Dienstag♂ den 1. Septembris, oder herbstMonats. 1640.
Die gute Schwester, Anna Sophia ist diese Nacht sehr schwach vndt
kranck gewesen. Die difficultas respirandj, die gesterige
eingefallene hemiplexia, (dadurch ihr die Sprache, vndt der
gebrauch des rechten arms, benommen, vndt außenblieben, wie
gestern in der Nachtt, vnd<sich> angefangen, vndt den gantzen Tag, ge-
wehret) vndt<nebenst> anderen schwachheitten, haben diesen Morgen, noch
|| [[Handschrift: 352r]]
nicht nachlaßen wollen. Die wortt Ja vndt Nein,
haben Jhre Liebden vernehmlich außsprechen können, sonst nichtß,
vndt haben Gott lob vndt danck noch guten verstandt,
aber große beängstigung, vmbs herz. Gott wolle ihr
beystehen vndt sie ia in solcher Noht, nicht verlaßen,
sondern mitt der kraft deß heiligen Geistes, von oben
herab, ihr biß an ihr letztes sehliges sterbstündlein
beywohnen. Der Superintendens von Cöhten,
Magister Daniel Sachße, hatt Jhrer Liebden fleißig vndt offte,
eiverig vorgebehtet, vndt wir haben innbrünstig ihm
darinnen gefolgett. Gott wolle doch die innjgljchen
hertzensSeüftzer erhören, durch seine himmelbreitte
gnade, vndt krafft auß der höhe. Der Medicus
Ordinarius allhier, Doctor Brandt, hat auch, mjtt leiblichen
medicamenten, das seinige darbey gethan, vndt es
ist nach andern mehr geschickt worden. So hatt sich
auch die Stammerinn, geborne Schenckjn, (welche vor diesem
ihre Jungfraw gewesen) von Plötzkaw auß, auf erfor-
dern, bey ihr eingestellet. Wjr thun, waß Menschen
müglich jst, Gott wolle das beste gedeyen, darzu geben,
vndt verleyhen, Amen, sonst wehre alle vnsere arbeitt
vergebens vndt vmbsonst, vndt köndte njcht wol außschlagen.
Sehr, vndt hoch Tröstlich aber, ists, daß die liebe Schwester,
ihren Erlöser vndt Sehligmacher Jesum Christum, so fest in ihr
hertz gefaßet, das da ihr der Superintendens, heütte wie gestern zugesprochen,
|| [[Handschrift: 352v]]
Sje mitt einem Freẅdigen stargken Ja, allezeitt geant-
wortett, vndt eyverig zu verstehen gegeben, mitt geberden
vndt allem eüßerlichen ansehen, daß sie den herren Jesum
von hertzen lieb hette, ihren geist in seine hände befehle,
vndt ihn wol nimmermehr vergeßen würde.
O der starcken zuversicht, o des kräftigen glaubens, <o des
schönen
Trostes, o> vndta
der Sehligen hofnung, o der Standthaftigen bekandt-
nüß, o der sehligen gewißheitt, des ewigen lebens!
Da heist es recht, vndt wol: Jch laße dich nicht, du ge-
segenest mich dann.1 Der gnädige Barmhertzige Gott,
vndt vatter, wolle es auch thun, mitt auflösung der vielfältigen
quahl, vndt schmertzen, durch Iesum Christum, sejnen einge-
bornen, vndt hertzAllerliebsten Sohn, in stets mjttwjr-
ckender krafft, des Heiligen guten Geisteß, Amen Amen. perge
Extra ist zu Mittage, der Superintendent Sachße, vndt
der Medicus von Ba Doctor Brandt hieroben geblieben.
Der Marschall<k> Erlach, vndt Seine haußfraw haben
die arme krancke Schwester besuchtt.
Oberlender ist von Leipzig mitt dem vrthel2, jn Werderischer
Gröptziger sache, wiederkommen.
Die Junckern haben 6 hasen gehezt, an der gräntze.
Forellen vndt federwildprett ist von Ballenstedt hergeschickt
worden, werden wol schwehrlich dem Niedergeschlagenem
krancken hertzen vndt leibe, zu theil werden.
Gott wirdt sie speisen, mitt dem himmlischen Manna,
|| [[Handschrift: 353r]]
vndt träncken mitt dem waßer des lebens,
zum ewigen leben, Amen.
Die Fürstin von Plötzkaw ist hehrkommen, vndt
hat großes mittleyden contestiret.
Baldt hernacher, der Cöhtnische leibMedicus, Doctor Engel-
hardt, welchen ich mitt Doctor Brandten, con<in etwaß> conciliiret.
Nach dem der Schwester, Geistliche, vndt leibliche
Medicamenta, nach vermögen, gebrauchtt worden, vndt
man hierinnen, vngerne, etwaß verseümet, ist Sie
vmb 5 vhr, Nachmittages, sehliglich endtschlafen, vndt
hat alß eine wahre kämpferjnn Christj, ihren lauff
Ritterlich vollendet, darumb wir inniglich Gott angeruffen,
vndt ihme hertzlich gedancket, daß er ihr endtlich die quahl
dieseß mühesehligen JammerThals verkürtzet. So seye
nun Gott ergeben, du Christliches außerwehltes
kindt Gottes, derselbe bewahre dich alß seinen
theẅren schatz, in alle ewige ewigkeitt.
Jch werde aber wol diesen großen riß fühlen,
so lange ich lebe. Der Allmächtige gebe mir zu seiner
zeitt, eine immerweh<Sehlige Nachfahrt,> auch immerwehrende
Freẅde vndt Sehligkeitt. Die mitt Threnen säen,
werden mitt Freẅden erndten.3 O herr Jesu laß mich
hören freẅde vndt wonne daß die gebeine wieder frö-
lich werden, die du an mir vndt andern zerschlagen hast.4
Der Superintendens von Cöhten, nach dem er seine
gebeht vndt dancksagung sehr wol verrichtett, hat
vmb dimission gebehten, wie auch Doctor Engelhardt,
vndt Doctor Brandt, sonderlich, weil nichts mehr, so ihres
Officij, zu verrichten gewesen.
Die gute Fraw Muhme, nach dem sie gleichsfalß,
andächtig, vndt eyverig, mitt vnß gebehtet, ist
auch wieder nach Plötzkaw gezogen, vndt vnser
hauß Bernburgk, ist abermalß zum klaghauß
gemacht worden. Gott wolle vns trösten, vndt <wieder> erquigken.
Avis: das Melchior Loys, vndt Christoff Mahler, beyde meine
allte Treẅe diener, sehr Schwach vndt kranck seyen.
Mittwoch☿ den 2. Septembris: 1640.
Jch habe gestern abendt, die wenige kasten, so
alhier, von Meiner Schwester Sehligen verlaßenschaft
sein, versiegeln laßen, das meiste stehet zu Cöhten.
Nach Cöhten, habe ich gleichßfalß heütte geschigkt,
vndt die stehende kasten, allda, versiegeln laßen,
herr vetter Fürst Ludwjg, hat mir gar mittleidig geant-
wortett.
Mitt dem Marschalck, hofraht, vndt andern, habe
ich durch den hofmeister, vndt andere, reden laßen, auch
selbst geredet, wegen künftiger nöhtiger anstaltt.
Gott tröste vns, in allem trübsall, vndt anliegen.
Die leiche der sehligen Schwester Liebden ist gar schön
heütte gewesen.
Donnerstag♃ den 3. September 1640.
Zu verwundern ists, daß bey solchen vorgangenen
symptomatibus, der cörper der Sehligen Schwester
so schön gewesen, vndt geblieben.
Jch habe ihn laßen, in einen, mitt schwartzem
Taffet, gefütterten Sargk, einlegen, vndt der
Taffet, davon das küßen auch gewesen, ist mitt
hopfen, der observantz nach, gefüllet worden.
Nach dem mir gestern, theilß Rähte, wie auch der hof-
prediger daß leidt geklaget, hat mirs diesen Morgen
mein CammerRaht, Doctor Mechovius, auch gar Treẅherzig geklagt.
Gott wolle vnß wieder glück, vndt Freẅde be-
schehren, auch alles vnheyl väterlich abkehren, Amen.
Avis: daß der Kayser zu dem lieben frieden, große
beliebung träget, vndt die Printzen zu<von> Plötzkau Jhrer
Mayestät gar angenehm gewesen, werden baldt zu-
rückb kommen, mitt hofmeister Börsteln, weil die spesen
hoch lauffen.
Der Præsjdent, vndt hofraht, seindt Nachmittages,
zu mir kommen, necessaria zu deliberiren, wie auch der
Marschalck, <wollen auch mitt der Stammerinn conferiren. perge>
Jch habe vndterschiedliche ankündigungsschreiben vollzogen.
Die gute Fraw die Stammerinn, geborne Schenckinn,
diesen abendt valedicirt, vndt ihr gedanckt, daß sie der
Schwester Sehligen so treẅlich aufgewartett, vndt zur
handt gegangen. Gott belohne es ihr vndt allen
Treẅen dienern vndt dienerinnen, hier zeittlich,
vndt dortt ewiglich.
Freitag♀ den 4. September 1640.
Diesen Morgen, habe ich den Sarck zuschlagen, vndt in
ein gewölbtes zimmer, beysetzen laßen. Gott laße den
leib sanfte ruhen, die Seele freẅet sich (ohne zweifel)
in seiner handt, immer, vndt ewiglich. Ach des
schönen wechßelß, auß diesem elenden mühsehligen Jammerthal,
in die vnvergängliche himmlische Freẅde versetzt zu werden.
Darzu verleyhe mir vndt allen glaübigen zu seiner
zeitt, der Allmächtige gühtige Gott, eine Sanfft:
vndt Sehlige Nachfahrt. Er hatt ia gesaget: Jch
will dich nicht verlaßen, noch verseümen5, deßen
tröste ich mich, auß seinem wortt, vndt hoffe auf ihn,
Er wirdts wol machen.
Nach dem mitt dem Sarck obiges verrichtett, vndt die
Sehlige leiche der so hoch geliebten Schwester, noch gar
kendtlich gewesen, habe ich die Fraw Stammerinn dimittirt.
Jch habe michs erinnert, wie die Schwester Sehlige vnlengst
vor ihrem Sehligen hintritt, mir geschrieben, wie sie numehr
wol sähe, daß ihre Egerische vorhabende rayse, nach Bernburg
inß gewölbe der kirchen gehen würde. Sie hat auch
dergleichen zu Plötzkaw gedacht, man würde sehen, Gott
würde sie baldt, von allem ihrem trübsall vndt elendt, er-
lösen. Jst eine zeittlang hero immer mitt Sterbensge-
dancken vmbgegangen, hat sich vber nichts weltliches
mehr erfreẅet, auch weltlicher dinge nichts geachtett,
sondern voller geisteß, vndt hoffnung der ewigen
Sehligkeitt, glorij, vndt herrligkeitt gewesen.
Solcher gestaltt, seindt ihr, alß einem, durch den heiligen
Geist, wiedergebornen Menschen, die affecten,
vndt passiones, so andern Menschen anhengen, zu vber-
winden, gar leichte worden. Nun sie ist im
herren gestorben, Sie ruhet, von ihrer arbeitt, ihre
werck folgen ihr nach.
Alß ich ihr dinstags (meines behaltts) kurtz vor der
Mahlzeitt zu Mittage ein püschlein blumen, von Nelcken
vndt Majoran præsentirt, nam sie es alsobaldt willig
an, roche ein wenig dran, sahe mich sehnlich, von der
seitte an, vndt warfs wieder dahin, aufs bette,
vndt wiederholte daßelbige, alß wollte sie sagen:
Des Menschen leben, ist gleich einem grase,
Es grünt daher vndt blühet gleicher maße:
Als eine blum auff einer heyden breitt, etcetera6
|| [[Handschrift: 355v]]
wie die wortt ferrner lautten.
Jn summa: ob sie schon fast zweene Tage vndt Nacht
sprachloß gelegen, so hat sie doch bey so hochbegabtem
gutem verstande biß an ihren letzten seüftzer, sich
beflißen alle ihre geberden dahin zu richten, daß sie
vns, zur guten lehre, vndt rühmlicher nachfolge dienen
sollten. Gott verleyhe mir, vndt allen außerwehlten,
daß wir diesem so stadtlichem exempel, Christlich,
nachfolgen mögen, vndt es vns zur warnung dienen
laßen. Dann so der gerechte kaum erhallten wirdt,
wo will der Gottlose, vndt Sünder erscheinen?7
Auß ihrem so lieb gehabtem behtbuch, habe ich ihre
güldene gedancken, nach ihrem sehligen hintritt, colligiret,
vndt wahren mehrentheilß auf eingelegte zettel geschrie-
ben, mehrentheilß von ihr Liebden selbst, theilß auch von andern:
Ex Bernhardo, nachfolgende wortt:
Quocunque loco fuero, Jesum meum desidero,
Quam lætus, cum invenero, Quam foelix cum tenuero.8
Jch sey an welchem ort ich woll, So ist mein hertz in freẅden voll,
Nach Jesum meinem lieben herren, den Jch wolt sehen hertzlich gern,
O wie werd' ich so frölich sein, Bey seinem lieblichen augenschein,
Wenn ich nun werd gemeinschaft han, Mitt Gottes vndt Marien Sohn,
Jn ewigem Fried, Freẅd' vndt wonn,
herr Jesu, zu der Freẅde dejn,
Hilff mir durch ein Sanfft Stündelein.
Eine ermahnung vndter der Communion.
Zur zeitt, wann du zum Tisch des herren gehest, das heilige Sacrament zu
entpfahen, so vermeine bey dir, du hörest die Stimme in deinem hertzen,
Sihe der braüttigam kömbtt, gehet hinauß ihm entgegen, dann sich
Gott in diesem Sacrament klährlich, einen braüttigam vnserer Seelen,
erzeiget, vndt ist die kraft dieses Sacraments, eine vermählung
vndt vereinigung der Seelen, mitt Gott, also daß auß zweyen, ein
ding werde, das ist die eigenschaft des Geistlichen Ehestandes, vndt
vermählung. Auf daß du nun diesen Braüttigam würdig aufneh-
mest, solltu fleißig betrachten, wie vndt wer zu dir komme, damitt
du ihm auch also begegnen mögest, dann er kombtt voller liebe,
Süßigkeitt, gühtigkeitt, vndt Barmhertzigkeitt, sprechendt, das
er mit großer begierde, diß Osterlamb mitt dir zu eßen be-
gehre, du aber, gehe ihm entgegen, vndt entpfange ihn mit aller
andacht, liebe, Furchtt, ehrerbiehtung, vndt freẅden, vndt thue
alleß, waß in deinem vermögen, dann du itzo hinauß gehest,
den warhaftigen braüttigam deiner Seele, deinen wahren
Gott, deinen Schöpfer, vndt höchstes guht, zu entpfangen, bedenck
allhier gleich, die große andachtt, vndt Frolockung des allten Si-
meons, welcher Christum auf seinen armen gehabtt, Nur das er
Christum sehen möchte, zu leben begehret hatt. 9 Bedenck auch die
freẅde, vndt andachtt Elisabeth, mitt welcher sie den herren,
in ihr hauß, aufgenommen hatt, vndt gesaget: Woher kömbt
mir daß, das die Mutter meines herren, zu mir kombtt?10
Also sage du auch, auf solche weyse, Mit solcher andacht vndt
begierde, vndt Freẅde solltu auch herzugehen, der du in die-
sem allerheiligstem Sacrament denselbigen herren (geist-
licher weyse) zu empfangen begehrest, vndt vorhabens bist.
|| [[Handschrift: 356v]]
Mein Gott, sehlig bin ich, wann ich in der liebe bleibe, damitt du
mich liebest, o heilig bin ich, wann ich dich allezeitt liebe, Ja
vnsehlig bin ich, wann ich auß deiner liebe falle, so verliere
ich mein höchsteß guht, vndt komme von dem lichtt, in die Finster-
nüß, vom leben in den ewigen Todt. O du reine Göttliche
liebe, entzünde mein hertz, erleüchte meinen verstandt,
heilige meinen willen, erfrische<erfreẅe> mein gedechtnüß,
vndt vereinige mich, mitt dir ewiglich, Amen.
Proverbia 2.
Wo dir die weißheitt zu hertzen gehet, daß du gerne
lernest, So wirdt dich guter Raht bewahren, vndt ver-
standt wird dich behüten, das du nicht gerahtest
auf den weg der bösen, noch vndter die verkehrten
Schwätzer.11 perge
Soprastà tutte le cose, la non fatichevole ed ispedita
Prudenza.
Die vnmühsame<vnverdrießliche> vndt fertige vorsichtigkeitt, gehet
vber alle dinge.
Nota Bene[:] dieses hat herrvetter Fürst Ludwig, welsch vndt deützsch geschrieben.
Theilß sachen, hat auch Schwester Loysa Ameley Selige geschrieben.
Aber die meisten, schönesten, vndt Tröstlichsten sachen, seindt
von der Sehlig verstorbenen Schwester, selbst beschrieben.
Proverbia 16. Les preparations du coeur sont a l'homme, mais le
propos de la Langue, est de par l'Eternel, Chacüne, des voyes de
l'homme, luy semble nette, mais l'Eternel pese les Esprits.
|| [[Handschrift: 357r]]
Remets tes affaires, a l'Eternel, & tes penseès seront
agencèes, comme il faut.12
Der Thron Salomon bedeüttet die 6 Stuffen der demuht.
<1.> Sich im hertzen geringer hallten, alß andere leütte,
vndt gerne gering sein.
<2.> Niemandt verachten, noch richten, sondern allezeitt,
auf sich selbsten sehen.
<3.> Angebohrne ehre fliehen, vndt wann man die haben
muß, darob trawren.
<4.> Verachtung gedultig leyden, Ja sich drob freẅen.
<5.> Mitt geringen leütten, gerne vmbgehen, vndt gerne
gerjng sein.
<6.> Gerne willig vndt gehorsam sein, nicht allein den
großen, sondern auch dem allergeringsten.
Durch diese Stuffen, steigen wir, biß zu der sieben-
den, in Thron deß himmlischen Salomons, welches ist
der wahre friede.
Wo die weißheitt dir zu hertzen gehet, das du gerne
lernest, so wirdt dich guter Raht bewahren, vndt ver-
standt wirdt dich behüten, das du nicht gerahtest,
auf den weg der bösen, noch vndter die verkehrten
Schwätzer.13 Proverbia 2.
Es ist nun hoch vonnöhten, daß vnsere liebe durch den
Heiligen Geist, geführet, vndt regieret werde, vndt durch
|| [[Handschrift: 357v]]
betrachtung des gantzen lebens Christj vndt seines heiligen leidens, auß
welchem nichts anders, dann lauttere reine liebe leüchtett, Er hatt
Gott lautter vndt rein geliebet, vndt nicht sich selbst, Er hat den Men-
schen mitt reiner vnbefleckter liebe geliebet, vndt nicht sich selbst,
Er hatt nicht vmb seinet willen, sondern alles vmb vnsernt willen,
gethan vndt geredt. perge Ja das er Gottes willen vollbringen möchte,
ist ihm sein creütz eine Freẅde gewesen, diß ist eine reine vn-
befleckte liebe, der nichts zu schwehr ist, die Nirgends
vber klagt, ia die da ihr selbst nicht schonet, dieselbe liebe
nimbt auch alles vor guht, waß ihr Gott vor creütz vndt leiden
zuschickt, weil sie siehet, das es Gottes wille ist, wollte sie
lieber viel mehr leyden, wegen des heiligen willen Gottes, vndt
ist mitt allem dem wolzufrieden, waß Gott will, dann Sie
weiß, das Gott alles, recht, vndt wol ordnet.
Den 7. Julij: 1637 (wo die ziffer recht zu lesen) ist Sie des
Morgens erwacht mitt diesen wortten:
Gott regiere mich, mit dem licht Göttlicher gnaden allezeitt.
Den 14.den Martij: 1637 ist ihr in der andacht eingefallen,
sich des heiligen nahmens Gottes, recht zu erfreẅen, Ja das der heilige
Nahme Gottes einen im Tode recht trösten vndt im letzten
stündlein erquicken, auch des ewigen lebens, gewiß machen
könne, wehre die beste einbildung, dahin ein Sterbender
zum abtritt, kan geleittet werden, darumb halleluja
halleluja halleluja du aller Süßester Nahme Gottes, Gott
vatter, Gott Sohn, Gott heiliger Geist, halleluja,
halleluja halleluja[.] Den 21. Martij: eiusdem annj, hat
|| [[Handschrift: 358r]]
Sie abermalß erinnerungsgedancken bekommen: Auf
den heiligen Nahmen Gottes, müße der grundt vnserer einbildung gele-
get werden, in vnserm gebeht, in allen vnsern wegen, thun, vndt
laßen, auf diesen grundt können wir nun fest bawen, da-
rumb vnß keine creützes last vberwinden soll, dann der
Nahme des herren, ist ein festes Schloß perge. Drumb laßt vnß
in keiner Noht verzagen, der Nahme des herren ist bey vns,
in vnß vndt für vnß, der wirdt vnß auch im Tode nicht
laßen, sondern vnsere Seele in den himmel leitten, der Nahme
des herren seye vndt bleib bey vnß ewiglich, Er ist in
Mein hertz gedruckt, (schreibt das Christliche Sehlige
hertz selber) vndt wirdt alß ein fest Siegel darinn
verbleiben.
Da Pater Augustam, mentj conscendere sedem,
Da Fontes lustrare Bonj, Da luce reperta
Jn te perspicuos animj defigere sensus.14
Dieseß ist Meines herrnvatters Sehligen eigene handt.
Die in Gott ruhende Schwester aber hat daß deützsche
wie folget, also darzu gesetzt:
Verleyh vatter dem gemühte zu ersteigen den himmlischen Sitz,
verleihe zu besichtigen die brunnquellen des guten, verleyh
damitt wann das licht erfunden, Jn dich, die durchleüch-
te Sinne <kräfte>, des gemühts, geheftett werden mögen.
Auf einem andern zettel stunden nachfolgende
schöne, lehr: vndt Trostreiche gedancken in reim verfaßett:
|| [[Handschrift: 358v]]
Meine Seel dulde dich, klag' immer v̈ber leidt,
Vnmäßig trawre nicht, wirff solches von dir weitt,
Red nicht von kümmernüß, denck wie der lauf auff erden,
Bey Gottes kindern ist, dann sie betrübet werden,
Ein iedes in seim Standt, hats nicht nach seinem Sinn
Ja weder Jch noch du, Sieh nur, wo du wilt hinn,
Drumb will zu frieden ich sein in dir stets mein herre
Auf dieser weltt es doch, wie schwehr es immer wehre,
Gelitten werden muß, Sey weder lieb noch leydt,
Mitt wiederwillen Jch stieß deinen Trost nur weitt,
Drumb williglich es nehm, von deiner handt ohn scheẅe,
Weil ich versichert bin, wie groß auch immer seye
Daß leiden dieser zeitt, es doch zu rechnen nicht,
Noch würdig wehr, wann manns beym ewigen ansichtt,
So laß gehn v̈ber vnß, waß Gottes will verhengett,
Sein hülff, sein hohe gnadt vns v̈berall empfänget,
Ob schon mein Fleisch sehr Schwach, mein glieder ängsten voll,
Mein leben kurtz, vnstett, mein leib auch leyden soll,
Wann in mir ohne ruh, auch mein hertz sollte zagen,
Vndt wegen anfechtung, Mein gewißen sich nagen,
So weiß ich doch herr Christ, das ich an iehnem Tag,
Bey dir ruh finden werdt, quitt sein all meiner plag,
Freẅd vber alle freẅdt, wann ich dich schöne Sonne,
Jesu, die du selbst bist, sehn werdt mitt großer wonne,
Ja wann ich ewiglich dir folg' in deinem Reich,
Seh deine herrligkeitt, bin Gottes heilgen gleich,
Daß lieblich wesen schmeck, so ist zu deiner Rechten,
Damitt diß gescheh' baldt, So hilff Ritterlich fechten,
|| [[Handschrift: 359r]]
Mir herr auf dieser erdt, das ich könn fleisch vndt blut,
Zwingen, wie auch die Sünd, die weltt, so mir schad thut,
Dann werd' ich ohne Müh, zu dir mich gäntzlich kehren,
Singen ein lobgesang, dir Meinem Treẅen herren.
Den 5. 8bris, anno 1627.
Ach Gott, der du zu aller frist,
Der einig recht Nohthelfer bist,
Mein leidt ist vnverborgen dir,
Du kanst alleine helfen mir,
Drumb bitte' ich dich du Treẅer Gott,
Schick auch zum besten, Meine Noht,
Jm Todt vndt leben, bin ich dein,
Du liebster Gott, vndt vatter mein.
Die Christj seindt, die haben ihr fleisch gecreützi-
get, sampt den lastern, vndt bösen be-
gierden.15 Außn Galaterbrief 5.
Job: 28.
Gott sahe die weißheitt, vndt erzehlet sie, bereitet sie,
vndt erfandt sie, vndt sprach zum Menschen, Siehe die Furcht
des herren, daß ist weißhejtt, vndt meiden daß böse,
daß ist verstandt.16
1. Petro 1. capitelo[:] Darumb, so begürtett die lenden eẅeres
gemühts, Seidt nüchtern, vndt setzet eẅere hoffnung gantz auf
die gnade, so eüch angebotten wirdt, durch die offenbahrung
Jesu Christj.17
Einßmahls mich plagten die gedancken,
weil alleß in der weltt thet wancken,
Worinn die lust deß hertzens meyn,
Bestehen köndt, vndt ruhig sein.
Mancherley hierauf mir einfiehle,
doch sah' ich daß gentzlich mein wille,
gerichtett war auf diesen punct
waß bestendig wehr zu aller Stundt.
Nun suchtt vndt dacht zu weg zu bringen,
Für mir ein ruh, vndt in den dingen,
Jn sinn mir kahm, baldt diß, baldt daß,
Darauff ich hielt ohn vnterlaß.
Dann hielt ich dieseß würd stett bleiben,
kein vnbestandt würd' es vertreiben,
Ehr' ichs aber recht erkennet hett,
War es verendert an der Stedt.
Dann thet ich wißenschafft hoch hallten,
wüntzscht sehr dieselbig' zu erhallten,
Jedoch zergenglichkeitt darinn,
So sehr regiert, alß etwa inn.
Ja Müh'[,] angst, Trübsall ohne maßen,
Bey kleinem glück, auch so viel haßen,
Fandt ich, darzu nur eytelkeitt
viel hoffart, prachtt, vndt großen Neidt.
Da wuntzscht ich nur, in meinem hertzen,
vergnüglichkeitt, dann lautter schmertzen,
|| [[Handschrift: 360r]]
Jst trachten auf vergänglich sach,
der, sorg vndt Müh allzeitt folgt nach.
Weil ich nun hofft die Ruh köndt werden,
Gegeben noch auf dieser erden,
Eim solchen, der Gottsförchtig ist,
der sich nicht wendt zu ieder frist.
Darumb mein Thun ich forthin lege,
Auff Gott, der mir wirdt weisen wege.
Wie ich mein leben führen soll,
daß ich thu recht vndt allzeitt wol.
herr Gott, ich bitt, wollst mich ansehen,
vndt mich nicht hülfloß laßen gehen,
Meim Nechsten, ich nach müglichkeitt,
erzeigen mög gutthätigkeitt.
Die weltt, so voller bösen lüste,
von dir abheltt, darumb mich rüste,
daß ihr nicht folg mein arme Seel,
viel mehr sie rein haltt, ohne fehl;
Damitt ich sey allhier, o herre,
zu lob deins Nahmens preiß vndt ehre,
Nicht wanck wann du ein hertzenleidt,
Mir zuschickst, sondern werdt bereitt,
Zur Sehligkeitt, die zugerichtett
Dehn, die das creütz niemalß vernichtett,
erkennet aber, daß es ist,
Prüffung des glaubens, zu aller frist.
Drumb lehr mich sein hinfortt gedültig,
waß mir versehn, annehme willig,
Ja daß ich mich dem willen dein,
Ergeb vndt ruhig könne sein.
Huc usque Meiner Sehligen Schwester, Freẅlein Anne So-
phien schriften, so ich in ihrem behtbuch gefunden, vndt auf
vndterschiedlichen eingelegten zetteln, aufgezeichnet
stunden, darauß zu ersehen, wie auch auß den schönen
trostreichen vbungen, des Paradißgärtleins, alß
auch der 12 Andachten (so in obgedachtem behtbuch zusammen
gebunden) wie schön vor langen iahren hero, die sehlige
Schwester, mitt Sterbensgedancken, vmbgegangen,
vndt sich alß eine kämpferinn Jesu Christj, der weltt-
lichen eitelkeitt begeben, standthafftig gestritten,
vndt in ihrem Gott, ihre eintzige Ruhe gefunden.
Wer also Christlich lebet, vndt in der Gottsehligkeitt,
Tag vndt Nacht sich fleißig v̈bet, den glauben, vndt gutes
gewißen also behellt, der kan nicht anders, alß Sehlig-
lich sterben, vndt die rechte Sterbekunst, wann es
zum abdrücken kombtt, wol practiziren, wie
diese kämpferinn, in meinem Trawrigen beysein,
Ritterlich gethan, vndt endtlich vberwunden.
Gott belohne dem Frommen Christlichem hertzen, ihren Sinn-
vndt Geistreichen Gottsehligen eyver, mitt viel Tausendt
Tausendt Freẅden, in alle ewige ewigkeitt, Amen.
Avis: daß heütte partien v̈ber der Sahle der Börstelin
von Jlverstedt, vier pferde außgespannet.
Mein hofprediger Magister Davidt Sachße ist auch
kranck worden, am fieber. Gott helfe hindurch.
Avis von Regenspurgk, daß vnsern gesandten
viel geldt aufgehe.
<Jtem:> Daß der Kayser wol aufgenommen daß Anhaltt
so baldt abschickung gethan, vbel aber von andern,
welche <lange> außen bleiben.
Jtem: daß der Cardinal de Richelieu sich will
zum Patriarchen in Franckreich aufwerffen.
Oberste Werder jst zu Caßel, kan v̈bel durch-
kommen. Promittirt gute Sperantzen.
Der Trawrige fall, obversirt mir noch immer
vor meinen augen. Gott tröste vnß, vndt verleyhe
gnade, das wir vnß wieder aufrichten, vndt
nicht wie die heyden trawren mögen.
heütte ist abermal ein bohte von Eger, mjtt
dem vnnützen Sawerbrunnen ankommen. Gott
gebe, daß er Niemanden, schaden bringen möge.
Meine Mühlwagen, so Mühlsteine von höchstedt
geführt, seindt wieder ankommen, darundter zwey
wagen von den bürgern außgerüstet worden.
Risposta von Plötzkaw, in gar kalten vndt difficul-
tetischen terminis, wegen der begräbnüßkosten. Also
trösten einen, hiobs freünde.18 Pacience!
Sonntag☉ den 6ten: September 1640.
Der page Sehe<r>r hat 1 Schockßo: 18 lerchen gefangen, mitt
dem Nachtnetze, <vndt zur küche gelifertt.>
Avis: das gestriges Nachmittags, gegen 4 vhr,
Christoff Rieck der Mahler, meiner allten Treẅesten
diener einer, den ich noch anno 1614 von Padua mittge-
bracht, vndt Treẅe dienste auf raysen vndt sonsten
von ihm genoßen, zu Cöhten am Fieber verblichen,
Gott verleyhe ihm vndt allen glaübigen Christen,
eine fröliche vndt sehlige aufferstehung, an Jehnem
großen Tage zum ewigen leben Amen.
Risposta von Cöhten, wegen der begräbnüßbestattung,
auch etwaß in kallten Terminis.
Avis: daß die fieber auch in Mecklenburg vndt
NiederSachßen starck regieren, nicht allein die
leütte kranck werden, sondern auch das sterben,
vndter die pferde haüffig komme. Gott bewahre
mir Menschen, vieh, vndt pferde, wie dann die
pferde allhier zu Bernburgk zimlich zu sterben, bey
der Bürgerschafft anfangen sollen.
Avis: daß herzog Adolf Friderich von Mecklenburg Meiner
Schwester ihr getreydig, so Jhre Liebden mitt Mühe vndt kosten
außseen laßen, vnbefugter weise, einerndten leßett,
vndt nach Güstero keine briefe mehr an Jhre Liebden
will durchlaßen. Gott der ein gerechter Gott ist,
wolle alles zu rechter zeitt heimsuchen, vndt allem
bösen, kräftiglich steẅren vndt wehren. Wann die
bösen leütte ihr maß vollbrachtt, wirdt die Maße
des leidens, auch vollbracht sein.
Vormittages, habe ich den caplan Martium,
auß der Stadt, (weil der hofprediger kranck)
hieroben auf dem Saal predigen, vndt die abkün-
digung thun laßen.
Bartholomæus Jonius ist heütte durch den Superin-
tendenten vndt Ambtsverweser, geistlich vndt
weltlich zum pfarrer zu Altenburg, auf meinen
befehl, installiret worden.
Extra zu Mittage: der Junge Erlach, vndt Er Martius,
wiewol ich vndt Meine herzlieb(st)e gemahlin, alleine geblieben.
Alß ich Rindorffen mitt Erlachen nach Ballenstedt
schigken wollen, ist der hollsteiner so er geritten, an der
Fehre aufstößig worden, weil man gesehen, daß er
mangel an einem Schengkel gehabt, hat derowegen wieder
zurückee gemust. Jst eine remora. Gott verhüte das vn- || [[Handschrift: 362v]]
glück. <Jch bin heütte auf ersuchen Meiner herzlieb(st)en gemahlin, zum 1. mahl
Post obitum dilectissimæ sororis post meridie in die luft kommen in schönem wetter.>
Schreiben von Regensburg vom herrn Grafen von Trauttmansdorff en bons termes,
mitt einer addresse an Peverellj.
Eine Condolentz von Fürst Augusto in höflichen Terminis,
bekommen, an ihn aber, vndt an die landtstende, wegen
der Steẅeren geschrieben damitt etwaß, in ab-
schlag, erhoben werden möchte. Gott gebe guten effect.
Die avisen geben:
Daß die Frantzosen nach eroberung Arras, auch
die grentzfestung Bapaulme eingenommen hetten.
Jtem: Turin vermeinten sie auch in kurtzem
zu vbermeistern, wiewol sich Prinz Tomas wol defendirt.
Der Printz von Vranien aber, weil ihm windt
vndt wetter zu wieder, köndte nichts außrichten.
Der Türcke wollte in Vngern einfallen, hette
mitt Polen, den frieden confirmirt.
Die proposition wehre zu Regenspurg noch nicht
geschehen, <Sollte aber in kurzem geschehen.>
Banner vndt Piccolominj lägen noch gegen
einander zu felde bey Fritzlaer.
Die Französische Schifarmada vagirte in marj Mediter-
raneo vmbher, Nehme holländische vndt Engelländische so wol
alß Spannische Schiffe, hinweg, ohne vndterscheidt.
Die rebellion in Catalogna wehrete noch.
Avis: daß Morgen gebe gott die Fürstin von Schö Deßaw,
will von Schöningen anhero kommen.
Ein schock lerchen, weniger fünf, haben die
pagen19 einbrachtt, vom lerchen streichen.
Penserino20 è arrivato, Dîo voglia a buon' hora.
Wir haben diesen Tag, biß zu abends, auf dje
Fürstin von Deßaw, vergebens gewartett, nicht
anderst vermeinend, alß daß Sie gewiß
kommen würde.
Wunderbarliche böse omina mehrerer Strafen
seindt: 1. daß das vngezifer die Maüse sich
also haüffig in feldern vndt zu hause finden.
2. Das das sterben, vndt pogken, vndter daß
Schafvieh kommen soll. 3. Daß eine
Seüche wie eine pestilentz vndter den
Schweinen regieret. 4. Es regen sich auch
die kinderpocken, neben den vngewöhnlichen
neẅen fiebern, ohne waß albereitt die lei-
digen mortaliteten, Meiner liebsten anver-
wandten vndt allten diener, mir vor schwehre
gedancken vervrsachet. Gott wolle alleß
vnglück gnediglich abwenden, von mir vndt
allen guten Christen, <& les faussetèz du Monde Pervers.>
Mittwoch☿ den 9ten: September 1640. Graphisch nicht darstellbares Symbol mit nicht ermittelter Bedeutung.[...]
Jch habe heütte hieroben aufm Saal predigen
laßen. Meine freundliche herzlieb(st)e gemahlin, hat noch mitt
zuhören können, vndt ist bey mir, in Meinem
gemach gewesen. Der Neẅe caplan hat geprediget.
Avis Nachmittags daß die Fürstin von Deßaw,
noch heütte will herkommen, wie Jhre Liebden mir
selber geschrieben.
Aujourd'huy la servante de feu ma soeur,
a raccontè a ma femme & moy, que ma dite seur
de bonne memoire a dit n'a gueres a Cöhten, qu'il
luy sembloit qu'il falloit qu'elle changeast d'air,
ou bien il luy faudroit mourir. Toutesfois,
qu'elle mourroit volontiers, pour estre avec Dieu,
& pour estre deschargè de tant de douleurs, & tour-
ments, qu'elle souffroit, par differentes maladies.
Item: Voyant que ma cousine de Dessa l'ap-
pelloit en ses lettres bien souvent, mon Ange,
elle dit a sa servante apres la lectüre: Je ne
scay pourquoy ma cousine m'appelle tant
de fois son Ange, quj scait, si ie ne seray en
peu de temps semblable aux Anges?
Elle n'a point voulu permettre Lündy la nuict
qu'on nous devoit appeller, & ainsy elle a languy
la nuict fort long temps jusqu'au mattin a 6 heures[.]
La gravelle, les enfleures, les tasches au dos,
(causèes par des obstructions du sang,) quj luy
ont fait sj grand mal, comme un feu ardant,
les tasches<enfleures> des jambes, &cetera tout cela a tellement
debilitè ce pauvre corps, desja affoibly par force
Dietes & medicaments, qu'en fin, les parties vi-
tales en ont estè attacquèes, & surchargèes,
causans le spasme, la paralysie, & la mort.
Elle a estè fort martyrisèe de maladies, la
pluspart, & le meilleur temps, de sa vie, & on
peut dire, qu'elle a souffert martyre, en ceste
façon assèz rudement. Ô Dieu fort & Puissant;
souvienne toy de tes misericordes Paternelles!
Avis, daß ein Kayserliches rescript, wieder hertzog Adolf
zu Mecklenburg vmb einstellung der verübten atten-
taten, vom Kayserlichen hof, nach Plötzkaw, einkommen.
Der hertzoginn, wirdt es zu notificiren, vndt zu ad-
dressiren, herzog Adolffen aber daß Mandat
zu insinuiren sein, wann er nur pariren wollte.
Bißhero hat der Kayser bey ihm wenig gehorsam gefunden.
Die Fürstin von Deßaw, ist noch diesen abendt
wol ankommen, mitt ihrem printzen vndt
beyden Freẅlein, auch 2 Jungkern vndt 2
Jungfern, perge
J'ay sceu quelque notice générale du creve-
coeur secret de feu ma bonne seur Anna Sophia
qu'elle n'a voulu dire en sa vie.
Donnerstag♃ den 10den: September 1640.
<Abends blitz, vndt donner.>
Avis: daß es am hartz zimlich vnsicher, vndt
Meißdorf außgeplündert worden von 60 Reüttern.
Gott bewahre meine leütte vndt pferde, im
Ambt Ballenstedt vndt hoym, auch aller ortten,
vndt meinen Nechsten, alß mich selbst.
Der Marschalck Roßa zu Schöningen, so ein
wolqualifizirter Mann vndt der ver-
wittibten hertzoginn allda wol bedient
gewesen, ist am Montage auch mitt tode abgangen,
Gott verleyhe an iehnem großen Tage, einem ieglichem
eine sehlige aufferstehung, zum ewigen leben, Amen.
3 Mandel weniger zwey lerchen hat Seir
gelifertt, zur hofküchen, so sie die Nacht gefangen.
Madame ma Tante me conta hier, comme
Dieu avoit miraculeusement conservè, mon
|| [[Handschrift: 365r]]
enfant Victor AymeDieu, estant tombè
n'a gueres, d'un grand cheval devenu ombra-
geux, au rivage de la riviere d'Elbe, quj
s'enfuit avec luy, & il fut plantè sur ses
pièds près de buissons sans apparent dommage
quoy que süjet, en ce cas, si les Anges de
Dieu, ne l'eussent preservè, a une cheüte
mortelle. Dieu soit louè de ses misericordes.
Avis von Regenspurgk:
Daß v̈ber 100 Stände allda erschienen.
Daß die proposition im anfang des Septembers
geschehen sollte, vndt wann ich wehre zur
Stelle gewesen, würde mir die Ehre
wiederfahren sein, in Jhrer Mayestät Nahmen,
die proposition zu thun, weil sich Anspach,
vndt andere aufhallten.
Jtem: daß der RejchsTag wol biß auf Ostern,
währen dörfte, vndt die Plötzkauer iunge herren
abgedanckt<fordert> seyen.
Daß Chur Brandenburg in Zerbst, Quartierf begehrt.
Daß die Mecklenburgische sache, wol recommendirt seye.
Die Fürstin von Deßaw, jst nach gehaltenem früh-
stück mitt ihrem Sohn vndt, <beyden> Freẅlein, wieder verray-
sett. Gott wolle sie begleitten.
J'ay eu occasion de ponderer mesme la misere
de la Fortüne humaine, & <la> mienne ordinaire. Car
sj i'eusse estè present a Ratisbonne ce m'auroit
estè un tresgrand honneur, de faire la proposition,
au nom de Sa Majestè Jmperiale, honneur quj n'est
arrivè en centaines d'annèes a <un de> nostre mayson,
que je scache. Mais mes parens mesmes, me des-
nüans de tout support, & assistance, en sont
cause, & envient ainsy ma bonne fortüne,
que i'ay sceu prevoir en quelque façon,
mais point apprehender; faute des moyens,
nonobstant mes offres, au service de la Patrie:
L'envie & jalousie, quj regnent aux cours,
m'ayans couppè les moyens, de bien jouer
mon personnage.
J'ay derechef expediè üne depesche extraordinaire[.]
Dieu la vueille benir, & faire reüssir.
Nostitz vndt Reichardten habe ich mitt nach Deßaw
geschicktt, die verlaßenschafft allda zu versigeln.
<Ein hase ist gestern gelifertt.>
<heütte hat Oberlender 1 hasen geschoßen.>
Freitag♀ den 11ten: September 1640.
Jch bin hinauß geritten nach Pröderiz
vndt habe seen laßen rogken.
Augustus höhenfelder hat zum 1. mahl,
50 lerchen, mitt dem Streichgarn gefangen,
nebenst seinen gesellen.
Avis von Regenspurg durch Milagium, daß
Kersten mein lackay noch nicht Todt, sondern
Gott lob zu Regenspurg glücklich ankommen,
Gott gebe daß er mitt gutem succeß wieder
zurückg kommen möge. Die cavaglie-
rj vndt grandes zu hofe sollen fleißig nach
mir fragen, vndt befinden sich allda von
Fürsten, der iunge Pfaltzgraf von Neẅburg,
hertzog von Lottringen, vndt Marggraf
von Baden.
Extra: jst der CammerRaht, Doctor Mechovius bey
der Junckern Tafel geblieben. Man hat ihm, wie
auch dem hofmeister gezeiget ezliche sachen von Regensburg
so durch Caspar Pfawen, communiciret worden, vndter
andern, die belägerung Arras, so in kupfer gestochen.
Die Frantzosen triumphiren darmitt, vndt vermeinen
Sie seyen 7 mal in 200 Jahren, vergebens darvor gewesen.
Jch habe Paulum Ludwigen zum praesidenten geschickt.
Fürst Augustus vndt er haben alleß wieder retractirt
wegen der begräbnüßkosten, worauf sie mich
neẅlich vertröstet. Kein Jtaliäner
kein Spannier, kan in handlungen fälscher
sein, alß die beyden Schwarzen, Fürst August
vndt Heinrich Börstel. Gott endere ihre Belialshertzen.
Samstag♄ den 12ten: September 1640. Graphisch nicht darstellbares Symbol mit nicht ermittelter Bedeutung.[...]
Den hofraht diesen Morgen, bey mir gehabtt,
vndt wie meine sachen anzustellen, consultirt,
auch mitt Caspar Pfau schriftlich consultiret.
Jl semble, que l'on m'en veut, de tous costèz.
Die wolle ist heütte Bürgermeister Weylandt, vor die heet-
felder verhandelt worden. Er hat vor einen Stein
Sommerwolle gegeben: 3 ThalerThlr: 8 Groscheng: avec admiration.
Es wahren: 27 Stein 11 Pfund (libra)℔: davon subtrahirt:
1 Stein tara oder an Säcken gewichte, rest:
26 Stein 11 Pfund (libra)℔:
Facit — — 88 ThalerThlr: 8 Groscheng: davon dem
Schäfer seinen Fünften theil, abgezogen, so
thut: 17 ThalerThlr: 15 Groscheng: rest Mir, oder Meiner kammer:
Jn summa: endtlich: 70 ThalerThlr: 17 Groscheng:
Nachmittags in sehr schönem warmen wetter, bin
Jch nach Palberg hinauß spatziren geritten, vndt
habe hofmeister Einsideln mittgenommen. Vndter-
wegens, ist mir, Kroßigk von Erxleben, begegnet.
On l'a fort bien traittè a Cöhten, & excusè
le Prince, quj auroit estè mal informè, & ne
seroit plüs mention, de tel chastiement.
Von Ballenstedt, jst etwaß von weitzen, zum
Sahmen, vndt von andern victualien, auch Feder-
wildprett, vndt 8 hasen ankommen, auch
mitt schreiben von Be Rindorffen, Geörg Knütteln,
dem Amptmann Martino Schmidt, vndt von hatz-
geroda[!], vom hauptmann Börstel. <5 Mandel lerchen les pages21.>
Nostitz vndt Reichardt seindt von Deßaw
allda sie fast vergebens gewesen, wiederkommen,
zwar Trawerzeüge mittgebracht, aber
nichts zu versiegeln gefunden.
Sonntag☉ den 13den: September 1640.
Jch habe hieroben predigen laßen, den Superintendenten
Leonhardum Sutorium.
Nach verrichteter predigt, habe ich ihm zugesprochen,
vndt nach Ballenstedt zur kirchenvisitation, dimittirt.
Postea vmb ¾ auff eilffe, noch vor der mahlzeitt,
ist Meine freundliche herzlieb(st)e gemahlin, durch Gottes Segen, erlöset
|| [[Handschrift: 367v]]
worden, vndt inß kindtbett kommen, mitt einer
Jungen Tochter, nach dem es zimlich hart gehalten,
estant en travail d'enfant, près de deux
heures. Gott seye vor seine gnadenreiche
gühte, lob, Ehr, vndt danck gesagt, der
wolle ferrner, Mutter vndt kindt, stärgken,
segenen, fristen, vndt erhallten, zu seines
heiligen nahmens ehre, vndt aller Sehljgkeitt,
auch zu vnserer zeittlichen Freẅde vndt wonne
Amen.
Den hofraht Schwartzenberger habe ich Nachmittags bey
mir gehabt. Er hat mir treẅhertzjg, gratulirt,
daß Gott der Allmächtige vndt Barmhertzige vatter,
vnß wieder auf das neẅlichste hertzensleidt,
eine erquickung vndt freẅde erscheinen
"laßen wollen. Er helfe mitt gnaden, daß
"diese freẅde bestandt haben, vndt nicht
"wieder in trawren, verwandelt werden
"möge. Wir müßen in forcht, vndt zittern,
allezeit vor ihm, wandeln, vndt bußfertig
vnß erweysen. Sonst kömbt er baldt,
mitt seinen Strafen, hinder vnß her, vndt
zörnet v̈ber vns, nach seiner gnade.
A meridie, bin ich nach der Nachmittagspredigt, in den
garten spatziren gegangen, me ressouvenant des
fleurs, que me monstroit feu ma tant aymèe
soeur, voulant signifier; ceste devise: Sic floruj!
Car elle me donnoit instrüction, sür son lict mor-
tel, de en toutes choses. Dieu l'ait en sa gloire;
& luy en rende, mille, joyes eternelles.
<CammerRaht zu abends extra mein gast gewesen. perge>
Montag☽ den 14den: September 1640.
Jn die 70 notificationes, vndt drüber, habe
ich heütte vndterschrieben.
Jtem: Gevatterschreiben: an den <1.> Printzen vndt <2.> Princeßjnn
von Dennemarck 3. 4. an herzog Albrecht von Weymar,
vndt seine Gemahlin. 5. an den Allten hertzog Wil-
helm zu harburgk, an <6.> Fürst hanß zu Anhaltt, 7. Freẅ-
lein Susännichen, vndt 8. schwester Bathildis zu Anhaltt,
9. 10. an den Fürsten vndt Fürstin zu Eggenberg,
11. Fürst Carll von Lichtenstain, 12. Grävin zu Ol-
denburgk 13. Graven zu Delmenhorst 14. 15. Grafen
von OstFrißlandt, vndt seine gemahlin. 16. Die Städ-
te hamburgk, <17.> Lübeck, 18. Bremen 19. Vlm, 20. Nürn-
bergk, vndt noch andere notificationes, <hin vndt wieder.>
Gott wolle glück vndt gnade verleyhen, daß die abge-
fertigten wol durchkommen mögen. <Le coeur me fait craindre.>
Avisen: daß die Frantzosen, v̈ber Arras, sehr trium-
phiren, vndt noch weitter zu gehen gedencken.
Daß die Königin in Frankreich abermals,
eines jungen Sohns, genesen.
Daß die holländer nichts richten können
zu lande, bloß allein zu waßer.
Daß der König in Engellandt, noch gegen die Schotten,
zu felde gezogen.
Daß die aufruhr, in Catalogna, noch continujre.
Jn heßen liegen die Kayserlichen vndt Schwedischen armèen
noch gegeneinander zu felde, zwagken einander
volck ab, vndt hungern einander auß, perge
Dörfte zu einem haüpttreffen kommen.
Jn Polen, continuirt die friedensconfirmation
mitt dem Türgken.
Die Kayserjnn, soll nach Regenspurg kommen.
Die proposition soll den 3. ⁄ 13. diß, geschehen sein.
Gott beschehre, den viel vndt oft, gewüntzschten
frieden, durch seine gnade Amen.
Jn Jtalien, wehret sich der Prjntz Tomaso, von
Savoya, in Turin, wieder die Frantzosen, noch Tapfer.
Dienstag♂ den 15den: September 1640.
J'eus aussy hier, lettres de Norembergh, infructueuses,
& pleines de desplaysir. Les heures sont inèsgales.
Die ankündigungsschreiben, wegen der geburt, ejner
iungen Tochter, habe ich nach Cöhten, vndt Plötzkaw, geschickt.
Die lackayen nach Nürnberg vndt Dessau seindt gestern abendt
abgefertiget worden, wie auch ein bohte nach Berlin. heütte
aber ein bohte nach Weimar alles mitt ankündigungs:
vndt Gevatterschreiben. Gott wolle ihnen allen
die gnade verleyhen, damitt Sje wol durchkommen
mögen, vndt erwüntzschte expedition mittbrjngen.
Es ist heütte noch immerfortt schönes warmes
wetter, vndt Sonnenschein, wie im Sommer
gewesen. <Extra zu abens, der CammerRaht, Doctor Mechovius.>
heütte ist der öberste Sargk verfertiget,
vndt der v̈nderste hineingestellet worden,
per lasciar il corpo, alla terra, e lo spirito
a coluj, che l'haveva donato, a questo già
virtuosissimo, e perfettissjmo corpo; della
fù mia carissima sorella, la Principessa Anna
Sofia, dj beatissima, e felice memoria.
Ie me suis plaint, envers mes intimes, & dans
mon coeur des faussetèz, du monde pervers, amerement.
Mittwoch☿ den 16<den:> September 1640.
<Somnia terrifica tam mea quam conjugis.>
Sechß hasen, vndt 12 forellen, von Ballenstedt.
Schreiben von Rindorf, vndt Georg Knüttel.
Extra zu Mittage, Melchior Loyß.
On m'a averty d'un songe que feu ma soeur
de bonne memoire la Princesse Anna Sophia auroit eüe peu avant
sa mort, d'avoir baignè en un mesme baing,
avec ma seur la Duchesse de Mecklenburgk.
Cela me fait apprehension, d'ün cas extra-
ordinairement füneste, & deplorable, que
Dieu vueille divertir, par sa Toutepuissan-
ce & misericorde infjnie. Et ceste mienne
crainte s'augmente d'autant plus, que feu
ma seur Anna Sophia doibt avoir dit: ce songe denote
a moy, & a ma soeur Eleonore Marie, un
insigne malheur, maladie ou mort. Jl y
a certes dequoy craindre, puis que l'on
void les estranges procedures, dü Düc
Adolfe Frideric de Mecklenburg contre ma
pauvre soeur, laquelle il tyrannise,
au de là, de toute bienseance, & charitè
Chrestienne, & contre son devoir.
Avis: das der Kayser Meiner Schwester der
herzoginn die session verstattet so Milagius vertretten
muß, vndt destwegen Börstel weil er das
Anhaltische Votum führet, von Regenspurg nicht
erlaßen werden kan.
15 kleine vogel aufm vogelherdt gefangen.
Donnerstag♃ den 17den: September 1640.
Einehalb schock lerchen, Seher gelifert.
hinauß geritten naher Wedegast vndt Poleywarts.
Nachmittags ist die Fürstin von Plötzkaw herkommen,
Meine gemahlin zu besuchen, darnach wieder hinweg
gezogen. Zerbst war mitt, der erzehlet
mir, wie der haüptmann Metzsch, vndt seine
Fraw, vndt die frucht, so dieselbe getragen,
wie auch noch ein ander Söhnlein, v̈ber der
erde stünden. Man will auch vom Priester
sagen, der bey ihnen gewesen. Dörfte wol
eine malignitet andeütten. Gott wolle
vnß, vor ferrneren strafen, beschützen,
vndt innerliche auch eüßerliche ruhe verleyhen.
Ie suis presque en perpetuelle inquietüde, Dieu nous
vueille contregarder de tout malheur, & inconvenients.
Je crains que mes envoyèz courront hazard. Dieu les preserve,
|| [[Handschrift: 370v]]
par sa grace, bontè, & Toutepuissance.
heütte hat man alhier im Ampt Bernburgk
den rübesaht, vndt die wintergerste außgeseet,
nemlich 1 Schefel (Scheffel)schfl: deß ersten, vndt 4 Schefel (Scheffel)schfl: deß
andern. Jst zimlich spähte im Jahr, Gott wolle
die lieben früchte des feldes gesegenen.
Rindorf n'est pas encores arrivè contre
toute attente. J'apprehends ün desastre, pour luy.
Ja Dieu ne playse.
Freitag♀ den 18den: September 1640.
Vne souris m'a resveillè, me sautant devers
le visage, ce quj ne m'est encores jamais arrivè,
de ma vie. Il faut tousjours esprouver quelque chose de nouveau.
Heinrich Friedrich von Einsiedel habe ich verschickt, Dieu vueille donner
succez contre mon attente, nj esperance.
Den Neẅen hofmeister22 in Forwergk (an welchem
mir gleichwol in Meiner Oeconomia viel gelegen)
habe ich durch den hofmeister befestigen laßen.
Gott wolle mir glück vndt heyl darzu geben.
Madame est sorty ce jourd'huy de son
lict, pour la 1ere. fois apres ses couches gardant
tousjours sa chambre convenablement.
Rindorf vndt Erlach, sejndt von Ballenstedt wie-
derkommen, mitt 5 hasen, 1 Räphun, vndt ezlichen
|| [[Handschrift: 371r]]
krammetsvögeln. Gott lob, daß sie vnangetastet
durchkommen.
Noch 1 hasen hat er zu Ballenstedt verzehret,
haben also diese wenige zeitt, 20 hasen daselbst
gehetzt vndt gefangen, dabey dann meine winde
ihr bestes gethan.
Samstag♄ den 19den: September 1640.
Tobiaßen nach Leiptzig, vmb der Trawerwahren
willen, geschicktt. Gott wolle ihnen glück geben.
Melchior Loyß, ist wieder nach Deßaw, <mitt
gevatterschreiben an fräulein Susanna Margaretha vndt Knochen.>
Eine höfliche condolentz von Schöningen entpfangen.
Nachmittags hinauß, in die weinberge geritten.
Einsjdel jst von Werderßhausen wjederkommen.
Ein Fendrich vom Obersten Ruht, ist allhjer gewesen,
hatt werben wollen. Jch habe es aber nicht verstattet.
Sonntag☉ den 20sten: September 1640. Graphisch nicht darstellbares Symbol mit nicht ermittelter Bedeutung.[...]
Tincturam corallorum zum erstenmahl mitt 5 Tropfen
eingenommen. Cela resiste a la melancholie & aux
songes inquietes, pürifiant le sang, etcetera[.] Hier
au soir je l'ay prins, & en ay tres-bien dormy, <Dieumercy.>
Jn die kirche vormittags gefahren, vndt
die Trawerpredigt von der wittwen Sohn zu
Naim23 wol appliciren hören, darnach ist die danck-
sagung wegen Meiner gemahlin glücklichen Niederkunfft geschehen.
|| [[Handschrift: 371v]]
etcetera
Alß wir wieder auß der kirche gekommen,
ist eine stargke partie von 70 pferden, auf
der Stadtseitten, vorüber marchirt, vndt weil
die Sahle itzt klein, nachm furtt zu, durchge-
gangen, haben zwar der fehre begehrt, Meine leütte
aber, haben es ihnen abgeschlagen, vndt ob sie
vns schon gleichsam v̈berfallen, nach dem man
kaum auß der kirche gewesen, seindt ihnen
doch meine leütte zu risch vorkommen, vndt haben
die fehre noch herüber auf dißeyt gezogen.
Sie haben einen pawer, von Fürst Augustj
leütten bekommen, derselbe hat ihnen den furtt
zeigen müßen. Vnmügliche djnge, kan jch
nicht verwehren. Gott wolle meine außge-
schickte leütte vndt pferde, auch einem ieglichem
daß seinige bewahren.
Nachmittags ist nicht geprediget worden weil
der neẅe Diaconus Sommer seiner allten gemeine
zu Cörmigk, valedicirt.
Nostitz vndt Erlach, habe ich meinen kutzsch-
pferden, welche den Amptmann, <sollen> von Deßaw
wieder herführen, entgegen geschicktt, alle vnsicher-
heitt, (so viel ihnen müglich,) zu præcaviren helffen.
Avis: daß die Reütter mir drey Schafe bey
Poley abgenommen, vndt von der armèe sich abge-
streift haben sollen. Jst ihnen derowegen, desto
weniger zu trawen.
Extra war zu Mittage, bey mir an der Tafel,
der iunge Erlach.
J'ay fait visiter le Prevost de la Ville, (Stadt vogtt.)
Jl est fort malade & luy 6me: & a disette de plüsieurs
defauts. Nous l'assisterons, Dieu aydant.
Es ist heütte eine sehr böse zeittung von der
person Jhrer Kayserlichen Mayestät anhero kommen, alß
ob sie in 2 tagen, plötzlich sollten verschieden
sein, daß wolle Gott gnediglich verhüten,
vndt solch groß vnglück lange abwenden.
Mitt dem hofraht, habe ich jm garten
conversjret, diesen Nachmjttag, von allerley occurrenzien.
Montag☽ den 21. September 1640.
Die Oeconomica more solito revidirt.
Avisen von Leiptzig bringen mitt:
Daß die proposition zu Regenspurg den 3. ⁄ 13. diß, solenniter geschehen,
vndt der Marggraf von Baden, nomine Jhrer Kayserlichen Mayestät den
ersten vortrag gethan hette: die proposition hette man
hernachmalß abgelesen, beruhete auf 3 puncten, 1. Auff
den frieden im Reich zu machen. 2. Ordnung der militiæ, vndt
derer vnderhaltt. 3. Redreßirung des Cammergerichts vndt des Iustitzwesens
etcetera[.]
|| [[Handschrift: 372v]]
Gott gebe heylsahmen erwüntzschten effect.
Jtem: geben ferrner die avisen:
Daß noch kein haüpttreffen, in heßen vorgegangen,
außer etzlichen Scharmützeln, wiewol beyde
läger große Noht, vndt Mangel an proviandt leiden sollen.
Turino liege in agone, vndt werde täglich deßen
v̈bergabe vermuhtet.
Die Schotten, vndt Engelländer, lägen gewiß, gegen
einander zu felde, bey Neẅcastell.
Der Triumph der Frantzosen, wegen Arras, wehre
durch etzliche streiffereyen vndt plünderungen
ihres gegentheils ann Frantzösischen orten temperiret worden.
Jn hollandt würde weitter nichts, diesen herbst
vorgenommen.
Der Schotten proceßion, ist kläglich zu lesen, wie ihre
vornehmsten, vndt die gantze Ritterschaft in Trawerrögken
mitt weißen Stäben, theilß mitt nachschleppenden picquen,
elendiglich marchiren, vndt vngerne an den krieg kommen,
auch wie sie protestiren, ihren glaubensgenoßen nicht zu
schaden, vndt gute disciplin zu hallten, Bitten, man wolle
Sie doch nur hören, vndt ihren gravaminibus abhelfen.
Sie sollen in die 60000 Mann starck sein. Gott
helfe den armen bedrangten leütten.
Rindorf hat heütte 2 hasen gehetzt, vndt ejnbrachtt.
heütte hat sichs zum Regenwetter angelaßen.
Der verlohrne Kersten ist Gott lob, wiederkommen, cum litteris
|| [[Handschrift: 373r]]
vom Graven von Trauttmanßdorf (duplicata)
vom Graven von Ortenburgk, von der hertzogin zu
Sultzbach, vndt dem hofraht Meyer[,] auch herrn Gall
an meinen Thomaß Benckendorf[.] Tout cela comme infructueux.
Jnterim hat der arme lackay, große gefahr, vndt vn-
gelegenhejtt, von wegen seiner schmertzen, vndt partien
halben, so an ihn kommen, außstehen vndt erleiden müßen.
Gott hat ihn aber noch behütet, vndt ihme scheinbarlich
hindurch geholfen, auch guthertzige Christen, sonderlich
zu Ortemburgk zugeschickt, welche sich seiner
Treẅlich angenommen, sonst hette er verderben müßen.
Jl semble que Dieu ne vueille plüs ainsy permettre
le cours a ma fortüne, comme autres fois, & je m'en
devois mieux prevaloir depuis la 17me. iusques
a la 30me. année de mon aage. Maintenant il
semble, que la porte me soit fermèe, a tout employ,
ayant perdu en la fleur de mon aage plusieurs bonnes
occasions, non tant par ma propre coulpe, que
par malheur, quj m'a talonnè tousjours de près,
& par envie & jalousie de ceux, quj me de-
voyent plustojt ayder, qu'empescher mes bonnes
inclinations. Pacience! par force!
Nostitz vndt Erlach, seindt Gott lob, vnversehrt
wiederkommen, vndt haben den Ambtmann Benckendorf
mitgebracht. Die partie Reütter, hat sie verfehlet.
Dienstag♂ den 22. September 1640.
Die Reütter seindt heütte wiederkommen, vndt
durch den furt gesetzt. haben viel viehes
mittgebrachtt, so Sie bey Wittembergk geholet
haben sollen, vndt mir in weinbergen schaden gethan.
Die Meckelburgische sache ist von Deßaw anhero
kommen, seroit suffisante, a nous faire enrager.
Schreiben vom Adolf Börstel vom 29sten: Augustj.
Die Reütter, (deren obgedacht) sollen in die 400 Stück
viehes, vndt pferde, bey sich haben, vndt bey Wittemberg
einen Obrist leutnant24 erschoßen, welcher auf der Jagt gewesen,
vndt seine pistolen gelöset. Sie wahren v̈ber
40 nicht starck. Mögen die v̈brigen 30 anderstwo
<oder> zurückh gelaßen haben. Weil man an itzo,
bey so kleinem waßer, durch die Sahle, wie
auch durch die Elbe reitten kan, ists vnmüglich,
ihnen den paß zu verwehren. Jhr leüttenampt
so Sie angeführet, ist von Jeßnitz, wie berichtett
wirdt, vndt weiß alle gelegenheitt im lande.
Zu Wittembergk sollen sie mitt stügken gewal-
tig herauß, auf die Reütter, gespielet haben.
An Adolf Börstel wieder geschrieben, auf den 24. datirt.
A spasso innanzj; e dopò desinare.
Tobias ist von Leiptzigk wiederkommen, Gott lob
|| [[Handschrift: 374r]]
vnangetastet mitt andern meinen leütten vndt pferden,
heütte in einem tage, bey gutem wege von Leiptzigk,
vndt hat die Trawerwahren mitgebracht.
Extra: diesen abendt der CammerRaht, Doctor Mechovius.
Avis: daß die Reütterpartien in 3 trouppen, sich gethei-
let, eine ist nahe hiervorbey gangen, die ander
bey Kalbe, die dritte bey Nelpsch, also daß es vnmög-
lich, bey itzigem kleinen waßer, den paß so wol
im Anhaltischen, alß Stiftischen, ihnen zu verwehren.
Mittwoch☿ den 23sten: September 1640.
Extra zu Mittage, der Marschalck Erlach, vndt hofprediger,
Magister Davidt Sachße. Jch hatte mich absentiret von der predigt,
ratione negociorum, & luctus recentioris, auch daß ich noch nicht in die
klage recht gekleidet bin, ob ich schon neẅlich, der dancksagung
wegen, zur predigt kommen.
A spasso Nachmittages, im Regenwetter, wol naß zu werden.
Zu abends, ist der bohte, den ich nach Güstero geschickt,
wiederkommen, mitt antworten, von Meiner Schwester,
der hertzogin, alß auch Freẅlein Sybille Elisabeht,
vndt dann von Stinekeburgk25, mit antwortten,
von den beyden Jüngsten Schwestern, wie auch von
hertzogk Frantz Albrecht, vndt seiner gemahlin.
Zu Güsterow, ist scharfe wache vorm Schloß gehalten worden.
Es scheinet herzog Frantz Albrecht werde baldt, auf Braunschweig
kommen, von dannen nacher Regenspurg zu, gebe gott zu gehen.
Donnerstag♃ den 24. September 1640. Graphisch nicht darstellbares Symbol mit nicht ermittelter Bedeutung.[...]
Depesches nach Wien, in der Mecklenburgischen sache, handtschreiben, etcetera[.]
Die Junckern, haben 2 hasen gehezt, vndt einbrachtt, diesen
vormittag.
Depesches zur leichbegengnüß, vndt invitationes. et cetera perge
Oeconomica vndt allerley Ordinantzen gemachtt.
Freitag♀ den 25. September 1640.
<Sehr windig gewesen.>
Zeitung daß Piccolominj, auf höxer, Banner aber, auff
Caßel zu, gegangen.
Extra zu Mittage der Cammerraht, nach dem er bey
mir gewesen, vndt consilia suggeriret.
Nachmittags außspatziret, zu sehen wie sie seen.
Ein allter exulant pfarrer auß Böhmen, hat vmb
ein Allmosen angehallten, vndt seine wanderschaft in reimen
drücken laßen, deützsch, da er dann vornem am ersten
blatt gesetztt: Annus: PaX Choro, PaX foro, PaX qUoqUe DoMo.
Gott wolle das es wahr werde, vndt eine prophezey,
des guten allten verlebten Mannes.
Samstag♄ den 26. September 1640.
<Windjg, wie gestern.>
Congratulationes, von Quedlingburgk entpfangen.
Aviß von Ballenstedt. <Pourmenades zu fuß, vormittages.>
Es sejndt wieder fuhren ankommen, von Magdeburgk, vndt selbigen
ortten, itzt gegen die Lejptziger Meße. Die Niemburger,
haben auch ihre fehre wieder hervor gesuchtt. Es wirdt einer
dem andern, die commercia verderben, auff solche weyse. et cetera
Franciscus ist a Meridie, bey mir gewesen: per il condotto funebre.
Des caßirers Schreiber zu halberstadt, droẅet vnß
mitt der execution, woferrne nicht, auf die begehrten 400
Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: etwas abgelifert wirdt, vndt will par force daß
Magazin zu halberstadt anrichten, hat 500 Wispel (Raum- und Getreidemaß)w: auch, auß der
abgezehrten Stadt Quedlinburgk, begehret. Vielleicht will
man die länder außmergeln, damitt der gegentheil nichts
darinnen finden soll, oder daß sie sich zu hallten nicht getrawen.
Jnterim patimur omnes, vndt müßen vnß von
solchen kahlen scribis, dominiren laßen.
Sonntag☉ den 27. September 1640.
Ein Reyher ist heütte geschoßen worden von Paul dem Mußketier[.]
Jch habe heütte vormittags hieroben aufm Sahl, den Magister
Enderling, predigen laßen. Postea hat er mir das leidt geklagt.
Die fuhren nacher Leiptzigk, gehen wol fortt.
Gott dempfe die Invidiam, ne noceat.
Montag☽ den 28. September 1640. Graphisch nicht darstellbares Symbol mit nicht ermittelter Bedeutung.[...]
Jn starckem winde, bin ich hinauß hetzen geritten,
vndt habe nur einen hasen fangen können et cetera[.]
Schreiben vom Iohann Löw von<per> Leiptzigk, vndt avis daß Gott lob,
der lackay Oberlender biß Nürnberg glücklich ankommen,
Gott helfe ferrner zu glückljchem succeß, daran
ich fast ejn Thomist26 worden bjn.
Avis von Werningeroda vom Penserjn27, de
astutiis Martinj Schmidens, in inquisitione indebita.
Daß zu Regenspurg noch immer gute hofnung zum frieden.
Daß die Kayserinn allda angelanget, vndt solenniter
eingeholet worden, vom Kayser selbst, mitt
großem comitat.
Daß in Jtalien Turin sich noch heltt, aber
in extremis versiret.
Die Frantzösische Schifarmada vndter dem Erzbischoff
von Bordeaux wehre vmb Caprarola, nicht fern
vndt er der Erzbischof daselbst.
Die Maltheser galleren, hetten 5 große
Türckische Schiffe erobert, an den Affricanischen costen.
Jn Spannien wehrete die aufruhr in
Catalogna nach.
Jn Engellandt wehre der König wieder von
Yorck zurücki gezogen, nach dem die Schotten
Neẅcastell erobert, vndt stünde doch
noch auf tractaten, vnangesehen der vorge-
gangenen hostiliteten.
In Polen wehre friede mitt dem Türcken,
der Türkische Kayser hette aber doch postulata
wegen der Moßkowiter, vndt Tartarn.
Jn heßen wehre noch nichts haüptsächliches vorgangen.
Der windt hat diesen Nachmittag, grawsamlich
gestürmet. Dörfte etwaß portendiren.
Vormittags habe ich aufm Schloß predigen laßen,
vndt extra Magister Saxen zu Mittage behallten.
Mein bohte so ich nach Weymar geschickt
ist wiederkommen, hat antwortt gebracht vom
herzog Albrecht vndt Seiner lieben gemahlin so zu Eisenach
sein, Jtem vom herzog Wilhelm & uxore, vom
herzog Ernst, von Kranichfeldt, von häringen etcetera
in guten Terminis.
<Geörg> Reichardt, ist von Werderßhausen wiederkommen, allda die
anbefohlene execution suspendiret worden, nach
dem Werder, vndt seine angehörigen, gar v̈bel gethan.
Avis von Deßaw, daß der Kayser eine sententz,
wieder Fürst Ludwig decernirt, sampt einer execution
an ChurSaxen wieder Fürst Ludwig auf Fürst Augusti anhallten,
da sie eben in vollen tractaten vndt gütlicher
handlung gestanden.
Nachmittages wieder in die kirche gefahren.
Postea: den hofraht Schwartzenberger bey mir gehabtt.
Ce n'est pas merveille, que l'hazard peut tant sur
nous, puis que nous vivons par hazard.
<Avis: daß die Wolfenbütteler numehr
der Lüneburger offenbahre feinde sein.>
Mittwoch☿ den 30. September 1640.
<Ejn stinckender Nebel, ist eingefallen.>
Die pagen28 haben 7 mandeln vndt 4 lerchen gefangen
diese nachtt.
Risposta von Deßaw, vndt Werderßhausen.
heütte ist vollend der rogken außgeseet worden.
hingegen hat man die weinlese angefangen, Gott gebe
zu glück, vndt gutem gedeyen. heütte Morgen fjel ein
dicker Nebel ein, darnach klährete sich das wetter
gar schön auff.
Nach dem ich expedienda expedirt, bin ich hinauß
an die Sahle spatziren gegangen, meine Junge fohlen
in der weyde zu besichtigen, wiewol sie zimlich
eines theilß, kroncken. On trouve tousjours quel-
que destourbier, & incommoditè en l'Oeconomie. perge
In sudore vultus: etcetera29 cela se verifie journellement.
Nachmittags, bin ich hinauß, in die weinlese geritten.