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Beschreibung von 4° Cod. Ms. philol. 184-II
Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger.

Jan van Boendale

Pergament — 2 Ausschnitte von 2 Blättern (Fragm.) — 15,5 × 9,3 cm — niederländisch — 14. Jh.

Pergament, Lagen: Die beiden Stücke stammen wohl vom "ersten und letzten Bl. eines Quinio" (Göttingen 1, S. 44.). Tintenfoliierung (modern): 1-2. Auf beiden Bll. Klebespuren; beide zudem stark beschnitten. Schriftraum: ca. 15 × 11,8-13,3 cm; zweispaltig, 35-37 Zeilen; Verse abgesetzt und Versalien von nachfolgendem Verstext in eigener Spalte abgerückt. Von einer Hand des 14. Jh. in Textualis geschrieben. Rubriziert: Absatz-/Kapitel-Zeichen in Rot; zudem rote Rahmung der Überschrift des Proömiums des vierten Buches auf 2r. Auf 2r auch Fleuronneé-Initiale (4-zeilig; in roter und schwarzer Tinte).

Die beiden Bll. waren über angeklebte Papierstreifen an II,Cr angeklebt, sind nun jedoch lose in die Mappe eingelegt.

Beilagen: II,a: Blatt mit der Aufschrift: II. Aus altniederländischen Gedichten (wohl der ältere Umschlag der Fragmente); II,b-c: (ehemals gefaltetes) Doppelbl. mit folgender Nachricht eines Ungenannten (Benecke) auf der ersten Seite bzw. II,br: Bruchstücke aus Alt-Niederländischen Gedichten. Auf einem Blatte wird Äsop [...] erwähnt, um den Nutzen, den die Fabel leisten kann, zu erläutern. Ich habe diese blätter dem Biblioth. Grimm mitgetheilt, der [...] mit Ihrer Erlaubnis davon Gebrauch machen wird"; auf dem Bl. von anderer Hand zudem notiert: Rhytmi germanici; auf II,cr waren früher die beiden - nunmehr losen - Fragmentbll. über Papierstreifen eingeklebt.

Herkunft: Die Fragmente sind niederländisch; 14. Jh. (wohl 1. H.). — Wie die Klebespuren auf beiden Bll. zeigen, wurden jene in der Folge als Spiegelbll. eines kleinformatigen Buches verwendet. Sie müssen bereits deutlich vor 1820 entdeckt worden sein. In diesem Jahr wurde der Text der Fragmente nämlich bereits vom niederländischen Juristen, Schriftsteller und Sprachforscher Willem Bilderdijk (geb. 1756; gest. 1831) abgedruckt, der ihn von den Brüdern Grimm mitgeteilt erhalten hatte – offenkundig ohne dass diese Spangenberg erwähnt hätten (vgl. Bilderdijk Taal- en Dichtkundige Verscheidenheden, S. 136-137; zur Mitteilung an die Brüder Grimm s. die Beilage II,b).

Göttingen 1, S. 44. — Bilderdijk Taal- en Dichtkundige Verscheidenheden, Bd. 1, S. 135-143. — Grimm Reinhart Fuchs, S. CCVII-CCVIII. — de Vries Der Leken Spieghel, S. CXXXIII, Nr. 6. — Jansen-Sieben Repertorium, S. 313 (G590). — Handschriftencensus.

1r-2v Jan van Boendale: Der Lekenspiegel. (1r-v) Der lesbare Text setzt auf 1ra ein mit ... Na datter materien hort ane/ [Dat] inde van den dichte(n) sal ... und bricht ab mit ... die salle nimmermeer man/ Hem van rechte ghelouen vort ...; 1rb beginnt mit Vand[en] ... und bricht ab mit ... Dat ia[mmer] ... . 1va reicht von ... [visiere]n ... bis ... [g]hewonnen ...; 1vb beginnt mit ... Wat node hadde dese vruwe dat/ si iiiic milen van der ... und bricht ab mit ... Me mach oec dat ghijt wet/ [...] dat ghijt (?) wet ... (1r: Spalte 1 entspricht bei de Vries Der Leken Spieghel, Buch III, Kap. 15, V. 32-63; Spalte 2: Buch III, Kap. 15, V. 77-109, dabei jeweils nur die ersten vier Buchstaben der Verse; 1v: Spalte 1 entspricht ebd. Buch III, Kap. 15, V. 122-153 - jeweils nur das Ende der Verszeilen; Spalte 2 entspricht ebd., Buch III, Kap. 15, V. 168-200). (2r-v) Bl. 2ra setzt im erhaltenen Teil ein mit ... Ende als wi midd der menscheit crane/ In sonden geuallen sijn ... und bricht ab mit ... Onse ewighe stat is hemelrike .... 2rb beginnt mit ... So laet ons ... und endet mit ... Dit was vo[or] .... 2va setzt ein mit ... leren ... und bricht ab mit ... [discor]deren .... 2vb setzt ein mit ... Die hem dicke selen doen pant/ Dar sise moghen belopen ... und endet mit ... Ende over enen tijt daer na ... (2r: Spalte 1 entspricht bei de Vries Der Leken Spieghel, Buch III, Kap. 27, V. 34 bis Buch IV, Prohemium, V. 14, wobei die Anfangsbuchstaben der Verse zumeist abgeschnitten sind; Spalte 2: entspricht ebd., Buch IV, Prohemium, V. 26-36 und Kap. 1, V. 1-20 - von diesen Versen jeweils nur ca. die ersten zehn Buchstaben; 2v, Spalte 1: ebd., Buch IV, V. 34-67 - nur die Versenden; Spalte 2: Buch IV, V. 80-115). Zur Überlieferung des Lekenspiegel s. auch im Handschriftencensus. Druck (nach den vorliegenden Fragmenten; fehlerhaft): Bilderdijk Taal- en Dichtkundige Verscheidenheden S. 135-143 Edition: de Vries Der Leken Spieghel (ebd., Bd. 1, S. CXXXIII, Nr. 6 zu den vorliegenden Fragmenten).


Abgekürzt zitierte Literatur

Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.
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