Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung
Hugo de Sancto Caro
Papier — I, 369, III Bl. — 29,5 × 19,5 cm — Erfurt, Universität (?) — um 1400
Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Kreis und Stern: DE6345-PO-65552, DE6345-PO-65553 (beide 1400, beide auch in Cod. Guelf. 435 Helmst.). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Stern: DE2730-PO-66971, DE2730-PO-67198 (beide 1403, beide auch in Cod. Guelf. 435 Helmst.). Lagen: 4 VI (48). V (58). 25 VI (359)! VI–1 (370). V–8+1 (ungez.). Reklamanten, Kustoden jeweils auf dem Kopfsteg der ersten Rectoseite jeder Lage: Primus–XXXIus; Zahl der Lagen auf dem VS angegeben: XXXI s[externi], dazu auf dem HS: XXXI s[externi] scripti et I non scriptus. Vorsatzkonstruktion: Vorderes und hinteres Vorsatz je ein Bifolium Pergament, mitgeheftet, jeweils ein Bl. als Spiegel an den Deckel geklebt. Tintenfoliierung modern: 1–370, vorderes und hinteres Vorsatz sowie zwei leere Bl. hinten ungez., Zählfehler: Bl. 290 übersprungen. Schriftraum: 21 × 13 cm, zweispaltig (Spalten 6 cm breit), 36–41 Zeilen. Jüngere gotische Kursive von der Hand des nicht näher identifizierbaren Schreibers Matthias, auch in Cod. Guelf. 435 Helmst. In unregelmäßigen Abständen Korrekturen und Marginalien, zum größten Teil von der Hand des Gottfried Bischof, identisch mit dem Kaufvermerk auf dem VS. Rubriziert, rote Lombarden und lebende Seitentitel mit Kapitelzählung.
14689 (1402). Ochsenkopf mit Augen, darüber Blume:Mit unverziertem Schweinsleder überzogener gotischer Holzdeckelband, berieben, insbesondere an den Kanten und Bünden beschädigt, hinten Brandlöcher. Vier Doppelbünde. Zwei Langriemenschließen, nur noch die Dornen auf dem VD erhalten, Reste der Schließenriemen mit groben Nägeln am HD befestigt. Überzug des Rückens am Kopf nicht eingeschlagen, darin eine kleine Hanfschlinge als Befestigung für ein verlorenes Lesezeichen. Auf dem VD oben Signaturschild der Kartause Eppenberg (Papier, 5 × 3 cm) mit der Aufschrift: B I; darunter Titel- und Signaturschild der Konventsbibliothek St. Blasius: (Papier, 13,5 × 1,5–2 cm) mit der Aufschrift: ›Postille Hugonis super Lucam. A XLIIII‹; ein abgelöstes Schild mit identischer Aufschrift (Papier, 14 × 1,5 cm) liegt im Codex und diente vermutlich als Stecklesezeichen.
Herkunft: Nach Ausweis der Wasserzeichen wie Cod. Guelf. 435 Helmst. im ersten Jahrzehnt des 15. Jh. geschrieben. Die auf VS und HS angegebene Lagenzahl lässt auf eine professionelle, am Buchmarkt orientierte Herstellung des Codex im Umfeld der Universität Erfurt schließen. — Am 28. August 1472 zusammen mit Cod. Guelf. 435 Helmst. von Gottfried Bischof in Erfurt gekauft, Vermerk auf dem VS: Anno Mo CCCCo LXXIIo die sancti Augustini episcopi comparavi hunc librum. Salus deo nostro. Ora pro nobis S. Severe, darunter von anderer Hand, später gestrichen: Iste liber est magistri Gotfridi Bischoff de Homberg protestatur hic manus eius propria. Gottfried Bischof entstammte dem Patriziat der nordhessischen Stadt Homberg (Efze) und war nach dem Studium der Artes an der Universität Erfurt zunächst in seiner Heimatstadt als Schöffe tätig. Nach dem Tod seiner Frau nahm er wiederum in Erfurt ein Theologiestudium auf, das er 1482 mit der Promotion zum Dr. theol. abschloss, vgl. 2, 282. Seit 1457 ist er als Pfarrer an der Stadtkirche Homberg nachgewiesen, 1499 wird er als Vikar am Trinitätsaltar in der Hospitalskirche genannt. 1490 äußerte er den Wunsch, in der benachbarten Kartause Eppenberg bestattet zu werden; vgl. In diesem Zusammenhang dürfte er neben , Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Homberg von den Anfängen bis 1984, Marburg 1988 (Kurhessisch-Waldeckisches Pfarrerbuch 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 33/3), 10f.Cod. Guelf. 136 Helmst. und 435 Helmst. auch diese Hs. der Kartause gestiftet haben; einen entprechenden Vermerk vgl. 1r: Pie memorie dominus Gotfridus Bischoff sacre theologie professor dedit hunc librum Carthusiensibus domus sancti Iohannis Baptiste in Hassia cum aliis sicut magnus fautor et benefactor eorum. — Später gelangten die drei Hss. auf unbekanntem Wege ins Benediktinerkloster St. Blasius in Northeim, wo der alte Besitzvermerk getilgt und durch einen neuen ersetzt wurde, vgl. 1r auf dem Kopfsteg: Liber monasterii Sancti Blasii in Northem Anno domini MDXVII; außerdem Ir mit Titel: Liber monasterii Sancti Blasii in Northem Anno domini MDXVII. Postille Hugonis Cardinalis de ordine Predicatorum super Lucam. In Johann Letzners Northeimer Bücherverzeichnis von 1592 als Postilla super Lucam Hugonis verzeichnet ( , Sp. 68 Nr. 78). — Zusammen mit den übrigen Büchern des Konvents am 3.2.1624 in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt ( 6, 379). 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 9v) als Hugonis Cardinalis Postilla super Lucam unter den Theologici [MSSti] in folio nachgewiesen; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 51) unter Nr. 16 aufgeführt.
Nr. 382. — , 365, 617. — , 213 mit Abb. 4. — , 210, 608. — , 266–268. — , 235.
1ra–370vb Postilla in Lc. Vidi et ecce … [Za 6,1]. Hanc visionem revelavit dominus Zacharie sexto capitulo et fuit visio ymaginaria congruens illis temporibus secundum quod exposuit Zacharie angelus … — … in laude et benedictione apostolorum quod ad sacerdocium pertinet merito ergo in figura animalium sortitus est forma vituli etc. Auch in Cod. Guelf. 86.2 Aug. 2°, 1v–199rb. Drucke: H2440-10/5–10/40; 4285; 13578 (vergl.); B 2579, B 2582; 39:161778C, Bd. 6, 125v–277r. Literatur: 1, 46 Nr. 2an; 1990; 3721; 6, 389f. Nr. 7. – I*r–III*v leer.
:Abgekürzt zitierte Literatur
C. M. Briquet, Les Filigranes. Dictionnaire historique des marques du papier, Bd. 1–4, Leipzig 21923 | |
C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999– | |
A. Freckmann, Die Bibliothek des Klosters Bursfelde im Spätmittelalter, Göttingen 2006 | |
Germania Benedictina, hrsg. von der Bayerischen Benediktiner-Akademie München in Verbindung mit dem Abt-Herwegen-Institut Maria Laach, Bd. 1–, St. Ottilien 1994– | |
P. Glorieux, Répertoire des maîtres en théologie de Paris au XIIIe siècle, 2 Bde., Paris 1933 und 1934 (Études de philosophie médiévale 17, 18) | |
Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 1–, Leipzig 1925–1938, Stuttgart 1978– | |
G. Heimerich, Stift und Kartause zu Eppenberg, Fulda 1979 (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Abtei und der Diözese Fulda 32) | |
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Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVII. Jahrhunderts, Online-Ressource: http://gso.gbv.de/DB=1.28/LNG=DU/SRT=RLV/IMPLAND=Y/ | |
Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php) |
- Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt. (schassan, 2019-08-20)
- Normdaten ergänzt bzw. korrigiert. (schassan, 2015-09-04)
- Überarbeitung abgeschlossen; gleicher Stand wie im gedruckten Katalog. (lesser, 2023-01-15)
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil II.