stein nicht von irgendeiner Gegend Indiens, sondern von der Schlange, in deren Eingeweiden, wie man schreibt, er gefunden wird, seinen Namen erhalten hat. Lebe Wohl, durchlauchtigster Fürst, Zierde und Ruhm des Reiches.

Rom, am Vortag der Kalenden, 1664

Eurer durchlauchtigster Hoheit untertängister und gehorsamster Diener,

Athanasius Kircher.


BA-II-5-360 (1664-10-31) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

wenn ich doch so, wie ich wollte, etwas der Masse der Wohltaten, mit der eurer Durchlaucht mich, euren unwürdigen Diener beinahe erdrückt und überschüttet, Würdiges zurückerstatten könnte, dann würde eurer Durchlaucht erfahren, dass ich nicht weniger eifrig wäre im Vergelten als ihr im Geben. Aber da ich, redlich eingedenk meiner Armut und Dürftigkeit, nichts finde, dass einem solchen Spender angemessen wäre, sehe ich, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als dass die überfließende Fülle von Verdiensten, mit denen ihr nicht nur meine Person von geringem Stande, sondern auch die ganze Respublica Literaria schon längst auf immer euch verbunden habt, der späteren Nachwelt durch die unsterbliche Ehre und den Ruhm eures Namens bekannt wird; daher danke ich eurer Durchlaucht, soviel ich vermag, für den so großen und so üppigen, Eure Größe darlegenden Beweis über 200 Reichstaler. Das Buch über den Tempel Salomons, das Ihr mit Sorgfalt und Fleiß für ein gutes Publikum auf eigene Kosten aus dem Dunkel ans Licht gebracht habt, habe ich auch mit großer Begierde gelesen; fürwahr ein vorzügliches Werk, das der gelehrte Erdkreis wegen der Kenntnis der darin verborgenen Dinge nicht hoch genug schätzen kann. Janson schrieb mir, er sei überzeugt, dass der "Mundus Subterraneus", wenn er noch nicht zu eurer Durchlaucht gelangt ist, sicher innerhalb kurzer Zeit sich vor eurem durchlauchtigsten Antlitz befinden wird. Demselben Janson habe ich auch geschrieben, dass er die "Ars Magna Lucis et Umbrae", die er erneut drucken ließ, dem ruhmreichen Namen Deiner Durchlaucht zuschreibt. Ich habe schon ein neues Buch in Händen, dessen Titel lautet: "China erläutert anhand der sakralen, wie auch profanen Monumente, sowie künstlichen und natürlichen Wundern". Besagter Janson ließ mich wissen, dass er es in vier Sprachen drucken werde, in Latein, in Französisch, in Deutsch und in Niederländisch, ein anderes über die verborgenen Geheimnisse der Zahlen und, folgende, wenn Gott es gibt, die "Ars combinatoria" und den "Iter Hetruscum", staunenswerte Dinge des alten Latio, und weiter liegen im Schoß der göttlichen Vorsehung. Diese alle seien für Deine Durchlaucht, damit man nicht glaube, meine Feder sei, angestachelt durch eure Freizügigkeit, durch Müßiggang erlahmt. Gleich welche, sie seien alle schließlich zum Ruhm des göttlichen Wesens und zum Nutzen der Respublica literaria. Ich erfreue mich hier des Öfteren des Umgangs mit dem durchlauchtigsten Fürsten, Johann Friedrich, dem Herzog von Lüneburg, und werde auch die Eures durchlauchtigsten Bruders, des Bischofs von Osnabrück, genießen, der vorgestern, gemeinsam mit seinem durchlauchtigsten Eheweib, in Rom ankam. Doch um eurer Durchlaucht nicht länger zu behelligen, küsse ich diese durchlauchtigste Hand, erflehe inständig mit brennenden Gebeten für ihn vom höchsten und mächtigsten Gott ein langes Leben und schließlich im himmlischen Vaterland ein nie endendes Glück. Lebe wohl, Zierde der Fürsten und glänzendes Vorbild der Tugenden unter den Fürsten dieses Zeitalters.

Rom, 31. Okt. 1664.

Eurer Durchlaucht untertänigster und gehorsamster Diener,

Athanasius Kircher


BA-II-5-362 (1665-02-21) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Fürst und Herzog des heiligen römischen Reiches!

Wenn ich, wie ich wollte, doch meine Dankbarkeit und Bereitschaft meiner Dienstbeflissenheit ob des erneuten Beweises mir erwiesener Wohltätigkeit mit hinlänglichen Worten darlegen könnte! Gewiss, es könnte scheinen, ich hätte etwas geleistet. Doch jenes Übermaß an Freizügigkeit und Wohltat, mit der Eurer Durchlaucht mich bedenkt, ist so groß, dass es mir jegliche Möglichkeit zu geben entreißt, weshalb es ratsamer ist, es schweigend zu übergehen, als die große Geistesstärke eurer Majestät allzu dürftig und spärlich zu schildern. Daher danke ich vielmals für ein so großes Geschenk, für eine solche Anhäufung von Wohltaten, mit der sie sich befleißigt, mich nahezu liebevoll zu erdrücken. Ich sehe, dass ich gewiss für mich nichts ergreife, als eifrig den Großmut Eures königlichen Herzens bei der kommenden dankbaren Nachwelt zu verewigen. Der nun bereits gedruckte "Mundus subteraneus" wird in Kürze, wie Janson mir schrieb, auf dem kürzesten Weg zu Matthias Weber und von diesem zu Eurer durchlauchten Hoheit geschickt werden. Ich vertraue darauf, dass er dem klaren Geist und geschliffenen Urteil Eurer Durchlaucht angemessen sein wird und so auch, wenn ich mich nicht täusche, keineswegs missfallen wird. Auch die hier in Rom verfertigte "Observatio Cometae" wird er zweifelsohne von seinem Agenten, dem hochgebildeten Georg Anckel erhalten. Indessen ist von den Römischen Astronomen im Gürtel der Andromeda, dicht neben der Cassiopeia, ein Anfang oder eher der Embryo eines Kometen entdeckt worden, der sich der Betrachtung in der Weise eines dunklen Wölkchens darbietet. Es mögen ihn auch die Astronomen Eurer Durchlaucht beobachten. Was der höchste und mächtigste Gott mit diesem neuen uns gegebenen Himmelszeichen uns bedeuten will, weiß allein der Schöpfer von allem. Unseres Teils wird es sein, die göttliche Gerechtigkeit mit unaufhörlichen Gebeten zu erweichen, damit sie Übel androhende Zeichen zum Guten für den christlichen Erdkreis wende. Ich füge diesen die "Nova Saturni et Jovis phasis" bei, die Joseph Campanus mit einem von ihm konstruierten Rohr von 55 Spannen entdeckt hat. Daraus wird gefolgert, dass die bisher um den Saturn herum gesichteten Begleiter keine Sterne seien, sondern ein leuchtender Kreis, mit dem es dem weisesten Weltschöpfer gefiel, die Kugel des Saturn zu umgeben. Zu welchem Zweck ist uns unbekannt, so wie er nicht wollte, dass wir seine geheimen Entschlüsse kennen und dass wir seine Werke nur bewundern, die wir nicht begreifen können. Lebe wohl, durchlauchtigster Fürst des heiligen römischen Reiches, Zierde und Ruhm des Reiches und dazu freigiebigster Mäzenas für die Wissenschaft.

Rom, 21. Februar 1665

Eurer Durchlaucht untertänigster und gehorsamster Diener,

Athanasius Kircher


BA-II-5-363 (1665-03-27) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

wie große Ehre eure Durchlaucht meiner unwürdigen Person angedeihen lasst, hat sie mit einem lichtvollen Zeichen bewiesen, indem sie nicht verschmähte, meine nur obenhin und in unvollkommenem Stil verfasste Beobachtung über den Kometen des laufenden Jahres, zu meiner höchsten Beschämung der Öffentlichkeit zu übergeben. Wenn ich es vorhergesehen hätte, dann hätte ich vielleicht etwas dem unvergleichlichen Verdienst eurer Durchlaucht Würdigeres und Vorzüglicheres ersonnen. Wie auch immer, ich werde sie mit jenem Dank in Empfang nehmen, der ihr angemessen ist. Und damit ich mich einer solchen Wohltat nicht undankbar erweise, schicke ich mit diesen Zeilen eine andere, von einem Mathematiker des römischen Kollegiums vollkommener ausgearbeitete Beobachtung, zusammen mit der "Nova physiologia de natura Cometarum", in der, was auch immer an Interessantem gewünscht werden kann, gedruckt gefunden wird. Und insofern ich aus vielen Gründen meinte, dass es nicht unter meinem Namen veröffentlicht werden sollte, habe ich auch um das Verlangen vieler großer Häupter, die mich dazu ermunterten, zu befriedigen, einen meiner privaten Hörer veranlasst, es unter seinem Namen ins Italienische zu übersetzen. Ich bin zuversichtlich, dass dieser, insofern ihm Geist und Feder zu Gebote stehen, dies auch zur vollen Befriedigung getan hat. Lebe wohl Durchlauchtigster Fürst und Stütze des Reiches.

Rom, 27. März 1665.

Eurer durchlauchtigster Hoheit untertänigster und gehorsamster Diener

Athanasius Kircher


BA-II-5-365 (1665-03-08) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

endlich schicke ich eurer Durchlaucht das neue, von mir herausgegebene kleine Werk, dessen Titel "Historia Eustachio-Mariana" lautet, das ich schon lang versprochen habe. Insofern dessen Gegenstand der Anfang des Buches klärlich darlegt, halte ich es für überflüssig, es weitschweifig zu erläutern. Der Ort wird darin beschrieben, hochberühmt bei den Kirchenschriftstellern, einerseits wegen der Konversion des Märtyrers Eustachios zu Christus, andererseits wegen der Marienkirche, die ebendort von Konstantin dem Großen gestiftet wurde; diesen bislang unbekannten oder allenfalls gerüchteweise von den Historikern her bekannten Ort habe ich, als ich im Begriff war, nach vielen Jahren wieder die Altertümer des alten Latium zu erkunden, in der nahezu unzugänglichen Einsamkeit des höchsten Berges von Palästrina entdeckt, nicht so sehr durch Zufall als durch göttliche Fügung, und meinte, es mit dem gegenwärtigen kleinen Werk der Welt bekannt machen zu müssen. Wie auch immer, Eurer Durchlaucht wird es mit der Geneigtheit annehmen, mit der Sie auch das andere von mir Dargebrachte nach Maßgabe ihrer außergewöhnlichen Bildung und ihres Wohlwollens anzunehmen nicht verschmähte. Lebe wohl, durchlauchtigster Fürst, des Reiches Zierde und Ruhm.

Rom, 8. Mai. 1665

Eurer durchlauchtigsten Hoheit untertänigster und gehorsamster Diener Athanasius Kircher

P.S. Ich schicke ein weiteres Exemplar für den durchlauchtigsten Fürsten Johann Friedrich, der, wie ich hörte, die Stelle des verstorbenen Bruders eingenommen hat. Ich bitte Eurer Durchlaucht mir die Ehre zu erweisen, ihm jenes bei günstiger Gelegenheit zu übermitteln. Und er möge meine Unverfrorenheit entschuldigen, die er nur aus dem hohen Vertrauen, das ich gegen Eurer Durchlaucht hege, entschuldigt weiß.


BA-II-5-366 (1665-07-25) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

Eure durchlauchtigste Hoheit haben mich mit einem neuen Berg von Wohltaten überhäuft, so dass ich, von Schamröte übergossen, nicht weiß, was ich auf eine solche Wohltat und Großzügigkeit erwidern soll. Und da ein Mann der Feder nichts Würdigeres und Ehrerbietigeres tun kann, als dass er auch den Nutzen dieser Dinge, durch deren Freigiebigkeit er der Respublica literaria nutzte, der Nachwelt für die Unsterblichkeit überliefert, meinte ich daher, damit ich mich einer so reichen und wahrhaft königlichen Freigiebigkeit nicht undankbar erweise, mit irgendeinem vorzüglichen Werk meinen Willen Eurer Durchlaucht gegenüber zum Ausdruck bringen zu müssen. Wenn ich denn jene kleinen Werke, die jährlich von mir herausgegeben werden, immer für zu leicht befand, als dass sie einem so hochbedeutenden und um die Respublica literaria so verdienstvollen Fürsten gewidmet werden, meinte ich daher, dass ein größeres und bedeutenderes Werk mit dem Namen "Iter Etruscum", das zunächst dem bedeutenden Herzog von Florenz, sodann aber nach einem Sinneswechsel, da mir nichts angemessener erschien, mit größerem Recht und Verdienst Eurer Durchlaucht Namen widmen zu müssen. Und damit ich in der Ausführung meines Vorsatzes nicht weiter Zeit vergeude, widme ich mich einzig und allein dem Ausformulieren und Vermehren besagten Werkes, indem ich alles andere liegenlasse, damit es so schnell wie möglich Janson - der danach schon seit vielen Jahren inständig verlangt, um es, wie gewohnt, prachtvoll zu drucken – zugeschickt und der Presse übergeben wird. Und dies tue ich umso lieber, als ich schon des längeren mit Eifer eine Gelegenheit suche, durch die ich die unsterblichen Wohltaten, die Eurer Durchlaucht für die Respublica literaria geleistet hat, und vor allem das allzu geneigte Interesse an der Förderung meiner Studien der Nachwelt zu bezeugen vermag. Wenn ich außerdem aus unserem Arzeikästchen kunstvolle Erzeugnisse aus einer edleren Substanz, die von unseren Alchemisten mit großer Sorgfalt zubereitet wurde, zur Pflege und Stärkung des gebrechlichen Körpers Eurer Durchlaucht übersenden werde, dann wird sie sie wohl würdig befinden, sie mit diesem Gefühl anzunehmen, mit dem jener sie darbietet, der nichts anderes wünscht, als dass das Leben Eurer Durchlaucht kraft dieser Medikamente bis ins Nestorianische Alter fortdauere. Ich habe dieses Jahr zwei Büchlein drucken lassen. Dem ersteren ist die "Historia Eustachio-mariana" beigefügt, die Ihr, da sie von mir bereits geschickt wurde, zweifelsohne erhalten habt. Das andere handelt handelt von verborgenen Geheimnissen der Zahlen; ich werde es ebenfalls in den nächsten Tagen zu Eurer Durchlaucht auf den Weg bringen, sobald ich von dem Agenten Eurer Durchlaucht in Augsburg, Johann Georg Anckel, erfahren habe, bei welcher Gelegenheit dies alles sicher und ungefährdet übersandt werden kann. Und damit ich Eurer Durchlaucht, beladen mit dem Gewicht der Verpflichtungen, nicht länger aufhalte, lege ich die Feder beiseite. Lebe wohl, erhabene Zierde und einzigartiges Vorbild der Fürsten.

Rom, 25. Juli 1665

Eurer durchlauchtigster Hoheit untertänigster und gehorsamster Diener

Athanasius Kircher


BA-II-5-367 (1665-08-01) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

Hiermit schicke ich Eurer Durchlaucht ein neues, hier in Rom herausgegebenes kleineres Werk mit dem Titel "De Arcanis Numerorum Mysteriis", in dem ich auf Blatt 149 die Kryptographie Eurer Durchlaucht erwähne. Ein freilich dürftiges Geschenk, verglichen mit den unendlichen Wohltaten, mit denen ihr mich und meine Studien unablässig fördert. Ich habe beschlossen, ein wenig umfangreicheres, auch an Gelehrsamkeit vielleicht umfangreicheres Werk Eurer Durchlaucht zu widmen, das den Titel "Iter Hetruscum" trägt (in diesem werden die Altertümer Etruriens, von den Nachkommen Noahs bis zum heutigen Tag beschrieben; das Staatswesen wird dargelegt; die Wunder der Natur erläutert, die ich in den Bergen, den Städten, Landschaften, Flüssen, Seen und zahlreichen Quellen beobachtet habe). Dies wünschte dringlich seit geraumer Zeit auch Janson. Ich habe Eurer Durchlaucht auch ein anderes kleineres Werk geschickt, das den Titel "Historia Eustachio-mariana" trägt, von dem ich nicht weiß, ob Sie es erhalten hat. Das übrige aber, was ich Eurer Durchlaucht in meinem letzten Schreiben zu schicken versprach, will ich in den nächsten Tagen erledigen, sobald ich von Eurem Getreuen in Augsburg, Johann Georg Anckel, erfahren habe, durch wen und auf welchem Weg es sicher und ungefährdet übersandt werden kann. Lebe wohl, Durchlauchtigster Fürst, und erweist mir die Ehre, die geringen Gaben dessen zu empfangen, der immer ist und war Eurer Durchlauchtigsten Hoheit untertäniger und gehorsamer Diener, Athanasius Kircher.

Rom, 1. August 1665


BA-II-5-368 (1665-08-22) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

Ich schicke hiermit Eurer Durchlauchtigsten Hoheit das schon seit langem versprochene kleine Geschenk aus meinem Arzneikästchen, ein kleines Geschenk, sage ich, völlig unvergleichlich den unermesslichen Wohltaten Eurer Durchlaucht, weshalb Sie mir die Ehre erweisen wird, meine Ohnmacht, Ihr etwas zu vergelten, zu verzeihen. Ich gebe in Ansehung meiner Dürftigkeit und Armut, was ich vermag, und was ich dem Gefühl der Dankbarkeit schulde, durch die schon längst unzähligen Wohltaten nicht nur bezwungen, sondern gänzlich besiegt. Zeugnis dafür wird das Werk ablegen, das, wie ich entschieden habe, dem glorreichen Glanz Eures durchlauchtigsten Namens gewidmet werden soll, zum Gedächtnis einer dankbaren Nachwelt. Ich vertraue darauf, dass Eurer Durchlaucht das geringe Geschenk in diesem Sinne aufnehmen werden, wie es Euer armer und demütiger Diener Euch darbietet, erfüllt von dem herzinnigsten Drang der Verehrung und Hochachtung. Eurer Durchlaucht werden in demselben Kästchen eine philosophische Abhandlung finden, die von einem Polnischen Edelmann in einer öffentlichen Disputation unseres Gymnasiums vorgebracht wurde, die als vollkommenstes Beispiel für die Mal- und Kupferstichkunst von allen geschätzt wird; so glaube ich nicht, dass das, was zur Nachahmung für seine Maler gezeigt werden kann, Eurer Durchlaucht missfallen werde. Lebe wohl, Durchlauchtigster Fürst des Reiches und dessen Zierde und Stütze.

Rom, 22. August 1665

Eurer Durchlauchtigster Hoheit untertänigster und gehorsamster Diener,

Athanasius Kircher


BA-II-5-369 (1666-01-08) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

Was ist denn das Verdienst meiner unwürdigen Person? Welche Verpflichtung besteht für einen geleisteten Dienst? Welchen Lohn kann es für ein irgendeinmal verdienstvolles Werk geben? dass Eurer Durchlaucht nicht ablasst, meine unwürdige Person mit so großen Wohltaten und so vielen Geschenken, nicht sage ich: zu überhäufen, sondern gleichsam zu begraben. Ich jedenfalls bin angesichts einer solchen Großzügigkeit und heroischen Weitherzigkeit verwirrt und weiß nicht, was ich aus der neuerlichen Unterstützung von 300 Talern machen soll. Ratlos, zweifelnd und verwirrt stehe ich vor der Verlegenheit: Wie soll ich die reichlich auf mich gehäuften Gaben vergelten? Doch wie diese aus der Fülle Deines großmütigen Sinnes fließen, so erwirbst Du Dir, indem Dein Ruf sich verbreitet, einen solch großen Namen der Wertschätzung bei allen, auch auf diesem Schauplatz der Stadt und der Welt, dass sogar purpurne Häupter nicht fehlen, die über eine solch königliche und großzügig Wohltaten erweisende Weitherzigkeit Eurer Durchlaucht erstaunen und sie rühmen. Und sie nehmen sich diese als ein Beispiel für die Förderung der freien Künste, allen Fürsten zur Nachahmung, so dass sie das, was einem großen, Dir ähnlichen Fürsten ziemt, durch Dein Beispiel lernen. Es bleibt daher nur, dass ich Eurer Durchlauchtigsten Hoheit nicht nur, wie ich vermag, sondern wie ich von tiefstem Herzen wünsche, für so große Geschenke meiner tiefsten und unsterblichen Dankbarkeit versichere. Anders vermag ich es ihm allerdings nicht zu vergelten, außer dass ich nicht nur dem ganzen Erdkreis, sondern auch der dankbaren späteren Nachwelt zeige, wie groß die Wohltaten Eurer Durchlaucht zur Förderung der Respublica literaria und vor allem meiner Studien sind, und ich werde bezeugen, wie groß die Verpflichtungen sind: ich vertraue darauf, dass ich es leisten werde, indem ich Werke dem ruhmreichen Glanz Deines Namens widme (woran ich schon Janson, den Amsterdamer Drucker meiner Bücher, erinnert habe). Damit dennoch auch ich nicht ohne geringste Geschenke vor dem Antlitz Eurer Durchlaucht erscheine, werde ich selbst einige Kuriositäten als Ausdruck meiner Zuneigung zu Eurer Durchlaucht bei nächster Gelegenheit übersenden. Lebe wohl, Zierde, Richtschnur und Vorbild der Fürsten. Nicht werde ich ablassen, vom höchsten und allmächtigen Gott mit unablässigen Gebeten zu erflehen, dass er Eurer Durchlaucht viele Lebensjahre zum Nutzen des öffentlichen Gutes schenkt.

Rom 8. Januar, 1666.

Eurer Durchlauchtigster Hoheit

untertänigster und gehorsamster Diener,

Athanasius Kircher


6-Noviss-2f-59 (1666-03-19) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

der Blick auf die ungeheuren Wohltaten, die Eure Durchlauchtigste Hoheit meiner so unwürdigen Person mit einer königlichen vergleichbaren Großzügigkeit bis jetzt erwiesen hat, schien, gleichwie ein Gesetz, einen Beweis der schuldigen Dankbarkeit von mir zu verlangen. Aber ich finde nichts, was ich geben könnte, das einer so großen fürstlichen Freigiebigkeit würdig wäre. Damit ich dennoch nicht bäuerischer Undankbarkeit für schuldig befunden werde, schicke ich Eurer Durchlaucht das mir Teuerste und Kostbarste, nämlich einen höchst seltenen und alten Kodex der vier Evangelien Christi in Syrischer Sprache und in einer Schrift, die man Estranghelo nennt, geschrieben vor 745 Jahren, wie eine Inschrift am Ende des Buches beweist. Er enthält jedoch außer den vier Evangelien einige sehr kurze Marginalglossen, bald in Arabisch, bald in Syrisch verfasst. Am Fuß der Blätter findet man nahezu immer, mit roter Farbe geschrieben, die Namen der Evangelisten, mit denen sie den einheitlichen Sinn bei der Zusammenstellung der jeweiligen Texte anzeigen. Damit der Leser beim Finden der Kapitel keine Zeit verliert, haben wir diese nach der gewohnten Kapitelabfolge und -aufteilung in den lateinischen Evangelien hinzugefügt; am Ende des Kodex haben wir beim Johannesevangelium das ergänzt, was fehlte. Hierauf folgt das Verzeichnis, das darlegt, zu welcher Zeit, Tag und Fest die Evangelien rezitiert werden müssen. Geschrieben wurde der Kodex, wie ich oben erwähnte, in Syrisch, das zurzeit Christi in ganz Palästina allgemein gebräuchlich war. Daher wird, wer Hebräisch kann, dieses ohne Schwierigkeit in kurzer Zeit lernen, vor allem, wenn er im Chaldäischen, das man Thargumisch nennt, versiert ist, da dieses von jenem sich nur durch die Schrift unterscheidet. Daher bedarf es, um den Kodex zu lesen, nichts anderem, als dass der Leser sich durch Lesen der Estrangelischen Schrift übt, die sich vom Syrischen kaum unterscheidet. Damit dies leichter fällt, meinte ich, hier ein Alphabet beizufügen zu müssen. Im Übrigen stimmt der Text allenthalben mit dem überein, der sich in den Syrisch gedruckten, königlichen Bibeln Plantins findet. Aber das soll zur Beschreibung des Kodex genügen. Denn wer über das Alter des Kodex, über dessen Schreiber, den Ort, das Heimatland, Stadt, wo er geschrieben ist, mehr zu wissen verlangt, der gehe zu dem Blatt, das am Ende des Kodex eingefügt ist, wo er einzelnes finden wird, das aus dem Syrischen ins Lateinische übersetzt wurde. Ich habe diesem Kodex den zweiten Band der apostolischen Predigten beigefügt, die unser verehrenswürdiger Ordensgeneral, Vater Johannes Paulus Oliva, unlängst herausgegeben hat und nun durch mich Eurer Durchlaucht offeriert. Ich vertraue darauf, dass, wie er die moralischen Beweise kundig und elegant in Italienisch behandelt, er so auch Eurer durchlauchtigsten Hoheit gefallen wird. Unlängst schickte ich ein kleines Medizinkästchen, mit Medikamenten versehen, das sehr geeignet war einerseits, den gebrechlichen Körper Eurer Durchlaucht zu stärken, andererseits das Leben zu verlängern, das, wie ich vernahm, gnädig aufgenommen wurde. Ich schicke hiermit anderes, und zwar kostbare Öle und Duftwasser, in getrennten Kistchen verpackt, die einerseits zum Widerentfachen der durch anstrengende Studien erschöpften Lebensgeister, andererseits zum kosmetischen Gebrauch für Eurer Durchlaucht Eheweib dienen. Diesen füge ich drei Paare Handschuhe bei, die wegen der Vorzüglichkeit des Duftes bei allen anderen in höchstem Ansehen stehen. Da sie hier in Rom mit einzigartigem Verstand und Fleiß hergestellt wurden, hoffe ich, dass sie auch angenommen werden mögen. Und dies sind die Dinge, die ich Eurer Durchlaucht zum Beweis meiner schuldigen Dankbarkeit in Ansehung meiner eigenen Dürftigkeit meinte schenken zu müssen. Bei deren Annahme möget ihr nicht so sehr die Sachen selbst - im Übrigen einem so bedeutenden Fürsten ganz unangemessen -, als vor allem meine Absicht, reich und voll vom Gefühl der dienstbaren Zuneigung, sehen. Lebe wohl, Fürst des Reiches, Zierde und Ruhm der Fürsten, und lasse ferner nicht ab, mich unter dem Schirm deiner Gnade zu fördern und meine Studien, gleichwie als heilige, zu begünstigen.

Rom, 19. März 1666.

Eurer durchlauchtigsten Hoheit

untertänigster und gehorsamster Diener,

Athanasius Kircher


BA-II-5-370 (1666-04-02) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

ehe ich beginne, zu dem mir übersandten Kalender mein Urteil vorzubringen, das von mir zu erfragen Eure Durchlaucht mich würdigtet, möchte ich Euch zunächst meinen uneingeschränkten Dank abstatten, einerseits für die eigenen Bücher voller Gelehrsamkeit, andererseits für die von anderer Fürstenhand geschrieben. In der Tat ein höchst lichtvoller Beweis für Deine Zuneigung zu mir und meinen Studien. Sodann danke ich Dir gleichermaßen, weisester Fürst, für jene goldene Münze, ein einzigartiges Geschenk, mit dem es Euch gefiel, mich unwürdige Person zu ehren. Angesichts dessen, dass sie aus der silberführenden Scholle, die Eurer Gerichtsbarkeit unterworfen ist, durch chemische Kunst herausgelöst wurde, vermag ich sie nicht höher zu schätzen, als dass sie in meinem Museum ausgestellt und allen Besuchern der verschiedenen Nationen, die jenes besichtigen, gleichwie eine seltene Kostbarkeit und nicht ohne ehrende Nennung Deines ruhmreichen Namens gezeigt wird. Ich habe, , ein Kistchen, gefüllt mit römischen Dingen, geschickt, die bei den edlen Häuptern allenthalben in großem Wert zu stehen pflegen, die, wie ich zuversichtlich hoffe, in Kürze ankommen wird. Was sie im Einzelnen enthält, habe ich Eurer Durchlaucht schon in dem vor acht Tagen übersandten Schreiben angezeigt. Ich komme nun zu dem, was Eure Durchlaucht von mir erfragte, nämlich mein Urteil über einen neuen Kalender, der schon den kaiserlichen Komitien vorgelegt wurde, in dem der Autor mit einer neuen Methode und mit Fleiß vorgibt, den Kalender einerseits des neuen, andererseits des alten Stils in eine Einheit zu zwingen. Ich habe das Werk mit größter Aufmerksamkeit gelesen und sorgfältig das Verfahren und die Grundlage vermerkt, auf die gestützt er in seinem Kalender, der sich beiden Stilen anpassen sollte, vorging. Ein Werk von in der Tat großer Schwierigkeit hat der Autor übernommen, um das, was er anstrebt, zu erreichen. Dass der Juliansche Kalender alten Stils vom Ziel abirrt, ist so gewiss, wie gewiss ist, dass sowohl die Goldene Zahl, als auch die Julianische Berechnung bei der wahren Dauer des Sonnenjahres und folglich bei der Berechnung der Schalttage um viele Parasangen, wie man zu sagen pflegt, im Laufe der Zeiten vom Wahren abwich. Der Gregorianische Kalender bemerkte diese Abweichung und verbesserte sie so, dass vom Jahr 1582 der Kalenderverbesserung an, wie aus der Berechnung des Clavius erhellt, bei der Feier des Osterfests und der anderen beweglichen Feste bis auf 5000 Jahre hin kein Fehler angetroffen wird, was auch immer viele bis heute zu zeigen versuchten und dennoch nicht beweisen konnten. Was aber nach den 5000 Jahren sein wird, möge, wenn die Welt so lange Bestand hat, die Nachwelt sehen. Dann kommt schließlich M.Abdias Trew daher, im Übrigen ein kundiger Mathematiker und einer, der Erfahrung mit der Computistik hat. Er bemerkt die von mir genannte Abweichung im alten Kalender. Und da er den neuen überhaupt nicht schätzt, aus Gründen, die sich jeder leichter vorstellen, als dass ich jene hier anführen kann, wirft er sich auf das eine, dass er einen Weg finde, dass der alte Stil mit dem neuen, wenigstens bezüglich der Feier der beweglichen Feste, übereinstimme, indem er einen mittleren Weg verfolgt. Aber, wie man sagt, der, der die Charybdis meiden will, gerät an die Skylla. Denn die von ihm vorgeschlagene und für gut befundene Methode macht es erforderlich, sowohl den alten wie den neuen Kalender zu beseitigen und einen um einen ganzen Himmel verschiedenen, der keine 400 Jahre Gültigkeit behält, zu begründen: da es nicht möglich ist, dass diese 3 Kalender bei der Feier der beweglichen Feste sowohl bei den Epakten als auch bei den übrigen Zyklen, und der von besagten Festen gleichen Schrittes voranschreiten. Dies könnte ich noch deutlicher beweisen, wenn die Kürze der Zeit es mir erlaubte. Alles wäre zu ändern. Eine wie große Verwirrung dies in der christlichen Welt verursachen würde, wird einzig der nicht wissen, der ein Geschäft von solcher Bedeutung mit der Waage eines unausgereiften Urteils wiegt. Weshalb ich dem gelehrten Mann raten würde, dass er nichts von seiner neuen Methode erwähnt, da sie nicht Bestand haben und insofern auch nicht von allen übernommen werden darf, noch kann. Und ich möchte nicht glauben, dass es möglich ist, dass so viele Völker verschiedener Nationen das Argument eines Privatgelehrten übernehmen werden, nachdem der Gregorianische Kalender in Gebrach ist, der mit unglaublicher Sorgfalt und Umsicht, und auch ungeheurem Aufwand erstellt, außerdem von allen kundigen Mathematikern der Universitäten ganz Europas untersucht, gebilligt und schließlich mit der Zustimmung und Einmütigkeit der katholischen Kaiser und Könige als rechtmäßig und wahrhaftig übernommen worden ist. Und dies ist mein Urteil über den neuen Kalender, was ich mit der Aufrichtigkeit und Redlichkeit vorbringe, wie es ein geborener Deutscher, ein scharfer Verfechter der Wahrheit zu tun pflegt. Ich jedenfalls versichere Eurer Durchlaucht aufrichtig, dass ich, selbst wenn es mir zuteil würde, durch einen geometrischen Beweis einen Irrtum in einem öffentlichen Geschäft von dieser Bedeutung aufzudecken, ich dennoch lieber meine Unkenntnis bekennen und mein Wissen eher mit ewigem Schweigen belegen wollte, als mit dieser Neuigkeit den Erdkreis zu verwirren und die Gemüter der Sterblichen in tausend Possen zu verwickeln. Lebe wohl, durchlauchtigster Reichfürst und lasse nicht ab, mir die Gunst Deiner Gnade zu gewähren.

Rom, 2. April 1666

Eurer durchlauchtigsten Hoheit untertänigster und gehorsamster Diener,

Athanasius Kircher


BA-II-5-371 (1666-07-10) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

so sehr bin ich von dem unglaublichen Übermaß der Großzügigkeit Eurer Durchlaucht überwältigt, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll, oder was meine Wenigkeit Würdiges geben kann. Ich suche einen Weg, finde ihn aber nicht. Euer Durchlaucht möge daher ablassen, mich mit so vielen Wohltaten zu überhäufen, weil ich mein Unvermögen erkenne und mich völlig außerstande sehe, eine solche Last von Verpflichtungen, mit der Ihr mich Euch verbunden habt, zu tragen. Nur dies eine kann ich Euch vergelten, dass mir die besondere Sorge obliegt, den Ruhm Eures Namens in diesem Welttheater zu verbreiten. Und ich habe bewirkt, dass Euer Durchlaucht und er selbst, der gelehrteste der Fürsten, August, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, als Urbild und Muster königlicher Großzügigkeit gilt, allen Fürsten zur Nachahmung; mit einer solchen Verehrung, dass viele dessen Bild, das in meinem Museum an erster Stelle steht, wegen des Anblicks des verehrungswürdigen, irgendwie Majestät atmenden Alters, für sich kopieren lassen. Ja sogar der Papst selbst, wenn er es von mir gehört hätte, würde es in Bewunderung des in der Förderung der Wissenschaften und der Künste königlichen Sinnes sagen. Mögen die unsrigen sich von dem großzügigen Fürsten ein Beispiel nehmen und mögen sie von ihm lernen, was ihnen zur Zierde gereicht. Dieser würde auch gern zur Bezeugung der zu seiner Person empfangenen Wertschätzung Euer Durchlaucht eine goldene Münze schicken, die er Königen und Fürsten zu schicken pflegt, wenn er wüsste, dass sie nicht ungnädig aufgenommen wird. Ich will vielleicht in der nächsten Woche eine Kiste für Eurer Durchlaucht abschicken. In dieser ist ein Band der Predigten des Ordensgenerals unserer Gemeinschaft, Johannes Paulus Oliva, enthalten. Er selbst schickt ihn Eurer Durchlaucht, um seine besondere Zuneigung zu Euch zu bezeugen, zusammen mit Briefen desselben, die ich den meinigen beigefügt habe. Außerdem habe ich der Kiste einige Exemplare meines neuen Werkes beigelegt, das der Papst hier in Rom drucken ließ. Sie enthalten u.a. eine hochinteressante Hieroglyphenübersetzung jenes ägyptischen Obelisken, der vor nicht langer Zeit im Schutt des alten Minervaheiligtums gefunden wurde und nun in größter Pracht auf dem Forum jenes Tempels aufgerichtet wird, nachdem man ihn auf einen Elefanten gestellt hat. Wenn Euer Durchlaucht es für nützlich erachtet und Ihr denkt, dass es nicht ungnädig aufgenommen wird, dann kann Sie ein Exemplar dem Reichs-Kurfürsten von Sachsen in meinem Namen übermitteln und ein anderes dem durchlauchtigsten Fürsten und Herzog Johann Friedrich. Ihr werdet so liebenswürdig sein, die übrigen nach Gutdünken zu verteilen. Ich habe ein Gefäß beigefügt, gefüllt mit apoplektischem Balsam, an dem, wie ich höre, Euer Durchlaucht Gefallen findet. Sie möge ihn verwenden, um die Kraft des gebrechlichen Körpers zu stärken, vor allem aber als Heilmittel gegen jede Art von Rheuma. Wenn die Duftwässerchen, Handschuhe, Fächer und ähnliche Kleinodien römischer Annehmlichkeiten Eurem durchlauchtigsten Eheweib gefallen, dann braucht Ihr es mir nur mit einem Wink zu bedeuten. Wie mir Janson, der Drucker meiner Werke in Holland, bezüglich des "Iter Hetruscum" und der "Ars magna Lucis et Umbrae" schrieb, die ich beide dem ruhmreichen Namen Eurer Durchlaucht widmete, sei wegen der allgemeinen schlimmen Lage und den Kriegswirren die Arbeit an beiden zu meinem Missfallen ins Stocken geraten, da sie wegen des daniederliegenden Handels Mangel an Papier haben und die Setzer, Stecher, usf. Militärdienst leisten und deswegen überallhin verstreut sind. Er hofft jedoch auf die Zukunft, dass, wenn die Hoffnung auf ruhigere Zeiten aufblitzt, er die Euer Durchlaucht gewidmeten Werke fertig stellt. Aber damit ich nicht länger Euer Durchlaucht mit ungebührlichem Wortschwall aufhalte, lege ich die Feder beiseite und wünsche nichts anderes, als dass Gott, der allmächtige, Euer Durchlaucht zum Wohle der gelehrten Welt ein langes Leben schenkt. Lebe wohl, großmütigster und gelehrtester unter den Fürsten, große Stütze des heiligen römischen Reiches. Möge er gesund bleiben für Gott, das Reich und sich selbst.

Eurer durchlauchtigsten Hoheit untertänigster und gehorsamster Diener,

Athanasius Kircher


BA-II-5-372 (1666-07-24) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Reichsfürst und Herzog,

den Strauss von Kostbarkeiten, nämlich das getreue Bild zusammen mit drei Münzen, einer goldenen und zwei silbernen, mit denen es mit unglaublichem und unvergleichlichem Wohlwollen und Großzügigkeit Eurer Durchlaucht gefiel, meine unwürdige Person zu bereichern, habe ich aus treuen Händen empfangen. Je intensiver ich über diese Geschenke nachdenke, so oft werde durch eine Art Scham in mir selbst verwirrt, und ich schäme ich mich meiner Armut sehr, weil ich es nicht vermag, dem großzügigen Spender Gleiches zu vergelten. Alle, denen ich die prachtvollen Münzen gezeigt habe, staunen und bewundern das großmütige und wahrlich königliche Herz Eurer Durchlaucht. Und sie bekennen offen, dass man ähnliche Fürsten in Italien nicht antrifft. Bewundert hat auch der verehrungswürdige Ordensgeneral Vater Johannes Paulus Oliva die unvergleichlichen Tugenden Eures heroischen Sinnes, die Freigiebigkeit eines großen Herzens beim Gewähren von Wohltaten und die Neigung zu überfließender Freigiebigkeit, so dass auch er Euer Durchlaucht nicht hoch genug schätzen kann,- unter Bezeugung der aufrichtigsten Zuneigung und ebenso nicht ohne ihn bei allen aufs ehrenvollste zu erwähnen. Um dies noch deutlicher machen zu können, wollte er eines von den mir übersandten Bildern bei sich behalten, um dies verehrungswürdige, dem Reich würdige Bild Eures Antlitzes, voll von wahrhafter Majestät, den römischen Häuptern, die ihn häufig zu besuchen pflegen, zu zeigen. Ich habe es auch dem Durchlauchtigsten Kardinal Landgraf gezeigt. Er hat das Bild bei sich behalten, um es seinesgleichen zu zeigen. Er war hocherfreut, dass ein ihm durch das Blut eng verbundener Fürst solchen Namens und Rufes sich in Rom befinde. Unterdessen habe ich die drei Münzen in aus Ebenholz kunstvoll verfertige Rahmen eingeschlossen und will sie unter den Seltenheiten meines Museums zum ewigen Gedenken an den großen Wohltäter ausstellen. Und, da Rom neugierig ist, kommen, während ich dies schreibe, nachdem sich das Gerücht verbreitet hat, viele, um die Münzen zu betrachten. Darunter befanden sich auch Goldschmiede, die das Gold in Augenschein nahmen und darauf befanden, dass es von höchster Qualität sei, nicht geringer als das ungarische. Daher beglückwünsche ich Euer Durchlaucht zu den Schätzen, mit denen, so vielen und großen natürlichen Reichtümern, das göttliche Wohlwollen Euer Fürstentum ausgestattet hat. Der verehrungswürdige Vater Oliva, unser Ordensgeneral, ein ganz und gar vorzüglicher Mann und ein Orakel für Rom, hat ein ihm eingeborenes aufrichtiges und reines Wesen und wird durch eine Art sympathischem Antrieb zu Eurer durchlauchtigsten Hoheit hingezogen, so dass er Geschenke, wenn sie vielleicht Eurer Durchlaucht gefallen sollten und Rom sie nicht besitzt, sogar von den Indern herbeischaffen ließe. Mündlich lässt er Euch durch mich einen zuneigungsvollen und ehrerbietigen Gruß, mit jeder Art Euch schuldigen Huldigungen ausrichten. Soweit dieses. Die Kiste mit den kleineren Dingen und Büchern wird, so hoffe ich, in Kürze bei Eurer Durchlaucht anlangen. Im Übrigen wird mich der Herr von Anckel näher informieren, aus welcher unbekannten Schwierigkeit das Deputat von 400 Talern ausgeblieben ist. Lebe wohl, durchlauchtigster Fürst des Reiches, und lasse nicht ab, mich und meine Studien zu begünstigen. Ich habe heute an Janson geschrieben, damit er die Herausgabe der Eurem ruhmreichen Namen zugeschriebenen Werke beschleunigt.

Rom 24 Juli, 1666

Eurer durchlauchtigsten Hoheit untertänigster und gehorsamster Diener,

Athanasius Kircher


BA-II-5-373 (1666-09-04) | Quelle | Transkription | Transkription und Übersetzung | Transkription und Quelle | Kommentar | Briefe | Home


Durchlauchtigster Fürst und Herzog des Reiches,

Die mit der gewohnten Gelehrsamkeit verfassten Briefe Eurer Durchlaucht habe ich immer und immer wieder liebkost und mit höchster Begierde gelesen. O wenn ich doch, wie ich wollte, Eurer Durchlaucht immer und in allem vollauf Genüge tun könnte; gewiss würde ich mich darin sehr glücklich schätzen, aber es ist für die menschlichen Dinge so eingerichtet worden, dass im Verfolg großer Dinge immer irgendeine Verzögerung eintritt, die den erwünschten Verlauf unserer Geschäfte wo nicht verhindert, so doch immerhin verzögert. Es ist wahr, was Janson in dem Auszug des an Euer Durchlaucht gesandten Briefes berichtet. Der "Iter Hertruscum" war schon vorbereitet, um nach Holland geschickt und mit der Widmung für Euer Durchlaucht ruhmreichen Namen der Presse übergeben zu werden. Doch es war nötig, ihn zuvor dem Magister des heiligen apostolischen Stuhls zur Prüfung und gründlichen Beurteilung zu übergeben; deswegen, weil kein Buch, das hier in Rom verfasst wurde, anderswo, außerhalb Roms ohne Approbation besagten Magisters des heiligen Stuhls gedruckt werden kann. Dem kann sich niemand entgegenstellen. Denn jenes Werk betrifft einen großen Teil florentinischen Gebiets, das dem Papst und einem anderen großen Herzog unterworfen ist. Daher muss mit der größten Vorsicht vorgegangen werden, damit darin nicht etwas vorkommt, was vorurteilsbehaftet oder beleidigend wäre. Und dies ist die Ursache für den großen Verzug, ich hoffe gleichwohl, dass ich, sobald es begutachtet wurde, jede Schwierigkeit leicht überwinden werde; es wird ein glanzvolles und großartiges Werk sein, mit zahllosen Figuren gefüllt, auf die ich, um sie zu bezeichnen, nicht geringe Zeit und Kosten aufgewandt habe. Denn ich wünsche, dass das Werk dem glanzvollen und großartigen Genie Eurer Durchlaucht entspricht, dem besagtes Werk gewidmet werden wird. Euer Durchlaucht mögen daher diese Verzögerung nicht meiner Nachlässigkeit oder Unbilligkeit zuschreiben, sondern besagten Hindernisgründen, die nicht vorherzusehen waren. Und wahrhaftig wünschte ich aufrichtig und aus der Zuneigung, die ich für Eurer Durchlaucht hege und immer gehegt habe, dass ich das Werk, das Eurem ruhmreichen Namen zugeschrieben ist, an einem einzigen Tag fertig stellen könnte. Aber jedermann weiß, dass man hierbei nach Menschenart vorgehen muss. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Kiste mit den von Eurer Durchlaucht gewünschten Dingen, die ich am 18. August in Rom abgeschickt habe, ist, wie ich erfahren habe, schon nach Venedig gelangt, von wo sie, wie ich nicht zweifle, in Kürze nach Augsburg und zum gewünschten Bestimmungsort gelangen wird. Ich habe gehört, dass die Lage in Holland sich tagtäglich verschlimmert wegen des furchtbaren Krieges, der zwischen diesen und den Engländern ausgebrochen ist. Daher befürchte ich eine Verzögerung für die Korrespondenz. Es kommt hinzu, dass alle Wege in Deutschland wegen einer bald in Venedig, bald in Rom vermuteten Pest gesperrt sind. In dieser Abgelegenheit kann man nicht sagen, wie viel sie den wechselseitigen Warenverkehr behindert. Aber wer wäre gegen die gerechte und richtige Vorsehung des göttlichen Willens? Es ist dem Herrn eigen, dass es nicht möglich ist, dass das, was er verfügt hat, nicht gut ist, dass einzig er aus den größten Übeln das höchste Gut hervorzubringen vermag. Ich habe bereits Janson geschrieben, dass er die ersten 4 Exemplare, allesamt illustriert, zu Eurer Durchlaucht schickt, damit Sie sie an die üblichen Fürsten verteilt. Und wie es nicht anderes sein kann, empfehle ich mich der gewohnten Gunst und dem gnädigen Wohlwollen Eurer Durchlaucht.

Rom, 4. Sept. 1666

Eurer durchlauchtigsten Hoheit untertänigster und gehorsamster und zugeneigtester Diener,

Athanasius Kircher



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