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Beschreibung des Cod. Guelf. 277.4 Extrav.
Butzmann, Hans: Die mittelalterlichen Handschriften der Gruppen Extravagantes, Novi und Novissimi. Frankfurt/M.: Klostermann, 1972. (Kataloge der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Neue Reihe, Bd. 15) S. 140–141

ITALIENISCHE SONETTE UND KANZONEN

ACHTUNG: Weitgehend unkorrigierter OCR-Text aus einer Digitalisierungskampagne des Projektes Handschriftenportal.

Pergament. 23 blatt. Bl. 15,5 x 10,5 cm. cm. XV. Jh., letztes Drittel. Norditalien.
Lagenstruktur nach Restaurierung nicht mehr erkennbar. Die beiden Miniaturenblätter
und das (etwas kleinere) Widmungsblatt einzeln. Die Blätter sind abwechselnd
grün und purpur gefärbt und mit Goldtinte und Silbertinte beschrieben.
Blindlinierung. Auf jeder Seite ein Sonett oder ein Lied. Italienische Kursive.
Anfangsbuchstaben der Strophen größere Capitalis.
In der Kassette aus rotem Ziegenleder, in welcher der Band jetzt verwahrt wird,
liegt auch der beschädigte alte Einband aus dem XVI. Jh.: Äußerst dünne Holzdeckel,
mit braunem Leder überzogen. Das Gold der Kanten, der Eckblättchen
und der Kartuschen ist fast ganz abgerieben. Goldschnitt. Auf den Innenseiten
Fetzen aus einer kanonistischen Papierhandschrift des XIII. Jhs. Im Jahre 1962
wurde vom Restaurator ein Pappband mit weißem Kalbsleder hergestellt.
Die Miniaturen wurden von Paolo d’Ancona dem Liberale da Verona (f um
1526 oder 1529) zugeschrieben. Später jedoch dem Pseudo Antonio da Monza.
(Siehe Paolo d’Ancona, La miniature italienne, Paris 1925, S. 46, Anm. 3.) Nach
Bogdan Horodyski (s. u.) ist der letztere mit Giovanni Pietro Birago identisch.
Nach den Miniaturen hat Hans Suess von Kulmbach zwei Holzschnitte geschaffen,
den einen (Verwandlung der Daphne) für Conrad Celtes, Quatuor libri
amorum, Nürnberg: Sodalitas Celtica 1502, beide für Guntherus Monachus Cister-
ciciensis (Ligurinus) De gestis Imperatoris Caesaris Friderici, Augsburg: Oeglin
1507. Siehe Friedrich Winkler, Die Holzschnitte des Hans Suess von Kulmbach,
in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen 62, 1941, S. 1–30, bes. 15–16.
Abb. der Holzschnitte Abb. 44 u. 45. Der vorliegende Band wird also schon kurz
nach 1500 in Nürnberg gewesen sein.
Paolo d’Ancona, Di alcuni codici miniati conservati nelle biblioteche tedesche
e austriache, in: L’Arte, Diretto da Adolfo Venturi, 10, 1907, S. 25–32, Abb.
S. 30 u. 31. — Bogdan Horodyski, Birago, miniaturiste des Sforza, in: Scriptorium
10,1956, S. 251-255.
Bl. 3r oben rechts Eintragungen in Goldschrift: Canz. dal Tasso. Diese Zuschreibung
ist wohl dem Tasso-Enthusiasmus der Italiener zu verdanken.
Ir leer.
1v Miniatur; s. u.
2r Daphniphilos (Pseud.), Sonetti e canzoni. Sonetto 1. A: Uarbor di Apol’ che le
mie tempie honora … Es folgen noch 39 Sonette und Kanzonen. Sonetto 40.
A: Apollo se anchore vive nel tuo pecto … E:… Ne esser piantuto in meglior
sito brami.
Die Miniaturen stellen sich zu dem durchlaufenden Gegenstand der Gedichte:
Apoll und Daphne. Dem entspricht auch das Pseudonym Daplmophilos. Es hat
den Anschein, daß beide Bilder vertauscht sind, zeigt doch Bl. 22r die Verwandlung
der Daphne, Bl. 1v Apollo mit dem Lorbeerbaum. Die Farben sind leuchtend.
Hervorleuchtend Tiefblau, Pastellblau, Tiefrot (für die Kleidung), Tiefgrün (für
die Bäume), Rotorange (für das Gestein), Hellorange (für das Nackte). Feine
Goldaufhöhungen. 1v Apollo vor dem Lorbeerbaum sitzend, nackt, das Gewand
über den Schoß gebreitet. Er spielt auf einer armlangen fünfsaitigen Viola, deren
Steg sich unter den Schallöchem befindet. Im Mittelgrund ein Wasser, dahinter
der Helikon, eine Felsenterrasse mit vier langgewandeten Musen; durch einen
Felsenspalt erblickt man das Köpfchen einer fünften, das wohl die übrigen vier
auf der Gegenseite des Berges ahnen lassen soll. Die Vier spielen Tamborin, Flöte,
Laute, Viola. 23r Apoll, im flatternden lockeren Gewände, verfolgt, von links
heranstürmend, die Daphne, die den Kopf angstvoll nach ihm umwendet. Ihre
Verwandlung hat begonnen. Die Füße stecken bereits im Baumstamm, aus dem,
wie aus Armen und Kopf, lange Lorbeerreiser sprießen. Im Mittelgrund Wasser,
darin ein Felsenbogen, im Hintergrund dunkelblaues Gebirg.
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