Die vorliegende Predigt wurde nach dem Zeugnis von Schmidts Abschriften bereits im 14. Jahrhundert als Predigt Taulers überliefert und später als solche in die frühen Drucke aufgenommen. Ob sie tatsächlich auf Tauler zurückgeführt werden kann, ist in der Forschung umstritten.1 Manche Wissenschaftler wiesen die Predigt auch Meister Eckhart zu2 oder vermuteten, sie sei ein Meister Eckhart-Kompilat.3 Grundlage für diese Hypothesen sind vor allem inhaltliche und sprachliche Parallelen zwischen der vorliegenden Predigt und dem aus vier Predigten bestehenden Gottesgeburt-Zyklus Eckharts.4
Dass die vorliegende Predigt Tauler nur zugeschrieben wurde, lässt sich nach dem momentanen Stand der überlieferungsgeschichtlichen Forschung nicht grundsätzlich ausschließen. Die älteste heute bekannte Handschrift, die die Predigt überlieferte, ist die wahrscheinlich Ende des 14. Jahrhunderts entstandene Straßburger Handschrift A 89, die 1870 verbrannte. Da in dieser Handschrift bereits nachweislich ein Text Ruusbroecs in das Tauler-Korpus integriert worden ist, erscheint es durchaus möglich, dass auch die vorliegende Predigt nicht auf Tauler zurückgeht.5 Neuere Untersuchungen kamen allerdings zu dem Ergebnis, dass es keine zwingenden inhaltlichen Gründe gebe, ihm die Predigt abzusprechen.6 Die Parallelen zwischen ihr und Eckharts Gottesgeburt-Zyklus seien dadurch erklärbar, dass Tauler diese Predigten kannte und sich von ihnen inspirieren ließ.7
Anlass der vorliegenden Predigt ist das Weihnachtsfest (25. Dezember). Wie die handschriftliche Überlieferung belegt, entstand die Predigt spätestens gegen Ende des 14. Jahrhunderts. Eine genauere Datierung ist nach gegenwärtigem Forschungsstand nicht möglich.