<6 hasen.>
Georg Reichardt ist bey mir gewesen, in Oeconomicis vndt
iustitzien Sachen sich anmeldende. Adolf Iacob,
verantwortet sich gewaltig, gibt den Fuhr-
leütten, plausjbiliter, alle Schuldt. Ergo:
muß man in iustitziensachen, (nicht præcipitanter)
verfahren, ein ohr dem kläger, das andere, dem beklagten,
|| [[Handschrift: 285r]]
gönnen, wie ich Gott lob, hierinnen gethan, undt
ungerne die præcipitantiam, alß comitem Pœnitentiæ
admittjre!
Doctor Brandt, hat seine dimission von mir,
erlanget, con qualche disgrazia, e disgusto,
mà non, senza ragione! Iddîo correga glj errorj!
pur che siano corrigibilj, e non fallj enormj,
e incorrigibilj! Erarre; humanum est!
Perseverare; Diabolicum!1
Nota Bene Heinrich Friedrich von Einsiedel m'a contè aujourd'huy, comme ce grand
homme d'estat, son feü Pere, luy a predit: qu'il
craignoit, que a l'avenir apres sa mort, l'Alle-
maigne, & toute la Chrestientè, deviendroit
pleine de Repübliques, puis qu'on ne pou-
voit plüs souffrir, nj en dürer les Monarchies.
Or nous en voyons desja, (avec admiration!)
les effects, en Angleterre, Pouloigne,
Dannemarc, Swede, Cataloigne, & ailleürs,
sans citer les anciens exemples, des Suisses
& des Pays-bas! Que ne voyons nous, s'èsmou-
voir en France, Royaulme aussy absolü, qu'aulcün
puisse estre? Que ne voyons nous en Türquie? a
Naples, & autre part?
Fides; est fundamentum Justitiæ. Wo
treẅ, undt glauben, nicht gehalten wirdt, wie
kan man contrahiren, mitteinander, undt auf
geschloßene handlungen, sich verlaßen?
Sechß hasen hat mein Sohn Victor gehetzt.
La Cave, Churfürstlicher Stallmeister, undt leib-
guardy haüptmann in Preüßen, hat an
Meine gemahlin geschrieben, ihrer Liebden, zweene
klepper geschigkt, vor meine Söhne, vndt
sonsten, in die 40 pferde gekauft, zu 4[,] 5 biß
in 10 ThalerThlr: vor ihrer Liebden welche alle aber,
dieweil Sie zu klein, zu Jhrer Liebden (mir übel
anstendigen, undt dißreputirlichen, genung-
sam wiederrathenden) landtfuhrwergk,
von Berljn auß, wieder zurügkea, gesandt
werden.
Avis von Ballenstedt: daß sich, am hartze, die
hartzSchützen samlen, vndt gestern ein
frischer feiner Mensch, im Gernrödischen,
von ihnen, erschlagen worden. Gott bewahre
vor mehr unfällen! undt erbarme Sich,
der elenden, undt verlaßenen Nohtleidenden!
Diesen Nachmittag, alß hanß Eckardt, auß der
præparationpredigt, gekommen, undt über die Sahle,
mit Seiner Frawen, in einem kahn, überfahren
wollen, ist er unversehens, mit Seinem weibe,
inß waßer gefallen, undt wehre bey nahe, er-
trungken. Gott lob! der sie noch gnediglich errettet
hat! Er gebe ihnen, undt unß, wahre buße, beße-
rung des lebens, undt einen neẅen gehorsam,
in rechtschaffenen, wahren früchten, des glaubens!
I'admire en cecy, le[s] jügemens de Dieu, ado-
rables,! puis que devant deüx jours, ie sceüs,
üne insigne tromperie, qu'il m'avoit faite,
& combien que je l'en tançasse asprement,
& le luy pardonnay, ce larcin, s'il me le
confesseroit, il ne le voulüst faire, en façon
quelconque, ains nia le fait, quoy que que ma-
nifeste, (car Lündy passè il me dèsrobba
plüs<près> d'ün Daler, dü bacq, le bacquier luy
ayant apportè 2 DalersDal: 7 Groscheng: & il ne me
conta qu'ün Daler, 12 Groscheng: & aura sans doute,
plüs souvent, exercè ce mestier & continuè ce vil
larcin) & le dèsguisa, remettant la coulpe, sür d'autres.
|| [[Handschrift: 286v]]
Or ie reiteray, encores ünefois ceste semajne
mes reprehensions & admonitions, á luy seül,
mais voyant, qu'il ne vouloit point se recog-
noistre, & avoir encores rayson, ie dis en co-
lere, que ie prierois Dieu, qu'il fist ün signe
(das Gott ein zeichen thete an etcetera) á ün
larron, perfide & perjüre, & que s'il trom-
poit les homme[s], il ne tromperoit nüllement
le Grand Dieü vivant! que ie haissois
les larrons, qui me [d]èsrobboyent mon ar-
gent, presque au[lt]ant, que les homicides,
car ün homicide me tuoit, tout á coup,
ün larron m'assommoit & abbattoit tout len-
tement, m'ostant les moyens, de vivre,
& rendant ma vie miserable & difficille,
me consümant, á petit feü, comme les ma-
ladies lentes, & la phtise, &cetera &cetera[.]
Et auiourd'huy <en ceste semaine> pour la tierce fois, (ne
scachant pourtant point, qu'il se prepare-
roit, a la commünion), ie l'admonnestay, de
m'estre fidelle, & de tenir bon conte, de mon
argent. Il le promit, cependant, l'apres disnèe
|| [[Handschrift: 287r]]
vers le soir, cela s'est fait, sans cause appa-
rente, nül estant tombè dans l'eau, que luy, &
sa femme, de tous ceux, quj estoyent dans l'esquif.
Per quæ quis peccat; iisdem punitur!
Il semble, que puis qu'il m'a dèsrobbè le peage
dü bac, sür la riviere, que la riviere creatüre de Dieu n'a
voulü endürer le poids, de ses meschancetéz,
ni que Dieu ait voulü laisser impüny,
ün larron, qui est dehortè, en la preparation,
de la Sainte Cene, s'il ne fait vraye repentance?
Mais sa Misericorde immense, donne encores
loysir, a tels & autres pecheürs, á se con-
vertir, & ne les veüt sürprendre en leurs
vices, faultes, ou crimes, inopinèment.
Sa jüstice, & bontè, soit louèe, sempiternellement!
Sonntag☉ den 2. December 1649. 1. Advent.
Auf der neẅlichsten hochzeit, Hilligers Tochter,
zu Staßfurth, sollen die kohtknechte, greẅlich
auf einander<die> Bernburger invehiret, und Sie,
vor Calvinische hunde, undt Schelme gescholten
haben, ob schon, viel Lutherander, unter jhnen, gewesen.
Also muß Christus, (den die Iüden Beelzebub scholten)
|| [[Handschrift: 287v]]
in seinen gliedern, sich verfolgen laßen, undt geschol-
ten werden. Patientia! Es heist aber: Seydt
fröhlich, undt getrost, es sol eüch, im himmel,
wol belohnet werden!2
Gleichwol lauffen solche unverant-
worttlichen lästerungen, wieder den Frieden-
schluß, undt wehren billich zu andten!
Magister Enderling, hat am heüttigen ersten
Advent, auf unserm Sahl, eine schöne
predigt gethan. Gott laße sie unß erbaẅlich sein!
Extra zu Mittage, die Rindtorffinn
Doctor Mechovius, Tobias Steffeck von Kolodey undt Magister Enderling,
wie auch, der Ambtmann zu Ballenstedt.
Nachmittagß, wieder zur kirche, cum
sorore & filiis, in die predigt Ern Ionij;
Jungfer Eleonore Elisabeth, von Dütten, Meiner freundlichen
herzlieb(st)en gemahlin CammerJungfrau ist von ihrer rayse
auß Hollstein, undt Megkelburgk, wiederkommen.
Il y a grande ioye, pour cela, au Gynecèe!
Jhr bruder, Otto von Dütten, ist auch mittkommen,
welcher seine gühter in Böhmen hat, zwar
Päbstisch, aber gelehrt, in Sprachen erfahren,
undt von guter Conversation ist.
Montag☽ den 3. December 1649.
<Regenicht wetter.>
Conversatio, mit Monsieur Dütten, in molte cose.
Depesche del soprapaese. Iddîo lo conduca!
Zu Mittage, wahren extra: Monsieur Dütten,
Christian Heinrich von Börstel, (avec lequel
i'ay fait traitter,) undt andere bekandten.
Dienstag♂ den 4ten: December 1649.
Der CammerRaht, Doctor Mechovius, undt hofraht
Pfawe, seindt heütte bey mir gewesen,
ihre instruction, nacher Cöhten, (Gott gebe zu
glügk! undt succeß!) mittzunehmen.
Reichardt, undt hangkwitz, werden auch
mitt hinüber, & le petit Chirurgien, pour parler a Docteur Engelhardt[.]
Risposta von Zerbst, höflich, vom Fürsten Johannsen.
regratulationes, die Gott bestärgken wolle[!]
Jtem: von Jehna.
Avis: das der Elefante, noch lebet,
undt mirackel zu Magdeburg gethan, in dem
er einen dieb gewiesen, undt mit dem Trump
zu bodem[!] geschlagen, biß derselbe alles bekandt,
undt wiedergegeben. Christian Heinrich Börstel erzehlets.
Die hartzschützen, continuiren mit Morden,
eintzelne wanderßleütte, undt auch, zu
5[,] zu 6 zugleich Todtzuschlagen. Gott
steẅre, ihrem Gottlosen vornehmen!
Extra zu Mittage, der von Dütten, undt
Jacob Antony von Krosigk.
Mein Sohn, hat 6 hasen gehetzt, vndt
Dütten mitgehabt, welcher nach der mahlzeitt,
mit Krosigken, gen Bösem, gezogen,
alda er, in seiner iugendt, studieret.
Die avisen geben:
Daß die Türgken vor Candia großen ge-
waltt gethan, nach deme Sie sich, mit
40000 Mann, auß Griechenlandt ver-
stärgkt, vndt alle Sclaven undt Schif-
leütte, anß landt, gesetzt, wie auch das
landvolgk in der Insel, gezwungen,
mitt zu schantzen, undt mitt zu stürmen,
Als Sie nun, eine Schantze, (Mocenigo ge-
nandt) zweymahl mit Sturm gewunnen, undt
|| [[Handschrift: 289r]]
durch der Maltheser Ritter, Tapferkeitt, wieder
verlohren, haben Sie sie mit großem gewaltt,
im dritten general anlauf recuperiret,
da haben die Venezianer, den handel, mit
list, angegriffen, undt minen sprengen laßen,
worüber der Türgken, etzliche Tausendt
aufgeflogen, sjch etwaß retiriret, undt der
Christen auch, etzliche hundert geblieben.
Jn Vngarn, sollen die Türgken auch, gewal-
tig straiffen, weil die Vngarn die gefange-
nen Türgken nicht wiedergeben, noch die
Türgken die, (wieder die pacta conventa)
eingezogene, vndt gehuldigte dörfer,
restituiren wollen. Der Kayser, leßet
die gräntzen, mit deützschen besetzen.
Die abdangkungen, werden auch einge-
stellet, weil es zu Nürnberg, noch nicht recht
forth will, mit dem ende des friedenschlußes.
Zu Sjgen, gibts händel, zwischen den Naßawischen.
Im Lütticher Lande, haben sjch, die Lottringischen
durchgeschlagen.
In Irrlandt hat Cromwell, noch progreß, wie-
wol der König, in der Insel Garsey, sich animoß erweiset.
Zu Bordeaux währet die unruhe annoch.
Die Spannischen werbungen, gehen noch forth.
Man höret von naufragiis, in Belgjo.
Die Theẅrung aber, sol abnehmen.
Das Schwedische Friedenßbancqueet
ist gedrugkt. Es sol dergleichen, nie gesehen,
noch gehöret sein worden, vndt man
hat alle 5 Sinnen, ansehlich contentjret.
Jn der OostSee, sol es auch, naufragia geben.
Jn Polen, ist der friede, mit den Cosagken,
noch nicht befestiget.
Wir werden terriret, mit 4 Monatlicher
verlängerung, der winterquartier.
Der St<p>ad<n>nische Ambassadeür Brün, im haagen
macht sich auch lustig, mit bancquetten,
Freẅdenfesten[,] salveschießen, undt anderm
spendiren, wegen seines Königes beylager.
Die Spannischen geben auf einen
Reütter, 80 ReichsthalerRthlr:[,] auf einen Tragoner,
30 ReichsthalerRthlr:[,] auf einen Soldaten zu Fuß,
20 ReichsthalerRthlr: alsobaldt bahr, undt haben großen
zulauff, von hohen, undt Niedern Officirern.
Zu Lisabona in Portugall, ist ein Schwedischer
Gesandter3 ankommen. Will daselbst eine alliance
tractiren.
Der Allte gewesene Administrator zu Hall
hat des alten 68iährigen neẅlichst verstor-
benen graven von Martinitz, oder Schme-
schanßky Tochter, geheyrathet. Man gibt aller
ley darbey zu bedengken, vor! perge
Der Ambtmann von Ballenstedt, Märtin
Schmidt, (so am calculo laboriret) zeücht
hinüber, nacher Ballenstedt, <nach genommenem abschiede.>
A spasso, auf die krahenhütte, sed frustra!
Non semper lilia florent!4
Mittwoch☿ den 5ten: December 1649.
Man siehet die wölffe, zu 5[,] zu 6 stargk,
hindter Zeptzig, vndt sonsten im felde umbher
gehen, auch bißweilen, undter die Schafe fallen.
Jn Böhmen zwahr, saget Dütten, daß Sie zu 40[,]
50 stargk umbher wandern, weil der Kayser ver-
botten, keine wolfsgruben zu machen, damit die hirsche,
undt ander wildt, nicht da hinein fallen sollen.
Am heüttigen BehtTage, conjunctim zur kirchen. perge
Vor der malzeitt, war Er Theopoldus, bey mir,
gienge aber baldt wieder, inß consistorium.
Nach der Mahlzeitt, war Er Benjamin
bey mir, per le cose Servestane!
Gegen abendt, ist Otto von Dütten, von Plötzkaw,
wiederkommen, hat auch zu Plötzkaw, eingesprochen.
Donnerstag♃ den 6ten: December 1649.
Etzliche neẅe iahrs briefe, vollnzogen.
Viel discurriret, mit Otto von Dütten.
Ma seur Dorothea Bathilde prüdente, (de bon esprit, & de bon
iügement,) me dist cejourd'huy, qu'elle me
prioit, de vouloir bien considerer, comme il
sembloit, par toutes les circomstances, 30
ans, en ça, que nostre famille & mayson
d'Anhalt, ne devoit nüllement croistre
davantage des<en> biens terriens, ainçois
demeürer basse comme elle est, (quoy que
tresancienne, & illüstre d'extraction,)
afin d'aymer plüs, le ciel que la Terre,
& ne s'attacher trop, aux vanitèz Terriennes!
Qu'on avoit veü par experience, comme ün
|| [[Handschrift: 290ar]]
fort ascendant, auroit contrariè a la Vertü
& grandeür, de feü Son Altesse mon Pere, car comme il pen-
soit d'atteindre le büt d'üne extreme felicitè
en terre, la fortüne hasta sa ruine & malheür,
qu'il sürmonta neantmoins, plüs avec sa
pietè & Vertü, qu'avec accroissement mondain,
& se contenta de ses dons celestes. Il
ne sceüt obtenir la continuation de ses
richesses, ses pretensions considerables luy
fürent aneanties, l'esperance de la Contè
d'Ascanie tresgrande & singüliere, s'en
alla en fümèe, le cours de sa pristine
bonne fortüne, exercèe près de 50 ans, en
plüsieurs quartiers, dü Monde, se tarit
tout à coup, & le malheür l'eust precipitè
sür le declin, de son aage, si sa Pietè, sa
Vertü, & sa constance merveilleüse,
avec son addresse & dexteritè a manier
les affaires <dü monde>, avec grande prüdence, bon
iügement, & experience, comme aussy avec
belle resolütion & pacience incroyable,
n'eust relevè son Authoritè & sa repütation
invincible mesmes, a la mèsdisance des Calomniateurs.
Quant á moy, quj ay veü la fortüne de-
vant mes yeux souvent, ne l'ay peü rete-
nir, lors mesme, que ie pensois l'avoir
empoignèe, & ay perdü les moyens
aussy bien que l'esperance à m'aggrandir.
dont ie pourrois alleguer dès particülari-
tèz notables! Mon frere Ernest, mon
cousin George Aribert, mon frere Frideric,
mon Oncle le Prince Louys, aussy
bien que d'autres Oncles & cousins
iadis, n'ont sceü parvenir au bout, de
leurs belles esperances, & beaux desseings.
Pacience! Pacience! Pacience!
Briefe zu expediren gehabt, nacher Leiptzigk.
Freitag♀ den 7. December 1649.
<6 hasen.>
hinauß hetzen geritten, mit meinem Sohn,
Victorio Amedeo, vndt haben 6 hasen einbracht.
Avis; daß es zu Cöhten, scharf, undt bitter
hergehet, dieweil ich auf meinem jure
quæsito, verharre, die andern Antheile aber,
(außer Zerbst) sich greẅlich opiniatriren[!].
Victualien, von Ballenstedt, sampt einem Rehe.
Wieder dahin geschrieben.
Samstag♄ den 8ten: December 1649.
Philipp Güder ist satis bene, wiederkommen, hier sera, undt
hat sich diesen Morgen, con ragionevole discorso,
auch schreiben, præsentiret. Si Dieu ne veüt?
Fortüne ne peüt!
Cæsar, donne 3000 hommes, bon soldats Mousquetaires
au Roy d'Angleterre, a ses propre dèspens,
iüsqu'a son rèstablissement. L'Electeur de Saxe
2000 Mousquetaires tout de mesme, a sès déspens,
& auroit fait davantage, sj la modestie
de ne vouloir devancer l'Empereur ne l'eüst re-
tenüe. Ün Ambassadeur5 dü Roy d'Angleterre est
á Dresen[!], en petit equippage, mais tres splen-
didement receü, & traittè. D'autres
Potentats, en France, en Espaigne, aux Pays-
bas, feront aussy, quelque chose.
On craint la rüptüre a Nürenberg, &
que la flotte des Indes, fournira, de l'argent
assèz, a la mayson d'Austriche, pour conti-
nüer la guerre, joinct que la paix est con-
clüe avec le Türcq, a Vienne, & a Madrill.
Caspar Pfaw, ist von dem Schändtlichen katzengebeiß,
oder conventiculo, von Cöhten, wiederkommen, vndt
hat mir, ad Nauseam usque, darauß referiret,
wie greẅlich man sich, dem Bernburgischen Antheil,
opponiret? auch Zerbst, so sich anfangs mascule
gehalten, hat doch endtlich, in die communion
willigen müßen, undt alle jnvidia ist auf
die Bernburgischen geweltzet, auch von
allen wingkeln, allerley crabrones hervor
gesucht worden. Gott dempfe solche adversiteten!
Es haben sich meine leütte sich, mascule opponj-
ret, undt sich nicht wollen constringiren laßen.
Er sagt auch, mein bruder würde gewiß,
vor Weyhenachten, wiederkommen. Cape tibj hoc!
Avisen geben, das in dem puncto restitutionis,
in Erblanden, die Schweden dem Kayser, numehr
cediren, undt Jhrer Mayestät weitter nichts vor-
schreiben wollen, als waß das instrumentum Pacis,
besaget, wirdt also, die specificatio restitu-
endorum, wie auch die determination der zeitt, bey
dem Kayser, stehen. Andere puncten, insonderheitt
wegen der Religionsexercitij, zu Eger, werden
numehr auch componiret, undt verglichen,
|| [[Handschrift: 292r]]
also das man gute hofnung, zum ende hatt, wiewol
General Wittemberg, das Jägerndorf, noch nicht evacuj-
ret hat. Der Engellische Gesandte6 zu<von> Wien,
kommende, sol zu Dresen[!], gemeldet haben, der Kayser
hette seinem Könige, 4000 Mann, zur hülfe,
gewilliget, Chur Bayern 2000 zu fuß, dergleichen
hofte er von ChurSaxen, wil in Dennemargk;
Schweden, undt Spannien verraysen, in hofnung,
von selbigen Königen große hülfe zu erlangen.
Jn Engellandt mag es noch wunderlich hergehen.
General Fairfax, undt seine Armèe, fangen ahn, dem
Neẅen Parlament leges vorzuschreiben, vndt ver-
meinet Fairfax, sich zum Könige aufzuwerffen.
In Irrlandt, stegkt Cromwell, dann seine
Armèe, biß auf 3000 Mann, abgenommen, so
an der pest gestorben, das er sich auch auß
dem Felde, nach Dublin <vndt> in die quartier,
begeben müßen. Jn Frangkreich glimmet
das Feẅer noch, die von Bordeaux haben
ihre völgker bezahlet, undt verstergken sich
sehr, correspondiren heimlich, mit andern Parlamentern.
Jm haag, gibts auch dissidia, holl vndter den Pro-
vintzien, wegen admission oder remission des Englischen residenten[.]
Der Portughiesische Ambassador macht sich diesen Streitt zu nutze, hindert den Brasilianischen secours.
Sonntag☉ den 9ten: December 1649.
<Kälte. Frost.>
Aufm Sahl habe ich Ern Hesium predigen
laßen. Der von Dütten, hat auch zugehöret.
Extrâ: zu Mittage, Otto von Dütten, (so
mit vnß im gemach, gegeßen) item: an
der Jungkern Tafel, extrâ: Doctor Mechovius,
Tobias Steffeck von Kolodey[,] der Ambtmann Reichardt, vndt
Hesius.
Wunderbahre relationes bekommen, von
dem conventiculo, undt gezängke zu
Cöhten. Gott steẅre bösen consiliis,
undt allen verleümbdern!
Nachmittags cum sorore & filiis, zur kirchen,
da der Diaconus Ionius geprediget.
Montag☽ den 10ten: December 1649.
<Frost, undt kälte.>
Extra ist zu Mittage, Mein Allter Raht,
Melchior Loyß, geblieben, den Schwedischen ofen,
in beßere ordnung, zu bringen, welches
Meineb invention, Meine Gemahlin, auß Schweden, bekommen.
Gegen abendt ist Dütten, mit einem Krosigk7, von Erxleben
wiederkommen.
Die avisen geben:
Daß die holländer vndt Zeeländer zwar, der neẅen Engellischen
Regierung gesandten nicht, Gelderlandt, Frießlandt
undt Ütrecht aber wol, admittiren wollen. Gibet
dissensiones. <<Nota Bene[:]> Etzliche meinen, diese zeitung, seye verkehrt, wegen der Provintzien.>
Jn Irrlandt stegken Cromwells sachen. Bittet
umb secours. Jst bißhero desperat gegangen[.]
Des Königes partey hingegen, stärgket sich
in Schottlandt, mit Dähnischen, undt mit
Schwedischen abgedangkten völgkern.
Ertzhertzogk Leopoldt Wilhelm, hat seinen
Thresorier8, so ihm 300 mille Thaler veruntrawet
solle haben, einziehen laßen.
Mit Frangkenthal haspelt sichs noch
zu Nürnbergk, wegen selbigen Temperaments,
undt anderer nebenpuncten, zu deren erledigung,
man dennoch hofnung hatt.
General Erlach sol Todtkrangk sein. Gott
stehe ihm, undt allen geängstigten, in gnaden bey!
Der Türgke, moviret sich, (unangesehen der
Tractaten,) hat ein Casteel Drogel9, undt eine
Stadt Palanca, in Vngarn eingenommen, wie
auch 40 dörffer geplündert, undt occupiret,
darneben, die convoy attacquiret, undt geschlagen,
welche den Türckischen gesandten nacher Wien gelifert.
|| [[Handschrift: 293v]]
Wirdt übel empfunden. Die Vngarischen herren
streiffen schon auf die Türgken, alß: der graf
von Serin, Forgatzsch, Palfy, Budianj,
undt andere. Suchen einen Türgen krieg,
wiewol zu hofe, solcher abhorriret wirdt,
deficiente nervo, rerum gerendarum!
Zu Madrill wirdt abermal von der
Pompa, des Türgkischen Ambassadors, geschrieben vndt
wie herrlich, undt prächtig, der König
in Spannien, mit Scepter vndt krone, auf
einem erhabenen köstlichen Königlichen Thron
sitzende, (da die Grandes, tief gestanden
in großer anzahl, herumb, aufwartende)
den Ambassador in der Audientz vor sich gelaßen.
Der Venezianische Ambassador hat sich darüber endt-
setzet, undt vor seine Respublica nichts gutes
besorget, Man hat ihn aber vertröstet,
am hofe zu Madrill ex parte Regis,
es solte diese handlung, nicht allein dem
Könige, sondern auch ihrer Republic, ia der
gantzen Christenheit, zum besten kommen.
Vor der Festung Candia haben die Türgken,
|| [[Handschrift: 294r]]
in die 20000 Mann <verloren> undt die Generallen Monte
cuculj, undt Grimouille, seindt auf der Christen
seytte, nebenst vielen Soldaten geblieben.
Doch haben sich, die Türgken, in etwas retiriret.
Jn Polen, wollen die Cosagken noch nicht ruhen,
weil General Chmielinsky, zum herren in
Reüßen, sich erblich machen will. hingegen
hoffen die Polen, secours, wieder die Cosagken,
auch von den Tartarn, zu erlangen.
In Catalonien, setzen die Spannier,
den Frantzosen, heftig zu, haben etzliche
plätze eingenommen, undt es dörfte baldt
Barcellonien gelten. <Der krieg zu Bordeaux; währet noch.>
In Portugall, sollen auch die Spannischen
Generallen, etwas victorisiret haben, wieder
die Portughiesischen partien, auch dieselbigen zer-
trennet, undt geschlagen.
Der pabst, sol krangk sein, am calculo,
die Madonna Olympia, ist wieder in gnaden.
Es stehet darauf, daß man dem Duca di Par-
ma, das hertzogthumb Castro, will einziehen,
weil er den frieden, nicht eingehen will.
In Piemont, undt MontFerrat, zausen die
Frantzosen, undt Spannier, einander gewaltig.
Dienstag♂ den 11ten: December 1649.
Der von Dütten, Doctor Mechovius, undt Er Hesius,
seindt extrâ, bey vnß geblieben, undt haben
darnach, gute conversationes mitteinander
gehabt. Dütten, hat mit unß Fürstlichen
personen, im gemach mahlzeitt gehalten.
Jch habe ihm viel bücher verehrt, als:
1. | Den Frantzösischen Lobwaßer, eingebunden. |
2.
3. |
Die Beharrligkeit der Außerwehlten,
gebunden, undt uneingebunden. |
4. |
Commentaire Historique, herrn Christofs von
Dhona, meines gewesenen hofmeisters, eingebunden. |
5. |
Das Fruchtbringende Gesellschaftbuch, <eingebunden>
auf 200 gesellschafter, mit kupferstügken. |
6. | Corpus Confessionum, in 4o eingebunden. |
7. | Der deützsche Bartas, eingebunden. |
8.
9. 10. 11. |
Ibrahim Bassa 4 volumina in groß 8o |
12.
13. |
Hiob, undt Tamerlanes, zusammen eingebunden. |
14. | Den weysen Alten, uneingebunden, deützsch. |
15. | Noch die beharrligkeit der außerwehlten, <uneingebunden>. |
16. | Die Heilige weltbeschreibung, uneingebunden |
17. | Romulus undt Tarquinius deützsch uneingebunden <alles germanice> || [[Handschrift: 295r]] |
18. | Der Tamerlanes, uneingebunden. |
19. | Der deützsche Lobwaßer, eingebunden, welchen,
mein Frommer Sohn, Erdtmann Gideon Sehliger, gehabtt. |
Mittwoch☿ den 12ten: December 1649.
Ein Somnium gehabt, wie zur lincken seitten,
undten, ich einen großen stargken bagkenzahn
außgezogen mit den fingern, der wehre im
heraußer ziehen, vndt anschawen, immer größer
worden, also: das ein hüpsches Schahlglaß
wie eiß, darauß worden, undt man darauß
tringken können. Jch hette es dem hofmeister
Einsidel gewiesen, derselbige hette sich
gar nicht darüber verwundern wollen,
sondern gesagt: Solches wehre ihm, zum
öftern, begegnet. Nun haben wir,
gestern abendt, auß einem Venezianischen <hellen> gläslein
des Kaysers gesundtheitt, getrungken.
heütte aber, hat der gute Einsidel den Stein
bekommen! Gott erbarme sich, seiner!
Otto Christoff von Dütten, ist heütte Morgen
wieder verrayset, nacher Leiptzig, undt Prag zu. Gott geleitte
ihn! Er hat gar sehnlichen, undt Treẅhertzigen abschiedt genommen.
Jn die wochenpredigt, cum sorore & filiis. perge
Ernst Dietrich Röder, ist anhero kommen, saget: hertzog
Iulius heinrich, von Saxen Lawenburgk, seye am Sontage
zu Ermßleben, zu Mittage, abgestiegen, undt nach
der mahlzeitt, gen Schöningen gezogen, mit 20 pferden,
ohngefehr.
Donnerstag♃ den 13den: December 1649.
<1 hasen, hat Viktor Amadeus gehetzt.>
Ein Somnium gehabt, wie ich mit herrnvetter Fürst Augusto
zu Plötzkaw, an eine<conversiret,> darnach hette er sich,
an eine lange Tafel gesetzet, undt mich immer
aufwartten laßen, vndt hinter ihm stehen.
Fürst Ludwig, Fürst Casimir, undt andere, auch
sonst gesandten, undt rähte, wehren gleichß-
falß an der Tafel, geseßen. Fürst Augustus aber, hette
mich nicht genöhtiget, undt immer stehen laßen,
aber sonst freündtlich mit mir, geredet,
darüber ich mich verwundert, undt etwaß
alteriret. Endlich, hette Fürst Augustus gesaget,
ich sollte doch seinen Sohn, Fürst Lebrecht, ansehen,
wie derselbige eine Tödtliche greẅliche wunde
hette, undt herrvetter hofte ihm, durch ein sonder-
bahres arcanum, (vermittelst Göttlichen beystandes)
wol zu helfen. Mich deücht: es war ein liquor Bal-
samj, oder eine olytet. Da wehre Fürst Lebrecht
ins gemach kommen, undt wehre ihm sein kopff oben,
|| [[Handschrift: 296r]]
mit einem schrecklichen Streich gleichsam von
einander weggehawen gewesen, oben an den
haaren, vndt ein gut Theil in die Stirn hineyn,
ein weitter, undt langer blutiger Sebelstraich,
darüber ich mich endtsetzet, undt betrübet. Er hette
aber, gar frisch außgesehen, undt gute hofnung geschöpft.
Von Fürst Ernst Gottlieb, wardt auch etwaß berich-
tet, so ich vergeßen. <Nota Bene> Mein herrvatter Sehliger wehre
aber unversehens, auch zur Tafel gekommen, undt
hette Meine stelle eingenommen, da ich sonst
hette sitzen sollen, welches mich noch contentjret,
wiewol Fürst Augustus vorm Tisch sitzende, hinundter
gerugkt, vndt neben herrnvatter, sich gesetzet,
also vorm Tisch, da ich vermeint, bey Fürst Augusto
übern vorschneider zu sitzen. Solcher gestaltt aber
hette ich gerne vfgewartett, meinem Seligen lieben
herrnvatter, zumahl, da die vettern von Plötzkaw
auch aufgewartett, ihrem herrnvatter. Nostitz
wehre auch hinein kommen, undt hette sich gewaltig
mit schönen offerten, undt diensten, gegen Mir,
bezeiget, & ie l'eüsse fort caressè, (craignant
sa mort!) Viel andere cavallier, wehren darbey
undt im gemach gewesen. Postea somnium habuj, de in-
cestis nuptiis, & amoribus (ut Abimelech) attamen, absque peccato.
Kersten ist nacher Deßaw, sues abzuholen Deus dedit[.]
Er Beniamin, ist von Zerbst, wiederkommen,
mit leibs, undt lebens gefahr, wegen
des grundteiß, so seinen kahn, fast umbgekipt.
Gott lob! undt dangk! der ihn errettet hatt!
der helfe allerseitß ferner, mit gnaden!
Von Plötzkaw seindt heütte viel sachen,
wegen des neẅlichsten convents zu Cöthen,
eingekommen.
Jch habe viel Neẅe iahresbriefe undter-
schrieben, undt bestellet.
Er Benjamin hat auch vom Wendelino
etwas mitgebracht. perge
Hanß Geörge Hoorenburgk, ist von
Schöningen, anhero kommen, von seinem herren,
hertzog Iulio heinrich, von Saxen Lawenburg[.]
Freitag♀ den 14den: December 1649.
Das grundteiß, hat diese nacht, die kleine
Fehre hinweg genommen, undt das Sail zerbrochen,
weil sich daß eiß dermaßen erhaben10: Man
hat die Fehre, unferrne von Dröble wieder-
gefunden, undt man kan an itzo, weder wagen
noch pferde überführen! Gott bewahre, vor Unglügk
|| [[Handschrift: 297r]]
gnediglich! undt väterlich!
Avis von Ballenstedt daß dem Amptmann Märtin
Schmidt, vom calculo, (vermittelst Göttlicher gnade,
undt des kleinen <Hans> Wentzels Balbirers raht)
liberiret ist. Gott wolle ihn ferner, gnädig erhalten!
Jtem: schreiben er, undt Knüttel, etzliche Oeconomjca.
Ferner berichtet Amptmann daß ein Obristleütnant
Sommerfeldt genandt, von der Artillerie, nach
Gernroda, mit etzlichen völgkern, assignation
erhalten, vndt Riedern mitt eingezogen,
Pfaw ist nach Eißleben, zu versuchen, ob? undt
wie er abzuweysen? 3 compagnien Dragoner,
so zu Neẅen hallerßleben gelegen, seindt vor
4 oder 5 Tagen, zu hoymerschleben, abgedangkt
worden, reitten zimlich herumb, undt machen
die Straßen unsicher, haben 4 pferde bey Blan-
kenburgk außgespannet, undt darbey,
zweene arme leütte, niedergemachtt.
I'ay eü beaucoup d'inquietüdes cejourd'huy,
a cause de la mort inopinèe, de feü mon bon fils
bienheüreux. Dieu vueille dèscouvrir, les maulx
cachéz & pünir l'impietè! quj persecüte les bons!
Doctor Brandts bericht, de morbo ipsius gelesen. Hans Georg dimmittirt, avec
censüres. Avis: daß Simon Heinrich Schweichhausen nach Nürnbergk, geschickt worden.
Samstag♄ den 15. December 1649.
<2 Endten Viktor Amadeus geschoßen.>
Noch neẅe iahrs briefe undterschrieben.
Paul Ludwig Secretär hat mir relationes, undt
expedienda vorgetragen.
Kersten, ist cum Porcis, von Deßaw, arrivirt.
Sie kommen auß der Maßt, haben aber, in 8 Tagen
nichts gefreßen, undt in 3 Tagen, nichts gesoffen,
von wegen des Frosts, undt seindt also magerer
herkommen, alß sie fast hingeschickt worden.
Interim: habe ich, 29 Groscheng: Mast, schreibe, undt
Forstergebühr, vom Stügke, geben müßen.
Sie überschlagen die Mast, suchen eigennutz,
geben den Thieren, nicht genung, weder zu eßen,
noch zu tringken.
Jn den eingekommenen Erffurter zeittungen, wirdt
confirmiret der seltzame Sturmwindt zu Wien,
so die Thonawschiffe umbgeworfen, vndt von der
Schottenkirche, ein Crucifix herundter geschmißen,
undt andere rara contingentia vervhrsachet.
Des Türgken feindtliche proceduren causj-
ren den Ungarn lußt, zum Türgkenkriege,
gleichwol suchet der Türckische Gesandte, Friede,
undt ob man sich schon zu Wien, in verfaßung stellet
die Ungrischen gräntzfestungen, zu providiren
|| [[Handschrift: 298r]]
so leßet man doch auch, stattlich Silberwergk
machen, den GroßTürgken zu beschengken.
Vor Candia, continujret der Türgken verlust
Jhr General hatte sich opiniastriret, undt dem
Türckischen Kayser, bey verliehrung seines kopfs
versprochen, in 40 Tagen, die Festung, zu überwäl-
tigen, darumb er auch, solchen großen ernst gebraucht.
Dieweil Sie aber daran die köpfe zimlich zer-
stoßen, alß ist der General nach Constantinopel, citirt.
hingegen, ist der Tapfere Maltheser General11
geblieben, Coloredo aber, an seinen wunden,
wieder genesen. General La Riva streiffet
umb Canea herumb zu waßer, leßet nichts
hinein. Die Venezianer, bitten Spannien,
Frangkreich, undt Pohlen, umb secours,
der pabst, Florentz, undt die Maltheser thun
albereitt das ihrige, nach vermögen.
Das Jubilæum zeücht viel leütte an sich,
nach Rom, auß vielen enden Europæ. Die Banditen
machen sichs zu nutz. Auch in Rom, streitten
die Frantzosen undt Spannier, wiedereinander,
wiewol es der Pabst inhibiret hat, bey Strafe!
Der Pabst zeücht Castro allmählich ein, undt hat
den schönen orth Caprarola schon erhandelt.
Vor Barcellona tummeln sich noch die Spannier, undt
Frantzosen, undt es sollen über 30 hohe Frantzösische Officirer,
von der armada, (nur zwischen Toulon, undt Marseille,)
einem Türgkischen Seeraüber, auß Barbaria, sein
zu Theil worden. Jst ein sonderbahres unglügk!
Zu Bordeaux währet der krieg noch, undt sie
haben progreß, wieder den Düc d'Espernon. Der König
aber, will sie mit macht dempfen.
Cromwell hat noch forthgang in Irrlandt,
nimbt viel plätze ein, Suchet Schottlandt zu sepa-
riren, undt auch selbigen secours zu verhindern.
hingegen, hat sich Pfaltzgraf Ruprecht, in einem
Sturmwinde, undt wetter, (deme die Cromwellischen
Schiffe endtwichen) von Kingsahle loßgemacht, mitt
7 Schiffen, undt ist nacher Rochelle endtrunnen.
Waß nähermals, wegen admission des Neẅen
Parlaments gesandten im haagen, vor uneinigkeitt,
zwischen den unirten Provintzien, endtstanden,
solches continuiret auch dißmahl.
Der Churfürst Pfaltzgraf hat sich zu Oppenheim,
huldigen laßen.
Wegen Franckenthal, streittet man noch,
zu Nürnbergk, undt wegen Eger, wie auch, von
wegen des punctj gravaminum, restitutionis,
exauctorationis, undt evacuationis, iedoch
|| [[Handschrift: 299r]]
weil die Schweden, sehr zum Schluß, eilen sollen, in
diesem alten iahr, hoffet man ein bäldistes ende.
Die Schwedischen Soldaten, undt Officirer, so abge-
dangkt, lauffen sehr den Spannischen im Nieder-
lande zu, diewejl Sie, von dem ankommenen goldt,
undt Silber, auß Jndien, mit der flotta, gehöret.
König in Dennemargk, hat die huldigung, von der
Stadt Lübegk, begehret, sed frustra!
Die Königinn in Schweden, hat ihre FrawMutter,
in des Generals, Graven de la Garde, pallast logiret,
undt die Pragerische kunstkammer daselbst hineyn,
setzen laßen.
Die Staaden, können sich, wegen abdangkung
ihrer völgker, noch nicht resolviren.
<Zu Leiptzigk, hat man der Königin in Schweden, geburtsTag, celebriret.>
Gestern, alß hanß Fritz Eckardt, herüber,
über daß eiß gehen wollen, ist es etwas gebrochen,
undt er hinein gefallen, aber nicht gar tieff,
ist also numehr, die andere warnung, so ihm
dieses Element, in der Sahle, gegeben. Aber,
wer glaübet solchen signis, welche manchem,
anstatt der Nohtwendigen witzigung, nur
eine Thörichte predigt sein müßen. Jedoch muß
mancher endtlich, mit seinem Schaden, klug werden!
Sonntag☉ den 16. December 1649.
Jch habe aufm Sahl, Ern Ionium Diaconum,
predigen laßen. Il m'a depuis, plaint
ses necessitèz! Dieu le console!
Extra zu mittage, die Rindtorfinn,
Tobias Steffeck von Kolodey undt Er Ionius.
Nachmittags cum sorore Dorothea Bathilde & filiis, Viktor Amadeus & Carl Ursinus
wieder in die kirche, da der pfarrer von Palbergk
Er Bartholomeus Fridericj, geprediget.
Montag☽ den 17den: December 1649.
Extra zu Mittage, gehabt: Matz Bidersehe,
Ernst Dietrich, undt Matz Röder.
Gegen Abendt, ist Jungfer Lenore von
Dütten, auß Leiptzigk wiederkommen, dahin
Sie ihren Bruder, begleittet gehabt.
Endtlich, hat man noch mittel gefunden,
daß eiß durchzustoßen, aufzueisen, undt
die große Fehre, wieder gangbar zu machen.
Daß Eiß hatte sich an den alten Brügk-
iochen gedemmet, undt gehaüffet, etzliche
viel ellen hoch, undt darumb hat man so nicht
baldt durchkommen können, hat mir wol ein
60 ThalerThlr: an Fehr: undt geleitte geldt,
|| [[Handschrift: 300r]]
schaden gethan, weil diß: undt ienseitts, viel
stattliche fuhren, wieder zu rügke, theilß auch
vorbey gegangen. <Ergo:> Bona mundj huius, sunt transitoria!
Jn den Leiptziger werden die Erfurdter nova
continuiret, undt stehet noch mehr darinnen:
Das Langued[oc], Da[ulp]hinè, undt Pr andere
örther zu den Bu[rdel]ensern sich schlagen,
wollen die u[nersch]winglichen imposten,
abgeschaft [wissen].
hertzog von [Lottrin]gen ist auß dem Lütticher
gebieht herau[ß, mitt] gelde abgefunden.
Der Pfaltzgrav[e] [S]chwedischer Generalissimus hat
außführlich, an Chur Meintz, geschrieben,
sich excusiret wegen verweilung der Tracta-
ten, die schuldt auf di[e] Kayserlichen reijciret,
vndt seine [Sa]che[n we]itlaüftig deducirt,
auch Chur M[ainz] [als des] [Rei]chs Directorium
umb cooperation [ersucht,] [un]dt seine auf-
richtigkeit, gute jn[te]n[t]ion [un]dt affection
zum Friede, darinnen gelobet.
Die Reüßischen pawren, wollen so wenig
acquiesciren, als die Cosagken in Polen.
Dienstag♂ den 18. December 1649.
Avis von Schöningen, daß hertzogk Iulius
heinrich, zu rügke, auf Rom zu, eilet ,
das jubelfest, zu besuchen.
A spasso, post p[e]racta negocia.
In Oeconomicis, gewi[chtig]e v[e]rwirrung gehabt.
Avis; (der mich schmert[zet) daß] nemlich, der
gute allte Graf Frid[erich Ca]simir, von Or-
temburgk, von einer [Kayserlichen] [od]er Bayerischen
partie Reütter, in die [...]rgk, wehre auß-
geplündert worden, auff seiner Residentz.
Alß er nun darüber, in desperate Melan-
colische gedangken, gerahten, hette er seine
Grafschafft, de[m] Churfü[rst]en von Bayern,
gantz abg[e]tret[ten, welche]r ihm hingegen,
seinen iäh[rlichen] [undterhalt] versprochen,
also: das e[r] [...] [...]ngen, kümmer-
lich lebet. [Sob]aldt aber, alß Chur Bayern,
die grafschaft occupiret, hette er wenig
wochen hernacher, alles auf Päbstisch refor-
miret, undt die meisten luttrischen underthanen,
so im Flegken gewohnet, hetten sich baldt
|| [[Handschrift: 301r]]
den Römisch Catolischen, in der religion, accomodjret
also, das leib, undt Seele zugleich periclitjret.
Jst wol zu erbarmen, undt zu beklagen! Er
ist wol eyverig, in der reformirten religion, erzogen,
undt unß eyfrig biß dahin, zugethan gewesen.
Waß ihn aber, zu solcher verenderung bewegen
können, sich undt die Seinigen zu abbandoniren,
undt dem Antichrist zu undtergeben, ist
die weltliche Eytelkeitt, hoheitt, wollust,
Reichthumb, undt zärtligkeitt, ohne zweifel
gewesen. Wo bleibet, die Standthaftigkeit,
undt der heldenmuth der vorelltern,?
wo bleibet die Stargke Christliche
glaubensresolution, vmb Christj willen, zu
leyden? undt alles zu verlaßen?
ia vmb<vor> koht, undt unflat, diß irr-
dische alles, gegen den himmlischen Schätzen,
zu achten? O herr Christe, erbarme dich
seiner, undt unser aller! Gib unß
wahren glauben, wahre gedultt,
Christliche liebe, großmühtigkeit, undt
Standthafftigkeitt, dich, undt dein wortt,
über alle Schätze der weltt, eyferig zu lieben!
auch alles gerne, umb deinentwillen, zu verlassen!
Mittwoch☿ den 19den: December 1649.
<3 hasen Viktor Amadeus gehetzt.>
<1 Räphun Matz kammerdiener.>
Jn die kirche, kirche, cum sorore, et filiis.
Avis: das ein Oberster bey Berlin, holtz auf-
laden thut, auch selber zu Margkt, in die Stadt
führet, undt verkaüft.
Jtem: daß ein Rittmeister, bey Neẅen-
Brandenburgk, sich zu ein[em] Schweinhirtten,
bedingen, undt bestellen zu laßen, anerbotten.
Item: das ein leütenampt, nacher
Strehlitz, gekommen, undt sich zu einem
Schlohtfeger, die camin zu reinigen, bey
der Peckadelin, anpræsentjret.
Solches alles avisirt, Schwester Sophia Margaretha undt ist
sich zu verwundern, daß solche Officirer, so
wenig prosperiren können. Jst doch beßer,
als wann sie stehlen, undt rauben wollten.
Male parta, male dilabuntur!12
Donnerstag♃ den 20ten: December
<3 Räphühner Wartemßleben, undt Bartoldt.>
|| [[Handschrift: 302r]]
J'ay songè ceste nuict, d'avoir estè a
Venise, & tout eüst estè en èspouvante, & en
alarme, comme sj le Türc occüperoit la Ville,
Ün Senateür & Ambassadeur Venitien, se füst ad-
dressè a moy, mais je l'eusse fait attendre
devant la porte de ma chambre, près d'üne
heüre, ce; quj l'eüst mis en colere,
mais il me sembloit, d'avoir <eü> affaire a ès-
crire, & a m'habiller! Apres cela ie
me füsse mis en chemin, avec ce Venitien,
(quj ressemblot, a Louys Contarinj,
Ambassadeur a Münster) & nous eüssions
eü beaucoup de danger, des parties,
voyageans par des landes, ou Bruyeres.
Le dit Venitien eüst eü peür de ses pro-
pres trouppes, & ne se füst fiè, qu'en
mon carosse attelè avec six chevaux gris.
On eüst aussy dit, que toute l'jsle de
Candie, s'en alloit a estre perdüe. Et
comme les parties, de çá de lá sans ordre,
nj discipline, pensoyent nous attacquer
& piller, ie m'èsveillay, en ceste frayeür noctürne.
Avis: daß mein Bruder, Fürst Friedrich den Samstag♄ sol zu
hartzgeroda, anlangen.
I'ay eü beaucoup de divisions, a raccommoder
entre ma canaillerie! L'esprit de Paix, nous regisse!
Freitag♀ den 21ten: December 1649.
<3 hasen, undt 1 Fux, hat Viktor Amadeus in gärten, gefangen.>
Ie ne puis cesse, de plaindre l'inopine
tréspas, de feü mon bon fils, sans intermission.
Dieu me vueille consoler, par sa grace
Paternelle! & pünir ceux, quj ont accelerè
les causes secrettes de són decèz! Ô
Dieu de Vengeance leve toy! & casties
exemplairement les pervers Malfaiteurs!
Extra: Ern Ionium, zu Mittage, gehabt.
Negromonte, ist von Westen, undt Oberlender
von Oosten, diesen Nachmittag, (Gott lob!)
satis fæliciter arriviret. Die expedi-
tiones zwar, seindt gar nicht, nach wuntzsch,
undt willen ergangen. Der arme Hans
Meyer, (bohte) hat in aditu Patriæ, gestri-
ges tages, einen arm außgefallen!
Gott stehe unß doch ferner, in gnaden bey!
Lettres de Madame l'Electrice de Brandenbourg[,] de Madame
Catherine, Madame Elizabeth, Madame Henriette
Princesses Palatines, de la Roine de Bohême[,] dü Chat, &cetera
de Messieurs Hotton, & Cordjer, de Caspar Pfaw, de
Märtin Schmidt. et cetera <Victualien von Ballenstedt.>
Der gute Iakob Ludwig Schwartzenberger hat auch schaden gelitten, an
seiner fontanelle, in verdrießlichem vergeblichem
wartten, bösen naßen wegen, auch mistigem
oder Neblichtem wetter. perge
Samstag♄ den 22ten: December 1649.
<Frost. kälte.>
heütte Morgen, hat sich alhier aufm Schloße
Bernburgk, ein unglügk zugetragen,
in deme die pursche<der Oberlender> pulfer aufn ofen <in einem Topff> geleget
zu dörren, in der Jungkern Stube.
Daßelbige pulver, ist angegangen, undt
hat den ofen zerschmetterz, die Fenster
außgeschlagen, undt rumor angerichtett.
hette auch fast, den Cammeriungker Röder,
so eben außm bette gestiegen, ergriffen, undt beschädiget.
Gott lob! das es noch also, undt nicht ärger,
abgelauffen! Er bewahre unß ferner, in gnaden!
vor allem unheyl! unglügk! undt verderben!
Nacher Deßaw, habe ich vmb wildpreth, geschigkt.
Gott helfe zu glück! undt durchkommung. et cetera
A spasso, in kaltem, hartem, gesundem wetter.
Noch ein schreiben von Fraẅlein Catherine sampt
einem buch, bekommen. <Zerbster bier, von K Zerbst.>
Sonntag☉ den 23ten: December 1649.
Er Marggravius, hat aufm Sahl ge-
prediget.
Extra: habe ich zu Mittage gehabtt:
Doctor Mechovium, Ernst Röder, die Rin-
dorfin, undt Marggravium.
I'ay éscrit a Crossen, par ün extraordinaire.
Nachmittagß, wieder in die kirche, cum sorore
& lib filiis, da Er Ionius geprediget,
vom 5ten: Gebott, wie man die Elltern
ehren solle?
Mein Töchterlein Maria hat sich etz-
liche Tage hero, am Fieber v̈bel auf
befunden. Gott erbarme sich, des armen würm-
leins, in gnaden! undt schigke es zur beßerung!
heütte ist der Neẅe Raht, vorm berge, in-
stalliret worden, Gott gebe zu Segen!
La volaille meürt. Ils me sont morts
a ma mestairie, (au rapport de ces servantes
là) plüs de 150 poulles, devenües premierement
aveügles, puis mortes. Malheur de tous costèz.
Tout ce, quj nous couste, ne nous enrichit point.
Montag☽ den 24. December 1649.
Einer von Biseroht, hat bey mir sich angemel-
det, mit schreiben vndt grüßen, das erste
vom hertzogk Iulio heinrich, zum Neuen Jahr,
das andere von seinem herren, hertzogen
Frantz Phjlips, von hollstein, deßen
hofmeister er ist. Gehet forth, auf halle.
Dahin ich ihn, muß führen laßen.
Extra zu Mittage, Doctor Brandt, undt
ein Wundtartzt von halle, Meister Adam, ge-
nandt, wegen Ernesta Augusta schengkel
so Sie sich, jm fallen, vor iahren, verderbt, undt
an itzo allererst, es am fußknöchel empfindet.
Jtem: ist der Medicus da wegen meiner Tochter Maria
welche am Fjeber, laboriren mag.
Jn die Præparationpredigt, cum sorore & filiis.
Gott laße unß würdige Tischgenoßen sein!
Wildpreth von Deßaw, durch Oberlender.
Docteur Brandt se vante d'avoir eü affaire en
8 jours, en 4 cours, de Prince, assavoir: á Plötzka,
a Cöhten, á Dessaw, & icy. Mais il ne peüt pas
estre constant, nj partout, en tous lieux! continüellement.
Pluribus intentus; Minor est ad singula sensus!
Der Schäfer zu Zeptzigk, alß er von Calbe
hieher gegangen, (per un debito a me) ist nieder-
gefallen auf ebener erde, alß ob ihn etwaß
niederwürfe. Jst etwas verrügkt worden,
im haüpte, hat sich auch ein Achßelbein zer-
brochen, undt einen arm außgefallen.
Il me devoit payer l'amende, pour adültere
simple. On accüse sa femme de sorcellerie!
Dieu pünisse! & amende les pecheurs!
Die avisen geben, undter andern:
Das abermahl ein schregklicher Terræmotus
im Königreich Neapolis, gewesen, undt der bergk
Vesuvius, feẅer, schwefel, vndt dampf,
so grawsam anzusehen, exhaliret habe.
Die raysenden auf das Jubilæum nach
Rom, werden zu waßer, undt lande beraubet,
undt die straßen sollen gar unsicher sein,
vor landt: vndt Meerraübern.
Zu Nürnberg, stegken die Tractaten noch.
Jm Niederlande macht sich der Ertzhertzogk stargk,
weil sich die Staden, undt die Frantzosen, mit ab-
dangkungen, schwächen.
Zu Bordeaux continuiren die motus civiles,
undt die Bordeauxer stergken sich.
Cromwell macht sich victorioß, in Irrlandt,
iedoch, reget sich, die resistentz vndt die macht
der Königischen. Jn Schottlandt aber, wil es,
auf des Königes seitten, noch nicht recht klingen.
Viel potentaten, rüsten sich zu seiner assistentz.
Chur Pfaltz stabiliret sich, in der Chur, alleine
Sein vetter, pfaltzgraf Ludwig Philips, sol
Tödtlich krangk worden sein, welches die præ-
paratoria des Churfürsten zum beylager, verhindert.
In Polen stutzen auch die sachen, undt wollen
etzliche ein Bellum intestinum besorgen,
zumahl da der Ritterorden der Mutter Ma-
riæ14, (vorigen inhibitionen zu wieder) von den
Königischen, will wieder angerichtet werden.
Zu hamburgk, mehret sich die Theẅerung.
Zu Sigen, seindt die reformirten unschuldig am
<abgedrungenen> Tumult. Die Iesuiter, haben es vervhrsachet,
durch ein unredliches fündlein, undt hülfe ge-
ruffen, da ihnen doch keiner kein leid zu thun, begehrt,
also das ihnen der päbstischen Fürstlichen wittwe hofdiener
zu halse gelauffen, undt die unschuldigen attacquiret, nur
weil Sie umb restitution ihrer eingezogenen kirchen, suppliciret[.]
Meine gemahlin, hat durch den heiligen Christ, (wie
es etwaß abusjvè genennet wirdt) Meinen
Söhnen, undt Töchtern, allerley hüpsche sachen,
beschehren laßen, & a bien fait des fraix
en cela! Diesen abendt, ist es geschehen perge
Dienstag♂ den 25ten: December 1649. ChristTag.
Am heiligen Weyhenachtfest, habe ich communiciret
in der kirchen, mit schwester Bathilde, undt
Meinem Sohn, Viktor Amadeus nach gehörter predigt.
Carl Ursinus sahe mitt zu, alß ein noch zu iunger
communicant. Gott gebe unß gnaden-
begierige, glaübige, versöhnte, Christliche hertzen!
Die gesterige grimmige kälte, hat etwas
nachgelaßen.
Nachmittagß, wieder in die kirche, cum
sorore, & filiis, sicut & tribus filiabus.
Avis: daß der Capitänleütnant Ayrer, nicht allein zu
Leiptzigk <geldt> geborget, vndt darmitt, heimlich durch-
gegangen, Sondern auch, daß er vorhin, mit 400
ReichsthalernRthlrn: dem Graven von Lodron, werbegelder auß-
gerißen, undt sein Nahme an galgen geschlagen
|| [[Handschrift: 306r]]
werden solle, wo er sich nicht einstellet. Sein
vatter thut gar übel, über diesen ungerah-
tenen Sohn, undt daß er also ihn, undt alle
die Seinigen, leidiger weyse, beschmipfet!
Gott lob! der mich auß den klawen
dieses untreẅen Raubvogels, noch also
gnediglich, errettet, undt erlöset hat! Er
bewahre unß ferner vor untreẅ, undt boßheit
ungerechter Gottloser Schlangen.
Seinem elenden, krangken, bettelarmen
alhier hinterlaßenem weibe, undt kinde,
laße ich, mügliche handtreichung thun.
Sonst müßte Sie erfriehren, undt hungers-
sterben, weil er ihr alles verthan, genommen,
versetzet, undt endtfrembdet hat, auch
theilß kleider, vom halse.
Mittwoch☿ den 26. December 1649. Ander ChristTag.
<5 hasen Oberlender.>
Ceste nuict, (tost apres minuict, environ), deux
grands coups de porte m'ont ésveille!
Dieu vueille! que cela ne signifie pas, ma
seur Bataulde, (laquelle a cachè 3 iours son mal
& est allèe hier avec nous a la Cene & au Temple
2 fois) & man fille Marie, toutes deüx malades!
Der hofprediger, Er Theopoldus, hat aufm
Sahl geprediget, vormittags, undt ist
extra, bey unß geblieben.
Nachmittags, wieder in die kirche,
da E des Ottmarj Sohn, geprediget. perge
undt ich, mit Schwester Dorothea Bathildis,
neben 2 Söhnen, undt 3 Töchtern, hinein gefahren.
Donnerstag♃ den 27ten: December 1649.
<4 hasen,Viktor Amadeus gehetzt.>
<Thauwetter.>
In Oeconomicis anordnungen gemacht, mit
Wolfgang Sutorio, wie auch Philip Güdern,
vndt hanß Tappen, <undt Grossen Kersten> ihre berichte angehöret.
So ist auch Iakob Ludwig Schwartzenberger hieroben
gewesen, allerley anzuhören. perge
I'ay èscrit, a Madame Elizabeth, üne
lettre assèz ample, des avantüres, de notre temps.
Avis von Ballenstedt: wiederumb von stargken marchen,
undt vorspann geben, welches alda sehr enerviret.
Ein Thumbherr von Magdeburgk, Rohr, ist an-
hero gekommen, gevollmächtiget vom Stift
Sancti Sebastianj, wiederkaüfliche zinßen, einzufordern.
Ie regrette tant plüs la mort soudaine,
de feü mon bon fils, de bonne mémoire puis que j'entends de
l'or potable, & d'autres excellentes medecines,
|| [[Handschrift: 307r]]
qu'on a, á Cassel & en d'aultres villes, lesquelles
luy eussent peü donner force & vigueür, si
l'on s'en füst dignement servy? mais beaucoup
de choses, n'ont pas estre sceües, en partie,
d'autres en partie, ont estè miserablement ne-
gligèes, afin de me laisser le dèsplaysir, & re-
pentir d'aultant plüs, que i'aymois ce fils
d'üne passion extreme, de mesme que je fay
tous mes enfans obbeissans!
Freitag♀ den 28ten: December 1649.
<6 Räphüner Oberlender gefangen.>
heütte seindt die Tractaten, mit dem Dumb-
herren Rohr, in Meinem Nahmen, alhier aufm
Schloß, durch Doctor Mechovium, undt Secretarium
Paulum Ludwigen angefangen worden, wegen
der wiederkaüflichen zinßen, sowol ratione præteritj
alß futurorum.
hertzogk Frantz Phjlips, von hollstein,
ist anhero gekommen, vormittages. perge hat
einen vom Adel, (welcher zwar, ein Rantzow
sein soll, sich aber, einen von Neßen, nennet) mitge-
bracht, wie auch, einen Schlühter. Der Thumbherr
Rohr, ist auch extrâ, mitt zur mahlzeit, geblieben, bey-
de mahlzeitten, den gantezn Tag, über. et cetera
Schreiben von Plöena, Ratzeburgk; undt Harburgk.
Die Erffurter avisen geben: daß Cromwell geschlagen
seye von den vereinigten Jrrländern, undt
kawm mit dem leben darvon gekommen.
Chur Pfaltz præpariret sich stattlich,
zum hochzeitlichen beylager, zu Caßel,
Gott gebe ihrer Liebden glügk! undt Segen!
Pfaltzgraf Ruprecht, hat zweene Reich-
beladene, Englische Schiffe, erobert.
Die Staden declariren sich neütral,
zwischen den Engelländischen partheyen,
undt wollen keinem Theil offentlich assistjren.
Schweden Protestiret, wieder die verpachtung
des Sundes, undt dörfte darüber,
ein krieg entstehen, zwischen ihnen, undt
den Staden, der König in Dennemargk
aber, fein ruhig, dem Spiel, zusehen.
Es continuiret, daß der Kayser, vndt
die Churfürsten von Saxen, undt Bayern,
wie auch die Könige von Spannien, undt
Frangkreich, dem Könige in Engellandt
assistiren wollen, wie auch Dennemargk will.
Zu Bordeaux, continuiren die animositeten
heftig, dergestaltt: daß da ihnen die Königischen
gedroẅet, mit 25 mille Mann, Sie heimzusuchen,
undt zu bestrafen, Sie geantwortett: Sie hetten
auch 40000 Mann, zu des Königes diensten, wieder
die iehnigen, so Sie, zur ungebühr beschwehren wolten.
Sie haben die Espernonischen trouppen, geschlagen,
undt streiffen zu waßer, biß an Thoulouze.
Stärgken sich, ie mehr, undt mehr.
Zu Paris, gibt es auch motus. Der Prince
de Condè, ist in gefahr gewesen, weil 12
Meüchelmörder zu Roß, auf einer brügke
in der nacht, seine kutzsche angefallen, undt
zweene lackayen darauf, Tödtlich ver-
wundet, in meynung, der Printz säße selber
darinnen, welcher eben von einer abendt-
gastmalzeitt, vom Marechal de Granmont
durch einen andern weg (gewarnet) nach
hause gezogen, undt seine leibkutzsche,
die ordinary straße gehen laßen, mit den lackayen.
Man macht schon præparatoria in Schweden, zu
künftiger krönung der Königin, gegen den Iulium, (gebe gott)[.]
Samstag♄ den 29. December 1649.
<4 Räphühner filij mej, gefangen.>
heütte ist der Thumbherr Rohr, wieder
verrayset.
Mein vetter, der hertzogk von hollstein,
inngleichem, mit den Seinigen, nach ein-
genommenem Frühestügk. Jch habe ihn,
mit meiner kutzsche, biß nach halle,
führen laßen, undt einen lackayen,
undt Trompter, mitgegeben. Gott geleitte Sie!
Jn der kutzsche saßen niemandt, alß Jhre Liebden
der Printz, So dann seine beyden Junckern,
Rantzow, vndt Schlitter, vndt sein kammer-
diener, Sintemahl er seine leütte, undt
pferde von Schöningen, undt Hamburgk, zu
rügke geschickt, nacher Leiptzigk, Dresen[!],
Prage vndt Wien zu, gedengket, zu
Schlagkenwerdt aber, in seines vettern,
hertzogk Iulij heinrichs von Sachßen, comi-
tat, sich zu begeben, vndt von Wien vollends
auf Rom zu, das Iubelfest zu besehen gesinnet,
undt vielleicht darnach ferner, seine raysen, zu
continuiren. Gott gebe zu glück! segen! vndt Fürstlichem wolstande!
Alß diesen abendt, etzliche wenig Victualien
von Ballenstedt, ankommen, vndt herüber, mit einem
wagen, über die Fehre gewoltt, ist eine stargke
Eißscholle, in diesem gelinden wetter, gefloßen
kommen, welche die Fehre gantz umbringet,
undt den trajec[tum] verhindert. Gibt also,
ein hin: undt her, vnv[er]muhtete remoras!
Sonntag☉ den 30ten: December 1649.
Er Magister Enderling, hat hieroben aufm Sahl geprediget.
Extra: habe ich denselben, zu Mittage, behalten, vndt
zuvorn mit ihme humaniter conversiret.
Es ist auch die Fraw helena (Rindtorfs liebste)
extra geblieben zu Mittage, item: Doctor Brandt.
Jtem: ein berühmbter Chirurgus von hall, Meister Adam, genandt perge
Nachmittags, c[um] sorore, filiis, & 3 filiabus, wieder zur kirchen.
Oberlender, ist von halle wiederkommen, mit meinen pferden,
undt haben gestern vmb 2 vhr, den iungen hertzog
von Hollstein, dorthin gelifert.
Montag☽ den 31. December 1649.
<6 Räphühner Oberlender gefangen.>
<1 hasen, vndt eine wilde katze, Viktor Amadeus gehetzt.>
Castiga Vellacos, di camera e dj cucina.
Extra: zu Mittage: der Balb Röder, præceptor, Meister Adam,
(mit welchem Balbirer, ich geredet) & alij.
Avis; daß Fürst Ludwig sehr krangk seye! Gott beßere es!
Es hat heütte geregenet, undt geschneyet!
Schreiben von Meinem Bruder, Fürst Friedrich entpfangen,
welcher glügklich zu hartzgerode, wieder angelanget,
undt mir allerley avisiret perge
heütte ist ein Schmidt zu Palbergk gestorben,
welcher in neẅligsten Feyertagen, überm bier,
mit des Schengken al[hier] Sohn, neben Meiner
gemahlin leütten, in streitt gerahten. Jch
laße darauf, inquiriren.
Ün bon levrier m'est mort hier sübitement,
comme s'il eüst estè empoisonnè! Dieu nous
vueille contregarder, de telles, & semblables
meschancetèz! On n'a rien trouvè en luy,
de raysonnable, qu'il en eüst deü mourir!
Peüt estre, que les meschans abominables, &
pervers, commenceront, par ses bestes, & fini-
ront, (â Dieu ne playse ce crime!) par hommes!
Mon frere me mande, que ni luy, nj les Princes
de Hesse, n'auroyent peü se resouldre a rece-
voir la condition Espagnolle, á eux offerte,
a la guerre de Flandre, contre France, 1. a
cause qu'on ne leür auroit voulü conceder
l'exercice libre, de la religion. 2. pource qu'ils
|| [[Handschrift: 310r]]
se souviennent, dès dèsgousts, qu'y ont receü
d'autres Princes. 3. D'autant, qu'on ne leur
a voulü ottroyer cathegorique resolütion, con-
cernante l'assignation dès quartiers, & place-
monstres. 4. Item: qu'on a osè demander
d'eulx, l'avancement de l'argent, pour faire
les levèes. 5. Aussy la dèsfiance, & jalousie
de la nation Espagnolle, contre l'Allemandec
les a deterrè, a n'accepter ces offres, presen-
tèz a mon frere, & aux Landgraves, Frideric
& Ernest, de Hessen, iüsques ores.
Mon frere m'éscrit aussy, que la no-
blesse en la Principautè de Hessen, & en
l'abbaye de Fulde, & ailleürs, comme icy,
aspire a se rendre francs, & libres, contre
les Princes, comme icy. Dieu les vueille de-
primer! & hümilier!