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Beschreibung von Cod. Guelf. 469 Helmst.
geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil IV: Cod. Guelf. 462 bis 615 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Avicenna

Papier — 82 Bl. — 28 × 20,5 cm — Westdeutschland — 1436

Wasserzeichen: Agnus Dei im einkonturigen Kreis, ohne Nimbus und Beizeichen: WZIS DE3285-PO-86786, (1433). Krone ohne Bügel, Mittelzinken einkonturig, Enden blattförmig, oben offen, Reif zweikonturig: WZIS DE3285-PO-50272, DE3285-PO-50273 (beide 1431). Lagen: XI (22). XIV–2 (48). XII (72). III+3 (81). I (82)! Hebräische Wortkustoden auf dem Fußsteg jedes Doppelbl. Bleistiftfoliierung modern 182; von dem bei der Neubindung im 18. Jh. angebrachten Doppelbl. ist ein Bl. als Spiegel an den Deckel geklebt, das andere dient als Vorsatz und ist als Bl. 82 gez. Bl. 1 ist bis auf das obere Drittel zerstört und wurde bereits im 15. Jh. (Wasserzeichenbefund) mit einem weiteren Bl. ausgebessert. Schriftraum: 19,5 × 15 cm, einspaltig, 42 blindliniierte Zeilen. Maśqeţschrift von der Hand des Schreibers Jacobus Chalfon (Ja'aqōb Ḥalfon, 75v im Kolophon genannt). Keinerlei Buchschmuck. Auf dem Fußsteg der Bl. 32v,, 33r, und 34v, dünne, verblasste Bleistiftzeichnungen (15. Jh.?) von Eichenzweigen und fünfblättrigen Blüten (32v,), von zwei einander abgewandten langschnäbeligen Vögeln, einer trägt einen Eichenzweig im Schnabel (33r,) sowie von zwei fünfblättrigen Blüten (34v).

Der Faszikel wurde im späten 18. Jh. in einen Pappdeckelband mit gebrochenem Rücken und Überzug aus dunkelbraunem, fein marmoriertem Kiebitzpapier gebunden, der in der Werkstatt des Buchbinders Anton Friedrich Wirck in Helmstedt angefertigt wurde. Zu diesen Einbänden siehe auch Lesser Geschichte, LII. Blau gesprenkelter Schnitt.

Herkunft: Der Codex wurde laut Kolophon 1436 von dem Schreiber Jacobus Chalfon (Ja'aqōb Ḥalfon) vermutlich in Westdeutschland angefertigt. Zum Kopisten vgl. M. Steinschneider, An introduction to the arabic literature of the jews I, in: The Jewish Quarterly Review 11 (1898), 115–149, hier 127f. Nr. 284; A. Freimann, Deutsche Abschreiber und Punktatoren des Mittelalters, in: Zeitschrift für hebräische Bibliographie 11 (1907), 86–96, hier 89 Nr. 71 (Hs. genannt); L. Zunz, Abschreiber, Punktatoren, Korrektoren, Autographen, in: Zeitschrift für hebräische Bibliographie 18 (1915), 58–64 und 101–119, hier 106 Nr. 582 (Hs. genannt). — Da Besitzvermerke fehlen, ist nicht mehr zu ermitteln, auf welchem Wege die Hs. in die Wolfenbütteler Hofbibliothek gelangt ist. Dort ist sie erstmals 1614 im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 75 [71]) unter den Libri Medici in folio als Liber primus Avicennæ ex Arabico in Ebræum sermonem absque punctis cursivum translatus in medio et fine mutilus manuscriptus mit der Signaturnummer 42 nachgewiesen. Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt, 1644 im Helmstedter Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 27r) als Liber primus Avicennæ ex Arabico in Hebræum sermonem translatus in medio et fine mutilus M.S. ohne Bandt unter den Medici MSSti in folio beschrieben; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 742 genannt.

F. A. Ebert, Catalogus codicum manuscriptorum orientalium Bibliothecae Ducalis Guelferbytanae, Leipzig 1831, 78 Nr. 18. — Heinemann Nr. 503. — N. Allony, D.S. Loewinger, List of Photocopies in the Institute, Teil 1: Hebrew Manuscripts in the libraries of Austria and Germany, Jerusalem 1957, 41 Nr. 544. — Hebräische Handschriften, Teil 2, hrsg. von H. Striedl unter Mitarbeit von L. Tetzner, beschrieben von E. Róth, Wiesbaden 1965 (Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland 6,2), 401f. Nr. 648.Gallistl, 132, 159.

Schreibsprache: Hebräisch.

1r–75v Avicenna: Canon medicinae (hebraice, interprete Nātān ha-me'āti, partim). Die Abschrift enthält nach einer durch Blattverlust fragmentierten Tabula (1r–3v) den Text des ersten Buches, und zwar bis Fen IV cap. 20; auf Bl. 49v–51r und 58r–59r ist Raum für ausgelassenen Text ausgespart. Mit Abweichungen nach dieser und weiteren Übersetzungen gedruckt in GW 3113 . Vgl. zur Übersetzung M. Steinschneider, Die hebræischen Übersetzungen des Mittelalters und die Juden als Dolmetscher, Berlin 1893, ND Graz 1956, 678–685 § 432–434 (ohne Kenntnis dieser Hs.). – 75v–82v leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Gallistl B. Gallistl, Beispiele zur Geschichte der Handschriftenerschließung in Wolfenbüttel, in: Wolfenbütteler Beiträge 6 (1983), 74–185
GW Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 1–, Leipzig 1925–1938, Stuttgart 1978–
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Lesser Geschichte B. Lesser, Zur Geschichte und Katalogisierung der Helmstedter Handschriften, in: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil I: Cod. Guelf. 1 Helmst. – Cod. Guelf. 276 Helmst., bearbeitet von H. Härtel, C. Heitzmann, D. Merzbacher und dems., Wiesbaden 2012, XII–XCII
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Korrekturen, Ergänzungen:
  • Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt (schassan, 2019-08-20)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil III.
  • Weitere Literaturnachweise im OPAC suchen.
  • Weitere Literaturnachweise suchen (ehem. Handschriftendokumentation)
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