Beschreibung von Cod. Guelf. 3 Weiss.
Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 12. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)
Handschriftentitel: Collectio canonum (Dionysio-Hadriana) mit althochdeutschen Glossen
Entstehungsort: Weißenburg
Entstehungszeit: 9. Jh., 1. Drittel
Beschreibstoff: Pergament
Umfang: 174 Bl.
Format: 38,5 × 23,7 cm
Seitennummerierung: Moderne Tintenfoliierung.
Lagenstruktur: III (6). IV (14). IV-1 (21). III-1 (26). 2 IV (42). IV-1 (49). IV (58). VI-1 (65). IV (73). III (79). IV-1 (86). 3 IV (110). 2 II (118). IV (126). III-1 (131). 3 IV (155). III-1 (160). IV (168). III (174). am Fußsteg des letzten Blattes Lagenbezeichnungen: I-XI, XIII, XIIII-XVII, XX-XXIIII (oben und unten gerahmt durch je drei liegende Wellen). Unten mittig zusätzlich Buchstabensignaturen: a-f, I-l, n-s, u, X-z, a.
Seiteneinrichtung: 30 × 16 cm, einspaltig, 39 Zeilen.
Hände: Karolingische Minuskel von mehreren Händen
Die Zugehöriglkeit zu Adallandus-Schule ist fraglich. Adallandus-Gruppe, zugehörig: 10 Weiss., 14 Weiss., 17 Weiss., 18 Weiss., 24 Weiss., 74 Weiss., 13 Weiss., 43 Weiss., 71 Weiss. (?), 13 Weiss. (?), 67 Weiss. (?), 91 Weiss. und 81 Weiss. (?) ( , 51-59). Die Handschrift ist bei Kleiber für die Gruppe erwähnt (vgl. , 127.).
Die Zugehöriglkeit zu Adallandus-Schule ist fraglich. Adallandus-Gruppe, zugehörig: 10 Weiss., 14 Weiss., 17 Weiss., 18 Weiss., 24 Weiss., 74 Weiss., 13 Weiss., 43 Weiss., 71 Weiss. (?), 13 Weiss. (?), 67 Weiss. (?), 91 Weiss. und 81 Weiss. (?) ( , 51-59). Die Handschrift ist bei Kleiber für die Gruppe erwähnt (vgl. , 127.).
Schrift:
Kapitel- und Titulizählungen in Rot vor dem Text am Blattrand. Incipits und Explicits zeilenweise oder wortweise wechselnd in roter und brauner Capitalis, zum Teil auch einfarbig. Text- und Kapitelanfänge in roter Unzialis. 17r Zeilenfüllornament: Zickzackmuster.
Auszeichnungsschriften / Buchschmuck:
- Zahlreiche kleine Initialen. 16 Zierinitialen. 1 Initialgruppe.
-
Initialziergruppe und Initialen:
Zu den Kapitelanfängen zahlreiche kleine 1-3zeilige Initialen. Zu hervorgehobenen Textanfängen 15 größere 4-7zeilige Initialen. 1 Initialgruppe. Die Übergänge in den Initialgrößen fließend. Die kleinen Initialen als schlanke Hohlbuchstaben, die Binnenfelder häufig rot oder hellgelb gefüllt. 47r, Buchstabe in Rautenform. Einige als Federinitialen und umrandet mit roter Punktkontur (vgl. 69v-70v; 2-4,5). 15 größere Zierinitialen (2x 17v, 23r, 23v, 28r, 35r, 44r, 45r, 50v, 59r, 60v, 87v, 92v, 113v, 156v; 4-9) und eine Initialgruppe (2r die Abbreviatur EPS - Episcopus; 11,5). Diese ebenfalls rot und/oder hellgelb gefüllt oder in Aussparungstechnik, ohne Randleiste. Als Füllmotive Flechtwerk im Aussparungstypus, in den Abläufen rot und pergamentfarben gegenständig koloriert (vgl. 2r, 23v, 60v, 87v, 113v, 156v), schmetterlingsartige Blütenformen mit einbeschriebenen Rauten (92v), Vierer- und Dreierblüten, zum Teil mit gekernten Kreisverzierungen (vgl. 2r, 23v, 92v), mehrbahniges Zickzackband (vgl.2r), Schlangenlinien (44r, 92v hier kombiniert mit einem Tierkopf, 113v), Kreisen (87v), randständigen Halbpalmetten (92v). Häufiger auftretend, gekernte Kreise (Augen; vgl. 2r, untere Intialstammendung des S). Im Besatz, häufig an Fadenausläufen hängend: Halbpalmetten (vgl. 2r, 17v, 19v, 28r mit Fruchtständen, 44r, 45r, 50v, 59r, 87v, 92v, 113v, 156v), Vollpalmetten (45r, 60v), geschachtelte Herzblätter (vgl. 23v, 59r, 87v) mit und ohne konturierte Lappungen sowie teilweise mit Dolden, gekernte Kleeblätter (vgl. 2r, hier als Endmotive des Titulus, 28r, 60v), einfach gestufte Blütenendungen (vgl. 35r, 45r , 113v), Tierköpfe mit geöffneten Mäulern und langer Zunge (44r hier als Endmotive von Halbpalmetten), 92v, 156v), gehörntes, hängendes Blatt (28r). 116v, die Initiale oben mit angehängtem Schlangenkopf, unten mit dreiblättriger Blüte - darauf sitzend ein kleiner naturalistisch gezeichneter Vogel mit Frucht im Schnabel. -
Farben:
Orange, Beige und ausgespartes Pergament. Schwarze Grundierung.
Einband: Roter Ledereinband (Nigerziegenleder; Neubindung 1963).
Geschichte der Handschrift: , Nr. 7366 und , 88-97 zählen den Rechtscodex zu den Weißenburger Handschiften mit einer Datierung an den Anfang (Bischoff) und in die erste Hälfte (Butzmann) des 9. Jahrhunderts. Initialformen und Füllungen bestätigen diese Lokalisierung. Mit Wolfenbüttel, HAB, 404.5 (8) Novi (Fragment) und Rom, BAV, Vat. Reg. lat. 423 liegen weitere Rechtshandschriften aus dem Kloster Weißenburg vor (Zusammenstellung und Besprechung bei H. Mordek, Weltliches Recht im Kloster Weißenburg/Elsaß. Hinkmar von Reims und die Kapitulariensammlung des Cod. Sélestat, Bibliothèque Humaniste, 14 (104), in: M. Borgolte/H. Spilling (Hg.), Litterae medii aevi. Festschrift für Johanne Autenrieth zu ihrem 65. Geburtstag, Sigmaringen 1988, 69-85). Gute Vergleiche für die Weißenburger Bildausstattung geben die Handschriften 10 Weiss. und 18 Weiss. Parallelen geben u.a. die gleich gestalteten dünnen Initialstämmen mit einseitig schneckenartig aufgerollten Cauden (Q-Initialen - vgl. 3 Weiss., 59r, mit 18 Weiss., 128v) und die als Initialstammendungen verwendeten gehörnten, hängenden Blättern (vgl. 3 Weiss., 28r, mit 18 Weiss., 132v). Auffällig gleich gestaltete Füllmotive sind das mehrbahnige Zickzackband (vgl. 3 Weiss., 2r mit 18 Weiss., 132v) und die blütenartigen Schmetterlingsformen (vgl. 3 Weiss., 92v, mit 10 Weiss., 3r). Ähnliche Farbgebung und gleiche Verwendung von Flechtband gelegentlich in Kombination mit ausgesparten Punkten und Palmetten (87v und 156v) zeigen 74 Weiss. (62r) und 72 Weiss..
Provenienz der Handschrift: Kloster Weissenburg, Besitzvermerk. 1r Signaturenbuchstabe G. (14. Jh.). Codex sanctorum Petri et Pauli apostolorum in Wissenburg. 174v Codex sanctorum Petri et Pauli in Wissenburg etc. pro fratribus ordinis sancti Benedicti. Wiener Liste 47.
Inhalt:
Bibliographie
- , Bd. 4, Nr. DXCIIa Nachtrag (24).
- , Nr. 4087 (Heinemann Nr.).
- , 707.
- , 88-97.
- , 123-128, 142, 150 Anm. 687.
- H. Mordek, Weltliches Recht im Kloster Weißenburg/Elsaß. Hinkmar von Reims und die Kapitulariensammlung des Cod. Sélestat, Bibliothèque Humaniste, 14 (104), in: M. Borgolte/H. Spilling (Hgg.), Litterae medii aevi. Festschrift für Johanne Autenrieth zu ihrem 65. Geburtstag, Sigmaringen 1988, 69-85, hier 69.
- , Kat.Nr. 15 (P. Carmassi).
- , Nr. 968.
- , 546.
- , Nr. 7366.
Korrekturen, Ergänzungen:
- Lizenzangaben korrigiert (schassan, 2020-04-17)
Abgekürzt zitierte Literatur
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