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Beschreibung von Cod. Guelf. 53 Helmst.
Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil II: 12. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)

Biblia sacra

Goslar, Augustiner-Chorherrenstift Georgenberg — 12. Jh., 4. Viertel

Provenienz: Die Hs. wurde 1603 mit den übrigen Georgenberger Codices in die Wolfenbütteler Hofbibliothek überführt; 1614 im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 160 [155]) unter den Sacra Biblia et Bibliorum sacrorum partes als Apocalipsis Johannis in pergameno latinè scripta. Ibidem Actus Apostolorum. Ibidem Libri Regum 1.2.3. 4tus. Paralipomenon libri 1.2 et 3tius. Proverbia Salomonis. Ecclesiastes et Cantica Canticorum mit der Signatur A 18 nachgewiesen. Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt, 1644 im Helmstedter Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 4v) als Apocalipsis, Acta Apostolorum, Libri regum, Paralipomenon, Proverbia Salomonis Latinè in membrana unter den Theologici MSSti in folio beschrieben; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 51) unter Nr. 4 genannt.

Pergament — 201 Bl. — 35 × 22 cm

Lagen: 18 IV (144). III+1 (151). 6 IV (199). II-1 (201). Lagenzählung alphabetisch, jeweils auf der letzten und der ersten Lagenseite zwei aufeinanderfolgende Buchstaben. Bl. 97 ergänzt, das letzte Blatt ungezählt und abgerissen. VS Psalterfragment (Georgenberg, 13. Jh., 1. Hälfte), mit roter Spaltleisteninitiale, s.u. (zum Text vgl. Wolfenbüttel Helmst. Härtel, 90). Bestandteile dieses Textes wurden ebenfalls als Einbandmakulatur in den Georgenberger Handschriften Cod. Guelf. 281 Helmst. und Cod. Guelf. 383 Helmst. verwendet. Schriftraum: 28,5 × 17 cm, einspaltig, 34 Zeilen. Carolino-Gothica. 10r Apc 21,2-5 in größerer Schrift. 165v als Palimpsest Initium von Par in Textura (im Helmstedter Katalog falsche Folioangabe, hier 105v; Wolfenbüttel Helmst. Härtel, 89). Überschriften in rubrizierter Unzialis. Seitentitel. Überschriften und gelegentlich die ersten Zeile des Textes rubriziert. 2-7zeilige rote Initialmajuskeln zu den Textanfängen, teils geringfügig verziert (s. Ausstattung).

Holzdeckelband mit dunkelbraunem Rindleder (vermutlich Georgenberg, 15. Jh.; vgl. Cod. Guelf. 281 Helmst.. Diagonale Streicheisenlinien. Zwei Riemenschließen; vier Eckbeschläge; Reste von 2 x 5 Schonernägeln. Auf dem VD ein Papierschild mit der Aufschrift Epistole canonice Montis sancti Georgii martiris. A VII (weitere Handschrift dieser Georgenberger Signaturengruppe: Cod. Guelf. 100 Helmst.; zur Signaturengruppe A in Georgenberg und zu den Titelschildern, vgl. Schevel, 89f., 123).

INHALT

2v-275v Biblia sacra (Inhalt vgl. Wolfenbüttel Helmst. Härtel, 89f.).

AUSSTATTUNG

Verzierte Initialmajuskeln. Zwei Initialen.

Initialen und Initialmajuskeln: Zu Beginn von I Par (122r) eine verzierte Initiale. Der Buchstabenstamm mit ausgesparter Zickzacklinie, Linien und Bogenformen. Im unteren Ablauf ein Fabelwesenkopf in Kombination mit kurzen Knospen/Knollenansätzen und Silhouettenblättern. Im oberen Binnenfeld ein jugendliches, männliches Gesicht mit dunkelbraunen, gescheitelten Haaren als En face-Darstellung (Christus?). Im unteren Binnenfeld eine axialsymmetrische Blattstaude, im Besatz mit mittiger Vollpalmette, umgeschlagenen Palmetten und Knospen. Die Initiale zum Text hin flankierend, die Eherne Schlange (zum vorausgehenden Buch der Könige - 2 Rg, 18, 4, wo König Hiskija die Eherne Schlange zerstört, weil sie zu Götzendiensten missbraucht wurde). En face-Darstellung, Blattstaude und eherne Schlange später hinzugefügt (14. Jh.). Auf dem vorderen Spiegel (13. Jh.) eine Spaltleisteninitiale mit spiralförmig verlaufenden Ranken, perlbandverzierten Zungenblättern im Endbesatz und integriertem Fabelwesenkopf. Die restlichen Initialmajuskeln mit Punktverdickungen, Palmettenkontur (189r) und späteren Übermalungen (80v, 189r und 200v - Gesichtsinitiale). Initiale (122r): 5,6 cm.

STIL UND EINORDNUNG

Die vorliegende Bibelhandschrift ist eine von zwei dieses Texttypus, die für den Georgenberger Buchbestand überliefert ist (der 2. Bibeltext liegt mit den Drucken: Cod. Guelf. A 39a.2° Helmst und Cod. Guelf. A 39b.2° Helmst vor; vgl. Schevel, 236). Die Bibel gehörte zur Signaturengruppe A der Stiftsbibliothek Georgenberg (Signaturenschild des Einbands; vgl. auch Cod. Guelf. 100 Helmst.) und ist im 4. Viertel des 12. Jh. dort entstanden. Die Initialendung auf 122r und hier der Drachenkopf und die Knospenblattendung zeigen Parallelen zu Cod. Guelf. 100 Helmst., 55v und 116r; die Palmettenkontur auf 189r findet sich bereits in Cod. Guelf. 195 Helmst., 109r und Cod. Guelf. 34.2 Helmst., 207r, ebenso die Silhouettenverzierung. Die Spaltleisteninitiale des Spiegelfragments zeigt eine späte Variante des Georgenberger Stils (13. Jh., 1. Hälfte; vgl. Cod. Guelf. 34.2 Helmst., 91v). Übermalungen (200v; 14. Jh.?) zeugen von der intensiven Benutzung des Bandes wie sie auch für die anderen Georgenberger Bände belegt ist, vgl. Gesichtsinitialen in Cod. Guelf. 100 Helmst., 50r und Cod. Guelf. 195 Helmst., 111v.

Wolfenbüttel Helmst., Nr. 60 (Heinemann Nr.). — Krämer, 300. — Heitzmann Bücher von Geschichten, Nr. 6, 34f.Schevel, 22, 89, 118, 123, 174, 236, 242, 398, 535. — Wolfenbüttel Helmst. 1, 89f. (Beschreibung in der Handschriftendatenbank der HAB).


Abgekürzt zitierte Literatur

Krämer S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1)
Schevel J. Schevel, Bibliothek und Buchbestände des Augustiner-Chorherrenstifts Georgenberg bei Goslar. Ein Überblick über die Entwicklung im Mittelalter bis zur Zerstörung 1527, Wiesbaden 2015 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 27)
Wolfenbüttel Helmst. O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Wolfenbüttel Helmst. 1 Katalog der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften, Teil 1: Cod. Guelf. 1 bis 276 Helmst., beschrieben von H. Härtel, C. Heitzmann, D. Merzbacher und B. Lesser, Wiesbaden 2012
Wolfenbüttel Helmst. Härtel Katalog der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften, Teil 1: Cod. Guelf. 1 bis 276 Helmst., beschrieben von H. Härtel, C. Heitzmann, D. Merzbacher und B. Lesser, Wiesbaden 2012

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil II (12. Jh.).
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