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Beschreibung von Cod. Guelf. A Aug. 2° (Heinemann-Nr. 1563)
Otto v. Heinemann: Die Augusteischen Handschriften 1. Cod. Guelf. A. Aug. 2° — 11.10 Aug. 2°. Frankfurt/M.: Klostermann, 1965 (Nachdruck d. Ausg. 1890). S. [1]4

Septem missae solemnes cum notis musicis

Pergam. — 186 beschr. Bll. — 61 × 42 cm — 16. Jahrh. (1519. 1520).

Mit reichem Bilderschmuck von Malern der Dürerschen Schule und bis f. 29′ mit vielen kunstvoll aus zierlichem Geflecht in verschiedenen Farben und Gold hergestellten Initialen. Die Malereien finden sich durchweg auf den Anfangsseiten der einzelnen Messen und bestehen theils aus herrlichen, freilich hie und da leider beschädigten Randleisten, theils aus kleinen selbständigen, bisweilen nach Dürerschen Vorlagen angefertigten Bildern von grosser Zartheit und Schönheit. f. 1′ Randleiste aus Blumen, Vögeln, Schmetterlingen, Libellen und Früchten auf Goldgrund, rechts (vom Beschauer), die Randleiste abschliessend eine kunstvolle Säule mit einem knieenden Amor auf ihrem Kapitäl. Das obere Bild dieser Seite stellt die Verkündigung Mariae dar. Die letztere betend am Pulte, der Engel von oben herabfahrend, eine Urkunde mit hängenden Siegeln in der Hand. Zu Mariens Füssen ein Hündchen, auf das sich ihre Blicke richten, über dem Ganzen der h. Geist in Gestalt einer schwebenden Taube: im Hintergrunde Landschaft. Das Ganze bildet zugleich die Initiale K zum Worte Kyrie, mit dem die Messe beginnt. Das untere Bild dieser Seite zeigt das quadrierte, von Löwen gehaltene baierische Wappen mit dem Herzogshute darüber. f. 2. Oben auf arabeskengeschmücktem Untergrunde das Bildniss des Herzogs Wilhelm von Baiern, betend, den Rosenkranz in den gefalteten Händen, darüber die Inschrift: Wilhelmus Dux Baioarie, darunter die Jahreszahl 1519 in Gold. Unten das österreichische Wappen (Bindenschild) mit dem Herzogshute darüber. Die Randleiste wird ausser von einigen Vögeln von Genien gebildet, von denen einer das vereinte baierische und österreichische, von einem Kranze umgebene Wappen mit beiden Händen emporhält, zwei andere ein Gefäss, wiederum mit der Jahreszahl 1519, mit ihren Händen stützen. f. 28′ oben, in eine Landschaft gestellt, der h. Georg, unbehelmt aber sonst vollständig gerüstet, in der linken Hand die Kreuzesfahne, mit der rechten den getödteten Drachen am Halse haltend, unten ein quadriertes Wappen, das sich aus dem portugiesischen, dem österreichischen Bindenschilde, einem Schilde mit zwei Hier einander gestellten goldenen Leoparden in rothem Felde und dem Mailänder Schilde zusammensetzt (wohl das Wappen der Kunigunde von Österreich, Tochter Kaiser Friedrichs III. und der Leonore von Portugal und Gemahlin Herzog Albrechts IV. von Baiern). f. 29, oben das Bild eines knieenden und betenden Fürsten in goldener Rüstung (ob Georg der Reiche von Baiern?), unten das quadrierte baierische Wappen. Die Randleisten von f. 28′ und 29 werden durch die Wappen folgender baierischer Städte (auf jeder Seite 17) gebildet: Lantzhuet, Straubing, Burckhausn, Kelheym, Prawnaw, Tegkendoff (so), Scherding, Otting, Vilshofen, Arrding, Dinglfnig (so), Landaw, Am Hove, Furtt, Abmsperg (so), Osterhovcn, Grafnaw; München, Ingoldstat, Basserburgk, Lanntsperg, Reichenhall, Schongaw, Raynn, Beilhaim, Bennding, Reidtpurg, Aychach, Pfaffenhoven, Newstat, Mosspurgk, Trawnstain, Dietfurdt, Schrobnhausn. f. 55′ oben die Mutter Gottes im Gespräch mit der h. Elisabeth (oder Anna), beide sitzend, erstere hat das Jesuskind auf dem Schoosse, das mit einem an einem Faden gefesselten Vogel spielt, über dem Bilde mit goldenen Ziffern auf schwarz die Jahreszahl 1520: unten der österreichische Doppeladler auf orangefarbenem Grunde, einen kleinen Schild mit den baierischen Wecken auf der Brust, von zwei Landsknechten gehalten, darüber die Kaiserkrone. Randleiste von Blumen und allerlei Gethier (Affen, Hirsch, Tiger, Löwe, Heuschrecke, Käfer, Raupe u. s. w.) gebildet. f. 56 oben der h. Sebastian an eine Säule gebunden und von Pfeilen durchbohrt, daneben der h. Christoph das Jesuskind auf seiner Schulter durch’s Wasser tragend, jener nach dem bekannten Kupferstiche Dürers (Bartsch 56): unten nochmals das quadrierte baierische Wappen, von zwei Landsknechten gehalten. Randleiste von Blumen, Genien und Thieren, besonders Vögeln, gebildet: in der unteren Leiste umarmt ein Genius einen Bären. f. 78′ oben David in einer bergigen Landschaft vor der Harfe knieend und betend, darüber in den Wolken, von einer Strahlenkrone umgeben, Gott-Vater: unten König und Königin (wenigstens beide mit Krone auf dem Haupte und Scepter in der Hand), die letztere mit nackten Füssen einen Bach durchschreitend, dahinter Brücke und Stadt. Randleiste aus Blumen, Früchten, Vögeln und anderem Gethier gebildet. f. 79 oben Adam und Eva auf schwarzem Grunde, an den bekannten Kupferstich von Dürer sich anlehnend, unten Marie mit dem säugenden Jesuskinde auf dem Schoosse, in der linken Hand eine Birne, an Dürers Kupferstich (Bartsch 41) erinnernd. Randleiste aus Genien (trinkend, spielend, kletternd u. s. w.) gebildet. f. 111′ Die Trinität: Gott-Vater, den Leichnam Christi auf dem Schoosse haltend, darüber die Taube, alles in einer Strahlenglorie, zur Seite, das Gewand Gott-Vaters haltend, je ein Engel, unten die Apostel Andreas, Jacobus d. J. und Judas Thaddäus, ein jeder mit dem ihm zukommenden Attribute. Randleiste architektonisch, mit Medaillons, worin Porträts, in der untern Leiste Einholung eines Kaisers (Maximilians I.?) in vierspännigem Wagen. f. 112 oben Christus am Kreuze, davor Johannes und Maria, unten die h. Clara, Katharina und Barbara mit den ihnen zukommenden Attributen. Randleiste: Blumen und allerlei Gethier auf Goldgrund. f. 149′. Zwei trefflich gemalte Porträts, der Tradition nach von A. Dürer herrührend: oben Maximilian I. im Profil, unten Herzog Albrechts IV. (der Weise) von Baiern. Randleiste: Genrebilder: ein Schmaus, ein von anderen geführter Betrunkener, der sich erbricht, unten ein Winzertanz, blasende Musikanten u. s. w. f. 150 wiederum zwei Porträts: oben der jugendliche Kaiser Karl V., unten der Herzog Wilhelm IV. von Baiern; Randleiste: Genien und Thiere in einem von Blumen und Arabesken gebildeten Rahmen. f. 168′ oben das jüngste Gericht, unten ein goldener Sarkophag, ähnlich einem Sakramentenhäuschen mit dem baierischen und österreichischen Wappen. f. 169, oben die Jagd des Todes, unten ein schwarz behangener Sarg mit Wappenschildern, darunter wieder diejenigen von Baiern und Österreich sowie verschiedener baierischer Städte. Die Randleisten von f. 168′ und 169 werden durch verschiedene Gruppen eines Todtentanzes, Todtengebeine, Begräbniss u. s. w. gebildet.

Holzdeckel mit gelblichem gepressten Leder überzogen, mit messingenen Schliessern.

Herkunft: Ursprünglich wohl für den Herzog Wilhelm IV. von Baiern gemalt und geschrieben, soll dann bei der Eroberung Münchens durch die Schweden i. J. 1631 von dort entführt sein, i. J. 1653 vom Herzog August für einen hohen Preis aus Baiern erworben.

Septem missae solemnes cum notis musicis.

f. 1′28. Missa de beata virgine auctore Josquin de Press (des Pres).

f. 28′55. Missa de s. Georgio auctore Petro de Larue (Pierre de la Rue).

f. 55′78. Missa de visitatione b. Mariae auctore Pipe (du Pipe).

f. 78′111. Missa auctore Constantino Festa.

f. 111′149. Missa sex vocum (pueritiae, infantiae, adolescentiae, virilis aetatis, senectutis, decrepiti) auctore Noe Balbun.

f. 149′168. Missa altera auctore Noe Balbun.

f. 168′186. Missa pro defunctis auctore Petro de Larue (Pierre de la Rue).


Korrekturen, Ergänzungen:
  • Normdaten ergänzt oder korrigiert. (schassan, 2015-09-07)

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