Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung
Kalendarium. Psalterium feriatum. Cursus BMV. Officia defunctorum
Pergament — 204 Bl. — 21–21,5 × 14,5 cm — Bremen, Diözese / Hildesheim, Fraterhaus Lüchtenhof — 13. Jh., 2. Viertel, und 15. Jh., 2. Hälfte
Lagen: I–1 (Vorsatzbl., ungez.). IV–2 (6). II (10). IV (18). IV+3 (29). IV+1 (38). IV+1 (47). VI (59). IV+1 (68). IV+1 (77). IV (85). IV+1 (94). IV+1 (103). II+1 (108). IV (116). IV+1 (125). IV+I+3 (138). IV+5 (151). IV+2 (160)! IV+1 (169). IV (177). IV+1 (186). IV (194). III (200). Bleistiftfoliierung modern: 1–200, vorderes Vorsatzbl. ungez., zwei Schaltzettel als Bl. 136a und 139a gez., Zählfehler: zwischen Bl. 153 und 154 ein Bl. übersprungen. Zur Aktualisierung und Ergänzung des Inhalts wurden dem Codex in der 2. Hälfte des 15. Jh. 2 Doppelbl. (7r–8v als unbeschriebenes Vorsatz und 132r–133v mit Textnachtrag) und 23 gez. Schaltzettel hinzugefügt (die gez. Bl. 19, 25, 28, 33, 47, 61, 74, 90, 104, 122, 126, 129, 136, 136a, 139, 139a, 142, 144, 146, 149, 153, 157, 162 ), sie messen je nach Inhalt 2,5–11 x 13–14 cm. Haupttext Schriftraum: 16 × 9 cm, einspaltig, 20 Zeilen, Tintenliniierung; Nachträge (107v–109v, 132r–133v, 176v–177v, 195r–200r ) des 15. Jh. Schriftraum: 17 × 9,5–10 cm, einspaltig, 27–30 Zeilen. Textualis in verschiedenen Ausprägungen von vier Händen, Haupttext (1r–6v, 10r–107r, 109v–131v, 134r–176v, 179r–193r mit Ausnahme der Schaltzettel) in sehr regelmäßiger früher Textualis ohne Bogenverbindungen; Hand 2: 193v–194r in regelmäßiger Textualis; Hand 3: Textnachtrag (15. Jh.) 107v–109v in regelmäßiger Textualis; Hand 3: Textnachträge (15. Jh.) 9r, 132r–133v, 176v–178v, 195r–200r in regelmäßiger Textualis, von dieser Hand auch die hinzugehefteten Schaltzettel (s. oben) und die meisten Marginalien. Zu derartigen Ergänzungen aus dem Lüchtenhof vgl. auch Cod. Guelf. 483 Helmst. Rubriziert, am Beginn der einzelnen Psalm- und Canticaverse rote Satzmajuskeln. 1. Am Beginn der einzelnen Psalmen (mit Ausnahme der u. g. Gliederungspsalmen) vielfältig gestaltete Fleuronnéeinitialen in Unzialform, meist über drei Zeilen ohne Caudae, Ober- und Unterlängen (die sich z. B. 99v, bei der Initiale Q zu Ps 90 fast über den gesamten Seitensteg erstreckt). Die Buchstabenkörper sind im Psalter selbst abwechselnd in den üblichen Farben Hellblau (meist mit Schaftaussparungen) und Gold gehalten; allein in den Cantica, im Cursus BMV und dem Officium defunctorum finden sich auch Initialen mit rotem Buchstabenkörper. Das detailreiche konturbegleitende Palmettenfleuronnée ist ebenso wie die z. T. noch vorhandenen vegetabilen Silhouettenornamente in hellblauen, roten und grünen Farbtönen gehalten sowie vielfältig und filigran verziert, auffallend sind hier Punktreihen und feine Blattäderungen. In zwei Fällen (16v, zu Ps 10 und 106v zu Ps 99) ist der Buchstabenkörper der Initiale I jeweils aus diversen axialsymmetrisch aufeinandergestellten Ornamenten zusammengesetzt. Diese Gestaltungsform ist auch bei einigen Initialen der auf 1255 sicher datierten und nach Hamburg lokalisierten sog. "Hamburger" oder "Bertoldus-Bibel" (Kopenhagen, KB, GKS 4 2°) zu beobachten, vgl. dazu 2, 1194–1196 Nr. 1038 ( ); , Bertoldus' Bibel. Bøger, billeder og bogstaver i et håndskrift fra 1255, in: Fund og Forskning 32 (1993), 7–38, bes. 10 mit Abb. 1 und 27 mit Abb. 8; , The Bible as subject and object od illustration: The making of a medieval manuscript, Hamburg 1255, in: The early medieval Bible. Its production, decoration, and use, edited by , Cambridge 1994 (Cambridge studies in palaeography and codicology 2), 205–222. Besonders nahe stehen die originalen Teile von Hamburg, SUB, Cod. in scrin. 149, ab Bl. 12r. — 2. Deckfarbeninitialen: Jeweils zu Beginn der Gliederungspsalmen gemäß der formalen Drei- und der liturgischen Achtteilung nach dem Cursus romanus sowie vor dem Cursus BMV insgesamt elf reich gegliederte Rankeninitialen auf Goldgrund, die von zwei verschiedenen Händen ausgeführt wurden und deutliche Einflüsse des anglofranzösischen "channel style" aufweisen. Die stilistische Verwandtschaft zu den englischen bzw. anglofranzösischen Vorbildern ist sehr viel enger als bei den etwa gleichzeitigen Prachtpsalterien der thüringisch-sächsischen Malerschule (vgl. etwa Cod. Guelf. 515 Helmst., 521 Helmst. und 584 Helmst.), zu denen die Illuminiationen dieser Hs. keinerlei Beziehungen aufweisen. Als Vergleichsstücke können hier etwa der sog. Gloucester-Psalter (München, BSB, Clm 835) und der ihm sehr nahestehende Psalter London, BL, Ms. Arundel 157 dienen, vgl. zu beiden , Early Gothic manuscripts, I: 1190–1250, London 1982 (A survey of manuscripts illuminated in the British Isles 4/1), 68–72 Nr. 23 und 24. Dass derartige Codices schon früh auf dem Kontinent verbreitet waren, belegen etwa Beispiele aus Erfurt (vgl. , pass., bes. 140–145) oder aber die 1166 vermutlich in Paris für den Bremer Erzbischof Hartwig geschriebene Hs. Bremen, Focke-Museum, s.n. mit dem Psalmenkommentar des Petrus Lombardus, vgl. dazu Gegenwärtig nicht mehr feststellbar ist allerdings, ob im vorliegenden Fall ein direkter anglofranzösischer Einfluss vorlag oder ob mögliche Vorlagen indirekt über die frankobelgische Region und das angrenzende Rheinland vermittelt worden sind. — , Glossed books of the Bible and the origins of the Paris booktrade, Woodbridge u. a. 1984, 59.9v, ganzseitige Initiale B zu Ps. 1 (15,5 x 11,5 cm). Ein aus drei Leisten (dunkelblau, rot und hellgrün) gebildete Rahmen umschließt einen hellpurpurnen Hintergrund mit Weißlinienfiligran in Gestalt vegetabiler Spiralranken (sehr ähnlich z. B. im als Hintergrundelement im Kalendar des Gloucesterpsalters München, BSB, Clm 835). Der Buchstabenkörper ist aus einer dunkelblauen Doppelranke zusammengesetzt, die mittels Farbaufhellungen und Weißhöhungen plastisch gestaltet ist. Die beiden Teile der Doppelranke sind im Buchstabenstamm parallel nebeneinandergestellt sowie oben und unten mit einer herzförmig verschlungenen Ranke mit den Bogenansätzen verbunden; die Enden des Buchstabenstamms und der Herzranken laufen jeweils in glatt konturierte, straußartig gebündelte Halbpalmetten in Grün, Blau, Orange und Hellpurpur aus. Das gesamte Binnenfeld zeigt vor einem goldenen Hintergrund acht (jeweils vier in jedem Teil des B) zu regelmäßig konzentrischen Spiralen gewundene Ranken, die vom Buchstabenkörper selbst ausgehen und abwechselnd blau und grün gefärbt sind. Alle Ranken enden in breit gelappten, glattrandigen Oktopusblättern mit tentakelartig gerundeten Enden, deren Innenseiten bei blauen Ranken purpurn, bei grünen Ranken blau, rot und orange gefärbt und durch feine Blattäderungen mittels Punktreihen strukturiert sind. Die beiden Bögen des B werden in der Mitte durch eine Schnalle zusammengehalten, in die zusätzlich eine vertikale Ranke mit axialsymmetrisch angebrachten Blattgebilden in den genannten Farben eingebunden ist (dieses Element fehlt in den anglofranzösischen Beispielen). Gemäß der Schrifthierarchie ist der anschließende Text -atus vir (10r,) in roten Unzialmajuskeln ausgeführt, die von blau umrandeten Goldpollen begleitet werden. — Alle übrigen Initialen stammen von einer zweiten Hand, die sich durch den Einsatz pastellartig blasser Farbtöne (meist orange, hellblau und blassgrün) und die Verwendung besonders großformatiger, breiter und hautartig gelappter Oktopusblätter auszeichnet, die mit feinen roten Linien und Punktreihen geädert sind. Derartige Blätter fungieren auch als Oberlängen, die allerdings nicht über den Rahmen hinausragen, sondern von diesem umgeben werden, so dass die rechteckige bzw. quadratische Grundform des Initialfeldes jeweils aufgehoben wird: 32v, Initiale D zu Ps 26 über 7 Zeilen. Von einem blau gerahmten Goldgrund hebt sich der aus einer grünen (oben) und orangen (unten) Doppelranke zusammengesetzte Buchstabenkörper ab, der mit zwei blassgrünen, einer hellorangen und einer hellblauen Spiralranke gefüllt ist, die nicht aus dem Buchstabenkörper hervorwachsen, sondern in Hunde- oder Drachenköpfen enden, die sich im Buchstabenkörper oder in der benachbarten Ranke verbeißen. Zwei kurze blaue Ranken mit tütenartig gefalteten Oktopusblättern bilden die Ausläufer des Buchstabenstammes zum Seitensteg; der rechteckige Rahmen folgt an dieser Seite direkt der Form des Buchstabens und umgibt die Ausläufer. Die inneren Enden der Ranken laufen in blass blaugrüne und hellgrüne Oktopusblätter aus. — 48r, Initiale D zu Ps 38 über 7 Zeilen. Von einem himmelblauen Hintergrund mit weißen Blattmustern hebt sich der ebenfalls blaue Buchstabenkörper kaum ab; der Spalt zwischen der doppelten Leiste ist mit einer Punktreihe gefüllt, Bogen und Buchstabenstamm sind mit einer grünen (oben) und roten (unten) Herzranke mit krönenden Oktopusblättern verbunden. Das Binnenfeld zeigt vor einem goldenen Hintergrund je eine blaue, orange, grüne und blass grünblaue Spiralranke mit großen Oktopusblättern; der linke äußere Rahmen der Initiale ist wiederum der Buchstabenform angepasst. — 60v, Initiale Q zu Ps 51 über 10 Zeilen. Von einem himmelblauen Hintergrund mit weißen, verwaschen wirkenden Mustern hebt sich der kräftig orange vollrunde Buchstabenkörper deutlich ab, dessen golden grundiertes Binnenfeld mit fünf Spiralranken in den schon genannten Grundfarben mit hier besonders breitflächigen Oktopusblättern gefüllt ist. Als Cauda dient ein zweifüßiger Drache mit blassblauem Körper und hellgrünen Flügeln, der sich, von unten rechts herankommend, in den Buchstabenstamm verbeißt. Gemäß der Schrifthierarchie ist der anschließende Text -uid gloriaris rechts neben dem Initialfeld in roten Unzialmajuskeln ausgeführt, die von roten Pollen begleitet werden. — 62r, Initiale D zu Ps 52 über 5 Zeilen. Ein dünner, schwarzer Rahmen umgibt ein kräftig rotes Binnenfeld mit Weißlinienfiligran in Blütenform, auf dem der blassgrüne Buchstabenkörper liegt. Seine wiederum von Rahmen umfangene Oberlänge bildet ein rotgeädertes Oktopusblatt. Das goldene Binnenfeld wird von einer orangen Ranke mit in den Buchstabenstamm verbissenen Hundekopf eingenommen, die zentral in einem breiten blassgrünen Oktopusblatt endet. — 75r, Initiale S zu Ps 68 über 8 Zeilen. Vor einem goldenen, schwarz gerahmten Feld haben sich ein blassblauer Drache mit grünen Flügeln unten und ein grüner Drache mit blauen Flügeln oben in komplexen Spiralen verschlungen und bilden so den Buchstabenkörper. Die das Binnenfeld füllenden Ranken, die wiederum in die charakteristischen lappigen Oktopusblätter der zweiten Hand auslaufen, haben sich mit ihren Hundeköpfen in die Leiber der beiden Fabelwesen verbissen. — 89v, Initiale E zu Ps 80 über 7 Zeilen. Eine goldene Leiste umgibt ein blassblaues Binnenfeld mit dem blassgrünen Buchstabenkörper, dessen Spaltleiste und Binnenfeld ebenfalls golden gefüllt sind. Vier Spiralranken in Orange, Hellblau, Blassgrün und Blau, die sich auch um bzw. durch den aus drei Leisten bestehenden Querbalken des E schlingen, dominieren mit ihren Oktopusblättern das Binnenfeld. — 105v, Initiale C zu Ps 97 über 7 Zeilen. Ein dünner schwarzer Rahmen umgibt einen rotorangen, mit nebeneinandergestellten kleinen weißen Andreaskreuzen gemusterten Hintergrund mit dem blassgrünen Buchstabenkörper, dessen Spaltleiste und Binnenfeld ebenfalls golden gefüllt sind. Das goldene Binnenfeld füllen vier mächtige Oktopusblätter in Blassblau, Blassgrün und Rot, die aus kurzen, s-förmig geschwungenen Ranken hervorwachsen. — 109v, Initiale D zu Ps 101 über 10 Zeilen. Vor einem goldgerahmten himmelblauen Hintergrund mit weißen, verwaschenen Mustern steht wie oben ein kräftig oranger, vollrunder Buchstabenkörper, dessen golden grundiertes Binnenfeld mit vier Spiralranken (hellblau, blassgrün und blau) mit wiederum besonders breitflächigen Oktopusblättern gefüllt ist; eine fünfte, orange Ranke ohne Blatt verbindet zentral die vier Ranken. Als Oberlänge dient ein nach links oben in den Seitensteg hineinwachsendes mächtiges mehrfarbiges Oktopusblatt, das wiederum vom Rahmen umgeben ist. Gemäß der Schrifthierarchie ist der anschließende Text -omine exaudi rechts neben dem Initialfeld in goldenen Unzialmajuskeln ausgeführt, die von roten Pollen begleitet werden. — 123r, Initiale D zu Ps 109 über 5 Zeilen. Vor einem goldgerahmten himmelblauen Hintergrund steht der teilweise den Rahmen überschneidende und mit ihm verschmelzende, ebenfalls goldene Buchstabenkörper, dessen rotes Binnenfeld mit einem großen, blassgrünen, axialsymmetrisch geteilten Oktopusblatt ausgefüllt wird. Ein kleines Blatt bildet die Oberlänge. — 184v Initiale D zum Cursus BMV über 5 Zeilen. Der blaue Rahmen umgibt ein vollständig goldenes Binnenfeld mit dem blassgrünen Buchstabenkörper, als vom Rahmen eingeschlossene Oberlänge dient ein rotes Oktopusblatt. Das Binnenfeld wird von einer roten Ranke mit blassgrünem Oktopusblatt eingenommen, deren Hundekopf sich unten in den Buchstabenstamm verbeißt. In Gestaltung und Farbgebung sind diesem Buchschmuck besonders ähnlich die beiden Rankeninitialen in Cod. Guelf. 51 Gud. lat., 4va und 130va. Der Codex entstand im letzten Viertel des 12. Jh. in der nordschleswigschen Zisterzienserabtei Løgumkloster (Locus Dei). — 3. Alle Nachträge des 15. Jh. sind nach den Usancen des Lüchtenhofs rubriziert und mit roten Lombarden, meist über zwei Zeilen, versehen.
Der ursprüngliche spätromanische Einband ist verloren und wurde im ausgehenden 14. oder frühen 15. Jh. durch einen gotischen Holzdeckelband mit einem Überzug aus braungefärbtem Schafsleder ersetzt. Streicheisenlinien. Einzelstempel Blüte, Vierblatt mit Zwischenblättern: s001822. Granatapfel mit Hüllblättern: s004847. Lilie, Mittelblatt rhombisch, unterer Abschluss lilienförmig: s002231. Rosette, ein Blattkranz, fünfblättrig: s006283. Rosette, ein Blattkranz, sechsblättrig: s008081. Schrift, Ihesus Maria: s008607. Sämtlich der möglicherweise in Kiel angesiedelten Werkstatt mit dem Notnamen Werkstatt "Meister des Hase" ( w000965) zugeschrieben. Drei Doppelbünde, Kapital an Kopf und Schwanz mit ungefärbten Lederstreifen umflochten. Zwei Riemenschließen mit Stiftlager in tief gespaltener Vogelkopfform, Schließenriemen und -haken oben verloren. An Bl. 27,62, 127 und 130 rotgefärbte Registerzungen bzw.-knoten als Blattweiser.
Fragmente, 1. VS Pergament, ein Bl., 21,5 × 13,5 cm, Schriftraum identisch (beschnitten), einspaltig, noch 22 tintenliniierte Zeilen. Textualis, 13. Jh., 2. Hälfte. Rubriziert. Hymnarius. Im einzelnen sind enthalten: Hymnus in festo omnium sanctorum ad laudes: 51 Nr. 130; Hymnus in commune apostolorum ad vesperas et ad laudes: 51 Nr. 108; ›De martyribus‹: 51 Nr. 112 und 51 Nr. 114a Str. 1–3. — 2. Ir–v und HS: Pergament, je ein Bl., 21,5 × 14 cm, jeweils mitgeheftet und um die erste bzw. letzte Lage gehängt, hinten kopfständig eingeklebt. Schriftraum: 17 × 12 cm, einspaltig, 24 Zeilen. Frühe Textualis, 13. Jh., 1. Hälfte. Rubriziert. Lectionarium. Ir–v: Lesung aus I Sm 1,22–28 (Schluss, Beginn der Lesung auf dem HS); es folgen ›Lectio‹: I Sm 2,18–26 und ›Lectio‹: I Sm 10,17–21. HS: Lesung aus I Sm 1,13–22 (Beginn, Schluss der Lesung Ir).
Herkunft: Nach Ausweis des Kalendars und der spezifischen Offizien wurde der Psalter im 2. Viertel des 13. Jh. in der Erzdiözese Bremen geschrieben. Eine genauere Zuordnung ist nicht möglich, da sicher lokalisierte Vergleichsbeispiele aus dieser Region nicht vorhanden sind (die Schriftheimat des oben genannten Psalters Hamburg, SUB, Cod. in scrin. 149, dessen Initialschmuck der vorliegenden Hs. sehr nahe steht, ist unbekannt). — Im 14. oder frühen 15. Jh. dürfte sich der Psalter in Braunschweig vermutlich im Privatbesitz befunden haben; wie er von seinem Entstehungsort dorthin gelangte, ist nicht mehr zu ermitteln. Eigentümer dürften Angehörige der Patrizierfamilien Adenstedt, Döring, Veltmann oder von Vechelde gewesen sein, die in den nachgetragenen nekrologischen Notizen des Kalendars fassbar sind. — Über die Mitglieder dieser Geschlechter dürfte der Codex in der zweiten Hälfte des 15. Jh. in einen der nach den Windesheimer consuetudines reformierten Frauenkonvente des Braunschweiger Landes gelangt sein. Zu nennen sind hier vor allem das Augustiner-Chorfrauenstift Steterburg mit den Konventualinnen Gheseke von Adenstedt (erw. 1424) sowie Mette und Barbara von Vechelde, vgl. Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 19v) in einem Sammeleintrag unter den Sechs vnd zwanzig Psalteria Latina pro Choro vf Pergamen unter den Theologici MSSti in quarto nachgewiesen; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 729 aufgeführt.
, 284 und 187. Dem Augustiner-Chorfrauenstift Heiningen gehörten als Konventualinnen eine weitere Gheseke von Adenstedt (erw. 1404) und die noch um 1516 erwähnte Anna von Vechelde an, vgl. zu ihnen , 256 Nr. 77 und 259 Nr. 147. Für Heiningen als Aufbewahrungsort spricht nicht nur der fehlende Einkunftsvermerk in die Hofbibliothek von 1572, sondern auch die Tatsache, dass der von 1459 bis 1476 als Propst dem Konvent vorstehende Klosterreformer Johannes Busch über gute Beziehungen zum Hildesheimer Fraterhaus Lüchtenhof verfügte, wo der Psalter vermutlich in der zweiten Hälfte des 15. Jh. durch zahlreiche Rasuren und Ergänzungen der neuen Gebrauchssituation angepasst worden ist. — Sofern dies zutrifft, gelangte der Codex am 12.4.1572 mit einem Teil der Heininger Buchbestände in die Wolfenbütteler Hofbibliothek; im 1614 angefertigten Gesamtkatalog von Liborius Otho ist er unter den nur sehr summarisch erfassten Liturgica nicht eindeutig identifizierbar. 1618 aus Wolfenbüttel in die Universitätsbibliothek Helmstedt transferiert; 1644 in deren Handschriftenkatalog (Nr. 659. — , Die Verehrung des hl. Anschar, in: Schriften d. Vereins f. Schleswig-holsteinische Kirchengeschichte, Reihe II/8 (1926), 123–162, hier 126. — 366f. — , 304 mit Abb. 21, 306.
1r–6r Kalendarium. Nichtliturgisches Kalendar der Diözese Bremen ohne Festgrade (vergl. 2, 18–23); aufgrund eines Blattverlustes fehlt der Monat Januar. Angegeben sind Lunarbuchstaben, Goldene Zahl und Tagesbuchstaben sowie in Rot die römische Tageszählung und die Zeitspannen der Nonen, Iden und Kalenden. Über jeder Tagesspalte ist außerdem als Rubrik die traditionelle Monatslänge in Sonnen- und Mondtagen (rot) angegeben; die dies aegyptiaci sind im Kalendar selbst durch ein rotes, durchgestrichenes ›Đ‹ gekennzeichnet. Folgende diözesentypische Feste sind bemerkenswert: 3.2. ›Depositio Anscharii episcopi‹, 4.2. Elevatio Rymberti episcopi et confessoris, 19.3. Johannis heremite, 11.6. ›Rymberti episcopi et confessoris‹, 9.9. Elevatio Anscharii episcopi, 22.9. ›Mauricii et sociorum eius‹, 20.10. ›Feliciani pontificis et martyris‹, 7.11. Willebrordi episcopi et confessoris, 8.11. ›Willehadi episcopi et confessoris‹, 16.12. Valentini et Concordis martyrum. — Zusätzlich von späteren Händen (15. Jh., 1. Drittel) folgende nekrologische Notizen zu Angehörigen diverser Braunschweiger Patriziergeschlechter: 3r zum 28.6.: obiit Hermannus de Vech[elde] senior († 1420, Großer Bürgermeister), vgl. zu ihm , Von Vechelde. Die Geschichte einer Braunschweiger Patrizierfamilie 1332–1864, Braunschweig 1951 (Werkstücke aus Museum, Archiv und Bibliothek der Stadt Braunschweig 13), 20–35; , Art.: Herman von Vechelde (1386–1420), in: Die Braunschweiger Bürgermeister von der Entstehung des Amtes im späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, hrsg. von und , Braunschweig 2013, 39–43. 3v zum 4.7.: Dominica post Odalrici erit dedicacio altaris Eufemie, zum nur in der Braunschweiger Martinikirche seit 1422 nachgewiesenen Euphemiaaltar vgl. 1, 85. 4r zum 16.8.: Anniversarius Ghiseken de Adenstidde (1404 als Konventualin im Augustiner-Chorfrauenstift Heiningen nachgewiesen), vgl. , Das Kloster Heiningen von der Gründung bis zur Aufhebung, Göttingen 1966 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 14; Studien zur Germania Sacra 4), 256 Nr. 77; zum 21.8. Anniversarius uxor [!] Veltmanni. 4v zum 9.9: Memoria Tilonis Doringh (zwei Namensträger im fraglichen Zeitraum, entweder † 1410, Ratsherr des Weichbildes Altstadt, oder † 1431, Ratsmitglied des Weichbildes Altstadt), vgl. , Sozialgeschichte der Familie Doring in Braunschweig zwischen 1275 und 1492, Göttingen 1983 (Beiträge zu Genealogien Braunschweiger Familien 1), 25f. und 106 Nr. V.2 und Nr. V.5.5r zum 13.10.: Memoria Henningh Veltman († nach 1408), vgl. , Institutionalisierte und private Formen der Wohlfahrtspflege im spätmittelalterlichen Braunschweig, in: Braunschweigisches Jahrbuch 70 (1989), 39–60, hier 45; zum 14.10.: Obiit Katerina soror eius. 5v zum 30.11.: Memoria Hinrik Doringh (zwei Namensträger im fraglichen Zeitraum, entweder † 1410 oder † 1412, beide Ratsherren des Weichbildes Altstadt), vgl. Sozialgeschichte (s. oben), 25–27 und 106 Nr. IV.20 bzw. 107 Nr. V.6. Das gesamte Kalendarium wurde im Zuge der Umgestaltung des Psalteriums nach den Usancen der Windesheimer Kongregation im Hildesheimer Fraterhaus Lüchtenhof ausradiert, im Gegensatz zur Litanei unten wurde jedoch kein aktueller Kalender nachgetragen.
6v Tabula paschalis. Die Tabelle mit golden unterlegten Eckfeldern besteht aus 12 Spalten und 28 Zeilen. In der äußersten linken Spalte sind mit goldenen Majuskelbuchstaben B die Schaltjahre (bissextus) gekennzeichnet; die zweite Spalte, in der die Konkurrenten eingetragen sein müssten, ist leer geblieben. In den nächsten sieben Spalten stehen die fortlaufend eingetragenen Lunarbuchstaben (als normale, prae- und postpunktierte Majuskeln) des jeweiligen Osterdatums, die zu den Jahren 1124–1315 gehören und damit nur einen Teil des vollständigen Osterzyklus von 532 Jahren abbilden. Die zweite Spalte für die Konkurrenten ist wiederum leer; in den beiden rechten Spalten sind schließlich in Rot die Sonntagsbuchstaben vermerkt. Vgl. zu derartigen gekürzten Ostertafeln , A re-examination of the date of an eleventh-century psalter from Winchester (British Library, MS Arundel 60), in: Studies in the illustration of the psalter, hrsg. von und , Stamford 2000 (St. Andrews studies in the history of art), 42–54 mit Abb. 1–3. Da die Tabelle im 15. Jh. nicht mehr verwendet werden konnte, wurde sie vollständig ausradiert. – 7r–8v als Vorsatzbl. im 15. Jh. eingebunden, leer.
9r–176v Psalterium feriatum secundum cursum romanum cum ordinario officii hymnisque ad usum congregationis Windeshemensis CanAug.
(9r–164r) Psalterium feriatum canticis litaniaque adiectis. Der Psalmentext war zunächst als Psalterium non feriatum angelegt, dessen Gliederung sowohl der formalen Drei- als auch der liturgischen Achtteilung nach dem Cursus romanus folgte. In der zweiten Hälfte des 15. Jh. wurde im Hildesheimer Fraterhaus Lüchtenhof das Ordinarium officii mit Invitatorien, Antiphonen, Versikeln, Hymnen u.a. nach dem Usus der Windesheimer Kongregation der Augustiner-Chorherren ergänzt und der Text somit in ein Psalterium feriatum nach dem Cursus romanus umgewandelt. Im einzelnen sind enthalten:
(9r–32v) Psalmi in dominicis diebus ad matutinas et ad primam. Enthält Ps 1–20 (Matutin) und 21–25 (Prim) mit Invitatorium ( 1009), ›Ymnus‹ (9r: 51 Nr. 24, Str. 1 unter dem Text mit Notation wiederholt), die Antiphonen und Versikel zu Matutin (19r: 4875 mit 8138, 1328
; 25r: 1687 mit 8178.1, 1328
; 28r: 203911 mit 8061 und 1328) und Laudes (Schaltzettel 28r: 202744, 5177 und 1328) sowie den ›Ymnus‹ (Schaltzettel 28r: 51 Nr. 31) mit Versikel ( 8034).
(32v–46v) Psalmi in feria II ad matutinas. Enthält Ps 26–37 mit Invitatorium ( 1179), ›Ymnus‹ (33r: 51 Nr. 26), die Antiphonen und Versikel zu Matutin ( 2404, 1290, 3300, 4580, 2801, 4643, 1328 mit 8026, 8166 und 800170) und Laudes (46v und Schaltzettel 47r–v: 3773, 3359, 2169, 1918 und 3585), den ›Ymnus‹ ad laudes (47r–v: 51 Nr. 32 mit Doxologie wie im Apparat und mit Versikel 8181.1) und ›Ad Benedictus antiphona‹ ( 1717).
(48r–62r) Psalmi in feria III ad matutinas. Enthält Ps 38–51 mit ›Invitatorium‹ ( 1095), die Antiphonen und Versikel zu Matutin ( 5294, 1328, 4696, 2673, 1278, 3680 und 2168 mit 8091) und Laudes (Schaltzettel 61r: 4845, 4683, 4973, 2079 und 3232, Hymnus und Versikel wie feria II, nur anzitiert) und der Antiphon ›Ad Benedictus‹ ( 2664).
(62r–74v) Psalmi in feria IV ad matutinas. Enthält Ps 52–67 mit ›Invitatorium‹ ( 1087), die Antiphonen und Versikel zu Matutin ( 1549, 4568, 204833, 2089, 1196, 3230 mit 8011 und 1328) und Laudes (Schaltzettel 74r: 1390, 5115, 3557, 2414 und 1836, Hymnus wie feria II, nur anzitiert) und der Antiphon ›Ad Benedictus‹ ( 4684).
(75r–90v) Psalmi in feria V ad matutinas. Enthält Ps 68–79 mit ›Invitatorium‹ ( 1011), die Antiphonen und Versikel zu Matutin ( 2330, 2681, 200140, 2709, 3318, 4394 mit 8079 und 1328) und Laudes (Schaltzettel 90r: 5150, 2373, 3252, 3203 und 1762, Hymnus wie feria II, nur anzitiert) und der Antiphon ›Ad Benedictus‹ (Schaltzettel 90r–v: 3285).
(89v, 91r–105r) Psalmi in feria VI ad matutinas. Enthält Ps 80–96 mit ›Invitatorium‹ ( 1066), die Antiphonen und Versikel zu Matutin ( 2814, 5219, 1733, 3387, 1721, 1764 mit 8104 und 1328) und Laudes (Schaltzettel 104r: 4678, 3309, 3182, 2326 und 3282, Hymnus wie feria II, nur anzitiert) und der Antiphon ›Ad Benedictus‹ ( 4270).
(105v–107r, 109v–123r) Psalmi in feria VII ad matutinas. Enthält Ps 97–108 mit ›Invitatorium‹ ( 1064), die Antiphonen und Versikel zu Matutin ( 4511, 3508, 1825, 1682, 5471, 1874 und 8025 und 1328) und Laudes (Schaltzettel 122r: 1736, 1744, 3749, 2421 und 3218) und der Antiphon ›Ad Benedictus‹ ( 3184).
(107v–109r) Antiphonae ad laudes ad usum dioecesis Hildeshemensis. Auf den ursprünglich leer gebliebenen Bll. zwischen dem Schluss von Ps 100 und dem Beginn von Ps 101 wurden von einer Hand des 15. Jh. geschlossen sämtliche Laudesantiphonen per hebdomadam und andere Stücke nach dem Brevier der Diözese nachgetragen. Dies dürfte vermutlich in dem Zeitraum geschehen sein, als sich der Codex in Braunschweig befand, da das Weichbild Altstadt und die Martinikirche, auf die sich die nekrologischen Nachträge des Kalendars beziehen, in dieser Diözese gelegen waren. Im einzelnen sind enthalten: (107v) ›Laudes dominicis diebus‹: 3327, 1328, 2944, 2177, 1710 sowie ›Benedictus‹: 4796
. (107v) ›Feria secunda laudes‹: 3773, 3359, 2169, 1918, 3585 sowie ›Super benedictus‹: 1717
. (107v–108r) ›Feria tercia laudes‹: 4845, 4683, 4973, 2079, 3232 sowie ›Super benedictus‹: 5473
. (108r) ›Feria IIII‹: 1390, 5115, 3557, 2414, 1836 sowie ›Super benedictus‹: 2664
. (108r) ›Feria quinta laudes‹: 5150, 2373, 3252, 3203, 1762 sowie ›Super benedictus‹: 3285
. (108r) ›Feria sexta‹: 4678, 3309, 3182, 2326, 3282 sowie ›Super benedictus‹: 4270
. (108r) Feria VII ad laudes: 1736, 1744, 3749, 2705, 3218 sowie ›Super benedictus‹: 3184
. (108v) Antiphonen, Responsorien und Versikel zu den kleinen Horen, nachträglich wieder rot ausgestrichen. (109r) ›Ymnus‹ ad nocturnum: 51 Nr. 24, angeschlossen mit ›Item‹: 51 Nr. 31, beide ohne Notation. Dass für diese Nachträge tatsächlich ein Hildesheimer Breviertext bzw. ein Psalterium feriatum als Vorlage diente, zeigen die vielfach mitgeschriebenen und nachträglich wieder ausgestrichenen Psalmverse und Hymnenversikel. Verglichen wurde 5362, AA Ira – HH IIIva.
(123r–127r) ›Dominicis diebus ad vesperas‹. Enthält Ps 109–113 mit den Vesperantiphonen ( 4853, 2865, 3251, 4971 und 3960), die Antiphon ›tempore paschali‹ ( 1329) sowie den ›Ymnus‹ ad vesperas (Schaltzettel 126r–v: 51 Nr. 34) mit Versikel ( 8018).
(127r–v) Psalmi in feria II ad vesperas (pars I). Enthält Ps 114–116 mit den Vesperantiphonen ( 3319, 1944, 3586).
(127v–143r) Psalmi ad horas parvas. Enthält Ps 117 und 118 für die kleinen Horen mit diversen Zusätzen: (Schaltzettel 129r–v) ›Ymnus‹ ad primam ( 51 Nr. 41). (132r–133v, eingefügtes Doppelbl. ) Antiphonen ( 4086 mit Versikel 4086za und 1589), Capitulum (Is 33,2) mit Responsorium und Versikel ( 6276 mit 6276b.1) und die Doxologie mit Versikel ( 8072) zur Prim, anschließend Kyrie, Litanei und Collectae sowie (133v) ›Ad terciam‹ hymnus ( 50 Nr. 18), darunter ist der im Originaltext auf Bl. 132v vor dem eingeschobenen Doppelbl. beginnende Ps 118,33–41 wiederholt, um den direkten Anschluss zur Fortsetzung des Textes auf Bl. 134r zu bieten, ohne zurückschlagen zu müssen. (Schaltzettel 136r–v) ›Dominicis diebus ad terciam‹ mit Antiphon, Responsorium und Versikel ( 1268, 6946 mit 6946a) und die Doxologie mit Versikel ( 8042) sowie ›Ferialibus diebus‹ mit Antiphon, Responsorium und Versikel ( 2137, 7567 mit 7567a) und die Doxologie mit Versikel ( 7932.1). (Schaltzettel 136ar) ›Ymnus ad sextam‹ ( 50 Nr. 19). (Schaltzettel 139r–v) ›Dominicis diebus ad sextam‹ mit Antiphon, Responsorium und Versikel ( 5126, 6889 mit 6889a) und die Doxologie mit Versikel ( 8032) sowie ›Ferialibus diebus‹ mit Antiphon, Responsorium und Versikel ( 3202, 6236 mit 6236a) und die Doxologie mit Versikel ( 8032). (Schaltzettel 139ar) ›Ad nonas ymnus‹ ( 50 Nr. 20), (Schaltzettel 139av) Responsorium und Versikel in ferialibus diebus ad nonas ( 7517, 7517a) und die Doxologie mit Versikel ( 7928). (Schaltzettel 142r–v) ›Dominicis diebus [ad nonam] antiphona‹ mit Antiphon, Responsorium und Versikel ( 5124, 6293 mit 6293a) und die Doxologie mit Versikel ( 7928) sowie ›Ferialibus diebus‹ mit Antiphon, Responsorium und Versikeln ( 1498, 7517 mit 7517a) und die Doxologie mit Versikel ( 7928).
(143r–144v) Psalmi in feria II ad vesperas (pars II). Enthält Ps 119 und 120 mit den Vesperantiphonen ( 1824 und 1536) sowie (144r–v) sowie den Hymnus ( 51 Nr. 35) mit Versikel ( 8018.2) und die Antiphon ›ad Magnificat‹ ( 3667).
(144r, 145r–147r) Psalmi in feria III ad vesperas. Enthält Ps 121–125 mit den zugehörigen Vesperantiphonen ( 3229, 4473, 1279, 1735 und 2839) sowie den Hymnus in feria III ad vesperas (Schaltzettel 146r–v: 51 Nr. 36) mit Versikel ( 8018.2) und die Antiphon ›ad Magnificat‹ ( 3220).
(147r–150v) Psalmi in feria IV ad vesperas. Enthält Ps 126–130 mit den zugehörigen Vesperantiphonen ( 3885, 1587, 1732, 2116, 4990) sowie den Hymnus in feria IV ad vesperas (Schaltzettel 149r–v: 51 Nr. 37) mit Versikel ( 8018.2) und die Antiphon ›ad Magnificat‹ ( 4510).
(148v, 150r–153ar) Psalmi in feria V ad vesperas. Enthält Ps 131–136 mit den zugehörigen Vesperantiphonen ( 2713, 2537, 4139, 4567 und 3151) sowie den Hymnus in feria V ad vesperas (Schaltzettel 153r–v: 51 Nr. 38) mit Versikel ( 8018.2) und die Antiphon ›ad Magnificat‹ ( 2149).
(153ar–158r) Psalmi in feria VI ad vesperas. Enthält Ps 137–142 mit den zugehörigen Vesperantiphonen ( 3215, 2367, 1197, 2328 und 4316), sowie den Hymnus in feria VI ad vesperas (Schaltzettel 157r–v: 51 Nr. 39) mit Versikel ( 8018.2) und die Antiphon ›ad Magnificat‹ ( 5087).
(158r–162v) Psalmi in feria VII ad vesperas. Enthält Ps 143–147 mit den zugehörigen Vesperantiphonen ( 1720, 3204, 3583, 2148 und 1734) sowie den Hymnus in sabbato ad vesperas (Schaltzettel 162r–v: 50 Nr. 7) mit Versikel ( 8240).
(161v, 163r–164r) Psalmi in omnibus diebus ad laudes. Enthält Ps 148–150 ad laudes in omnibus diebus.
(164r–v) ›Canticum Ysaie‹. 21g1.
(164v–165r) ›Canticum Ezechie‹. 21g2.
(165r–166r) ›Canticum Anne‹. 21g3.
(166r–167r) ›Canticum Moysi [I]‹. 21g4.
(167r–168v) ›Canticum Abacuc‹. 21g5.
(168v–171v) ›Canticum Moysi [II]‹. 21g6.
(171v–172v) ›Canticum trium puerorum‹. 21g7.
(172v–173r) ›Canticum Zacharie‹. 21h1.
(173r) ›Canticum Symeonis‹. 21h3.
(173r–174r) Te deum. ›Ymnus angelicus‹. Zum Text vgl. 650.
(174r–v) ›Canticum sancte Marie‹. 21h2.
(174v–176v) Symbolum Athanasianum. ›Fides Athanasii‹. Druck (zuletzt): , 45–47 Nr. 75–76. Literatur: 2295; 167; 38.
(176va–178v) Litania cum rogationibus precibusque minoribus secundum usum congregationis Windeshemensis CanAug. ›Letania‹. Die Namen der angerufenen Heiligen sind zweispaltig angeordnet. Die Litanei und die Gebete entsprechen dem Windesheimer Brevier ( 5240, h VIIrb–VIIIva) mit folgenden Ergänzungen: 177ra Sancte Pancrati (rot unterstrichen); 177rb Sancte Augustine (rot unterstrichen), außerdem ist eingefügt 177va Sancta Cecilia, hingegen fehlt noch Anna, was den Nachtrag auf die Zeit vor 1490 datiert, vgl. dazu auch bei Cod. Guelf. 500 Helmst. — Die an dieser Stelle befindliche originale Litanei wurde bis auf das einleitende Kyrie ausradiert und mit dem Nachtrag überschrieben. Beispiele für Litaneien aus der Erzdiözese Bremen finden sich in den (durchweg sehr seltenen) Druckausgaben des Breviarium Bremense ( 5291 = 140; B 8155 = 2038) oder des Breviarium Hamburgense ( 5352 = 48 und 139, 5353 = 241; ZV 16642 = 2266); benutzt und verglichen werden konnte allein: Cursus de domina secundum ecclesiam Hamburgensem, Rostock 1522, CLVIIIv–CLXIIr (= B 8151 = ). , Bibliographie der Livres d'heures [Horae B.M.V.], Officia, Hortuli animae, Coronae B.M.V., Rosaria und Cursus B.M.V. des XV. und XVI. Jahrhunderts, 2. Aufl., Wien 1925, VI.21
179r–184r Officium defunctorum secundum usum dioecesis Bremensis. (Text setzt ein) … Pietate tua quesumus domine nostrorum solve vincula … — … quam semper optaverunt piis supplicationibus consequantur. Per dominum nostrum. Deo gratias. Amen. Der genaue Beginn ist nicht mehr zu ermitteln, da er sich auf den palimpsestierten und neu beschriebenen Bl. mit der vorausgehenden Litanei befindet. Vom Textbestand des 13. Jh. sind eine umfangreiche Collecta ( 3130, erweitert), der Beginn des Offiziums zur Vesper mit dem ausgeschriebenen Ps 114 und den entsprechenden Invitatorien, Antiphonen, Versikeln und Psalmversen sowie die neun Kurzlesungen der Vigiliae minores mit den Responsorien und Versikeln der für das Erzbistum Bremen typischen Reihe , 125: 14–72–24, 32–57–68, 28–40–38 erhalten; am Schluss stehen die Gesangsteile für die Laudes sowie die Collectae 3056, 2862 und 1437. Sämtliche Gesangsteile sowie die Lesungstexte und Collectae entsprechen fast ausnahmslos dem 1522 gedruckten Officium defunctorum in: Cursus de domina secundum ecclesiam Hamburgensem (s. oben), CLXXv–CLXXIIv und CLXXVIIIr–CLXXXVr (mit Ausnahme der abweichenden Hamburger Responsorienreihe, vgl. , 154: 14–72–32, 24–57–68, 82–40–38). – Im laufenden Text wurden die Responsorien und z. T. auch die Versikel zur vierten, sechsten, siebten und achten Lesung radiert und neu geschrieben, so dass die ergänzte Responsorienreihe den Lectiones breviores des Windesheimer Totenoffiziums entspricht, vgl. , 143: 14–72–24, 68–57–82, 32–58–38. Das originale Laudesoffizium wurde schließlich teilweise radiert und durch die entsprechende Windesheimer Textfassung mit der Collecta 4072 (erheblich erweitert) ersetzt ( 5242, I IIva–b, vergl.). Der auf diese Weise korrigierte Textbestand wurde schließlich mit den völlig neu geschriebenen Lectiones longiores mit Responsorien und Versikeln des Windesheimer Totenoffiziums ergänzt, der Text befindet sich unten, 195r–198v.
184v–193r Cursus BMV. ›Cursus de sancta Maria‹. Domine labia mea aperies et os meum annuntiabit laudem tuam [Ps 50,17]. Deus in adiutorium meum intende dominus ad adiuvandum me festina [Ps 70,2] … — … presenti suffragio tranquilla pace in tua laude letemur (. Per dominum nostrum Ihesum Christum filium tuum. Benedicamus domino. Deo gratias 1870). Der hier gebotene Cursus BMV enthält neben den Psalmen, Antiphonen, Versikeln, Lektionen und Collectae folgende Hymnen: (185r–v) Hymnus ad nocturnum: 50 Nr. 72 Str. 1, 2, 4 und 5 mit Doxologie (Gloria tibi domine…); (187r) Hymnus ad laudes: 2 Nr. 420 Str. 1–35 mit Doxologie (Gloria tibi domine…); (187v) Hymnus ad primam: 51 Nr. 84 Str. 11 mit Doxologie (Gloria tibi domine…); (188r–v) Hymnus ad tertiam: 51 Nr. 50 Str. 3 mit Doxologie (Gloria tibi domine…); (189r) Hymnus ad sextam: 42 Nr. 127 Str. 6a mit Doxologie (Gloria tibi domine…); (189v) Hymnus ad nonam: 52 Nr. 55 Str. 4 mit Doxologie (Gloria tibi domine…); (190r–v) Hymnus ad vesperas: 51 Nr. 123; (192v) Hymnus ad completorium: 27 Nr. 82-II Str. 4–6 und 15. Abgesehen von der modifizierten Abfolge und den hier im Regelfall nur anzitierten Psalmen stimmt das Offizium weitgehend überein mit der 1522 gedruckten Fassung des Cursus BMV in: Cursus de domina secundum ecclesiam Hamburgensem (s. oben), XXXIIv–LVr . Der gesamte Text wurde mit Ausnahme der Deckfarbeninitiale ausradiert und ist z. T. nur noch mit Hilfsmitteln lesbar.
193v–194r Antiphonae maiores. Enthält 10 Antiphonae maiores (O-Antiphonen): 4081, 3988, 4075, 4010, 4050, 4078, 4025, 4083, 4091 und 4028 . Vor den letzten drei Antiphonen ist eine Collecta eingefügt: Oret pro te sancta genetrix atque omnes sancti et electi dei spiritus sanctus sit in corde et in ore … (nurmehr teilweise lesbar). Die Texte wurden im späten 13. oder frühen 14. Jh. nachgetragen und im 15. Jh. ausradiert. – 194v leer.
195r–198v Officium defunctorum secundum usum congregationis Windeshemensis CanAug (partim). ›Antiphone psalmi et versiculi ut in brevioribus vigiliis scilicet 'Ne des honorem'. Lectio I‹. Parce michi domine nichil enim sunt dies mei. Quid est homo quia magnificas eum aut quia ponis erga eum cor tuum [Iob 7,16-17] … — … piis supplicationibus consequantur qui vivis et regnas cum deo patre in unitate spiritus sancti deus per omnia secula seculorum Amen. Domine exaudi. Requiescant in pace Amen (. 1437) Der Text enthält nur die neun Lectiones longiores des Totenoffiziums; die zugehörigen Responsorien entsprechen , 174: 25–44–47, 138–93–83, 40–79–18. Anschließend folgen die Standardkollekten des Totenoffiziums; es fehlen die Antiphonen und Psalmverse sowie die neun lectiones breviores. Der Verweis auf diese in der Rubrik bezieht sich auf das ursprüngliche, teilweise nach den Windesheimer Consuetudines korrigierte Totenoffizium oben, 179r–184r. Zu den Gesangsteilen, zur Parallelüberlieferung und Druckausgaben vgl. Cod. Guelf. 483 Helmst., 86r–97v. Zwischen 1460 und 1490 im Fraterhaus Lüchtenhof nachgetragen.
198v–200r Antiphonae Hymnus Collectaeque ad completorium secundum usum congregationis Windeshemensis CanAug. Die zwischen 1460 und 1490 im Hildesheimer Fraterhaus Lüchtenhof nachgetragene Zusammenstellung enthält in dieser Reihenfolge: ›Capitulum‹ (Ier 14,9) und (198v) den ›Ab octava epiphanie usque ad quadragesimam et ab octava penthecostes usque ad adventum ymnus‹ ( 51 Nr. 44 mit Versikel 8001 zur Komplet), anschließend die Antiphonen ›In festis duplicibus et IX lectionum in primo completorio antiphona ad Nunc dimittis‹ ( 4206), ›In festis duplicibus et IX lectionum in secundo completorio‹ ( 2742) und ›Ferialibus diebus‹ ( 204361, 4502, 1862, 5362, 5411 und 5022). Darauf folgen (199r–v) Kyrie mit Rogationes und ›Collecta‹ ( 936, modifiziert und ergänzt) sowie die marianischen Antiphonen: ›A festo pasche usque ad octavam pentecostes singulis diebus post completorium‹ ( 4597) mit ›Collecta‹ ( 1841, modifiziert und ergänzt), ›In summis et maioribus festivitatibus per totum annum excepto paschali festo‹ ( 1356), ›In festis duplicibus‹ ( 1542), ›Ferialibus diebus et festis IX lectionum‹ ( 204367) und ›In adventu domini‹ ( 1542, nur anzitiert) mit ›Collecta‹ ( 140, modifiziert). Am Schluss steht: ›A festo nativitatis usque ad purificacionem collecta‹ ( 82, modifiziert und ergänzt). Vollständig und mit Notation auch in Cod. Guelf. 483 Helmst., 51v–54r; teilweise auch in Cod. Guelf. 518a Helmst., 20v–22r. – 200v leer.
Abgekürzt zitierte Literatur
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S. Bunselmeyer, Das Stift Steterburg im Mittelalter, Braunschweig 1983 (Beihefte zum Braunschweigischen Jahrbuch 2) | |
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Clavis patrum Graecorum, Bd. 1–6, hrsg. von M. Geerard und J. Noret, Turnhout 1974–2003 (Corpus Christianorum. Series Graeca) | |
Clavis patrum Latinorum, hrsg. von E. Dekkers, Steenbrugge u.a. 31995 (Corpus Christianorum. Series Latina) | |
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- Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt (schassan, 2019-08-20)
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil III.