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Beschreibung von Cod. Guelf. 8 Weiss.
Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)

Hieronymus, Commentarii in Isaiam

Hildesheim (?) — 11. Jh., 4. Viertel/um 1100

Provenienz: 1r Bendiktinerkloster Weißenburg, Besitzeintrag: Codex monasterii sanctorum Petri et Pauli apostolorum in Wizenburg. Darunter hebräisches Alphabet und Yeronimus super Ysayam (15. Jh.). 1v Signaturenbuchstabe Weißenburg: .C. 2r oben Wissenburg. Die Handschrift gelangte über Heinrich Julius von Blum 1690 in den Besitz des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig (Wiener Liste 2°28; Butzmann Weißenburg, 3–18).

Pergament — 285 Bl. — 33,5 × 25,5 cm

Lagen: 24 IV (192). V (202). II (206). 2 V (228). II-1 (231). IV-1 (238). III (244). IV+1 (253). IV+1 (262). IV (270). IV-1 (277). IV (285). Neuere Tintenfoliierung. Schriftraum: 23 × 17,5 cm, einspaltig, 28 Zeilen. Karolingische Minuskel von mehreren Händen Ausführende Hände sehr ähnlich in Cod. Guelf. 9 Weiss. (Butzmann Weißenburg, 103). Einige Überschriften in roter und grüner Capitalis Rustica. Seitentitel auf dem oberen Blattrand Mitte. Auf den Blatträndern einfache und doppelte s-förmige Zitatenzeichen. Kapitelzählung von einer Hand des 15. Jh.

Hellbrauner Schafsledereinband (1689 - Buchbinder Pertz und Wiedemann/Wolfenbüttel).

INHALT

1v285v Hieronymus: Commentarii in Isaiam prophetam Text bricht in Lib. XII, 19 im Kommentar zu Is 44,20 ab (CPL 584; PL 24, 17–438, Z. 7; Commentaires de Jerôme sur le prophète Isaie, ed. R. Gryson, Freiburg 1993–1998 = Vetus Latina. Aus der Geschichte der lateinischen Bibel, Bd. 23, 27, 30, 35, hier bis S. 1355 Z. 100).

AUSSTATTUNG

8 Initialen.

Initialen: Zu Textbeginn und einleitend zu den Büchern V-X Spaltleisteninitialen in Federzeichnung ohne zusätzliche Kolorierung (1v, 2r, 88v, 124r, 149r, 180r, 202v, 231r; 1,9–6,5 cm).

Initialaufbau- und Besatz wie bei Cod. Guelf. 9 Weiss. Der Initialstamm auf 1v mit auffällig abgerundetem Gliederungsgeflecht. 2r ein Vogel als Buchstabenersatz (Initialbogen).

Farben: Initialen in roter Federzeichnung. 231r das Binnenfeld anfänglich mit Dunkelgelb gefüllt.

STIL UND EINORDNUNG

Der vorliegende Kommentarband wurde von H. Butzmann paläographisch, unter Vorbehalt nach Weißenburg gegeben (11./12. Jh.; Butzmann Weißenburg, 102–103). H. Hoffmann hingegen sprach sich für Mainz (?) aus (11. Jh., 3. Viertel). Wie auch für die Schwesterhandschrift Cod. Guelf. 9 Weiss., deren Initialschmuck wahrscheinlich von derselben Hand stammt, ergeben sich enge Parallelen zur regensburgisch beeinflussten Hildesheimer Buchmalerei des 11. Jh. Insbesondere das gerundete Gliederungsgeflecht auf 1v schließt an die Guntbalt-Handschriften und darüber hinaus an die Regensburger Buchmalerei des 11. Jh. an. Vgl. Hildesheim, Domschatz, Nr. 19 (Guntbald-Sakramentar), 100r, Hildesheim, um 1014; zu den Guntbald-Handschriften: Exner Guntbald-Evangeliar, Taf. 50; zur Regensburger Buchmalerei vgl. das Sakramentar München, BSB, Clm 4456 (Sakramentar Heinrichs II.), 33v, Regensburg, zwischen 1002 und 1014; (Klemm Ill. Hss. 2, Nr. 9, Abb. II-III, 10–17, hier Abb. 16).

Wolfenbüttel Weiss., Nr. 4092 (Heinemann Nr.). — Butzmann Weißenburg, 102–103. — Krämer, Bd. 1,1.2, 824. — Hoffmann Schreibschulen, Bd. 1, 319.


Abgekürzt zitierte Literatur

Butzmann Weißenburg H. Butzmann, Die Weissenburger Handschriften, Frankfurt/M. 1964 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die Neue Reihe 10)
CPL Clavis patrum Latinorum, hrsg. von E. Dekkers, Steenbrugge u.a. 31995 (Corpus Christianorum. Series Latina)
Exner Guntbald-Evangeliar M. Exner, Das Guntbald-Evangeliar. Ein ottonischer Bilderzyklus und sein Zeugniswert für die Rezeptionsgeschichte des Lorscher Evangeliars, Regensburg 2008 (Quellen und Studien zur Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim 1)
Hoffmann Schreibschulen H. Hoffmann, Schreibschulen und Buchmalerei. Handschriften und Texte des 9.–11. Jahrhunderts, Hannover 2012 (MGH Schriften 65)
Klemm Ill. Hss. 2 Die ottonischen und frühromanischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek, beschrieben von E. Klemm, Wiesbaden 2004 (Katalog der illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek 2)
Krämer S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1)
PL Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865
Wiener Liste Liste der von H. J. Blum im Jahre 1673 der Wiener Hofbibliothek angebotenen Handschriften meist Weissenburger Herkunft, in: T. Gottlieb, Die Weissenburger Handschriften in Wolfenbüttel, Wien 1910 (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse 163,6)
Wolfenbüttel Weiss. Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 3: Die Weissenburger Handschriften, beschrieben von O. von Heinemann, in: Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 2 Teil 5, Wolfenbüttel 1903, 268–443

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.).
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