Einleitung
1. Der Autor
Autor des ersten Liedes ist ein ansonsten unbekannter
Wolf Pfeilschmid, der seinen Namen mit den Anfangsbuchstaben der Strophen in Form eines Akrostichons zu erkennen gibt.
1 Das zweite, auch selbständig im Druck erschienene Lied gibt seinen Autor nicht zu erkennen. Dafür, dass es ebenfalls von
Pfeilschmid stammt, spricht die Tatsache, dass es zusammen mit dessen
Lied gedruckt wurde. Ein Beweis für dessen Autorschaft ist dies allerdings nicht.
2
2. Inhalt
Der Druck enthält zwei Lieder, die beide thematisch gegen das Augsburger Interim gerichtet sind. Im ersten Lied reflektiert
Wolf Pfeilschmid die Situation im Reich nach der Beendigung des
Schmalkaldischen Krieges und der Verabschiedung des Augsburger Interims im Reichsabschied vom 30. Juni 1548. Mit diesem Religionsgesetz versuche der Papst, den Evangelischen das göttliche Wort wieder fortzunehmen.
Er sei darum bemüht, seine Irrlehre und den Ablass, an dem sich die Reformation entzündet habe, auch im Reich wieder einzuführen.
Pfeilschmid ruft darum die deutsche Nation zum Widerstand gegen diesen
vermeintlichen Angriff des Papstes auf. In der jetzigen Situation gelte es, standhaft zu bleiben, dem Interim zu widerstehen und, wenn es sein müsse, auch das Martyrium auf sich zu nehmen. Das Leiden in dieser Welt sei unvergleichbar mit dem ewigen Leiden,
das auf die warte, die das Interim annähmen.
Das zweite Lied beginnt mit einer Klage über die Folgen des Schmalkaldischen Krieges in
Deutschland. Dieser Krieg sei vom Papst ausgegangen, der den Kaiser gegen dessen Kapitulationseid,
3 das Reich vor ausländischen Feinden zu beschützen, zum Angriff auf die evangelischen Stände im Reich angestachelt habe. Der Papst benutze den Kaiser zum Schutz der eigenen Macht und zur Stabilisierung der Irrlehre. Die beiden Feinde der Wahrheit gäben
vor, mit dem Interim den Frieden in
Deutschland wieder herstellen zu wollen bis zum nächsten Konzil. In Wahrheit aber sei das Interim nichts anderes als eine diabolische Verführung der Evangelischen im Reich. Die
evangelischen Landesherren, die das Interim angenommen und in ihren Ter
ritorien umgesetzt hätten, um damit die kaiserliche Gunst zu gewinnen, müssten sich dereinst vor ihrem himmlischen Herrn dafür verantworten. Das Lied warnt
eindringlich davor, sich durch den schönen Schein des Interims verführen zu lassen. Das Lied schließt mit der Bitte an Gott, den evangelischen Fürsten, die bislang das Interim nicht angenommen hätten, Beständigkeit zu verleihen.
3. Ausgaben
Nachgewiesen werden können folgende Ausgaben:
A:
Ein̅ newer Berg || reien in diesen fehrlichen zei= || ten. Jm Thon zu singen. Was wl wir aber || heben an / Das best das wir geleret han. Oder || in der Frenckischen Pawrn
Thon. || Noch ein schön new Trost || Lied auff das INTERIM gemacht / trst= || lich zu singen. Jm Thon / Wer in Krieg || will ziehen / Der muß geruͤstet sein. [4] Blatt 4° (VD 16 P 2368)
Vorhanden:
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek: 1167.5 Theol. (2), 925.17 Theol. (29) [benutztes Exemplar]
B:
Ein̅ newer Berg || reien in diesen fehrlichen zei= || ten. Jm Thon zu singen. Was wol wir aber || heben an / Das best das wir geleret han. Oder || in der Frenckischen Pawrn Thon. || Noch ein
sch
n new Trost || lied auff das INTERIM gemacht / tr
st= || lich zu singen. Jm Thon / Wer in Krieg || wil ziehen / Der muß ger
uͤstet sein. [4] Blatt 4° (VD 16 ZV 12427)
Vorhanden:
Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: Ye 3511
C:
Ein̅ newer Berg || reien in diesen fehrlichen zei= || ten. Jm Thon zu singen. Was wl wir aber || heben an / Das best das wir geleret han. Oder || in der Frenckischen Pawrn Thon. || Noch ein
schn new Trost || Lied auff das INTERIM gemacht / trst= || lich zu singen. Jm Thon / Wer in Krieg || wil ziehen / Der muß geruͤstet sein. [4] Blatt 4° (VD 16 ZV 12428) [4] Blatt 4° (VD 16 ZV 12428)
Vorhanden:
Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: Ye 3512
Eine unkommentierte Edition des kompletten Druckes aus dem Jahre 1870 liegt vor in:
Philipp Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu
Anfang des XVII. Jahrhunderts. Bd. 3, Leipzig 1870 (Nachdruck: Hildesheim 1990), 1044–1047 (Nr. 1217f).
Das zweite Lied erschien als separater Druck in folgenden Ausgaben:
D:
Ein schn new || Lyed auff das || INTERIM || gemacht / trstlich zu singen. Jm || thon / Wehr in Krieg wil || zihen / Der muß geruͤ= || stet sein. [4]
Blatt 8° (VD 16 S 3615)
Vorhanden:
Frankfurt am Main, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg: W 1154 Nr. 40
E:
Eyn schn new || Lied auff das || INTERIM || gemacht / trstlich zu singen• || Jm thon / Wer in Krieg || wil zihen / Der muß || geruͤstet sein [4]
Blatt 8° (VD 16 S 3616)
Vorhanden:
Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: Ye 3529
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek: 925.17 Theol. (41)
Nur das zweite Lied bietet
Rochus von Liliencron, Die historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert. Bd. 4, Leipzig 1869 (Nachdruck: Hildesheim 1966), 458–460 (Nr. 569).
Die drei Ausgaben
A,
B und
C scheinen relativ zeitnah in den Druck gegangen
zu sein. Sie weisen keine inhaltlichen und wenige orthographische Abweichungen auf. Die beiden Separatausgaben des zweiten Liedes,
D und
E,
zeigen geringfügige, zumeist orthographische, von Druck
A differierende Lesarten, die in der Textkritik nachgewiesen werden. Zum Abdruck kommt die Ausgabe
A.
Anders als die Vorlage werden die Anfangsbuchstaben des Akrostichon durch Fettdruck hervorgehoben.