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Zur Theorie der historia in den Paratexten des Theatrum Europaeum
Peter Heßelmann

1. Einleitung
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Auf der Basis der Paratexte des Theatrum Europaeum wird die sich dort widerspiegelnde Theorie der historia als Erzählung wahrer, wirklich geschehener Ereignisse untersucht.1 Die Materialgrundlage bilden die Titelkupfer, Drucktitelblätter, Dedikationen und Vorworte aller 21 deutschsprachigen Bände der seriellen Großchronik, die von 1633 bis 1738 erschienen ist.2 Unter anderem ist zu analysieren, ob sich in der über hundertjährigen Publikationsgeschichte des monumentalen Geschichtskompendiums ein Wandel in der Auffassung von Zeit, Geschichte, Geschichtsschreibung und Erinnerung abzeichnet. Neben dem programmatischen Selbstverständnis und dem theoretischen Anspruch der am Theatrum Europaeum beteiligten Herausgeber und Autoren, die ihren Umgang mit Geschichte reflektieren, geraten daher Fragen nach dem zugrunde liegenden Geschichtsbild und der Geschichtsphilosophie in den Blick. Darzustellen sind Leitbegriffe, die insbesondere historia und historiographia als Kunst der Geschichtsschreibung und ihre Tradition näher bestimmen. Es wird sich zeigen, dass Geschichtsschreibung als „Inbegriff der sprachlichen Vermittlung historischer Erkenntnis“ (Muhlack 1982, S. 607) immer wieder Anlass zur Reflexion bot.3 Innerhalb des skizzierten Arbeitsfeldes werden ebenso Aspekte des brisanten Verhältnisses von Historiographie und Fiktion – von historia und fabula, von Faktizität und Literarizität der ars historica – beleuchtet.

2. Zur Theorie von Zeit (chronos), Geschichte (historia) und Geschichtsschreibung (historiographia)
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Für die Untersuchung der Vorstellungen von Zeit, Geschichte und Geschichtsschreibung wenden wir uns zunächst den Titelkupfern, dann Drucktitelblättern und schließlich den Widmungen und Vorworten zu.

2.1. Ausgewählte Titelkupfer
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Von den 21 Bänden des Theatrum Europaeum wurde allein Band 20 (1734) ohne ein schmückendes Kupfertitelblatt veröffentlicht. Zu interpretieren sind in unserem Untersuchungskontext nur diejenigen Titelkupfer, die in ihren Bild-Text-Programmen im engeren Sinne geschichtstheoretisch relevante Intentionen verfolgen.4 Daneben gibt es Frontispize, die andere Themen visualisieren und primär andere Ziele haben. So stellt eine Gruppe das epochale Thema Krieg und Frieden samt Türkenkriege ins Zentrum (Bde. 5, 6, 11, 17, 18). Mehrfach abgebildet auf Titelkupfern ist die allegorische Figur der Europa im Kontext von Krieg und Frieden (Bde. 1, 12, 13, 14), mitunter auch die Gefahr, die die Türken für Europa darstellen (Bde. 15, 16). Manche Frontispize zeigen Portraits von Herrschern und sind ausschließlich oder nahezu ausschließlich panegyrisch orientiert (Bde. 8, 19). Einige Male werden Allegorien von Krieg und Frieden und entsprechende Szenen mit der Panegyrik verbunden (Bde. 4, 7, 9, 10).

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Abb. 1: Titelkupfer, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 1, 1635.
Das unsignierte Titelkupfer des zuerst 1635 erschienenen ersten Bandes des Theatrum Europaeum (Abb. 1) stellt die Konzentration des Geschichtswerkes auf die europäischen Staaten dar und führt eine europazentrierte Geschichtsauffassung in einem religiös fundierten Deutungsrahmen vor Augen (dazu Kintzinger, S. 77; Schmale; Dethlefs, S. 151f.). Es ist ersichtlich, dass Europa die anderen Erdteile dominiert und sich ein Bewusstsein europäischer Überlegenheit im allegorischen Bildprogramm manifestiert. Auf eine darüber hinausgehende geschichtstheoretische Programmatik sensu stricto wird hier verzichtet.

Die bekrönte Herrscherin Europa sitzt in herausgehobener Stellung auf einem Thron; über dessen Baldachin befindet sich eine Weltkugel, auf deren Mitte Europa zu sehen ist. Durch das der Krone aufgesetzte Kreuz wird die Herrschaft religiös legitimiert. Vor Europa knien auf den Stufen eines Podestes drei in die göttliche Weltordnung eingebundene Erdteile mit ihnen zugeordneten Tieren: links Afrika mit einem Elefanten, rechts Amerika mit einem Papagei und Asien mit einem Kamel. Über der Huldigungsszene erscheint, abgegrenzt durch Thronbaldachin und Wolken, in der himmlischen Sphäre das überkonfessionell strahlende Auge Gottes, das den europäischen Kontinent in der Mitte der Weltkugel illuminiert. Zwei Hände aus Wolken halten eine Rute und einen Ölzweig, die göttliche Strafe und Belohnung andeuten. Beide Attribute korrespondieren mit der Kriegsgöttin Bellona rechts und der mit Ölzweig und Taube ausgestatteten allegorischen Friedensfigur Pax links. Das Titelkupfer stellt das christliche Europa damit in den epochalen Kontext von Krieg als Strafe und Frieden als Segen Gottes. Auf der rechten Seite verweist die mit einer Kugel abgebildete Glücksgöttin Fortuna auf die ständige Wandelbarkeit irdischen Geschehens. Das im Wind aufgeblähte Tuch bzw. Segel der Fortuna spielt auf das Glück des Tüchtigen an, in diesem Bildzusammenhang nicht auf die bedrohliche Macht des sich wandelnden Schicksals (Kintzinger, S. 77).5 Auf der linken Seite verkündet die traditionell mit einer Posaune versehene Fama den Ruhm und die Vorherrschaft Europas. Weltgeschichte wird hier auf europäische Geschichte reduziert.

Berücksichtigt man weitere Titelkupfer, die von der Personifikation der Europa bestimmt werden, so zeigt sich, dass die ‚alte Welt’ zum utopischen Hort von Frieden und Gerechtigkeit stilisiert wird. Dieser Gedanke verbindet sich mit der Vision der deutschen und europäischen Öffentlichkeit, in der man sich über geschichtliche und politische Ereignisse kritisch austauscht (Dethlefs, S. 173). Matthaeus Merian behandelt den Schauplatz Europa als – wie Dethlefs richtig feststellt – „einen auf Einhaltung christlicher und humanistischer Normen verpflichteten Raum, der auf Frieden angelegt sein sollte und in dem er als kritischer Zeitgenosse ‚Öffentlichkeit’ herstellt“ (Dethlefs, S. 173).6 Zwar werden die auf der europäischen Bühne sich ereignenden politischen Geschehnisse – bedingt durch deren Wiedergabe in deutscher Sprache – nahezu ausschließlich von einer national gebundenen Öffentlichkeit rezipiert, doch ist daran zu erinnern, dass Merian 1646 und 1650 die ersten vier Bände des Theatrum Europaeum in lateinischer Sprache herausbrachte und damit den Versuch unternahm, Sprachgrenzen zu überschreiten, Leser auf dem europäischen Buchmarkt zu gewinnen und eine europäische Diskurs-Öffentlichkeit zu erreichen. Das Europa der Nationen erscheint als Schaubühne für die Austragung politischer und kriegerischer Konflikte sowie als supranationaler Kommunikationsraum, in dem man sich – auf der Grundlage einer gemeinsamen christlichen und humanistischen Tradition, in der Nationen übergreifende ethische und politische Werte entwickelt wurden, – insbesondere über Krieg und Frieden diskursiv verständigt mit dem Ziel, einen dauerhaften Frieden zu etablieren. Unverkennbar ist das Bemühen um die Herausbildung des Bewusstseins einer europäischen Identität. Idealiter ging es bei dem Denken in europäischen Dimensionen um den Wunsch nach Frieden und Einheit in der Völkergemeinschaft Europas (Schreurs, S. 332-337). Nicht zuletzt spielt der Gedanke einer christlichen und kulturellen Solidargemeinschaft eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Islam.

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Abb. 2: Titelkupfer, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 2, 1633.
Der zweite Band des Theatrum Europaeum erschien erstmals 1633, also zwei Jahre vor dem ersten. Die Vorzeichnung des Titelkupfers zu Band 2 (Abb. 2) stammt von Johann Hulsmann, der unten rechts signierte (dazu Kintzinger, S. 74f.; Dethlefs, S. 154). Oben ist auf einem galoppierenden geflügelten Hirsch reitend mit Stundenglas in der Rechten und Sense in der Linken Tempus zu sehen, bezeichnet durch den Schriftzug auf dem Sensenblatt.7 Links der Personifikation der mit Geschwindigkeit vorübereilenden Zeit befinden sich in den Wolken zwei gekreuzte Fama-Posaunen, rechts erstrahlt im Sonnenzentrum das Auge Gottes – Ursprung allen Lichts und aller Wahrheit – die Szene.

Auf der mittleren Bildebene erkennt man links auf einem Felsplateau eine Frauenfigur, die in der rechten Hand ein Blatt mit dem erläuternden Schriftzug „Historia“ hält. Es wird ergänzt, die Allusion auf CicerosDe oratore komplettierend, durch die Beschriftung eines rechteckigen Steinsockels mit „Magistra Vitae“ (Cicero 1997, S. S. 228).8 Die Frauenfigur soll offenbar historia als magistra vitae verkörpern. Der zugeschnittene Felssockel, auf dem die Frauenfigur ruht, unterstreicht die Festigkeit und Standhaftigkeit (Henkel/Schöne, Sp. 66-68). Vor der „Magistra“ steht ein durch sie unterwiesener Knabe, der das von ihr gehaltene Blatt zu greifen und zu lesen scheint. Zu ihren Füßen liegt ein Hund. Er könnte die Treue, mit der die historia zu schreiben ist, bedeuten.9

Auf der rechten Seite vom Werktitel sitzt eine nackte, bekrönte Frauenfigur auf einer Erdkugel, in der linken Hand eine brennende Fackel haltend, das schöne Haupt umgeben von einer leuchtenden Lichtquelle, in die – auf Ciceros De oratore abhebend – „Lux Veritatis“ eingeschrieben ist (Cicero 1997, S. 228). Der Strahlenkranz hat seine Entsprechung in der darüber positionierten Strahlenaura Gottes. Durch diese Korrespondenz dürfte die Allegorie der nackten Wahrheit in einem religiösen Sinnzusammenhang stehen. Sie spendet mit ihrer Fackel, Attribut der Wahrheit, das zum Lesen des auf die zentrale Schrifttafel geschriebenen Werktitels notwendige Licht. Zugleich enthüllt die Wahrheit die mit einem Tuch verhängte Tafel.

Auf der unteren Bildebene lassen sich vor einer dunklen Erdhöhle qua Nennung ihres Namens drei Gegner der Historiographie identifizieren: links die Lüge bzw. Verstellung („Mendacium“) mit den ihr zugehörigen Masken, rechts das schlafende Vergessen („Oblivio“), in der Mitte im Höhlendunkel die Unwissenheit mit Eselsohren („Inscitia“). „Mendacium“ und „Inscitia“ sind durch eine Kette gefesselt. Die Gegenbilder der Geschichtsschreibung – „Mendacium“, „Oblivio“ und „Inscitia“ – werden umgeben von weiteren Figuren, die durch ihre Attribute bzw. Körperhaltung diesen Personifikationen zuzuordnen sind. Die Gestalten der Unwissenheit fallen durch ihre Eselsohren, ihre dümmlich anmutende Physiognomie und den grobschlächtigen Körperbau der Lächerlichkeit anheim. Der Schlaf der „Oblivio“ hat eine Parallele zum Schlaf der Verstorbenen und entspricht dem Grab der Vergessenheit, in das die Toten ohne Geschichtsschreibung fallen würden (Kintzinger, S. 75, Anm. 41). Die Bedeutung der Eule im Hintergrund der Höhle ist wohl nicht klar zu bestimmen. Sie kann positiv unter anderem als Vogel der Weisheit, Klugheit, Erkenntnis und Wissenschaft sowie negativ als Tier der Unkenntnis, der Blindheit und des Unheils konnotiert werden (Henkel/Schöne, Sp. 889-897; Kintzinger, S. 75).

Auf dem Titelkupfer geht es um die göttliche Legitimation, die Aufgabe und den Nutzen der Historiographie. Im Kontrast zu oblivio ist es die historia, die Personen, Ereignisse, Dinge, Ideen, Weltanschauungen etc. vor der Vergessenheit bewahrt und die der auf diesem Titelkupfer jedoch nicht erwähnten memoria den Stoff liefert. Geschichtsschreibung soll einerseits von der veritas inspiriert sein, andererseits bezeichnet die Vermittlung von Wahrheit das Ziel und die Zweckdienlichkeit der Historiographie.10 Betont wird in der Tradition eines rhetorisch bestimmten Geschichtskonzepts die Lehrfunktion der historia. Als Licht der Wahrheit und Lehrmeisterin des Lebens soll sie im Sinne Ciceros Nutzen für die menschliche Gemeinschaft stiften.

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Abb. 3: Titelkupfer, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 3, 1639.
Das unsignierte Titelkupfer des 1639 erstmals herausgebrachten dritten Teils des Theatrum Europaeum (Abb. 3) setzt sich mit der Tätigkeit des Historiographen auseinander, in der das Streben nach Wahrheit, die Wahrheit historischer Erkenntnis, deren unparteiische Vermittlung und die Zügelung seiner Affekte eine wichtige Rolle spielen (dazu Kintzinger, S. 78-80; Dethlefs, S. 154-156; Scholz Williams 2006, S. 348). Im Frontispiz, auf das in der Vorrede mehrfach Bezug genommen wird, spiegeln sich programmatisch das Selbstverständnis und die Geschichtsauffassung des Herausgebers sowie des Autors Heinrich Oraeus wider. Auch auf diesem Titelkupfer gibt es in der Vertikalen drei Bildebenen. Oben in der Mitte bläst Fama auf einem Festungsturm in eine Posaune, eine weitere Posaune hält sie in der anderen Hand. Fama kann Kriegsruhm verkünden, jedoch auch als Botin Nachrichten und Gerüchte überbringen (Henkel/Schöne, Sp. 1317, 1536f., 1666f.). Links oben in Wolken erscheint Mars in Kriegsrüstung mit Helm, Schwert und Schild, rechts Bellona ebenfalls in Kriegshabit mit Helm, Lanze und Schild.11 Die beiden Allegorien verkörpern zwei Facetten der Kriegsführung, Kampfeswut und Kriegskunst.

Links des Wehrturms, aus dessen Schießscharten Geschützrohre ragen, schwebt auf der Mittelebene eine nackte, bekrönte Frauenfigur, von einem Lichtkranz umgeben. Durch das Schweben und den Lichtglanz erscheint sie in einem religiösen Bezug. Die Personifikation der „Nuda Veritas“, so die erläuternden Worte zu ihren Füßen, hat in der rechten Hand ein aufgeschlagenes Buch mit der Aufschrift „Historia vitae“, möglicherweise zu ergänzen durch „magistra“. In der linken Hand hält sie ein Zepter, wie die Krone Signum der Herrschaft. Diese Veritas-Figur repräsentiert den Anspruch der historia, im Einvernehmen mit Gottes Willen als magistra vitae zu herrschen und somit in lebenspraktischer Hinsicht nützlich zu sein. Auf der rechten Seite des Geschützturms steht auf der Erde eine bekleidete Frauenfigur, durch Schmuck und modisches Gewand auffällig herausstaffiert. In der Rechten hält sie einen Wedel, in der Linken einen Spiegel. Mit den beiden Accessoires dürfte auf die Eitelkeit der „Licentia“ angespielt sein. Zu ihren Füßen ist der Deutungshinweis zu lesen: „Compta affectuum Licentia“. Es handelt sich also um Licentia, Göttin der Zügellosigkeit, Willkür und Leichtfertigkeit, und um die beherrschbare Zügellosigkeit der Affekte. Der Sinnspruch kann auf die „Nuda Veritas“ bezogen werden: Die unverhüllte Wahrheit und deren Wiedergabe soll durch die Bändigung der Leidenschaften erreicht werden.

Die Allegorie der Wahrheit findet ihre Bezugsszene auf der unteren Bildebene. Unter der auf einem Podest vor dem Festungsturm stehenden Schrifttafel mit Werktitel und Verlagsangabe ist im Vordergrund ein an einem Schreibtisch sitzend arbeitender Historiograph zu sehen, ausgewiesen durch die auf einem Tuch über ihm erscheinende Bezeichnung „Historiographia“. Gegenstände dieses Bildteils sind die Entstehung eines Geschichtswerkes und die Arbeit des Historikers. Der mit einem Lorbeerkranz geschmückte Geschichtsschreiber hat ein auf der Tischplatte liegendes aufgeschlagenes Buch vor sich. In der rechten Hand hält er eine Schreibfeder, die linke Hand ruht auf einer Buchseite. Auf dem Schreibtisch steht ein Tintenfass, Blätter, versiegelte Bögen, Briefe, Briefumschläge und eine Papierrolle liegen verstreut herum. Von rechts kommend überbringt eine männliche Figur ein neues versiegeltes Schriftstück, wohl ein Bericht oder eine Nachricht, womit auf die Aktualität zu verarbeitender Neuigkeiten abgehoben wird. Der Historiograph hat offenbar gerade eine Seite des Buches beschrieben und blickt nun nachdenklich reflektierend auf das gereichte Dokument des Boten, der gerade hinzutretend, zum Gruß seinen Hut vom Kopf hebt. Die Szene veranschaulicht den Bedarf des Historikers an zugetragenen informativen Quellen und die Erfordernis, sie kritisch-reflektiert im Geschichtswerk zu verarbeiten. Links und rechts vom Geschichtsschreiber sind an den Bildrändern zwei weitere Veritas-Personifikationen zu sehen. Von links unten nähert sich – aus einer dunklen Höhle ans Licht steigend – eine nackte weibliche Figur dem Historiographen. Ehedem gefesselt, trägt sie noch den Rest einer Schelle am linken Unterschenkel. Ihre Unterarme sind durch eine Kette gebunden. In Kopfhöhe der Frauenfigur, die sich umschauend den Blick vom Historiographen abgewandt hat, ist der Satz „Verum cùm datebris delituit diu Emergit“ zu lesen – die lange verborgene Wahrheit gelangt nun endlich ans Tageslicht. Die Höhle ist auch hier, wie auf dem Titelkupfer des zweiten Bandes des Theatrum Europaeum, ein Ort der Unwissenheit, des Trugs und der Vergessenheit, an dem die Wahrheit gefangen gehalten wurde. Die Arbeit des Geschichtsschreibers bewirkt die Befreiung und die Parusie der Wahrheit, die jedoch noch nicht vollständig von ihren Ketten erlöst ist. So hält sie dem Geschichtsschreiber ihre restlichen Fesseln entgegen und es ist seine Aufgabe, sie zu befreien (Kintzinger, S. 79). Rechts unten sitzt eine nackte Frauenfigur, die den Historiographen anschaut. Zu ihren Füßen findet man die Worte „Simplicis Veritatis Studium“. Sie personifiziert folglich das Bemühen um die einfache Wahrheit.

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Abb. 4: Titelkupfer, aus: TE, 2. Aufl., Bd. 6, 1663.
Der zuerst 1652 erschienene sechste Band des Theatrum Europaeum widmet sich vornehmlich den Jahren 1647 bis 1651 und hat damit das Ende des Dreißigjährigen Krieges und den Abschluss des Westfälischen Friedens zum wichtigsten Gegenstand. Das unsignierte Frontispiz (Abb. 4) steht im Zeichen der Kriegs- und Friedensthematik, die von geschichtstheoretischen Motiven begleitet wird (dazu Kintzinger, S. 86f.; Dethlefs, S. 166). Es zeigt über dem zentrierten Werktitel den ruhenden geflügelten Chronos, Gott der Zeit, mit Stundenglas in der linken Hand. Über ihm thront im Himmel die durch eine Beschriftung identifizierbare Memoria, überstrahlt von der Dignität verleihenden göttlichen Sonne. Links vom Werktitel steht Bellona, rechts Pax. Unterhalb eines Sockels sitzt die Siegesgöttin Victoria inmitten eines Tropaions, eine geflügelte Victoria-Statuette mit Siegeskranz in der erhobenen linken Hand haltend. Über den rechten Oberschenkel hat Victoria eine Standarte mit Reichssymbol gelegt.

Chronos wendet sich Bellona zu, in deren Richtung er auch in der Linken sein Stundenglas hält. Sein Blick ist allerdings nicht der Kriegsgöttin, sondern Pax zugewandt. Mit Körperhaltung, Gestik und Blick scheint angedeutet, dass die Zeit des Krieges abgelaufen und die Epoche des Friedens angebrochen ist. Durch die Nähe zur göttlichen Sphäre wird diese historische Entwicklung als ein durch Gottes Willen gestalteter Geschichtsverlauf dargestellt. In der Bildhierarchie Chronos übergeordnet erscheint Memoria oben in einem Thronsessel sitzend, eingerahmt von zwei Putten mit Fama-Posaunen, Zeichen des verkündeten Ruhmes. Die Memoria-Personifikation liest, den Oberkörper nach vorne gebeugt, in einem Buch. In der Rechten hält sie eine Schreibfeder für Notizen bereit.

Im vertikalen Bildaufbau ergibt sich eine fünfstufige Rangfolge. Auf der untersten Stufe befindet sich in der Triumphalikonographie Victoria, darüber der Kurztitel des Werkes, umgeben von Bellona und Pax. Auf der dritten Ebene herrscht Chronos, über ihm Memoria mit den Fama-Putten. Der höchste Rang gebührt allein Gott. Ausgehend unten vom konkreten historischen Gegenstandsbereich gelangt der Blick zu dessen abstrakter begrifflicher Erfassung, dann zur übergreifenden Reflexion und schließlich zum allmächtigen Lenker der Weltgeschichte. Der Erkenntnisweg des Bildbetrachters bzw. Lesers steigt auf von der Rezeption historischer Fakten über die zunehmend abstrahierende Reflexion zum Göttlichen. Memoria meint in diesem Kontext einen reflektierenden Umgang mit Geschichte und korreliert im dualen aristotelischen Erkenntnismodell mit der oberen Stufe. Mit der geschichtstheoretischen Sinndimension wird dem Rezipienten durch die Figur der Memoria vor Augen geführt, dass er durch Lektüre von Geschichtswerken Memoria und schließlich die Erkenntnis Gottes – untrennbar mit der Selbsterkenntnis verknüpft – zu erlangen vermag (Kintzinger, S. 87).

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Abb. 5: Titelkupfer, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 21, 1738.
Das von Peter Fehr gestochene Titelkupfer des letzten Bandes des Theatrum Europaeum (Abb. 5), 1738 als Jubiläumsband publiziert, der auf die historiographische Darstellung eines Berichtszeitraums von nunmehr hundert Jahren zurückschaut – der erste Band beginnt mit dem Berichtszeitraum 1618 bis 1629, der letzte Band endet mit dem Berichtszeitraum 1716 bis 1718 –, visualisiert nochmals in programmatischer Absicht die Geschichtsdarstellung des Werkes leitende geschichtstheoretische Positionen (dazu Kintzinger, S. 90f.). Zu sehen ist auf einem dreidimensional gezeichneten Podest Janus, in der rechten Hand einen Schlüssel, in der linken einen Herrscherstab haltend, Symbole der Wächtergewalt über die Himmelspforte. Das nach rechts gewandte alte und das nach links gewandte junge Gesicht schauen in die Vergangenheit bzw. in die Zukunft. Rechts und links der Janusfigur erscheinen Rauchflammen, die den Aspekt der Vergänglichkeit allen irdischen Geschehens evozieren (Henkel/Schöne, Sp. 46). Den Podestsockel schmückt als Schriftzug eine Cicero-Allusion: „Respectans. Prospicit. Fructus Historiae Praeteritorum Memoria et Providentia Futurorum. Cic. Vergangnes Lehrt Zukünfftiges.“ (TE, 1. Aufl., Bd. 21, 1738, Titelkupfer) Damit schließt sich der Kreis der Geschichtschronik, denn die Verbildlichung eines autoritativen Cicero-Zitats befindet sich bereits auf demjenigen Band des Theatrum Europaeum, der 1633 zuerst auf den Buchmarkt kam. Nicht nur die von Cicero propagierte Geschichtsauffassung und die damit verbundene moraldidaktische Funktion von Geschichtsschreibung, auf die sich Herausgeber und Autor des Theatrum Europaeum 1633 beriefen, werden nach wie vor als verbindlich betrachtet. Ebenso obligat ist 1738 der heilsgeschichtliche Bezugsrahmen. Diese auf die Geschichtsauffassung im Theatrum Europaeum bezogene Feststellung ändert freilich nichts daran, dass sich etwa ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts à la longue ein zunehmender Trend zur Säkularisierung, verbunden mit dem Rückgang heilshistorischer Geschichtsdeutungen, auch im Geschichtsdenken abzeichnet (zu diesem Trend siehe Klempt).

Auf die heilsgeschichtliche Perspektive und auf die änigmatische Janus-Figur des Titelkupfers hebt die Vorrede an den Leser ab. Bei der Lektüre des Werkes werde – so verspricht es die praefatio – „[…] das Räthsel des auf dem Titul-Blat/ als Zweck aller Geschichte/ erscheinenden Janus sich auflösen/ und/ wenn man die geschehene Dinge samt deren Folgen reiflich überleget/ eine nicht ungegründete Vermuthung fassen lassen/ was etwa unter GOttes Verfügung oder Zulassung inskünfftige zu hoffen oder zu fürchten sey? der gebe allerseits das Beste in Klugheit derer Gerechten! Amen!“ (TE, 1. Aufl., Bd. 21, 1738, „Vorrede“ [unpag.]).

Der doppelgesichtige Janus, römischer Gott des Anfangs und des Endes aller Zeit, wird mit dem „Zweck aller Geschichte“ in Verbindung gebracht. Das nach vorne und hinten blickende Doppelgesicht kann in der Emblematik nicht nur allegorisch auf Zwiespältigkeit verweisen, sondern auch die zurückblickende und vorausschauende Klugheit bedeuten, die bezeichnenderweise im letzten Satz der Vorrede genannt wird (Henkel/Schöne, Sp. 1818-1820). Aus der Schilderung der Vergangenheit ist der Leser in der Lage, Lehren für Zukünftiges abzuleiten. Der „Zweck aller Geschichte“ zielt damit auf künftiges kluges Handeln. Der Sinnspruch des Titelkupfers hebt darauf ab, dass die Vergangenheit beschrieben wird, um die Zukunft erfolgreich bewältigen zu können. Der linke Teil des zurückliegenden Podestes bezieht sich durch die Beschriftung auf die Vergangenheit, der rechte Teil auf die Zukunft. Der Sinnspruch auf dem im zentrierten Vordergrund stehenden Podestteil ist auch durch den weißen Hintergrund herausgestellt. Als Frucht der historia und als ihre Komponenten werden einerseits retrospektiv memoria, andererseits prospektiv providentia angeführt. Historiographie hat zunächst die Funktion, „die geschehene Dinge samt deren Folgen“ zu erzählen. Sie verfolgt in lehrhafter Absicht darüber hinaus das hilfreiche Ziel, für die Zukunft darüber zu orientieren, was „zu hoffen oder zu fürchten sey“. Basierend auf einem dem göttlichen Willen und der Providenz vertrauenden Geschichtsbild soll künftiges Handeln vorhersehbar und beherrschbar werden.

2.2. Drucktitelblätter
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Die plakativen Drucktitelblätter der 21 Bände des Theatrum Europaeum stellen in ihrem Obertitel programmatisch die traditionelle Schauplatz-Metaphorik und das europazentrierte Geschichtsbild heraus. Geschichte wird als Theaterstück aufgefasst, als auf der Weltbühne von Gott aufgeführtes Schauspiel.12 Die dargebotenen Szenen haben exemplum-Charakter und dienen den auf dem theatrum mundi agierenden Schauspielern wie den Zuschauern zur Erkenntnis der providentia dei sowie zur moralischen doctrina im Sinne der Tugendinstruktion. Diese Vorstellung einer Schau-Bühne verbindet sich mit einem anderen Begriff von theatrum als Ort, an dem Gesammeltes in geordneter Weise aufbewahrt und vor Augen gestellt wird. Da sich hier die Theater-Metaphorik auf die Ordnung, Archivierung, Repräsentation und das Deuten von Wissen bezieht, kann auch das Zusammengetragene selbst theatrum heißen.13 Darüber hinaus wird im Buchtitel kein Zweifel daran gelassen, dass die europäische Geschichte im Zentrum der Ausführungen steht (dazu Dethlefs).

In den Texten der Drucktitelblätter tauchen weitere für das Geschichtsverständnis des Kompendiums wichtige Begriffe immer wieder auf. Das Drucktitelblatt von Band 1 annonciert die Ausführlichkeit und Wahrhaftigkeit in der Beschreibung: „Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ vnd Warhafftige Beschreibung aller vnd jederdenckwürdiger Geschichten/ so sich hin vnd wider in der Welt/ fürnämlich aber in Europa/ vnd Teutschen Landen/ so wol im Religion- als Prophan-Wesen/ vom Jahr Christi 1617. biß auff das Jahr 1629. […] sich begeben vnd zugetragen haben […].“ (TE, 1. Aufl., Bd. 1, 1635, Drucktitelblatt) Damit wird die im Obertitel genannte Zentrierung auf Europa relativiert. Erwähnung findet zwar durchaus ein universalhistorischer Anspruch, doch soll insbesondere die europäische und deutsche Geschichte im Vordergrund stehen. Der Hinweis auf die Darstellung „denckwürdiger Geschichten“ tangiert die vom Historiographen vorzunehmende electio des vorgefundenen Stoffes nach dem Kriterium der Wichtigkeit. Nur denkwürdige, also bedeutsame geschichtliche Ereignisse sollen beschrieben werden. Gegenstand sind die res gestae der Kirchen- und Profangeschichte.

Das Drucktitelblatt der editio princeps des 1633 auf den Buchmarkt gelangten zweiten Bandes des Geschichtswerkes verzichtet noch auf den Obertitel Theatrum Europaeum. Es wird also weder auf die Theater-Metapher noch auf die Orientierung auf die europäische Geschichte abgezielt. Der Titeltext ordnet das von Matthaeus Merian herausgebrachte Buch explizit einer Textgattung der Geschichtsschreibung zu, der historischen „Chronick“ (TE, 1. Aufl., Bd. 2, 1633, Drucktitelblatt; zur Gattung der Chronik in Mittelalter und Neuzeit Kaegi). Daneben werden – wie bereits auf dem Drucktitelblatt des ersten Bandes – für die Geschichtsauffassung wichtige Begriffe angeführt: Wahrhaftigkeit und Denkwürdigkeit der geschilderten Ereignisse. Beschrieben werden sollen ‚Geschichten’, die sich zwischen 1629 und 1633 in der ‚Welt’ zugetragen haben, womit freilich sogleich auf die Geschichte des Deutschen Reiches und der am Dreißigjährigen Krieg beteiligten europäischen Staaten rekurriert wird. Fernab von universalhistorischen Ansprüchen scheint sich ‚Welt’ auf ‚Teutschland’ und die europäischen Teilnehmer an den kriegerischen konfessionellen und politischen Auseinandersetzungen zu beziehen.

Auch der 1639 erstmals veröffentlichte dritte Band des Theatrum Europaeum bezeichnet auf dem Drucktitelblatt die Gattung des Werkes als historische „Chronick“ (TE, 1. Aufl., Bd. 3, 1639, Drucktitelblatt). Der Hinweis auf die Wahrhaftigkeit der Darstellung wird hier nicht mehr – wie im ersten Band – begleitet von der Hervorhebung der Ausführlichkeit, sondern von der Kürze der Beschreibung. „Welt“ bedeutet nun keineswegs nur das Deutsche Reich und Europa, da sich der Kriegsschauplatz ausgedehnt hatte. Der dritte Band enthält, die Perspektive ausweitend, eine „[…] kurtze vnd warhaffte Beschreibung aller vornehmen/ Denck- vnd Chronickwürdigen Geschichten/ so sich hin vnd wider in der gantzen Welt/ in den beyden Ost- vnd West-Jndien/ sonderlich in Europa, in Franckreich/ Hispanien/ Jtalien/ Groß-Britannien/ Dennemarck/ Schweden/ Polen/ Böhmen/ Hungarn/ Siebenbürgen/ Wallachey/ Moldaw/ auch theyls Türck- vnd Barbarey/ etc. In Hoch- vnd Nieder-Teutschland/ allermeist aber im Reich Teutscher Nation […] von Anno 1633. biß 1638. inclusivè in Kirchen/ Welt-Regiment vnd Kriegswesen/ allerseits begeben vnd zugetragen“ (ebd.).

Eine weitere neue Komponente des Drucktitelblatts bezieht sich auf die Tätigkeit und Arbeitsweise sowie auf das Selbstverständnis des Verfassers des dritten Bandes, auf den Historiographen Heinrich Oraeus, der Johann Philipp Abelin abgelöst hatte. Es fallen mit Erfahrung, Glaubwürdigkeit, Fleiß, Gewissenhaftigkeit, Unparteilichkeit und Affektlosigkeit Begriffe, die in der Geschichtstheorie der Frühen Neuzeit zu den Kernkategorien gehören. Auf dem Drucktitelblatt heißt es zu den Grundsätzen des mit auswärtigen Korrespondenten zusammenarbeitenden Kompilators: „Theils auß eygener Erfahrung/ allermeistentheils aber auß vberschickten glaubwürdigen Schrifften vnd Documenten mit grossem Fleiß vnd sonderbahrer Trew gantz vnpartheyisch vnd ohne Affecten/ zusammen getragen/ vnd beschrieben […]“ (ebd.).

Die Drucktitelblätter der folgenden Bände 4-21 bringen Wiederholungen und keine neuen oder ergänzenden Aspekte zur Theorie der Geschichte und Geschichtsschreibung – abgesehen von der tendenziellen Ausweitung der Historiographie auf außereuropäische Erdteile. Insgesamt betrachtet weisen die Drucktitelblätter hinsichtlich der Theorie zur historia eine bemerkenswerte Konstanz in ihrer Entwicklung von den Dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts bis 1738 auf.

Auf den Kupfertitelblättern werden die Titeltexte der Drucktitelblätter in Kurzform wiederholt. Für das geschichtstheoretische Selbstverständnis relevante Begriffe – wie der Obertitel Theatrum Europaeum, die Hinweise auf Wahrhaftigkeit und Denkwürdigkeit der Geschichten, die Konzentration auf Europa und das Deutsche Reich, die Gattungsbezeichnung „historische Chronik“, der Berichtszeitraum – sind anfänglich in die Kupfertitelblätter, die auch die enthaltenen Kupferstiche, Verleger und Erscheinungsort nennen, integriert. Die dort präsentierten textlichen Kerninformationen wurden allerdings nach und nach kürzer, so dass mitunter nur noch der Obertitel des Werkes und der jeweilige Werkteil als Titeltext Erwähnung fanden. Das Kupfertitelblatt von Band 15 (TE, 1. Aufl., Bd. 15, 1707) erschien ohne jeglichen Text.

2.3. Dedikationen und Vorreden
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In manchen Dedikationen und Vorreden gehen die Verfasser des Theatrum Europaeum auch auf historia und historiographia ein. In der Widmung des vorwortlosen ersten Bandes (TE, 1. Aufl., Bd. 1, 1635) – gerichtet an den Bürgermeister und den Rat der Reichsstadt Frankfurt a.M. – knüpft Matthaeus Merian an die Tradition der seit Menschengedenken entstandenen Universal- und Partikulargeschichten an, die die Religions- und Profangeschichte zum Gegenstand haben. Anfänglich als Weltgeschichte konzipiert, die ab ovo erzählen sollte, beschränkt sich Merian auf die zeitgenössische europäische Geschichte, für den ersten Band auf den Berichtszeitraum von 1618 bis 1629. Historiographen hätten – so Merians Auffassung – Personen und Ereignisse der „Posterität und den Nachkömmlingen zur Gedächtnuß und sonderbarem Nutzen beschrieben“ (TE, 3. Aufl., Bd. 1, 1662, Widmung, unpag. [S. 1]). Damit steht Merian in der Tradition der antiken bzw. humanistischen Geschichtsphilosophie14. Memoria und utilitas als Ziele der Historiographie werden demnach gleich genannt. Weitere Normen, die er für sich und seine Autoren in Anspruch nimmt, sind „Fleiß/ Candore und Auffrichtigkeit“ (unpag. [S. 2]). Mit candor dürfte hier ‚Klarheit’ gemeint sein.15

Der zweite Band (TE, 1. Aufl., Bd. 3, 1633) ist Johann Maximilian zum Jungen gewidmet, einem Rat und Schöffen der Reichsstadt Frankfurt a.M. Merian rekurriert in der Dedikation, in der die Welt als öffentliches „Theatrum“ begriffen wird, einerseits auf die Ars Poetica des Horaz, indem er daran erinnert, dass die Lektüre des Geschichtswerkes Nutzen und Vergnügen bereiten soll (TE, 3. Aufl., Bd. 2, 1646, Widmung, unpag. [S. 1], siehe Horatius, S. 24.). Andererseits beruft sich Merian auf den ebenfalls nicht namentlich genannten Cicero, wenn er feststellt, „daß kein gewisserer testis temporum, vita memoriae, vnd Lux veritatis seye/ quam Historia“ (unpag. [S. 2]). Das vollständige Zitat lautet bei Cicero: „Historia vero testis temporum, lux veritatis, vita memoriae, magistra vitae, nuntia vetustatis, qua voce alia nisi oratoris immortalitati commendatur?“ – „Und die Geschichte vollends, die vom Gang der Zeiten Zeugnis gibt, das Licht der Wahrheit, die lebendige Erinnerung, Lehrmeisterin des Lebens, Künderin von alten Zeiten, durch welche Stimmen, wenn nicht die des Redners, gelangt sie zur Unsterblichkeit?“ (Cicero 1997, S. 228f.; zu historia und historiographia auch S. 238-247). Die ebenso von Merian unterzeichnete Vorrede nimmt wiederum Bezug auf den Doppelaspekt von Nutzen und Belustigung und erwähnt die intendierten Leser: Gelehrte und den „gemeinen Mann“ (TE, 3. Aufl., Bd. 2, 1646 Vorrede, unpag. [S. 2]). Merian versichert zum einen, „die Erzehlung der Geschichten an sich selbst auff den vesten Grundt der vnlaugbaren blossen Warheit/ welche die einige Substantz vnd Seel der Historien ist/ fundirt“ zu haben (unpag. [S. 1]). Zum anderen betont er die Authentizität der seinem Werk beigefügten „LandTafeln“, „Contrafacturen“, Abrisse, Festungs-, Schlachtpläne etc. (unpag. [S. 1]). Teils habe er die Originale selbst in Augenschein nehmen können, teils habe er die Vorzeichnungen für die Kupferstiche von verlässlichen Ingenieuren erhalten. Es fallen weitere Leitbegriffe, die in den Vorreden der späteren Bände wiederholt werden. Ein rechtschaffener Historiker habe sich der „Partheylichkeit“ und des eigenen „Vrtheils“ in der moralischen Bewertung, erläuternden Kommentierung und Deutung der dargestellten Ereignisse zu enthalten.16 Er solle die Dinge vielmehr so erzählen, „wie sie sich begeben vnnd zugetragen haben/ ohne einige Privat-Affection/ loben oder schelten“ (unpag. [S. 2]). Die Konzentration auf das faktische Geschehen und die Ausschaltung von Gefühlen waren – wie in Ciceros De oratore vorgegeben – offenbar Garanten für anzustrebende Wahrheit, Objektivität und Neutralität in der Darstellung: „Nam quis nescit primam esse historiae legem, ne quid falsi dicere audeat? Deinde ne quid veri non audeat? Ne quae suspicio gratiae sit in scribendo? Ne quae simultatis?“ – „Wer wüßte denn nicht, daß die erste Regel der Geschichtsschreibung gebietet, keine falsche Aussage zu wagen, die zweite, keine wahre nicht zu wagen, damit beim Schreiber weder der Verdacht der Sympathie noch der der Feindschaft aufkommt?“ (Cicero 1997, S. 244f.)17 Typisch für die Vorreden des Theatrum Europaeum ist der Appell an kritische und aktive Leser, dem Herausgeber nicht nur Druckfehler, sondern auch etwaige inhaltliche Mängel und Fehler in der Darstellung schriftlich mitzuteilen. Die Leserschaft wird in den Prozess der Geschichtsschreibung einbezogen, um notwendige Korrekturen in späteren Ausgaben berücksichtigen zu können. Für bereits erschienene Neuausgaben der Bände 1 und 2 seines Theatrum Europaeum habe Merian schon Inhalte, so wird im Vorwort der dritten Ausgabe von Band 2 versichert, hier und da revidieren, ergänzen und tilgen lassen (TE, 3. Aufl., Bd. 2, 1646 Vorrede, unpag. [S. 2]).

Eine ausführliche, von Matthaeus Merian signierte Widmung und eine längere unsignierte Vorrede, nicht minder gehaltvoll für geschichtstheoretische Belange, begleiten den dritten Band (11639). Ausgangspunkt der Widmung an Landgraf Georg von Hessen ist die heilsgeschichtliche Perspektive der historia. Der Nutzen der memoria als „Gedächtnuß vergangener Dingen“ wird aus der Vorstellung abgeleitet, dass daraus die weise, gütige und wunderbare Regierung Gottes erhellt werden könne (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, Widmung, unpag. [S. 1]).18 Diese Lehrfunktion, die die historia für Zeitgenossen und Nachwelt übernimmt, gilt in gleicher Weise für die letztlich vom Schöpfer gelenkte Profangeschichte. Da der Mensch zum Vergessen neigt, ist es Aufgabe der Historiographie, Vergangenes zu bewahren und damit an durch Gott bewirktes Geschehen in Demut und Dankbarkeit zu erinnern. Denn, so lautet eine Maxime, „Vergessenheit macht Vermessenheit“: „Das thut die History/ da im Gegentheil: Oblivio securitatem parit, Vergessenheit macht sichere liederliche Leut/ und solche undanckbare unerkentliche Leute fallen hernach auffs neu in Gottes Zorn/ und ziehen ihnen selbst nur mehrere Straff und Plagen vom Himmel über den Hals.“ (unpag. [S. 3]) Obenan steht als Ziel das Erkennen der göttlichen „Providentz“ nach dem Grundsatz „Ludit humanis divina potentia rebus.“ (unpag. [S. 3]) Merian, der das Theatrum Europaeum der Gattung der historischen Chronik zuordnet, vertraut der moraldidaktischen Lehrfunktion der Geschichte: Aus der historia und den von ihr dargebotenen exempla könne man für gegenwärtiges und künftiges kluges, von Vernunft geleitetes Verhalten lernen. Anknüpfungspunkt dürfte Cicero sein, der in De divinatione erklärt hatte, die Historie sei „voller Beispiele“ („plena exemplorum“) (Cicero 1963, S. 184). Das Studium der Vergangenheit lasse erkennen, so Merian, „wo wir oder andere in der Sachen verfehlet/ und entweder zu viel oder zu wenig gethan haben/ damit wir uns klüglich und vernünfftig in die Sache schicken/ und entweder dem guten folgen/ oder das schädliche vermeyden.“ (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, Widmung, unpag. [S. 3])

Somit diene Historiographie dazu, tugendhaft zu leben und die Laster zu meiden. Die Lektüre der Geschichtsbücher schütze zudem davor, einst begangene Verfehlungen zu wiederholen. Besonders angesprochen sind kirchliche und weltliche Amtsträger, die in „Kirchen/ Cantzleyen und Rahthäusern“ kluges Handeln für die Tagespolitik erlernen sollen (unpag [S. 3]). Auch die Einsicht in eine Grunderfahrung menschlichen Daseins, die inconstantia, sei der Geschichte zu entnehmen und für die Gegenwart fruchtbar zu machen: „Die Histori und Beschreibung vergangener Geschichten stellet uns vor Augen die Unbeständigkeit und Untergang aller Dinge/ wie gar nichts beharrlichs noch beständigs in der gantzen Welt sey“ (unpag. [S. 3]). In der Darstellung historischer Ereignisse setzt man auf die Kraft, Evidenz und Wirkung der exempla. Die Sammlung vergangener Beispiele soll dazu beitragen, Gegenwart und Zukunft angemessen zu bewältigen. Zur kompilatorischen Arbeitsweise der Historiographen bemerkt Merian, dass die verlässliche Wiedergabe der Zeitgeschichte zum Teil auf eigener Erfahrung, zum Großteil aber auf zahlreichen mündlichen sowie schriftlichen Berichten beruhe.

Der „Vorrede An den unpartheyischen geneigten Leser“ zufolge zielt das Theatrum Europaeum auf ein ständeübergreifendes Publikum, auf Leser „eines jeden Standes“ (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, Vorrede, unpag. [S. 1]). Sodann gerät ein Kernproblem anzustrebender unparteiischer Geschichtsschreibung in den Blick. Bei der anfallenden Menge an Stoff sei es unmöglich für den Autor bzw. Kompilator, alles aus eigener Erfahrung und Augenzeugenschaft zu schöpfen. Man sei vielmehr auf die mannigfaltigen Informationen auswärtiger Gewährsleute angewiesen, die in ihrer Disparität jedoch „partheyisch/ und nach den Humoren und eines jeden eygenen Affecten gerichtet“ seien (unpag. [S. 1]). Von Affekten beeinflusst, die schlechte Ratgeber abgeben, könne die wahrheitsgetreue Darstellung leiden. Daraus resultiert ein Dilemma, soll doch der Historiograph als vir bonus Priester der Wahrheit („Sacerdos veritatis“) sein und die Dinge lediglich wahrheitsgemäß erzählen (unpag. [S. 1]). Immerhin gehört der Wahrheitsanspruch zu den wichtigsten „Leges“ (unpag. [S. 2]) der Geschichtsschreibung. Man beteuert, sich in dieser historischen Chronik „aller Menschlichen Möglichkeit nach der puren und reinen Warheit zum allerhöchsten beflissen/ und von uns selbst eygenes Willens nichts eingesetzt/ ohne was wir der Warheit ex lectione, relatione ? collatione documentorum am ähnlichsten zu seyn befunden. Dann (Veritas est anima Historiae) die Warheit ist die Seel der History und Beschreibung vergangener Geschichten/ ohne dieselbige ist die History und Beschreibung anderster nichts/ dann ein todtes übelriechendes Aas“ (unpag. [S. 1]).

Es liegt in der Natur der Sache, dass auswärtige Berichte, selbst wenn sie sich auf ein und denselben Sachverhalt beziehen, oft unzuverlässig und widersprüchlich sind und nicht alle der Wahrheit entsprechen können. Sogar Augenzeugen nehmen das gemeinsam Erlebte mitunter durchaus unterschiedlich wahr und stellen es in differenter Weise dar (dazu TE, 3. Aufl., Bd. 4, 1692, Vorrede, unpag. [S. 1]). Hinzu kommen die der Wahrheit abträgliche Standortgebundenheit und Subjektivität des Augenzeugen (Koselleck 1977). Hier habe die obligatorische Quellenkritik des Historiographen anzusetzen. Um sich der Wahrheit am weitesten anzunähern, müsse man fleißig alle Quellen, denen man habhaft werden könne, kritisch studieren, vergleichen und im Sinne einer Plausibilitätsprüfung abwägen, wie sich ein Ereignis am wahrscheinlichsten zugetragen haben mag. Dieses aufwendige Verfahren habe man praktiziert und „wie die Bienlein in Wälden/ Felden und Gärten auff alle Blümlein fliehen/ und ihren süssen lieblichen Honig darauß saugen: Also haben wir uns höchstes Fleisses angelegen seyn lassen/ alle Documenta, so viel wir nur deren immermehr haben können […] daß wir dieselbigen ängstlich unnd mühsamb durchkrochen/ und das jenige was am bekräfftigsten/ in unser Alvearium eingebracht“ (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, Vorrede, unpag. [S. 2]). Gerichtet habe man sich nach einem Grundsatz der „Leges Historiae“: „Si videantur historiae discrepare, tentetur conciliatio: si illa locum habere non potest, cogitetur: in rebus obscuris sequi oportet id, quod est minimum.“ (unpag. [S. 2]) Allerdings dürfte auch dieses Verfahren an Grenzen gestoßen sein. Wenn der Historiograph trotz kritischer Prüfung nicht sicher war, welcher Bericht die Wahrheit wiedergab, reproduzierte er mindestens zwei oder mehr Quellen, um dem Leser die Beurteilung zu überlassen. Beispielsweise berichtete Daniel Schneider von einer Schlacht zwischen schwedischen und polnischen Truppen am 19. Juli 1702. Durch die Mitteilung mehrerer Quellen verfolgte er den Zweck, daß der Leser „sich hernachmahln/ aus Gegeneinanderhaltung dieser Nachrichten/ selbsten den wahrscheinlichsten Entwurff dieser Dinge in seinem Gemüthe machen möge“ (TE, 1. Aufl., Bd. 16, 1717, S. 1020).

Es wird mit Bedauern eingeräumt, trotz Wahrheitsanspruch möglicherweise nicht immer die wahre, unparteiische und von Affekten freie Darstellung vorlegen zu können.19 Zu entschuldigen sind diese Verfehlungen mit einer anthropologischen Konstante, sei doch der Mensch nicht perfekt und Irren menschlich. In der Vorrede des vierten Bandes wird in Anbetracht des Dilemmas auf Cicero hingewiesen: „Beruhet demnach auff dem alten Ciceroniano: Quod errare, labi, decipi humanum sit, daß irren/ fallen/ und betrogen werden Menschlich sey.“ (TE, 3. Aufl., Bd. 4, 1692, Vorrede, unpag. [S. 2]).20 Immerhin wird die Leserschaft ermuntert, der Wahrheit dienende Korrekturwünsche mitzuteilen, um künftig in einer überarbeiteten Ausgabe Berücksichtigung zu finden. Man habe sich in der objektiven, vorurteilslosen Darstellung, so wird beteuert, kommentierender Werturteile und Interpretationen enthalten, es zudem unterlassen, das Urteil des Lesers zu beeinflussen und es allein dem kritischen Leser anheimgestellt, von seinem Urteilsvermögen, dem „Judicium“, Gebrauch zu machen (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, Vorrede, unpag. [S. 2]). Im Sinne der Ausgewogenheit sei auch darauf verzichtet worden, Personen „anzügig durchzulassen“ oder „mit unmässigem Lob zubeschweren“ (unpag. [S. 3]).

Der Vorspann zum Text des dritten Bandes bekräftigt nochmals den Authentizitätsanspruch, dass alles aus „glaubwürdigen eingeantworteten Documenten, und eigener Erfahrung zusammen getragen“ wurde (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 1). Eine Marginalie informiert plakativ: „Historien Lesung und Wissenschafft ist nöthig und hochnützlich.“ (ebd.) An den lehrhaften Nutzen für alle Stände und insbesondere für Herrscher und Amtsträger und die sich bei der Lektüre von Geschichtsbüchern einstellende Klugheit, die in der Lebenspraxis anwendbar ist, erinnernd, führt der Text dazu aus: „Dann fürwar/ Historien fleissig lesen/ und nachsinnlich betrachten/ das macht recht kluge/weise und verständige Leute in allen Ständen und Aemptern/ also daß noch keiner mit Lob und Ruhm irgend einem Dienst oder Ampt vorgewesen/ ohne rechtschaffene Erkäntnuß und Betrachtung der Historien und vorgegangener Geschichten: dahero offenbar/ daß fast alle vornehme hohe Monarchen und glorwürdige Regenten/ auch vornehme Amptträger in Göttlichen/ Geistlichen und Weltlichen oder Prophan-Aemptern sich jederzeit der Chronicken/ Historien und alter Geschichten Beschreibungen/ mit sonderlichem Lob und Ruhm bedienet/ und mit tieffsinniger Betrachtung aller Ursachen/ Anlaß/ Anstalt/ Fürgang und Außgang in Thun und Lassen darnach gerichtet/ daß also wol die Historia, Sapientiae Metropolis, ein Hauptstadt der Weißheit mag genennet werden“ (ebd.).

In der von Matthaeus Merian unterzeichneten Widmung und in der von Johann Peter Lotichius stammenden Vorrede des fünften Bandes (1647) kommt in der üblichen Apologie der Historiographie und der Berufung auf die quellenkritische Verfahrensweise eine in den vorherigen Paratexten nicht angesprochene Nuance zur Relation von historia und fabula hinzu. Merian plädiert zunächst für die Schilderung der Zeitgeschichte und eine zeitnahe Beschreibung der res gestae, denn durch einen großen zeitlichen Abstand des Historikers zu den erzählten Ereignissen bestehe das Risiko, dass sich das Fehlerpotential im Hinblick auf die Wahrheit der Darstellung erhöhe, weil etwa mit dem Sterben von Augenzeugen Fakten und Umstände in Vergessenheit geraten könnten. Dagegen seien Zeitzeugen in der Lage, noch aus ihrer frischen Erinnerung den Historiker zu informieren. Zeichne man die Gegebenheiten erst in großer zeitlicher Distanz auf, dann laufe man Gefahr, „an statt Historien vnnd warhaffter Geschichten/ mehrentheils lauter Figmenta vnnd Fabeln“ zu produzieren (TE, 1. Aufl., Bd. 5, 1651, Widmung, unpag. [S. 1]). Die res fictae waren ein Ärgernis für den allein auf die res factae bedachten Historiographen (dazu Jauß). Idealerweise erfindet er seinen Stoff nicht, sondern gewinnt ihn durch kritische Prüfung der Quellen, die in der Gegenwart als Zeugnis der Vergangenheit erhalten geblieben sind. Das geschieht nach den Kriterien, die zur Unterscheidung von Fiktion und Realität zur Disposition stehen. Als Ergebnis des Selektionsprozesses erscheint sein Verständnis der Vergangenheit als das wahre und verbindliche. „Mährlein“ und „Fabulas“ seien – so Merian – das Metier der Poeten, und Homer, in Personalunion Dichter und Geschichtsschreiber, der den Trojanischen Krieg mehrere hundert Jahre nach seiner Austragung aufzeichnete, habe man beschuldigt, „Mendacia“ und „Figmenta“ hinterlassen zu haben (TE, 1. Aufl., Bd. 5, 1651, Widmung, unpag. [S. 2]). Damit distanziert sich Merian von der Poesie und der poetischen Darstellung historischer Ereignisse wie sie beispielsweise in Epen und Romanen vorkommen.21 In seinen Ausführungen dürfte er – wenn auch nicht expressis verbis – auf die aristotelische Unterscheidung von Poesie und Geschichte rekurrieren. In seiner Poetik hatte Aristoteles festgelegt, „daß es nicht Aufgabe des Dichters ist mitzuteilen, was wirklich geschehen ist, sondern vielmehr, was geschehen könnte, d.h. das nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit Mögliche. Denn der Geschichtsschreiber und der Dichter unterscheiden sich nicht dadurch voneinander, daß sich der eine in Versen und der andere in Prosa mitteilt […]; sie unterscheiden sich vielmehr dadurch, daß der eine das wirklich Geschehene mitteilt, der andere, was geschehen könnte“ (Aristoteles, S. 29).

Lotichius problematisiert in seiner Vorrede zunächst die grundsätzliche Frage, ob man „die eygentliche Warheit vnnd Beschaffenheit aller vnd jeder Dingen Verrichtungen vnnd Stücken so accurat vnnd genaw erreichen vnd treffen würde?“ (TE, 1. Aufl., Bd. 5, 1651, Vorrede, unpag. [S. 1]) Zwar gründe vieles auf Erfahrung und Augenschein, doch seien die überwältigende Flut an Berichten und die durchaus voneinander abweichenden Informationen über ein und dieselben Gegebenheiten dubios. Der Historiker, der nur die Wahrheit „bona fide“ wiederzugeben habe, dürfe nichts Fiktives ergänzen. Er habe die eingehenden Berichte „sincera mente“ auf deren Glaubwürdigkeit hin zu prüfen, indem er nichts „fingirt/ oder hinzu thut/ welches cum ipsamet historiae anima, idest, veritate, streiten solte.“ (unpag. [S. 2]) Das Gebot nichts fingieren zu dürfen wird häufiger thematisiert, so auch von Heinrich Oraeus, der die Geschichte eines Zauberers in Straßburg erzählt und beteuert: „Wir erdichten allhier nichts in odium Patrum, sondern referiren purè wie es an uns kommen“ (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 34).

Auch Johann Georg Schleder, der für den 1652 erstmals erschienenen sechsten Band verantwortlich war, versichert in der Vorrede seinen Anspruch auf Objektivität und Neutralität, orientiere er sich doch allein am „factum nudè, vnd wie vns das documentum, oder die darüber einkommene Relation solches dictirt/ erzehlet haben […] so/ daß auß eigenem vnserm Gehirn/ darzu nicht das allergeringste gesponnen/ noch auß habender passion ichtwas eingeschoben worden“ (TE, 1. Aufl., Bd. 6, 1652, Vorrede, unpag. Zit. nach dem Exemplar der ULB Münster 4° H3 903-6.). Schleder beruft sich auf die Autorität Ciceros und verbürgt sich dafür, „so viel möglich seyn wollen/ alles vnpartheyisch vorgebracht/ vns erinnerende/ was der vortreffliche Redner Cicero, in seinem zweiten Buch de Oratore schreibet/ Historiae supremam legem esse Veritatem, das ist/ Man könne im Histori schreiben ein mehrers nicht thun/ als wenn man mit der Warheit vmbgehet“ (ebd.). Vor dem Problem stehend, eine kaum überschaubare Menge an Quellen mit heterogenen und diffusen Nachrichten verarbeiten zu müssen, zeigt er sich in Verlegenheit und hofft auf die Hilfe der zu Korrekturen aufgerufenen Leser: „[…] daß bey einem so greulichen chaos vieler vnterschiedener/ auch hochwichtiger Materien/ die Relationes jederweilen dergestalt variiren/ daß man/ gleich einem/ der den Wolff bey den Ohren hat/ nicht weiß/ was man thun oder lassen soll. Vnterwerffen vns demnach redlicher wolmeynender Leute censur gar gerne/ vnd verbessern hiernechst […] auff anderwärtliche bessere Nachricht/ alles was zu verbessern gesucht wird.“ (ebd.).

Die Zueignungsschrift des zunächst 1663 edierten siebten Bandes akzentuiert neben der üblichen Tugendinstruktion die Handlungsorientierung für den Menschen, die aus der Kenntnis der historia resultiert. Sie bietet eine ethische Basis für das Zusammenleben in menschlicher Gemeinschaft und kommt nicht zuletzt den Regenten und einer klugen Politik zugute: „So hanget (nechst der Barmhertzigkeit Gottes) die Wolfahrt deß Menschlichen Lebens beynahe an nirgend anderm/ als an den Historien. Diese entzünden die Gemüter zur Tugend; schrecken sie von Sünden und Untugenden ab; geben den Tugendhafften das Leben nach ihrem Tod; tödten und begraben die Untugendhafften in ihrem Leben; ehren die Ehrlichen bey den Nachkommenden; schelten und schänden die Unehrlichen mit einer immerwährenden Schmach […] zeigen/ wie man Gott dienen und förchten/ und sich in Auffrichtigkeit gegen jederman verhalten soll […]. Die Kleinmütigen stärcken sie/ unterrichten die Unwissenden/ und reitzen jederman zu allerhand tapffern und löblichen Thaten“ (TE, 2. Aufl., Bd. 7, 1685, Widmung, unpag. [S. 1]).

Die Vorrede des siebzehnten Bandes, erstmals 1718 publiziert und von Daniel Schneider verfasst, sieht sich ebenfalls mit den Problemen des Auswählens aus dem riesigen Quellenschatz und der erzählenden Wiedergabe der Quellen konfrontiert. Angesichts der Misere bevorzuge es der Autor, Dokumente im kompletten Wortlaut zu zitieren, „damit der Leser aus denen eigenen Worten vornehmster auff diesem Schau-Platz erscheinender Personen, sich einen desto bessern Begriff von ihren Handlungen und Gemüths-Beschaffenheiten machen möge“ (TE, 1. Aufl., Bd. 17, 1718, „Vorbericht“, unpag. [S. 3]). Gebe man hingegen nur einen Auszug aus den Quellen, „so kan doch leicht etwas mit einschleichen, was mehr mit der Einsicht und Neigung des Schreibers, als dem Sinne des ursprünglichen Autoris dieses oder jenen Stückes übereinstimmt; und bald was, als nicht sonderlich trifftig, aussen gelassen werden, das andern ein Punct von grosser Wichtigkeit zu seyn scheinet, und in der That ist“ (unpag. [S. 3]).

Damit ist eine grundsätzliche hermeneutische Schwierigkeit angeschnitten, der sich ein Historiker zu stellen hat. Das hermeneutische Problem potenziert sich in anderer Hinsicht, denn die Intention des Theatrum Europaeum könne nicht die alleinige Kompilation und Aneinanderreihung von Quellen im Wortlaut sein. Vielmehr müsse im Interesse des Lesers die historische Erzählung hinzukommen, „damit alles umb so viel leichter, verständlicher und angenehmer werde, dieweil es weit vorträglicherer ist, alle Umbstände und Gelegenheiten, wie es vor, bey, mit und nach den in brieffliche Urkunden verfasseten Sachen hergegangen, ordentlich erzehlet finden, als wenn man dergleichen erst selbst aus denen Urkunden zerstreuter zusammen suchen, oder wohl gar vieles, welches in diese nicht gebracht worden, doch aber zu ihres Inhalts Sache gehörig ist, muthmassen, auch etwa gar nicht erfahren soll“ (unpag. [S. 3]).

Mit dieser Aufgabe dürfte der Historiker überfordert sein, kann er doch nicht umhin, „alle Umbstände und Gelegenheiten“ deutend zu erklären und beispielsweise Handlungsabläufe und deren psychologische Motivierung zu interpretieren.

Bemerkenswert ist Schneiders ausdrückliche Trennung von historia und politica. Das Theatrum Europaeum sei von Anfang an ein Geschichtswerk gewesen, das es Politikern stets überlassen habe, aus der Darstellung beurteilende Rückschlüsse auf politische Verhältnisse zu ziehen.

Weitere Widmungen und Vorreden sind im Hinblick auf unser Thema unergiebig oder wiederholen und variieren geschichtstheoretische Leitbegriffe, Überlegungen und Argumentationsketten. Sie bieten in dieser Hinsicht keine neuen Aufschlüsse und müssen daher hier nicht eigens vorgestellt werden (siehe Bde. 4, 8, 9, 11-16, 20, 21).

3. Fazit
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Das dem Theatrum Europaeum zugrunde liegende eurozentrierte Geschichtsverständnis, das sich um das Bewusstsein einer europäischen Identität im Zeichen des Friedens bemüht, ist unter anderem geprägt vom Utilitarismus als Lehre, die im Nützlichen die Basis des ethischen Verhaltens sieht und Werte und Normen nur akzeptiert, wenn sie dem Individuum und der Gemeinschaft nützen. Die utilitaristische Geschichtsauffassung betont auf der Grundlage eines heilsgeschichtlichen Sinnhorizonts die Exemplarität und lebenspraktische Handlungsorientierung einer moraldidaktischen Historiographie. Nicht nur Gotteserkenntnis, untrennbar mit Selbsterkenntnis verknüpft, ist durch die Lektüre der Geschichtsbücher und Bewahrung der memoria als kulturelles Gedächtnis zu erlangen, sondern darüber hinaus Entscheidungskompetenz für tugendhaftes Handeln im Hinblick auf prudentia. Das gilt gleichermaßen für die individuell-private wie für die öffentlich-politische Sphäre. Die historia pragmatica verbindet sich mit der Leitvorstellung historia docet, so dass die teleologische Ausrichtung des Geschichtskonzepts unverkennbar ist.22 Es ist zudem ein wichtiges Anliegen der Historiographie, das moralisch-rechtliche Urteilsvermögen, das iudicium, herauszubilden.

Eine prudentistische Sozialethik und Moralauffassung – in allen Bänden des Theatrum Europaeum nach wie vor determiniert durch eine religiöse Fundierung – durchzieht das Werk, das dem Selbstverständnis nach der Gattung ‚historische Chronik’ zuzuordnen ist. Kluges Verhalten zielt auf die ethische und lebenspraktische Maxime der Erlangung von Glückseligkeit im privaten und öffentlichen Lebensbereich. Klugheitslehren zufolge soll die Kardinaltugend der Klugheit als prudentia civilis nicht nur dem homo politicus zu einem erfolgreichen weltgewandten und moralisch richtigen Handeln verhelfen. Darin wird die Nähe zu Positionen der prudentistischen Moralphilosophie der Epoche deutlich.23

Die durchgängige Fixierung auf einen heilsgeschichtlichen Deutungsrahmen der erzählten Ereignisse und die Rückbindung historischen Geschehens auf den providentiell vorgegebenen Sinn aller Geschichte widerspricht nicht den auch vorkommenden Versuchen, naturwissenschaftliche Erklärungen für Phänomene – etwa bei Naturkatastrophen und dem Auftauchen von Kometen – vorzuschlagen. Mit dem allmählichen Aufkommen der neuen Erfahrungswissenschaften, verbunden mit einer Neubewertung der Empirie, vollzog sich langsam und keineswegs widerspruchsfrei eine Neueinschätzung der Erinnerungskultur, in der die Historiographie nicht zuletzt auch als Archiv empirischer Daten legitimiert wurde. Gleichwohl hat historia in den Paratexten des Theatrum Europaeum noch die Funktion einer Theodizee, der Rechtfertigung des Übels und Bösen vor der göttlichen Providenz.

Verfolgt man die Paratexte von 1633 bis 1738, so wird deutlich, dass Leitbegriffe wie veritas, historia magistra vitae, virtus, exemplum, iudicium, prudentia, historia, memoria, Aufrichtigkeit und Unparteilichkeit zwar immer wieder auftauchen, doch zunehmend auf ausführlichere geschichtstheoretische Darlegungen verzichtet wird. Gleichwohl zeigt sich eine bemerkenswerte Konstanz in den Auffassungen zu historia und historiographia, die das Theatrum Europaeum prägen. Sie bleiben dem in der Rhetorik wurzelnden Geschichtsverständnis und dem Ciceronianismus noch im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts verhaftet (Keßler 1982). Die in den Paratexten des Theatrum Europaeum dargelegten, geschichtstheoretischen Überlegungen wurden – von antiken Texten ausgehend – bereits im italienischen Humanismus intensiv diskutiert (Keßler 1971 a).24 Es sollte in Deutschland noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts dauern, ehe sich die Geschichte von der Rhetorik vollständig emanzipieren und als eigenständige universitäre Disziplin etablieren konnte (dazu Keßler 1983, S. 30f.).

Insbesondere die Studien von Hayden White haben seit den Achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts dazu beigetragen, ein neues Verständnis für die Literarizität der Historiographie hervorzurufen, etwa im Hinblick auf deren rhetorisch geformte narrative Struktur bei der Auswahl, Wiedergabe, Verknüpfung und erklärenden Motivierung der res factae. Neben der ‚Fiktion des Faktischen’ gerieten auch die Relativität der erzählten historischen Wahrheit und die Sinnkonstituierung und -konstruktion durch den Historiographen verstärkt in den Blick (White 1986, White 1990, White 1994). Heute wird nicht mehr ernsthaft bestritten, dass Historiker auf Mittel der Fiktion angewiesen sind, sobald die narratio einsetzt und die verkürzende sprachliche Rekonstruktion einer vergangenen Realität beginnt. Bereits die Auswahl und Ordnung überlieferter Berichte gehen mit einer wertenden Interpretation einher. Die Vorstellung, ein Historiker könne ein objektives und wahres Bild der Vergangenheit quasi subjekt-unabhängig verbal wiedergeben, hat sich längst als Illusion erwiesen.

4. Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
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4.1. Quellen
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  • Aristoteles: Poetik. Griechisch/Deutsch. Übersetzt und hg. von Manfred Fuhrmann. Stuttgart 1994. [gbv]
  • Marcus Tullius Cicero: De divinatione. Libri duo. Hg. von Arthur Stanley Pease. Darmstadt 1963. [gbv]
  • Marcus Tullius Cicero: De oratore. Über den Redner. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt und hg. von Harald Merklin. Stuttgart 1997. [gbv]
  • Quintus Horatius Flaccus: Ars Poetica. Die Dichtkunst. Lateinisch und deutsch. Übersetzt und mit einem Nachwort hg. von Eckart Schäfer. Stuttgart 1980. [gbv]
  • Lukian: Wie man Geschichte schreiben soll. Griechisch und Deutsch. Hg., übersetzt und erläutert von Helene Homeyer. München 1965. [gbv]
  • Matthaeus Merian: Theatrum Europaeum. 21 Bde., Frankfurt a.M. 1633-1738 (ausführliches Siglenverzeichnis). [opac]

4.2. Forschungsliteratur
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  • Frieder Ammon, Herfried Vögel (Hg.): Die Pluralisierung des Paratextes in der Frühen Neuzeit. Theorie, Formen, Funktionen. Berlin 2008. [opac]
  • Wilfried Barner: Barockrhetorik. Untersuchungen zu ihren geschichtlichen Grundlagen. Tübingen 1970. [opac]
  • Hans Michael Baumgartner: Die subjektiven Voraussetzungen der Historie und der Sinn von Parteilichkeit, in: Reinhart Koselleck, Wolfgang Mommsen, Jörn Rüsen (Hg.): Objektivität und Parteilichkeit in der Geschichtswissenschaft. München 1977, S. 425-440. [opac]
  • Jörg Jochen Berns: „Parteylichkeit“ und Zeitungswesen. Zur Rekonstruktion einer medienpolitischen Diskussion an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, in: Wolfgang Fritz Haug (Hg.): Massen - Medien - Politik. Berlin 1976, S. 201-233. [gbv]
  • Jörg Jochen Berns: Der nackte Monarch und die nackte Wahrheit. Auskünfte der deutschen Zeitungs- und Zeremoniellschriften des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts zum Verhältnis von Hof und Öffentlichkeit, in: Daphnis 11 (1982), S. 315-349. [opac]
  • Jörg Jochen Berns: Zeitung und Historia. Die historiographischen Konzepte der Zeitungstheoretiker des 17. Jahrhunderts, in: Daphnis 12 (1983), S. 87-110. [opac]
  • Jörg Jochen Berns: Nochmals zur „Parteylichkeit“. Entstehungsbedingungen, Kriterien, Geltungsbereich, in: Astrid Blome, Holger Böning (Hg.): Presse und Geschichte. Leistungen und Perspektiven der historischen Presseforschung. Bremen 2008, S. 67-75. [gbv]
  • Hermann Bingel: Das Theatrum Europaeum. Ein Beitrag zur Publizistik des 17. und 18. Jahrhunderts. Diss. München 1909. Lübeck 1909.
  • Horst Walter Blanke: Historiographiegeschichte als Historik. Stuttgart-Bad Cannstatt 1991. [opac]
  • Hans Georg Coenen: Art. „Parteilichkeit“, in: Gert Ueding (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 6. Tübingen 2003, Sp. 652-666. [opac]
  • Gerd Dethlefs: Schauplatz Europa. Das „Theatrum Europaeum“ des Matthaeus Merian als Medium kritischer Öffentlichkeit, in: Klaus Bußmann, Elke Anna Werner (Hg.): Europa im 17. Jahrhundert. Ein politischer Mythos und seine Bilder. Stuttgart 2004, S. 149-179. [opac]
  • Markus Friedrich: Das Buch als Theater. Überlegungen zu Signifikanz und Dimensionen der „Theatrum“-Metapher als frühneuzeitlichem Buchtitel, in: Theo Stammen, Wolfgang E. J. Weber (Hg.): Wissenssicherung, Wissensordnung und Wissensverarbeitung. Das europäische Modell der Enzyklopädien. Berlin 2004, S. 205-232. [opac]
  • Eduard Fueter: Geschichte der neueren Historiographie. 3. Aufl. München 1936. [gbv]
  • Ulrike Valeria Fuss: Matthaeus Merian der Ältere. Von der lieblichen Landschaft zum Kriegsschauplatz – Landschaft als Kulisse des 30jährigen Krieges. Frankfurt a.M. [u.a.] 2000. [opac]
  • Gérard Genette: Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Frankfurt a.M. [u.a.] 1989. [opac]
  • Frank Grunert, Anette Syndikus (Hg.): Erschließen und Speichern von Wissen in der Frühen Neuzeit. Formen und Funktionen. Köln [u.a.] 2010.
  • Dietrich Harth: Art. „Geschichtsschreibung“, in: Gert Ueding (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 3. Tübingen 1996, Sp. 832-870. [gbv]
  • Klaus Heitmann: Das Verhältnis von Dichtung und Geschichtsschreibung in älterer Theorie, in: Archiv für Kulturgeschichte 52 (1970), S. 244-279. [opac]
  • Arthur Henkel, Albrecht Schöne (Hg.): Emblemata. Handbuch zur Sinnbildkunst des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Sonderausgabe. Stuttgart 1978. [opac]
  • Peter Heßelmann: Narrheit und Klugheit in Christian Weises „Die drey ärgsten Ertz-Narren“, in: Jean Schillinger (Hg.): Der Narr in der deutschen Literatur im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Kolloquium in Nancy (13.-14. März 2008). Bern [u.a.] 2009. [opac]
  • Hans Robert Jauß: Der Gebrauch der Fiktion in Formen der Anschauung und Darstellung der Geschichte, in: Reinhart Koselleck, Heinrich Lutz, Jörn Rüsen (Hg.): Formen der Geschichtsschreibung. München 1982, S. 415-451. [opac]
  • Werner Kaegi: Chronica Mundi. Grundformen der Geschichtsschreibung seit dem Mittelalter. Einsiedeln 1954. [gbv]
  • Eckhard Keßler: Geschichte: Menschliche Praxis oder kritische Wissenschaft? Zur Theorie der humanistischen Geschichtsschreibung, in: ders.: Theoretiker humanistischer Geschichtsschreibung. Nachdruck exemplarischer Texte aus dem 16. Jahrhundert: Francesco Robortello, Diongi Atanagi, Francesco Patrizi, Giacomo Aconio, Giovanni Antonio Viperano, Uberto Foglietta, Alessandro Sardi, Sperone Speroni. Mit einer Einleitung, analytischer Inhaltsübersicht, Bibliographie und Indices. München 1971a, S. 7-47. [opac]
  • Eckhard Keßler: Theoretiker humanistischer Geschichtsschreibung. Nachdruck exemplarischer Texte aus dem 16. Jahrhundert: Francesco Robortello, Diongi Atanagi, Francesco Patrizi, Giacomo Aconio, Giovanni Antonio Viperano, Uberto Foglietta, Alessandro Sardi, Sperone Speroni. Mit einer Einleitung, analytischer Inhaltsübersicht, Bibliographie und Indices. München 1971b. [opac]
  • Eckhard Keßler: Historia magistra vitae. Zur Rehabilitation eines überwundenen Topos, in: Rolf Schörken (Hg.): Der Gegenwartsbezug der Geschichte. Stuttgart 1981, S. 11-33. [gbv]
  • Eckhard Keßler: Das rhetorische Modell der Historiographie, in: Reinhart Koselleck, Heinrich Lutz, Jörn Rüsen (Hg.): Formen der Geschichtsschreibung. München 1982, S. 37-85. [opac]
  • Eckhard Keßler: Die Ausbildung der Theorie der Geschichtsschreibung im Humanismus und in der Renaissance unter dem Einfluß der wiederentdeckten Antike, in: August Buck, Klaus Heitmann (Hg.): Die Antike-Rezeption in den Wissenschaften während der Renaissance. Weinheim 1983, S. 29-49. [opac]
  • Eckhard Keßler: Art. „Ars historica“, in: Gert Ueding (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 1. Tübingen 1992, Sp. 1046-1048. [opac]
  • Karl Keuck: Historia. Geschichte des Wortes und seiner Bedeutungen in der Antike und in den romanischen Sprachen. Diss. Münster 1934. [gbv]
  • Marion Kintzinger: Chronos und Historia. Studien zur Titelblattikonographie historiographischer Werke vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Wiesbaden 1995. [opac]
  • Gottfried Kirchner: Fortuna in Dichtung und Emblematik des Barock. Tradition und Bedeutungswandel eines Motivs. Stuttgart 1970. [opac]
  • Erich Kleinschmidt: Die Wirklichkeit der Literatur. Fiktionsbewußtsein und das Problem der ästhetischen Realität von Dichtung in der Frühen Neuzeit, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 56 (1982), S. 174-197.
  • Adalbert Klempt: Die Säkularisierung der universalhistorischen Auffassung. Zum Wandel des Geschichtsdenkens im 16. und 17. Jahrhundert. Göttingen [u.a.] 1960. [opac]
  • Joachim Knape: „Historie“ in Mittelalter und früher Neuzeit. Begriffs- und gattungsgeschichtliche Untersuchungen im interdisziplinären Kontext. Baden-Baden 1984. [opac]
  • Joachim Knape: Art. „Historia“, in: Gert Ueding (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 3. Tübingen 1996, Sp. 1406-1410. [opac]
  • Jürgen Kocka, Thomas Nipperdey (Hg.): Theorie und Erzählung in der Geschichte. München 1979. [opac]
  • Reinhart Koselleck: Historia Magistra Vitae. Über die Auflösung des Topos im Horizont neuzeitlich bewegter Geschichte, in: Hermann Braun, Manfred Riedel (Hg.): Natur und Geschichte. Karl Löwith zum 70. Geburtstag. Stuttgart [u.a.] 1967, S. 196-219. [gbv]
  • Reinhart Koselleck, Wolfgang Mommsen, Jörn Rüsen (Hg.): Objektivität und Parteilichkeit in der Geschichtswissenschaft. München 1977. [opac]
  • Reinhart Koselleck: Standortbindung und Zeitlichkeit. Ein Beitrag zur historiographischen Erschließung der geschichtlichen Welt, in: Reinhart Koselleck, Wolfgang Mommsen, Jörn Rüsen (Hg.): Objektivität und Parteilichkeit in der Geschichtswissenschaft. München 1977, S. 17-46. [opac]
  • Rüdiger Landfester: Historia Magistra Vitae. Untersuchungen zur humanistischen Geschichtstheorie des 14. bis 16. Jahrhunderts. Genf 1972 [Diss. Freiburg i. Br. 1969]. [opac]
  • Herbert Langer, János Dudás: Die Kämpfe in Ungarn 1684 bis 1686 und die Rückeroberung Budas im Spiegel des „Theatrum Europaeum“, in: Acta Historica Academiae Scientiarum Hungaricae 34 (1988), S. 17-25.
  • Christel Meier: Enzyklopädie und Welttheater. Zur Intertheatralität von Universalwissen und weltpräsentierender Performanz, in: Martin Schierbaum (Hg.): Enzyklopädistik 1550-1650. Typen und Transformationen von Wissensspeichern und Medialisierungen des Wissens. Berlin 2009, S. 3-39. [opac]
  • Christian Meierhofer: Alles neu unter der Sonne. Das Sammelschrifttum der Frühen Neuzeit und die Entstehung der Nachricht. Würzburg 2010. [opac]
  • Peter von Moos: „Poeta“ und „Historicus“ im Mittelalter. Zum Mimesis-Problem am Beispiel einiger Urteile über Lucan, in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 98 (1976), S. 93-130. [opac]
  • Ulrich Muhlack: Theorie und Praxis der Geschichtsschreibung, in: Reinhart Koselleck, Heinrich Lutz, Jörn Rüsen (Hg.): Formen der Geschichtsschreibung. München (1982), S. 607-620. [opac]
  • Ulrich Muhlack: Geschichtswissenschaft im Humanismus und in der Aufklärung. Die Vorgeschichte des Historismus. München 1991. [opac]
  • Uwe Neddermeyer: Das Mittelalter in der deutschen Historiographie vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Geschichtsgliederung und Epochenverständnis in der frühen Neuzeit. Köln [u.a.] 1988. [opac]
  • Wolfgang Neuber: Art. „Memoria“, in: Gert Ueding (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 5. Tübingen 2001. [opac]
  • Günther Patzig: Das Problem der Objektivität und der Tatsachenbegriff, in: Reinhart Koselleck, Wolfgang Mommsen, Jörn Rüsen (Hg.): Objektivität und Parteilichkeit in der Geschichtswissenschaft. München 1977, S. 319-336. [opac]
  • Gianna Pomata, Nancy G. Siraisi (Hg.): Historia. Empiricism and Erudition in Early Modern Europe. Cambridge [u.a.] 2005. [opac]
  • Merio Scattola: „Historia literaria“ als „historia pragmatica“. Die pragmatische Bedeutung der Geschichtsschreibung im intellektuellen Unternehmen der Gelehrtengeschichte, in: Frank Grunert, Friedrich Vollhardt (Hg.): Historia literaria. Neuordnungen des Wissens im 17. und 18. Jahrhundert. Berlin 2007, S. 37-63. [opac]
  • Wolfgang Schmale: Das 17. Jahrhundert und die neuere europäische Geschichte, in: Historische Zeitschrift 264 (1997), S. 587-611. [gbv]
  • Flemming Schock, Oswald Bauer, Ariane Koller, metaphorik.de (Hg.): Dimensionen der Theatrum-Metapher in der Frühen Neuzeit. Ordnung und Repräsentation von Wissen. Hannover 2008, zugleich in: metaphorik.de 14 (2008). [opac]
  • Gerhild Scholz Williams: Formen der Aufrichtigkeit. Zeitgeschehen in Wort und Bild im „Theatrum Europaeum“ (1618-1718), in: Claudia Benthien, Steffen Martus (Hg.): Die Kunst der Aufrichtigkeit im 17. Jahrhundert. Tübingen 2006, S. 343-373. [opac]
  • Gerhild Scholz Williams: Sensationslust, Tabu und Scham. Öffentlichkeit und Berichterstattung im 17. Jahrhundert: Thurneysser, Pierre de Lancre, „Theatrum Europaeum“, in: Anja Hesse, Hans-Joachim Beer, Alexander Schwarz (Hg.): Tabu. Über den gesellschaftlichen Umgang mit Ekel und Scham. Berlin 2009, S. 75-99. [opac]
  • Helmar Schramm: Kunstkammer - Laboratorium - Bühne im „Theatrum Europaeum“. Zum Wandel des performativen Raums im 17. Jahrhundert, in: Helmar Schramm, Ludger Schwarte, Jan Lazardzig (Hg.): Kunstkammer - Laboratorium - Bühne. Schauplätze des Wissens im 17. Jahrhundert. Berlin [u.a.] 2003, S. 10-34. [opac]
  • Anna Schreurs: Der Vesuvausbruch von 1631, ein Spektakel auf der Weltbühne Europa. Anmerkungen zu Joachim von Sandrarts Beitrag zum Theatrum Europaeum von Matthäus Merian, in: Flemming Schock, Oswald Bauer, Ariane Koller, metaphorik.de (Hg.): Dimensionen der Theatrum-Metapher in der Frühen Neuzeit. Ordnung und Repräsentation von Wissen. Hannover 2008, zugleich in: metaphorik.de 14 (2008), S. 305-340. [opac]
  • Arno Seifert: Cognitio historica. Die Geschichte als Namengeberin der frühneuzeitlichen Empirie. Berlin 1976. [opac]
  • Markus Völkel: „Pyrrhonismus historicus“ und „fides historica“. Die Entwicklung der deutschen Methodologie unter dem Gesichtspunkt der historischen Skepsis. Frankfurt a.M. [u.a.] 1987. [opac]
  • Markus Völkel (Hg.): Historiographie an europäischen Höfen (16.-18. Jahrhundert). Studien zum Hof als Produktionsort von Geschichtsschreibung und historischer Repräsentation. Berlin 2009. [opac]
  • Markus Völkel: Geschichtsschreibung. Eine Einführung in globaler Perspektive. Köln [u.a.] 2006. [opac]
  • Markus Völkel:Im Blick der Geschichte: „historia“ und Historiographie in gelehrten Diskursen der Frühen Neuzeit (1500-1750), in: Herbert Jaumann (Hg.): Diskurse der Gelehrtenkultur in der Frühen Neuzeit. Ein Handbuch. Berlin [u.a.] 2011, S. 859-902. [opac]
  • Wilhelm Voßkamp: Untersuchungen zur Zeit- und Geschichtsauffassung im 17. Jahrhundert bei Gryphius und Lohenstein. Bonn 1967. [opac]
  • Christian Weber: Theatrum Mundi. Zur Konjunktur der Theatrum-Metapher im 16. und 17. Jahrhundert als Ort der Wissenskompilation und zu ihrer literarischen Umsetzung im „Großen Welttheater“, in: Flemming Schock, Oswald Bauer, Ariane Koller, metaphorik.de (Hg.): Dimensionen der Theatrum-Metapher in der Frühen Neuzeit. Ordnung und Repräsentation von Wissen. Hannover 2008, zugleich in: metaphorik.de 14 (2008), S. 341-368. [opac]
  • Franz Xaver von Wegele: Geschichte der deutschen Historiographie seit dem Auftreten des Humanismus. München [u.a.] 1885. [gbv]
  • Hayden White: Auch Klio dichtet oder Die Fiktion des Faktischen. Studien zur Tropologie des historischen Diskurses. Stuttgart 1986. [opac]
  • Hayden White: Die Bedeutung der Form. Erzählstrukturen in der Geschichtsschreibung. Frankfurt a.M. 1990. [gbv]
  • Hayden White: Metahistory. Die historische Einbildungskraft im 19. Jahrhundert in Europa. Frankfurt a.M. 1994. [gbv]
  • Lucas Heinrich Wüthrich: Das druckgraphische Werk von Matthaeus Merian d.Ae., Bd. 3. Die großen Buchpublikationen I. Die Merianbibel, Gottfrieds Chronik, Theatrum Europaeum, De Brys Reisen, Archontologia Cosmica, Basler Totentanz, Verlagskataloge (ohne die Topographien). Hamburg 1993. [opac]
  • Lucas Heinrich Wüthrich: Matthaeus Merian d.Ä. Eine Biographie. Hamburg 2007. [opac]
  • Konrat Ziegler: Art. „Minerva“, in: Konrat Ziegler, Walther Sontheimer (Hg.): Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. Auf der Grundlage von Pauly’s Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. München 1979, Bd. 3, Sp. 1317-1320. [opac]

4.3. Abbildungsnachweise
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1Zur Begrifflichkeit der Paratexte siehe Genette. Aus der umfangreichen Literatur zur Theorie und Bedeutung der historia sei hier nur verwiesen auf Keuck; Knape 1984; Knape 1996, Sp. 1406-1410. Knape hat unter anderem die Vagheit und extensive Verwendung des Begriffs historia in der Frühen Neuzeit herausgearbeitet. Zur Kategorie der Zeit und zur Auffassung der Geschichte im 17. Jahrhundert Voßkamp, S. 9-47; Neddermeyer, S. 12-100. Zum Begriff der historia in der Frühen Neuzeit auch Seifert. – Für Hinweise zum Theatrum Europaeum danke ich Hans-Joachim Jakob.
2Die Forschungsliteratur zum Theatrum Europaeum ist in Anbetracht der Wichtigkeit des Geschichtskompendiums, seines Umfangs und seiner Erscheinungsdauer relativ übersichtlich. Grundlegend immer noch Bingel. Neuerdings setzt sich Meierhofer (S. 89-118) in einem Kapitel seiner Dissertation über die Kompilationsliteratur und die Genese der Nachrichtenprosa in der Frühen Neuzeit mit dem Theatrum Europaeum auseinander.
3Einen komprimierten Überblick zur Geschichtsschreibung bietet Harth. Ergänzend Keßler 1992, Sp. 1046-1048. Gesamtdarstellungen bei von Wegele; Fueter; Kaegi; Blanke; Völkel 2006. Zur Theorie der historia im gelehrten Schrifttum der Frühen Neuzeit Völkel 2011.
4Kintzinger, S. 73-92, hat sich in ihrer Studie über Chronos und Historia auch ausführlich mit der Zeit- und Geschichtssymbolik auf den Titelkupfern des Theatrum Europaeum befasst.
5Zur Darstellung und Bedeutung der Fortuna in der Emblematik siehe Emblemata, Sp. 1796-1806. Zur Fortuna-Ikonographie sei nur hingewiesen auf Kirchner.
6Zu Merian Wüthrich 2007; zum Theatrum Europaeum ebd., S. 324-336.
7Zum Hirsch als Allegorie der vorübereilenden Zeit siehe Emblemata, Sp. 474f.
8Zum Topos Koselleck 1967, S. 196-219; Landfester; Keßler 1981. Zur Darstellung des Topos auf Titelblättern historiographischer Werke der Frühen Neuzeit Kintzinger, S. 117-123.
9 Zum Hund als Allegorie der Treue siehe Emblemata, Sp. 556-560.
10Zur Tradition des Wahrheitspostulats und zur Sicherung der Faktentreue historischer Darstellung, in der Regel verbunden mit dem methodischen Prinzip der kritischen Autopsie von Quellen, siehe Landfester, S. 94-108.
11Kintzinger, S. 78, erkennt in dieser Figur nicht Bellona, sondern Minerva. Ein Vergleich mit anderen Titelkupfern des Theatrum Europaeum, auf denen Bellona erscheint, ergibt, dass es sich im dritten Band wahrscheinlich um Bellona handelt. Die Kriegsgöttin passt hier zudem besser in den ikonographischen Kontext als Minerva, Göttin der Weisheit, der Klugheit, des Wissens, der Dichter und Lehrer, der Handwerker und des Gewerbes. Minerva galt freilich auch als Göttin der taktischen Kriegsführung. Dazu Ziegler; zu Bellona- und Minerva-Darstellungen in der Emblematik Emblemata, Sp. 1732-1740.
12Die Texte der Drucktitelblätter der Erstausgaben werden wiedergegeben von Wüthrich 1993, S. 121-145. Die Kupfertitelblätter und Drucktitelblätter von Ausgaben des Theatrum Europaeum werden dort im Anhang abgebildet (Nr. 83-135).
13Zur Theatrum-Metapher in Buchtiteln der Frühen Neuzeit sei hier nur verwiesen auf Friedrich sowie auf Beiträge im Sammelband Dimensionen der Theatrum-Metapher in der Frühen Neuzeit, insbesondere auf Weber. Wichtig auch zur Vorstellung vom theatrum mundi Barner, S. 86-131. Zu den Geschichtstheatern der Frühen Neuzeit Meier. Speziell zum Theatrum Europaeum Schramm.
14Zum Nutzen der Geschichtsschreibung und zur Tradition des Topos siehe Landfester, S. 132-136.
15Zum Leitbegriff der Aufrichtigkeit im Theatrum Europaeum siehe Scholz Williams 2006.
16Zur zentralen und häufig diskutierten Kategorie der Parteilichkeit in der Historiographie siehe Baumgartner; Coenen. Die Forderung nach unparteilicher und wahrheitsgemäßer Berichterstattung spielt auch in der ‚Zeitungsdebatte’ des 17. und frühen 18. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Dazu Berns 1976, 1982, 1983 und 2008.
17Ähnliche Positionen findet man auch bei Lukian von Samosata im zweiten Jahrhundert nach Christus (Lukian, S. 147-149). Nach Ciceros kurzem theoretischem Entwurf zur Historiographie in De oratore wurde laut Keßler (1983, S. 31) Geschichte in der Antike nur noch einmal einlässlicher behandelt, nämlich in Lukians Traktat Wie man Geschichte schreiben soll. Zum Geschichtsverständnis Lukians Keßler 1982, S. 50-54; zur Problematik der Kategorien Objektivität und Wahrheit in der Historiographie Patzig.
18Allgemein zur Bedeutung und Funktion der memoria siehe den Überblick von Neuber.
19Die angestrebte affektlose, distanzierte Darstellungsweise sieht Schreurs (S. 334-337) im Neostoizismus, wie er von Lipsius vertreten wurde, verankert.
20Ähnlich dazu die Vorrede des fünften Bandes: TE, 1. Aufl., Bd. 5, 1651, Vorrede, unpag. [S. 1].
21Zur Relation von poesia und historia überblicksartig Heitmann; von Moos; Voßkamp, S. 48-61.
22Zur Pragmatik der Historiographie in der Frühen Neuzeit siehe Scattola.
23Dazu und insbesondere zu Christian Weises Konzept der prudentia siehe Heßelmann. Zur Bedeutung und Funktion der prudentia auf Titelblättern historiographischer Werke der Frühen Neuzeit Kintzinger, S. 103-117, 126-132, 136-142. Zur Tradition der Vorstellung, der Nutzen der Geschichte bestehe darin, prudentia zu vermitteln, Keßler 1971 b, S. 38f. Zur Tradition des Zusammenhangs von historischer Erkenntnis, praktischer Erfahrung und prudentia Landfester, S. 146-151. Zur privaten und politischen Nutzanwendung des historischen Wissens ebd., S. 154-164.
24Zur historia in der rhetorischen Tradition siehe Seifert, S. 12-35.
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