Text
[Handschrift: [Bl. 9v]] Jnn welches ersten theils nach erklärung deß sehr leichten fundaments, Jch
vnterschiedliche wege anzeige, wie einer gar leichtlich geschwind,
vnuermerckt vnd vnuerdacht
a inn einem gemach, es sey
vber Tisch, vber ein
b Spiel, inn
c || [
258] Rahtschlagungen, oder andern handtlung, einen andern der
dieser Wißenschafft theilhafftig, seine meinung zuewißen thun, vnndt eben so
wol alß wann er die stim brauchet, reden könne, vnnd zwar dieses viel auf
ein leichter, vnd annder art, alß dieselben vor zeiten
Beda geschrieben
d .
[Handschrift: [Bl 10r]]Jnn andern Theil fuhre Jch ferner aus wie Jhre zwen
huius artis gnari, da sie schon nit einem gemach, sondern vber ein
gaßen, auf eine zimbliche
distantz, voneinander
doch gleicher gestalt, ohne einige stimm, mitt einander reden mögen. Thue
auch mit
e Exempla anzeigen, wie nit allein einer, mit einem
gefangenen der auf einem hohen thurn were, vnd nur durch ein gering
fensterlein sehen könndte gleichen
Effect
verrichten: Sondern wie auch ettwan, ein belegerte betrangte stadt Jhr noht
gleich so wol alß durch schrifften ebenmeßig Jhrem freund anzeigen möchte.
Würd darbey ferner vermeltet, wie etwan Jhrer zwen da sie schon durch eine
Mauer, vnterschieden
f , vnd einander nit sehen köndten,
[Handschrift: [Bl. 10v]]
Kurtzweil halber, vnd da vielleicht der eine gefangen vnd dergleichen, doch
ohn alle wort, vnd ohn alle verdacht deß vmbstandts einander Jhre Notturfft
zue wisßen thun können.
Jm dritten theil, erklär Jch erstlich welcher maßen alle verborgene
schrifften, so da inn versetzung der Buchstaben oder sonderlichen ziffern
vnd Alphabeten iemals erfunden, oder noch erdacht werden können, gantz auf
eine andere art, viel leichter vnd sicherer gemacht, vnd geandert
werden
g können, darneben weil wir etwas anders suchen alß
verborgene schrifften, so eben damit vnserm
proposito nit gnug
[Handschrift: [Bl. 11r]] thun, weil sie nit ohne
h Verdacht, wir erforschen wie mann
auf das sicherst ohne Argwon inn geheim schreiben könne, da Jch dann
etlicher anderer meinung erzehlen, endlich aber dahin kommen will
i , wie
mann auf vnterschiedliche wege, ohne allen Argwon, vnd deß
Trithemij meinung gleich allso schreiben möge,
daß auch ein ieder Buchstab einen andern bedeut, wie droben aus dem
Trithemio ein
Exemplum
angezogen.
Jm vierdten theil, dieweil
Trithemius auch
gedencket, wie mann ohne schrifften bey einem ieden
j botten Sein
meinung dem abwesenten freunde, möge zuewisßen thun, thue Jch
ad ejus imitationem[Handschrift: [Bl. 11v]] wiewol
k sein
Jntentio mir
l nicht gnugsam bekanndt, etliche
Exempla anzeigen
m , wie mann schier auff vnzeheliche weis
aus obsetzten
Fundamento dergleichen verrichten,
vnd gar ohn allen Argwohn, was mann will, ohne brieff oder schrifft vberland
schicken möge.
Jm funfften theil, will Jch von demjenigen was
Trithemius schreibt
n , daß [er]
o ohne
p schrifft vnd botten wie oben gemeld, doch naturlich
erweis, vber viel meil wegs dem abwesenten
q , wann er auch
r schon vnter der Erden säße, sein
gemuth eröffnen könne, handlen, vnd mein geduncken
s
anzeigen,
t welche Jch für die best hielte, da Jch dann
præsuppositou medio, welches
[Handschrift: [Bl. 12r]] ob
es wol von mir noch nit
Experimendirtv , doch inn einen andern
Jntento von vielen leuthen ein solcher
Effectus erfahren, vnd geglaubt wurd
w ,
welcher zue vnserm
proposito gantz dienstlich.
Derowegen Jch alß
per simplicißimam applicationem
einen solchen weg weisen will, darin
x ieder
præsuppositou tamen isto medio
bekennen muß
y , daß das Jenige
so
Trithemius furgeben gantz muglich vnd war.
Weil aber
simplex illa applicatioz noch rohe vnd vnbequem, will Jch darbey weiter
discu[r]ren- || [259] doaa erforschen, wie die selbe
zuuerbeßern, zuuerkurtzen, vnd was inn
Experimendoab weiter zu
observirn, vnd wie mann endlich
per practicam dahin kömmen mögte, daß diese
Jnvention inn groser herrn wichtigen geschefft
en[Handschrift: [Bl. 12v]] mit gelegenheit möchte gebraucht
werden.
ac [...]
[Handschrift: [Bl. 85v]] Es ist nun mehr gemein, was
ad die waffen salbe, so
etliche
Vnguentum Constellatum nennen, wann ein
Mensch oder Thier verwundet, ein Pferdt getruckht oder vernagelt, für
wunderbarliche
ae wirckhung thun vnnd bezeugen die Jenigen,
welche solche vielmals gebraucht, vnd sehen brauchen,
[Handschrift: [Bl. 86r]] daß durch
dieselbe die patienten w
elcheaf viel
meil wegs dauon nit allein geheilt,
ag sondern auch Jhnen
schmerzen zuegefugt, vnd wieder gestillet wordenn,
Ob nun wol wir die eigentliche vrsach solcher wirckung mit vnserm nach dem
fall Adamß jnn erforschung der Natur, sehr verfinsterten verstanndt, nicht
ergrunden, noch außsinnen mögen, so vberzeugt vns doch
ah
die vielfaltige erfahrung, daß es anders nichts, alß ein von Gott inn die
Natur eingepflantzte eigenschafft einigkeit, verwandnuß oder
Sympathia deß gebluts sey von welchen die Heilige
schrifft selbsten sagt, daß das leben darinnen wohne. Sintemal auch außer
der WaffenSalb
[Handschrift: [Bl. 86v]] gleichmeßige wirckhung sich erzeigen, wie solches der
gebrauch deß Krauts
Persicariæ frisch Schweinen Schwer, vnd frischer Speckh offtermalß
beweisen, vnndt ist an vielen orten gleichsamb lanndtbreuchig, wann einer
verwund wird, daß mann das Meßer oder Waffen, da das Blut
ai anhanget, in eine frische Seithen Speckhs stecket, welches
keine
aj superstition (wie es etliche mehr der
Grammatic vnnd schulen, denn der Naturkundigkeit
liebhabent, vnuerstendig deuten), Sondern der langhergebrachten
erfahrenheit, vnndt verborgenen eigenschafft deß gebluts zuezuschreib
en,
[Handschrift: [Bl. 87r]] wie es
ak dann andere auch
das erfarn, wann etwann einer
ak sehr gschweiset, daß mann nur
sein Naßtuch, mit dem Schweiß allso warm genommen, vnd noch wol inn ein
ander Hauß getragen, vnd daßelb inn ein gestoßen [victriol]
al gesteckhet, davon Jhm der Schweis
gestanden. Eben aus diesem fundament kombt deß
Theophrasti proceß, da er einen kranckhen zur Adern leßet, deß
geblut aufhebet, vnd wie er es nennet, zue einer
Mumia machet, vnnd
am zuerichtet, daßelb
hernach eine
m Thier zueeßen gibt, welches die
kranckhheit bekombt, vnd dagegen der kranck deroselben entlediget wirdt, Jst
auch noch so viel weniger zuuerwund
ern[Handschrift: [Bl. 87v]] weil
doch
in ipsis excrementis ein
Sympathia zuefinden, ohne nocht anietzo etwas
dauon zuemelden, Weil
an dann aus ietzgemelter erfahrenheit, gnugsamb
offenbar, Weiln
ao es naturlicher Weis muglich einem der vber viel
meil wegs von vns etwas
ap fuhlen machen, vnnd aber ander mitteil die
Naturlich, vnnd durch dergleichen
Experimentzaq beweislich mir, wie Jch oben bekanndt,
gantz vnwißent, so weis Jch daßelbe, daß wir zue mehr gemelten
proposito begern beweißlich inn keinen andern
Medio zuesuchen, alß
ar
eben inn diesem, bin auch der Hofnung, wann mann diesem mittell ferner
as
nachgehet
at ,
[Handschrift: [Bl. 88r]] vnndt inn der practic nachgehet, es werde vil
eher zue gewunscheten
Effect etwas darein
gefunden werden, alß inn der oberwehneten Magnetischen
au Speculationibusav , welche zwar gantz
scheinliche, Spitzfindige vnndt anmutige || [
260] furgeb
enaw , Aber
inn diesem
ax Nötigsten theil, ob sie muglich oder nicht,
ay ohne alle
Experientz auf
bloße
Jmaginationes vnndt vnnutze
Phantasias gegrundet vnd gewidmet sein,
az 4 [...]
[Handschrift: [Bl. 98v]] Jch dann
diß maln disen
Discurs ein enden machen, vnndt es
biß auff mehre erfarung bleib
en lassen will.
5 Ein schon Magisch stuekh wie mann einem durch ein
gesang
[Handschrift: [Bl. 99r]] ohne Argwon kan schreiben, vnd zuuersteh
en geben, was mann will. Erstlich ist zue wißen, daß inn einen
Jeden gesanng nur 6
Notæ
sein, die da können ausgesprochen vnnd genennet werden, Alß da sein,
vt re mi fa sol la, deren sich alle
Musici gebrauchen, Vnder denen vns allein die
funff
vt re mi fa sol. dienstlich sein,
zueschreiben was mann begert. Nun ist zuemerckhen, daß etliche dienstbare
geister oder Engell sein allen Menschen zuedienen, vnndt zuegehorsamen
verordtnet, dem man sich auch notwendig inn dieser kunst gebrauchen muß,
Vnnd haben alleweg zwo
Notæ[Handschrift: [Bl. 99v]] einen dienstengell alß: deren zwo
Noten vt Re ist ihr dienstengell
Druziell, dagegen aber der andern 2 Noten alß
re ut, ist ihr dienst Engell
Lofarchiel, wie im nachfolgenten täfelein
zuesehen, darinn aller dieser Engellnamen, durch welche der verstanndt der
Noten geoffenbaret wird, begriffen seinndt.
Folget die Tafell der Engel.
Engel
| vt | fa | sol | m | re |
vt | Enquiriel | Keraffiel | Sestariel | Lytarchiel | Druziel |
sol | Towiel | Fæxamiel | Amyriel | Kaziel | Lalalala |
fa | Staniel | Gabriel | Michaël | Hedruriel | Stefaniel |
mi | Walfariel | Tumarchiel | Donaziel | Phorchiel | Raphael |
re | Lofarchiel | Segniel | Ephanael | Vriel | Jlkariel |
[Handschrift: [Bl. 100r]] Wer sich nun solcher kunst gebrauchen will, der muß der
Coniuration, vnndt beschwerung, dardurch sie zue
gehorsamb gebracht werdenn, Vnnd dieselbe
ad
vnguem können, welche von wort zue wort also lautet.
Jmaretilo Atnatonedj Omaitreto
Jrutineunin Pitnerrucnoci Soitapsa
Omuratoni Amurallis Vnir
Anemone Vsuiuca Silegnas
Asuillif Moetona Xæudo
Jrepmesa
FIAT, FIAT, FIAT.
An der beschwerung, vnnd an denn Engeln ligt die gancze kunst, dann da du
ieczt gesetzte beschwerung nit recht gebrauchest, spotten die Engell nur
deiner, Vnnd seint dir nit
[Handschrift: [BL 100v]] gehorsamb, Nun will ich dir ein Exempell
sezen, wie damit vmb zuegehen, vnnd dich dern gebrauchen sollest: Alß wann du
einem wilt zuuerstehen geben, diese wort,
Hutt dich
vor deinen diener Hansen, dann || [262] Er soll dich bey nacht
erwurgen. Nun dieses inn das werckh zueseczen, so mache dich
darüber, schlage alle andern gedanckhen auß, vnd bilde dir daß so du im Sinn
zueschreiben hast, starck ein, darnach R. [rücke] dein Tafell für dich, vnd
sprich die abgesetzte beschwerung 4 mal, auf die vier ort der welt, wann du
nun recht mit
[Handschrift: [Bl. 101r]] vmbgehest, so werdenn die Engell dir erscheinen, vnnd
dich lernen, vnndt vnterrichten ein solches vnd dergleichen gesang zue
Componirn wie folgt,
6 Folget das Gesang
[S. 261 Abb.] hiet dich for
deinem diener hansen dan er sol [Handschrift: [BL 101v]] dich bey nacht erwirgenWann du nun dieses gesang
7 hast, alßdann leg deine Tafeil von dir vnnd
beurlaub die Engell mit gemeiner danckhsagung, biß du dern wieder bedurfftig
bist, das gesang vberschicke dem, so du warnen wilst, entweders allein oder
mit 4 oder 5 Stimmen
Componirt zu, mann mag auch
für ein Text da-
[Handschrift: [Bl. 102r]] runder richten vnd settzen, was mann will geistlich
vnnd weltlich. Alßbaldt er das empfahet, nimbt er seine Tafell. Dann er eben
dergleichen Tafell mit denn Engelln vnnd namen der Noten gleich wie du haben
must vnndt die
Conjuration oder beschwerung, so
wol können vnndt wißen alß du für sich, vnd spricht die
Conjuration, mit strackher
Intention ebenmeßig, wie du gesprochen hast, gegen den vier orten
der Welt, so erscheinen Jhme die Engell so ers recht senndt mit verstanndt
beschwert williglich, vnd eröffnen Jhme denn verstanndt deß gesangs von wort
zue wort allso:
Hut dich vor deinem diener Hansen,
dann Er soll dich bey nacht erwurgen. Wann nun solches beschehen
thut er seine Tafell von sich vnd beurlaubet die Engell wie du gethan, biß
er Jhr wieder bedarff. Da aber ein vnuerstendiger oder vnerfahrner dieser
kunst solche tafell vnd
conjuration gleich
bekäme, vnndt sich dern gebrauchen, keinen glauben zuestellen solte wurden
sie Jhme nit erscheinen noch gehorsamb sein, Vnnd also damit nichts
ausrichten, Diß ist ein schönes geheimes stuckh so Jch selbsten, nach vieler
muhe, [103r] durch hülff dieser Engell, (deren Jch mich von Jugent auf
gebraucht) erfunden, Vnnd damit sie einen andern so wol alß mir gerne
gehorsamen (dann es guete vnd nit böse Geister sein, gebrauchen kan vnd mag)
so hab ich die
Conjuration, darinnen die Namen
der Engel sein, wie auch die zwo Noten darüber ein ieder Engell regirt, die
erst neben, die ander ob dem Täfelein, iederman zue guetem hierhero geseczt,
vnd so es einer 2 oder 3 mal recht gebraucht, vnnd die Engell seiner
gewonen, darff er die
Conjuration nicht mehr
[103v] sprechen, oder dem sich gebrauch
en, sondern
sie werdenn Jhm ohne die
Conjuration gern dienen
vnnd zue seinem werckh so offt er will verhülflich vnnd willig sein,
Wolle derowegen ein Jeder sich deßen zue gueten, vnnd nicht zue bösen
gebrauchen, damit er nit von Gott dem Allmechtigen gestrafft werde.
vera Deo Semper, tribuatur gloria vero mppria
ba