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Beschreibung von Cod. Guelf. 80 Weiss.
Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)

Ps.-Johannes Chrysostomus, Opus imperfectum in Matthaeum

Weißenburg, Benediktinerkloster — 9. Jh., 1. Viertel

Provenienz: 1r Benediktinerkloster Weißenburg, Besitzvermerk: Wissenburg, anschließend Weißenburger Signaturenbuchstabe: .E. (14. Jh.). Die Handschrift gelangte über Heinrich Julius von Blum 1690 in den Besitz des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig. Wiener Liste 4°17 (Butzmann Weißenburg, 3–18).

Pergament — 124 Bl. — 24 × 15 cm

Lagen: 9 IV (72). IV-2 (78). 3 IV (102). V (112). VI (124). Jeweils zwei Vor- und Nachsatzblatt Papier. Neuere Tintenfoliierung. Schriftraum: 19,5 × 12,5 cm, einspaltig, 31 (1r78v) und 25 (79r124r) Zeilen. Karolingische Minuskel von mehreren Händen. Nach Butzmann erinnert die Hand ab 79r an die Schule des Adallandus (vgl. 14 Weiss., 24 Weiss.; Butzmann Weißenburg, 241). Überschriften und hervorgehobene Zitate in rubrizierter Unzialis. 1r78v zu den Textanfängen rubrizierte Initialbuchstaben, teils als Hohlbuchstaben ausgeführt. 79r124r im Text abgesetzte Satzmajuskel.

Roter Ledereinband (Nigerziegenleder; Neubindung 1969). Alter Einband und Reste aufbewahrt.

INHALT

1r124r Ps.-Johannes Chrysostomus: Opus imperfectum in Matthaeum unvollständig (PG 56, 798 [Homilia 32] - 897, Z. 47 [Homilis 46]; vgl. Butzmann Weißenburg, 241).

AUSSTATTUNG

Eine verzierte Hohlinitiale.

Initiale: Auf 80v eine in dünner Federzeichnung ausgeführte, unkolorierte Hohlinitiale mit eingerollter Serife und gestückelt gesetzter Palmette im Besatz. Als Füllmotiv dient ein schlauchförmig geführtes Zickzackband mit Knospeneinsätzen. 7,1 cm.

STIL UND EINORDNUNG

80 Weiss. wurde von Butzmann in die Mitte des 9. Jh. datiert und nach Weißenburg gegeben. Im Widerspruch zur angegebenen Datierung, erkennt er in der Schreiberhand ab 79r eine starke Parallele zur Adallandus-Schule (8. Jh., 4. Viertel-9. Jh., 1. Drittel; Butzmann Weißenburg, 241). Bischoff schlägt, bei gleicher Lokalisierung, als Entstehungszeitraum den Anfang des Jahrhunderts vor (Bischoff Katalog 3, Nr. 7422). Die von Butzmann beobachtete Nähe zur Adallandus-Schule wird durch den Initialstil der Handschrift (vgl. 80v) bestätigt. Gleicher Initialtypus und gleiches Füllmotiv liegen in den Handschriften 24 Weiss. auf 49v, 71 Weiss., auf 15v und 13 Weiss. auf 3r vor. Die rubrizierten oder tintenfarbigen Hohlbuchstaben gehören ab dem 1. Drittel des 9. Jh. zur Standardausstattung der Weißenburger Handschriften (vgl. 13 Weiss.).

Wolfenbüttel Weiss., Nr. 4164 (Heinemann Nr.). — Butzmann Weißenburg, 241f. — Bischoff Katalog 3, Nr. 7422.


Abgekürzt zitierte Literatur

Bischoff Katalog 3 B. Bischoff, Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts (mit Ausnahme der wisigotischen), Teil 3: Padua–Zwickau, aus dem Nachlass hrsg. von B. Ebersperger, Wiesbaden 2014
Butzmann Weißenburg H. Butzmann, Die Weissenburger Handschriften, Frankfurt/M. 1964 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die Neue Reihe 10)
PG Patrologiae cursus completus. Series Graeca, Bd. 1–161, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1857–1866
Wiener Liste Liste der von H. J. Blum im Jahre 1673 der Wiener Hofbibliothek angebotenen Handschriften meist Weissenburger Herkunft, in: T. Gottlieb, Die Weissenburger Handschriften in Wolfenbüttel, Wien 1910 (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse 163,6)
Wolfenbüttel Weiss. Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 3: Die Weissenburger Handschriften, beschrieben von O. von Heinemann, in: Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 2 Teil 5, Wolfenbüttel 1903, 268–443

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.).
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