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Beschreibung von Cod. Guelf. 498 Helmst.
geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil IV: Cod. Guelf. 462 bis 615 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Liber officii capituli

Pergament — 78 Bl. — 26,5 × 17 cm — Lamspringe, Benediktinerinnenkloster — 13. Jh., 1. Viertel

Lagen: IV+1 (8)! 2 IV (24). III–1 (29). 3 IV (53). V (63). 2 IV (78). Tintenfoliierung modern: 176, vorderes und hinteres Vorsatzbl. ungez. Schriftraum: 18 × 13 cm, einspaltig, 22–23 Zeilen (in den Nachträgen des 15. Jh. auf 1r und 30r bis zu 33 Zeilen), Tintenliniierung, Punkturen an den Blatträndern sichtbar. Haupttext (1v29v und 30v78r) in früher gotischer Textualis von einer Hand; die Nachträge des 13. bzw. 15. Jh. von vier weiteren Händen in Textualis (30r, 15. Jh.), (78v, 13. Jh.), Bastarda (1r oben) und jüngerer gotischer Kursive (1r unten). Der Haupttext des frühen 13. Jh. ist rubriziert und mit wechselnd roten und grünen Satzmajuskeln ausgestattet, vgl. z. B. Cod. Guelf. 447 Helmst., 96r–v. Von den späteren Ergänzungen wurde allein der Text auf Bl. 30r rubriziert. Im Haupttext ist großzügig Raum für Initialen bzw. Lombarden ausgespart, ausgeführt wurde allein auf Bl. 33v vor einem abschnittsweise wechselnd blau und grün gehaltenen Polstergrund eine Spaltleisteninitiale M über 5 Zeilen mit weißem, rot konturiertem Leistenstamm mit Punktverzierung, genagelten Schnallen und roter Spaltfüllung. Aus dem linken Teil des Buchstabenkörpers wachsen kurze geschwungene Blattranken ins Binnenfeld, die mit Halbpalmetten, Knollen- und gelappten Profilblättern besetzt sind, denen eine rote Strichelung ein dreidimensional-plastisches Aussehen verleiht. Die Ausstattung des Codex wurde ab der zweiten Hälfte des 13. Jh. im Kloster Wöltingerode ergänzt; hierzu gehören die KL-Ligaturen im Martyrologium (1v29v,) sowie die Text- und Kapitelinitialen auf Bl. 30v78r,. Dabei handelt es sich durchgehend um schlichte Initialen in Unzialform über meist 2–3 Zeilen (lediglich einige I-Initialen und Initialen mit Unterlänge sind größer), abwechselnd rot und grün, mit schlichtem konturbegleitendem Palmettenfleuronnée in der Gegenfarbe. – 8v, auf dem Kopfsteg ein ebenfalls in Wöltingerode auf Rasur hinzugefügter Eintrag: B VI KL aprilis A RESVRRECTIO DOMINI NOSTRI IHESU CHRISTI in abwechselnd blauen, roten und grünen Unzialmajuskeln mit vielfältigen floralen Silhouettenornamenten; die übereinanderstehenden Buchstaben R und IHESU sind in Gold ausgeführt und weisen konturbegleitendes Palmettenfleuronnée in Grün und Blau mit roten Kernen auf. Analog gestaltet ist auf dem Fußsteg von Bl. 21r der Eintrag: Dedicacio templi et altaris SANCTE CRUCIS (hier das einleitende D in Gold mit grünem konturbegleitendem Palmettenfleuronnée). Vgl. dazu bereits Gosebruch, 55 Anm. 38; Wolter-von dem Knesebeck Elisabethpsalter, 63–65 mit Abb. 11, s. ebd.: "Als normaler Textbestandteil erscheinen diese Versalien in zahlreichen der kleinformatigen und anspruchslosen Wöltingeroder Gebetbücher." Vergleichbar ist hier der Buchschmuck in Cod. Guelf. 1265 Helmst., 1280 Helmst., 1309.1 Helmst., 1319 Helmst., 1321 Helmst., 1323 Helmst., 1384 Helmst., 1413 Helmst., 1417 Helmst. sowie Cod. Guelf. 1147.1 Novi und 1149 Novi.

Gotischer Holzdeckelband, mit unverziertem, dunkelbraun gefärbtem Schafsleder überzogen. Eine Langriemenschließe, bis auf das verzierte Gegenblech am HD mit einem Riemenrest verloren, Dorn aus dem VD entfernt. Der Originaleinband wurde im 16. Jh. mit einem ca. 24 x 10,5 cm messenden, zweitverwendeten Stück eines Renaissanceeinbandbezuges mit Rollen- und Plattenstempelverzierung aus alaungegerbtem weißem Schweinsleder repariert, der über den beschädigten Rücken gezogen und auf den Deckeln festgenagelt wurde, vgl. ähnlich bei Cod. Guelf. 515 Helmst.

Fragment VS: Pergament, ein Doppelbl., ca. 24,5 × 16 cm, beschnitten. Schriftraum: 16 x 15 cm (beschnitten), einspaltig, noch 14 Zeilen. Karolingische Minuskel, eine Hand. Rubriziert, rote Lombarden. 12. Jh., 1. Hälfte. Missale (Proprium de sanctis, pars hiemalis). Enthält zwei Secreta und zwei Postcommuniones in festo sanctorum Valentini, Vitalis, Felicule et Zenonis (14.2.), textidentisch mit dem Druck in Deshusses 135 und CC SL 159, 28 Nr. 227–229.

Herkunft: Der Codex wurde im ersten Viertel des 13. Jh. in einem versierten südostniedersächsischen Scriptorium angefertigt. Sowohl der auf den Gebrauch in einem Nonnenkloster benediktinischer Observanz ausgerichtete Inhalt als auch die Art der Rubrizierung und die älteste Schicht des Buchschmucks lassen auf eine Entstehung im Benediktinerinnenkloster Lamspringe schließen. Fraglich bleibt allerdings, ob das Kapiteloffiziumsbuch zunächst für den Eigengebrauch vorgesehen war oder von vornherein als Auftragsarbeit für Wöltingerode angefertigt worden ist. Für letzteres könnte sprechen, dass in Lamspringe bereits ein Martyrologium vorlag (Cod. Guelf. 1034 Helmst.) und Wöltingerode auch zunächst als Benediktinerkonvent gegründet worden ist, vgl. U. Faust, War Wöltingerode Benediktinerkloster?, in: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart 58 (1990), 17–23. — Der Codex befand sich mindestens seit der Mitte des 13. Jh. im Zisterzienserinnenkloster Wöltingerode, wo er mit mehreren Nachträgen ergänzt und mit dem charakteristischen Buchschmuck ausgestattet wurde. — Am 14.3.1572 mit den übrigen Buchbeständen des Konvents in die Wolfenbütteler Hofbibliothek transportiert, ein entsprechender Eingangsvermerk Ir: Einkommen aus dem Kloster Waltingroda den 14. Martii Anno 1572. 1588 von Eberhard Eggelinck im Verzeichnis der Pergamenthandschriften der Hofbibliothek (NLA – StA Wolfenbüttel, 1 Alt 22, 83, 22r–35v, hier 28v) verzeichnet als: Martirologium per anni Circulum auff Pergamein geschrieben in quarto vnd Pergamein gebunden. 1614 im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 297 [292]) unter den Papalia Miscellanea als Calendarium sanctorum secundum dies mensium. Item Benedicti et Simplicii Regulæ et ordo manuscr. mit der Signatur Y 51 nachgewiesen. Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt, 1644 im Katalog der Helmstedter Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 19r) unter den Theologici in folio als Martyrologium cum Regula Sanctimonialium in bretter mit einem riemen beschrieben, auf dem VS die entsprechende Helmstedter Signatur T. Fol. 189. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 51) unter Nr. 80 genannt.

Heinemann Nr. 537. — Ebert Handschriften, 33. — Schönemann, 83 Nr. 13.5. — Milde Library, 102. — Milde Frühgeschichte, 82. — Milde Liberey-Ordnung, 136. — Gosebruch, 55f. — Kroos Beiträge, 118. — Kroos Codex Gisle, 125. — Kroos Buchmalerei, 295 Abb. 11 und 297. — Härtel Untersuchungen, 27. — Härtel Lamspringe, 116. — Rüthing, 199f., 206f., 216. — Goetting 1, 308. — Krämer, 842. — Eisermann, 460 Anm. 242. — Germania Benedictina 12, 804, 822 und 829. — Schlotheuber Klostereintritt, 73, 168 und 274. — Wolter-von dem Knesebeck Elisabethpsalter, 63–65 mit Abb. 11, 338. — Divina officia, 264. — H. Manuwald, Medialer Dialog. Die 'Große Bilderhandschrift' des Willehalm Wolframs von Eschenbach und ihre Kontexte, Tübingen u.a. 2008 (Bibliotheca Germanica. Handbücher, Texte und Monographien aus dem Gebiete der germanischen Philologie 52), 497. — Röckelein Schriftlandschaften, 90. — Hotchin Reformatrices, 280. — J. Hotchin, Meditations for a nun's coronation from Wöltingerode, in: Rosenkränze und Seelengärten, 117–124, hier 117. — Niedersächsisches Klosterbuch 3, 1559. — Kreutz, 31, 57, 68f., 108, 155, 157, 175, 192 Nr. 8, 241 und 243. — Merten, 35, 93, 95, 182. — M. Zedda, San Lussorio nelle fonti manoscritte. Testi e commento, Firenze 2017, 45 Anm. 124. — C. Bertelsmeier-Kierst, Beten und Betrachten – Schreiben und Malen. Zisterzienserinnen und ihr beitrag zum Buch im 13. Jahrhundert, in: Zisterziensisches Schreiben im Mittelalter – Das Skriptorium der Reiner Mönche, hrsg. von A. Schwob und K. Kranich-Hofbauer, Bern u. a. 2005 (Jahrbuch für Internationale Germanistik A 71), 163–177, ND in: Dies., Buchkultur und Überlieferung im kulturellen Kontext, hrsg. von T. Terrahe, R. Toepfer und J. Wolf, Berlin 2017 (Philologische Studien und Quellen 17), 231–254, hier 252. — Kat. Illuminierte Hs. HAB 1.

Ir Einkunftsvermerk von 1572 (s. oben), darunter von der Hand des Wolfenbütteler Bibliothekars K. P. C. Schönemann ein ausführliches Inhaltsverzeichnis, ähnlich wie in seinem privaten Katalog der Helmstedter Handschriften (NLA – StA Wolfenbüttel, VI Hs. 15 Nr. 134, 87r). – Iv Inhaltsangabe des 16./17. Jh.: Calendarium martyrum et Regulæ Sanctimonialium (vgl. oben im Katalog von 1614).

1r Formula litterae recommendationis cuiusdam abbatissae monasterii in Wöltingerode. Omnibus christifidelibus quibus hoc scriptum fuerit exhibitum N. prepositus N. abbatissa totumque collegium sanctimonialium beate Marie virginis in Woltingerod salutem et vitam eternam que est Ihesus Christus. Cum racio consulat opusque pietatis exigat … — … necessariis provideatis diem eciam quo apud vos fuerit presentibus annotetis. Im 15. Jh. in Wöltingerode nachgetragen. Ungedruckt.

1r "Nonnengelübde". Ihesus ut Christus dominus laudetur horis omnibus. Synt alle kloster stycht … — … Post mortem ut pedisseque Marie sumus Christique. To der ewygen worschop hen des help vns God Amen. Im 15. Jh. in Wöltingerode nachgetragen. Eine Abschrift nach dieser Hs. trug der Wolfenbütteler Bibliothekar K. P. C. Schönemann in seinen privaten Katalog der Helmstedter Handschriften (NLA – StA Wolfenbüttel, VI Hs. 15 Nr. 134, 87r) ein. Vgl. auch J. Kreutz, Moderne Lateindidaktik im Mittelalter? Beobachtungen zu Lehr- und Lernmethoden im Klosterunterricht und deren Eignung für die heutige Schulpraxis, in: Alte Sprachen – Neuer Unterricht, hrsg. von M. Frisch, Speyer 2015, (Ars Didactica 1), 221–246, hier 228 (Hs. genannt). Druck (nach dieser Hs.): E. Henrici, Funde in Braunschweigs Bibliotheken und Archiven VII: Nonnengelübde aus Wöltingerode, in: Braunschweigisches Magazin 14 (1908), 57.

1v29v Ado Viennensis: Martyrologium (redactio mixta abbreviataque). [C]ircumcisio domini nostri Ihesu Christi. In Affrica sancti Fulgencii episcopi qui multa ob catholicam fidem ab Arrianis perpessus vita et verbo clarus sancto fine quievit … — … crimen inferre clerico et dalmatica in ecclesia uti et ut palliolis leva diaconorum tegeretur. Vor dem Tagesdatum ist in marg. jeweils die Zahl des zyklischen Mondalters nach altem Stil vermerkt. Die vorliegende Textredaktion des Martyrologiums stellt eine erheblich verkürzte Bearbeitung des im Kloster Selz entstandenen und seit dem späten 12. Jh. im Augustiner-Chorherrenstift Georgenberg bei Goslar befindlichen Martyrologiums in Cod. Guelf. 470 Helmst., 45v–115v, dar (vgl. dort und Overgaauw Martyrologien, 123f., 134). Entgegen dem Originaltext beginnt der Auszug mit dem 1.1. und endet mit dem 31.12. Wie bereits bemerkt worden ist, enthält die in Cod. Guelf. 498 Helmst. vorliegende verkürzte Fassung mehrere Einträge von anlegender Hand, die auf eine Bestimmung des Textes für das Augustiner-Chorfrauenstift Steterburg hindeuten, zusammengestellt bei Overgaauw Martyrologien, 130–134 und 139–142, bes. 131f. Dies ist insofern nicht verwunderlich, als die Stifte Georgenberg und Steterburg nicht nur durch die gemeinsame Regelobservanz, sondern auch durch die Mitgliedschaft im Goslarer Provinzialkapitel der Augustiner-Chorherren verbunden waren, vgl. dazu Lesser Provinzialkapitel, 119f. Die Tatsache, dass die vorliegende Hss. eindeutig für ein Nonnenkloster benediktinischer Regelobservanz bestimmt ist, lässt sich nur durch die Annahme eines verlorenen, für Steterburg bestimmten Textzeugen des Martyrologiums lösen, der stemmatologisch zwischen Cod. Guelf. 470 Helmst. und Cod. Guelf. 498 Helmst. steht und im Benediktinerinnenkloster Lamspringe kopiert worden ist. – Zu Ausgaben und Literatur von Ados Martyrologium vgl. bei Cod. Guelf. 470 Helmst., 45v–115v, sowie zusätzlich E. A. Overgaauw, Martyrologes manuscrits des anciens diocèses d'Utrecht et de Liège. Étude sur le développement et la diffusion du Martyrologe d'Usuard, Bd. 1, Hilversum 1993 (Middeleeuwse studies en bronnen 30), 191 (Hs. genannt). – Im gesamten Text des Martyrologiums wurden von mehreren Händen des späten 13. und frühen 14. Jh. nekrologische Notizen hinzugefügt, die sich fast ausnahmslos auf Angehörige des Wöltingerode verbunden Grafenhauses Wöltingerode-Wohldenberg beziehen. Sie sind gedruckt von E. F. Mooyer, Das Nekrologium des Nonnenklosters Wöltingerode, in: Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, Jg. 1851, 48–68. Vgl. dazu die Angaben bei Petke, 26, 29, 32, 45, 54, 60, 62, 72, 75f., 83, 97, 100f., 107f., 176, 229 (jeweils zu bzw. mit dieser Hs.). In Wöltingerode wurde außerdem der komplette Buchschmuck des Martyrologs hinzugefügt sowie die Einträge zur Resurrectio Christi (8v) und zur Dedicacio templi et altaris sancte crucis im Hildesheimer Dom am 10.9.996 durch Bischof Bernward (21r); von einer Wöltingeroder Schreiberin stammt außerdem das im Grundbestand des Martyrologs notwendigerweise noch fehlende Eulogium auf den zisterziensischen Ordensheiligen Bernhard von Clairvaux (19v zu XIII kal. sept.: Eodem die sancti Bernhardi abbatis).

30r Forma visitationis in ordine Cisterciensi usitata. Forma visitacionis. In facienda visitacione cautelam maximam et diligenciam visitator adhibeat … — … et committat cartam cantrici quater in anno coram omnibus capitulo recitandam. Im 15. Jh. in Wöltingerode nachgetragen. Textidentisch im jüngeren Wöltingeroder Kapiteloffiziumsbuch Cod Guelf. 95 Helmst., 123v–124r; für Männerkonvente in Cod. Guelf. 277 Helmst., 278v. Druck: Les codifications cisterciennes de 1237 et de 1257, hrsg. von B. Lucet, Paris 1977, 283f. (identisch mit den zisterziensischen Visitationsbestimmungen von 1257).

30v Simplicius Casinensis: Versus de regula sancti Benedicti cum admonitione ad lectorem. Versus. Qui leni iugo Christi colla submittere cupis … — … una tamen mercis utrique [!] manet in eternum. Amen. Edition: L. Traube, Textgeschichte der Regula S. Benedicti, in: Abhandlungen der Historischen Klasse der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd. 21,3,3, München 1898, 602–731, hier 689f. Nr. I; CSEL 75 (21977), XIX. Literatur: Walther I 15528; Schaller/Könsgen 13285 und Suppl.; CPL 1856; CPPM 3606a. Als fortlaufender Text angeschlossen: Admonitio ad lectorem. Unde o lector qui hec legere desideras intentam precor adhibe mentem … — … semitam viarum pervenire queas quorum hec operibus inpleri omnimodo non dubitas. Ungedruckt. Beides textidentisch in den beiden Wöltingeroder Hss. Cod. Guelf. 95 Helmst., 131v; 1372 Helmst., 1r–v, außerdem in Cod. Guelf. 900 Helmst., 401r; in allen drei Hss. wie hier der Benediktsregel vorangestellt und als Prologus in regulam beati Benedicti abbatis bezeichnet.

30v64r Benedictus de Nursia: Regula pro monialibus accomodata. Der Text entspricht der Fassung des Textus receptus und enthält wie in der Ausgabe den Prolog (30v32v), das Kapitelverzeichnis (32v33v, in der originalen Abfolge) und schließlich den Text mit der modifizierten Kapitelfolge: Cap. I–VII, XIX–LXXII, VIII–XVIII, LXXIII. Cap. VII ist durch Zwischenüberschriften zu den einzelnen Stufen der Demut separat untergliedert, so dass prinzipiell eine Teilung in 85 Kapitel vorliegt. Der Text ist konsequent in die weibliche Form transponiert; eine Ausnahme bildet die Praefatio, worin nachträglich entsprechende Korrekturen durch Rasuren und Superskriptionen vorgenommen wurden. – 30v zu Beginn der Praefatio interlineare mnd. Übersetzungen lat. Ausdrücke von einer Hand des 14. oder 15. Jh.: Excipe vthnemen, efficaciter mechtliken, conple vorvulle, redeas wedder ghaest, desidiam tracheyt, recesseras ghewilret; ähnlich auch 44v45r. Ebenfalls im jüngeren Wöltingeroder Kapiteloffiziumsbuch Cod Guelf. 95 Helmst., 129r–171r (mit analoger Teilung von cap. VII), sowie mit Ergänzungen und Umstellungen in der Wöltingeroder Hs. Cod Guelf. 1372 Helmst., 1r–131r; außerdem in Cod Guelf. 900 Helmst., 401r–449v; 71.22 Aug. 2°, 2r–36v; 21.1 Aug. 4°, 231r–251v; 45 Weiss., 127r–180v sowie jeweils im handschriftlichen Teil der Mischbände QuH 53, 19r–63v und QuH 98.10, 1r–42r. Mit dem Kommentar des Johannes de Turrecremata in Cod Guelf. 889 Helmst., 1r–201v; lat. Text mit mnd. Übersetzung in Cod. Guelf. 29.3 Aug. 4°, 83r–179r. Edition: CSEL 75 (21977). Literatur: CPL 1852; Te.Tra. 1, 366–393 Nr. 3; CALMA 2, 210 Nr. 1. Im 15. Jh. wurde in marg. nachgetragen: (33v45v, 54v55v, 59r64r) Capitulatio versificata. Ad bis binorum vitam videas monachorum | Bisso mundicie vigeat mater atque Sophie … — … Mutuo pro Christo sibi subfuit hoc ego sisto | Suscipiens dicta sit semper mens benedicta. Die in den einschlägigen Repertorien nicht nachgewiesenen Verse fassen jeweils den Inhalt cap. I–VII, XIX–XXXVI, LX–LXIII, LXVIII–LXXI, VIII–XVIII und LXXIII zusammen. In gleicher Form auch in Augsburg, UB, Cod. I.2 2° 9, 40r–69v (Augsburg UB 1,1, 51). Geschlossen überliefert sind die Verse in der Hs. München, BSB, Clm 4423, 127v128v (vermutlich durch Blattverlust fehlen die Verse zu cap. XIV–XLIII).

64v78r Rituale monialium OSB secundum pontificalem Romano-Germanicum. (64v68v) Ordo de consecratione monialium. Consecracio sacre virginis que in epiphania vel in secunda feria pasche aut in apostolorum nataliciis celebratur. Omnes que ad sacros ordines debent promoveri … — … quomodo istam deo sacratam representes immaculatam ante tribunal domini nostri Ihesu Christi. Edition (mit geringfügigen Modifikationen): PRG 1, 38–46 XX Nr. 1, 2, 6–30. (68v71v) Ordo de ordinatione abbatissae. Ordinacio abbatisse monasticam regulam profitentis ex canone Theodori Anglorum episcopi. Episcopus debet cantare missam … — … 'Te deum laudamus' populo acclamante 'Kirieleison' et episcopus orationem ut supra. Edition (mit geringfügigen Modifikationen): PRG 1, 76–68 XXXII Nr. 1–15. (71v78r) Ordo ad faciendam monialem. Perlecto evangelio venientes monizande [!] ante altare prosternantur et incipiat cantor ad nutum abbatis hanc antiphonam: Hec est generatio … — … unigenito accensis lampadibus eius digne prestolentur occursum per dominum nostrum Ihesum Christum filium tuum. Der Text weicht zum Schluss ab; die Litanei und die anschließenden Orationen (71va72v) sind vollständig in zwei Spalten ausgeschrieben. Wie im Martyrologium (s. oben) ist auch hier der Eintrag SANCTE JACOBE durch abwechselnd rote und grüne Unzialmajuskeln hervorgehoben (72ra). Edition (mit Modifikationen): PRG 1, 70–76 XXVIII–XXXI.

78v De statutis conversorum ordinis Cisterciensis. Hec sunt statuta conversorum nostrorum. Primo et precipue obligati sunt ad tenendam obedienciam et castitatem nec aliquid omnino permittitur proprii possidere … — … in festo omnium sanctorum in nativitate domini in purificacione in annunciacione et in cena domini. Die hier abgedruckten kurzen Statuten stimmen zwar weitgehend inhaltlich, aber nicht nach dem Wortlaut mit den gedruckten normativen Texten überein, vgl. Les codifications cisterciennes de 1237 et de 1257 (s. oben, 336–347) bzw. Nomasticon Cisterciense seu antiquiores ordinis Cisterciensis constitutiones…, editio nova emendata et usque ad tempora nostra deducta a H. Séjalon, Solesmes 1892, 234–241.I*rv leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Augsburg UB 1,1 Lateinische mittelalterliche Handschriften in Folio der Universitätsbibliothek Augsburg: Die Signaturengruppen Cod. I.2.2º und Cod. II.1.2º 1–90, bearbeitet von G. Hägele, Wiesbaden 1996 (Die Handschriften der Universitätsbibliothek Augsburg 1. Die lateinischen Handschriften 1)
CALMA C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999–
CC SL Corpus Christianorum. Series Latina, Bd. 1–, Turnhout 1954–
CPL Clavis patrum Latinorum, hrsg. von E. Dekkers, Steenbrugge u.a. 31995 (Corpus Christianorum. Series Latina)
CPPM Clavis patristica pseudepigraphorum medii aevi, hrsg. von I. Machielsen, Turnhout 1990– (Corpus Christianorum. Series Latina)
CSEL Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, Bd. 1–, Wien 1866–
Deshusses J. Deshusses, Le sacramentaire Grégorien. Ses principales formes d'après les plus anciens manuscrits, Bd. 1–3, Fribourg 1971–1982 (Spicilegium Friburgense 16, 24, 28)
Divina officia Divina officia. Liturgie und Frömmigkeit im Mittelalter, Wolfenbüttel 28. November - 31. Juli 2005, Konzeption von Ausstellung und Katalog P. Carmassi, Wiesbaden 2004 (Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek 83)
Ebert Handschriften F. A. Ebert, Handschriften der herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel zur älteren deutschen Geschichte, in: Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 6 (1831), 1–34
Eisermann F. Eisermann, 'Stimulus amoris'. Inhalt, lateinische Überlieferung, deutsche Übersetzungen, Rezeption, Tübingen 2001 (MTU 118)
Germania Benedictina Germania Benedictina, hrsg. von der Bayerischen Benediktiner-Akademie München in Verbindung mit dem Abt-Herwegen-Institut Maria Laach, Bd. 1–, St. Ottilien 1994–
Goetting 1 H. Goetting, Das Bistum Hildesheim, Bd. 1: Das reichsunmittelbare Kanonissenstift Gandersheim, Berlin, New York 1973 (Germania Sacra N.F. 7)
Gosebruch M. Gosebruch, Die Anfänge der Frühgotik in Niedersachsen, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 14 (1975), 9–58
Härtel Lamspringe H. Härtel, Lamspringe. Ein mittelalterliches Skriptorium in einem Benediktinerinnenkloster, in: Kloster und Bildung im Mittelalter, hrsg. von N. Kruppa und J. Wilke, Göttingen 2006 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 218 = Studien zur Germania sacra 28), 115–153
Härtel Untersuchungen H. Härtel, Untersuchungen zur Bibliotheksgeschichte in Niedersachsen an der Wende vom 15. und 16. Jahrhundert, in: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 11 (1986), 1–32
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Hotchin Reformatrices J. Hotchin, Reformatrices and their books: Religious women and reading networks in fifteenth-century Germany, in: Communities of learning. Networks and the shaping of intellectual identity in Europe, 1100–1500, edited by C. J. Mews and J. N. Crossley, Turnhout 2011 (Europa sacra 9), 251–291
Kat. Illuminierte Hs. HAB 1 Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von S. Westphal (in Bearbeitung)
Krämer S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1)
Kreutz J. Kreutz, Die Buchbestände von Wöltingerode. Ein Zisterzienserinnenkloster im Kontext der spätmittelalterlichen Reformbewegungen, Wiesbaden 2014 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 26)
Kroos Beiträge R. Kroos, Beiträge zur niedersächsischen Buchmalerei des 13. Jahrhunderts, in: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart 40 (1972), 117–134
Kroos Buchmalerei R. Kroos, Sächsische Buchmalerei 1200–1250. Ein Forschungsbericht, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 41 (1978), 283–316
Kroos Codex Gisle R. Kroos, Der Codex Gisle, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 12 (1973), 117–134
Lesser Provinzialkapitel B. Lesser, Das Goslarer Provinzialkapitel der Augustiner-Chorherren in Nord- und Mitteldeutschland vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, in: Regular- und Säkularkanonikerstifte in Mitteldeutschland, hrsg. von D. M. Mütze, Dresden 2011, (Bausteine aus dem institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde. Kleine Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 21)103-140
Merten I. Merten, Das Mitteldeutsche Martyrologium. Studien zu seiner Genese, seinen Tradierungsformen und seiner Rezeption, Phil. Diss. Jena 2011, Online-Publikation 2012
Milde Frühgeschichte W. Milde, Zur Frühgeschichte der Bibliothek zu Wolfenbüttel, in: Braunschweigisches Jahrbuch 51 (1970), 73–83
Milde Liberey-Ordnung W. Milde, Die Wolfenbütteler „Liberey-Ordnung“ des Herzogs Julius von 1572, in: Wolfenbütteler Beiträge 1 (1972), 121–139
Milde Library W. Milde, The Library at Wolfenbüttel, 1550–1618, in: The Modern Language Review 66 (1971), 101–112
Niedersächsisches Klosterbuch Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Bd. 1–4, hrsg. von J. Dolle und D. Knochenhauer, Bielefeld 2012 (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen 56,1–4)
Overgaauw Martyrologien E. Overgaauw, Die ältesten Martyrologien der Diözese Hildesheim, in: Vom Kloster zum Klosterverband. Das Werkzeug der Schriftlichkeit. Akten des Internationalen Kolloquiums des Projekts L 2 im SFB 231 (22.–23. Februar 1996), hrsg. von H. Keller und F. Neiske, München 1997 (Münstersche Mittelalter-Schriften 74), 118–146
Petke W. Petke, Die Grafen von Wöltingerode-Wohldenberg. Adelsherrschaft, Königtum und Landesherrschaft am Nordwestharz im 12. und 13. Jahrhundert, Hildesheim 1971 (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen 4)
PRG Le pontifical romano-germanique du dixième siècle, Bd. 1–3, hrsg. von C. Vogel und R. Elze, Città del Vaticano 1963–1972 (Studi e testi 226, 227, 269)
Röckelein Schriftlandschaften H. Röckelein, Schriftlandschaften – Bildungslandschaften – religiöse Landschaften in Norddeutschland, in: Schriftkultur und religiöse Zentren im norddeutschen Raum, hrsg. von P. Carmassi, E. Schlotheuber und A. Breitenbach, Wiesbaden 2014 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 24), 19–139
Rosenkränze und Seelengärten Rosenkränze und Seelengärten – Bildung und Frömmigkeit in niedersächsischen Frauenklöstern, hrsg. von B.-J. Kruse, Wiesbaden 2013 (Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek 96)
Rüthing H. Rüthing, Die mittelalterliche Bibliothek des Zisterzienserinnenklosters Wöltingerode, in: Zisterziensische Spiritualität. Theologische Grundlagen, funktionale Voraussetzungen und bildhafte Ausprägungen im Mittelalter, hrsg. von C. Kasper und K. Schreiner, St. Ottilien 1994 (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Ergänzungsband 34), 189–216
Schaller/Könsgen D. Schaller, E. Könsgen, Initia Carminum Latinorum saeculo undecimo antiquiorum, Göttingen 1977, Supplementbd. fortgeführt von T. Klein, Göttingen 2005
Schlotheuber Klostereintritt E. Schlotheuber, Klostereintritt und Bildung. Die Lebenswelt der Nonnen im späten Mittelalter, mit einer Edition des 'Konventstagebuchs' einer Zisterzienserin von Heilig-Kreuz bei Braunschweig (1484–1507), Tübingen 2004 (Spätmittelalter und Reformation, N. R. 24)
Schönemann K. P. C. Schönemann, Zur Geschichte und Beschreibung der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, in: Serapeum 18 (1857), 65–91, 97–107
Te.Tra. La trasmissione dei testi latini del medioevo – Mediaeval latin texts and their transmissions, Bd. 1–, hrsg. von P. Chiesa und L. Castaldi, Firenze 2004– (TE.TRA. 1–)
Walther I H. Walther, Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum, Göttingen 1959 (Carmina medii aevi posterioris Latina 1)
Wolter-von dem Knesebeck Elisabethpsalter H. Wolter-von dem Knesebeck, Der Elisabethpsalter in Cividale del Friuli. Buchmalerei für den Thüringer Landgrafenhof zu Beginn des 13. Jahrhunderts, Berlin 2001 (Denkmäler deutscher Kunst)

Korrekturen, Ergänzungen:
  • Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt (schassan, 2019-08-20)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil III.
  • Weitere Literaturnachweise im OPAC suchen.
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