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Beschreibung von Cod. Guelf. 622 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.)
Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung).
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Literarisch-poetische Sammelhandschrift

Papier — 364 Bl. — 21,5 x 14–15,5 cm — Erfurt, Universität — 1451–1460

Lagen: II+1 (Vorsatz, ungez.). VII (13)! VI (25). VI+1 (38). VI (50). VII (64). V (74). 11 VI (205)! V (215). 2 VI (239). VI–1 (250). 7 VI (330)! VI+4 (344)! I+1 (Vorsatz, ungez.). Bleistiftfoliierung modern: 1344, moderne Vorsätze vorn und hinten einschließlich der mit eingebundenen Spiegelfragmente und ein Teil der bei der Restaurierung ergänzten bzw. angefaserten Bll. ungez. Zählfehler: Nach Bl. 125 und 331 je ein Bl. übersprungen, neu als Bl. 125a bzw. 331b gez. Bei der Restaurierung und Neubindung wurde vor und hinter dem Buchblock jeweils ein Bl. (Ir–v und V*r–v) vorgesetzt.

Spätgotischer Holzdeckelband, mit ungefärbtem Ziegenleder überzogen. Streicheisenlinien. Drei Doppelbünde, überzogene Kapitale. Eine Riemenschließe mit randlich verziertem Fensterlager aus Messing (Form des frühen 16. Jh.?), dazu gleichartige umgreifende rhombische Eckbeschläge aus getriebenem Messing mit Vierblattverzierung und zwei Doppelvoluten als Randbesatz vorn an beiden Deckeln. Bei der umfassende Restaurierung des Codex zwischen April 1988 und Januar 1989 wurden der fast völlig fehlende Rückenüberzug und der Schließenriemen samt Schließenhaken nach dem Vorbild der Schließenöse erneuert, die Beschädigungen des Überzugs ausgebessert und die Kanten des Überzugs neu gerändelt. Die Fragmente des originalen Rückenüberzugs werden in der Einbandreste-Sammlung aufbewahrt.

Fragmente:
  1. VS und HS. Erfurt, Universität (?). 14. Jh. Pergament. 1 Doppelbl. 21 × 16 cm. Der größere Teil des unregelmäßig zertrennten Doppelbl. war zunächst als VS einseitig mit dem Deckel verklebt, kopfständig mitgeheftet und um die erste Lage gehängt. Im Zuge der Restaurierung wurden er abgelöst, aus dem Lagenverbund entfernt und separat neu geheftet. Der kleinere Teil des Doppelbl. diente als Heftfalz für den ebenfalls um die letzte Lage gehängten HS (siehe unten). Schriftraum: 13,5 × 8 cm, einspaltig (soweit erkennbar, beschnitten), 31–36 Zeilen. Kleine, stark abgekürzte Semitextualis von einer Hand. Rubriziert, rote Lombarden, Buchzählung in römischen Zahlen als Seitentitel. IIrIIIv, III*rIV*r Averroes: Commentum magnum in Aristotelis Physica interprete Michaele Scoto. Die beiden Fragmente enthalten, beginnend auf dem kopfständig eingehefteten VS, den Schluss des Kommentars zu liber III sowie den Beginn von liber IV. Der Kommentar ist im Umkreis der Universität Erfurt sehr breit überliefert, vgl. Erfurt, UFB Erfurt/Gotha – UB Erfurt, Dep. Erf. CA 2° 337, 50va–61ra; Dep. Erf. CA 2° 350, 1ra–127vb; Dep. Erf. CA 2° 351, 1ra–138rb; Dep. Erf. CA 2° 352, 1ra–104va (M. Markowski, Repertorium commentariorum medii aevi in Aristotelem Latinorum qui in Bibliotheca Amploniana Erffordiae asservantur, Wrocław u.a. 1987, 47f. Nr. 5–7, 57 Nr. 40, 183 und 186). Druck. GW 2443, hier 69r, 69v, 72r, 74r, vergl. nach der digitalen Ausgabe der Inkunabel bei Digital Averroes Research Environment (DARE), Köln 2011.Literatur. Thorndike/Kibre, 1272.12; H. Kischlat, Studien zur Verbreitung von Übersetzungen arabischer philosophischer Werke in Westeuropa 1150–1400. Das Zeugnis der Bibliotheken, Münster 2000 (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters NF 54), 43f., 53, 63, 223f. Nr. X.2;
  2. Vorderes Vorsatz. Wolfenbüttel. 19. Jh., 2. Viertel. Papier. 3 (5) Bl. 21 × 15,5 cm. Die Notizen befinden sich auf den Rectoseiten von 3 nachträglich an der ersten Lage befestigten Bll., hier als Bl. IV–VI gez. Auf Bl. V und VI ist jeweils ein kleineres Bl. (1,5 x 10,5 bzw. 16,5 x 10,5 cm) aufgeklebt. Kurrentschrift von einer Hand. IVrVIr Notizen zu den Hägergütern und Hägergerichten des Klosters Amelungsborn. Hägergericht des Closters Amelunxborn. Herzogs Heinrich Julius Entscheidung des Streits zwischen dem Amte Wickensen und Closter Amelunxborn das Hägergericht des letzteren betreffend … — … rühret das Hagengericht her. Die auf diesen Blättern von einer unbekannten Hand des 19. Jahrhunderts notierten Daten betreffen die bäuerliche Jurisdiktion des sog. Hägergerichts, das insbesondere für die charakteristischen flämischen Kolonistensiedlungen auf den Besitzungen des Zisterzienserklosters Amelungsborn (Hägerhufendörfer) zuständig war und noch bis zur französischen Besatzung 1807 einberufen wurde. Die Anmerkungen sind meist folgenden Drucken entnommen: Tractatio juris georgici de singularibus quibusdam praediis rusticorum quae sund in terris Brunsvico-Luneburgicis et vicinia vulgo von Sattelfreyen- Meyerdings- Probstings- und Laet-Gütern disputationis loco olim habita praesidio viri consultissimi J. W. Goebelii a R. A. Noltenio, Helmaestadii apud Weygandum 1728, 101112 und 148168; T. Hagemann, Über die Hägergüter, in: Ders., Kleine juristische Aufsätze, Zweyter Theil, Hannover 1794, 14–64; C. J. A. Mittermaier, Grundsätze des gemeinen deutschen Privatrechts mit Einschluss des Handels-, Wechsel- und Seerechts, 2. Abtheilung. Dritte, umgearbeitete und sehr vermehrte Ausgabe, Landshut 1827, 788 § 440. Ob diese Blätter in der vorliegenden Hs., mit der sie weder kodikologisch noch inhaltlich im Zusammenhang stehen, einen konkreten Zweck erfüllten oder darin nur versehentlich zurückgelassen wurden, ist unbekannt. Vgl. zu den Hägergerichten. R. Rustenbach, Über Häger und Hägergerichte in den braunschweigischen Weserlanden, in: Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen 68 (1903), 567–645; A. Reuschel, Hagenhufensiedlungen oder „Hägerhufensiedlungen“ in der Ithbörde? Ein Beitrag zur Ausdifferenzierung eines siedlungsgeographischen Terminus und Phänomens. Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades (Dr. rer. nat.) der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, Bonn 2009, 125–235 (Diss. masch. online). – VIv leer.
  3. HS. 14. Jh., 1. Hälfte. Pergament. 1 Doppelbl. 19,5 × 13 cm. Die beiden Teile eines Doppelbl. sind aufgrund ihrer Verwendung als Spiegel mittig verklebt. Dieses eigentliche Spiegelbl. ist mit einem dunkelblauen Faden mit groben Zickzackstichen am mitgehefteten Falz befestigt, der aus dem gleichen Codex wie der originale VS stammt. Schriftraum: 18 × 9 cm, einspaltig (beschnitten), noch max. 37 liniierte Zeilen erhalten. Zwei Hände, die jeweils getrennt auf beiden Seiten des Doppelbl. gearbeitet haben, Hand 1: Textualis; Hand 2: regelmäßige Semitextualis. Rubriziert, rote Satzmajuskeln. IV*rv Sacramentarium (Proprium de tempore). Dominica prima in adventu domini: CC Corp. orat. 2554, 2551 und 800e. Darunter: Oraciones usuales: CC Corp. orat. 2669 (Schluss), 4596a, 1006 und 2575 (Beginn). Fortgesetzt IV*v unterer Teil mit CC Corp. orat. 753 (Schluss), 3337, 771, 4631, 3122 (transponiert: Indignas … famulas tuas) und 187a (Beginn). Im oberen Teil von IV*v von anderer Hand zahlreiche Perikopen aus den paulinischen Briefen (I Cor, Eph u.a.).
  4. Blattfragment. 15. Jh., Mitte. Papier. 1 Bl. 11 × 15 cm. Der untere Teil eines Bl. ist stark berieben und am oberen und inneren Rand unregelmäßig ausgerissen, was auf eine gewaltsame Abtrennung schließen lässt. Schriftraum: 9 × 12 cm, zweispaltig (Textspalte 7–7,5 cm breit, marginale Kommentarspalte ca. 4 cm breit), noch 5 Zeilen des Haupttextes und max. 28 Zeilen des marginalen Kommentars erhalten. Unregelmäßige, im Kommentar sehr kleine und stark abgekürzte Bastarda von der Hand des Andreas Soteflesch. Rubriziert. VI*rv Alexander de Villa Dei: Doctrinale cum commento. Das Blattfragment enthält die Verse 1299–1303 und 1305–1310 mit reichem marginalem und interlinearem Kommentar. Es stammt vermutlich aus einer Hs. für den Schul- bzw. universitären Gebrauch, deren Format und Mise-en-page ähnlich der Abschrift in Cod. Guelf. 790 Novi gewesen sein dürften. Zu Parallelüberlieferung, weitere Ausgaben und Literatur vgl. bei Cod. Guelf. 625 Helmst., 2r. Druck. Reichling Doctrinale, 84.

    Das Blattfragment, über dessen ursprünglichen Ort im Codex keine Aussage mehr möglich ist, wird heute in einem behelfsmäßigen, 1921 angefertigten braunen Umschlag mit der Aufschrift: Gehört zu Cod. 622 Helmst. (Augenblicklich in Göttingen. 28. XI. 21) lose eingelegt in der Hs. aufbewahrt. Der Schreiber Andreas Soteflesch hatte noch eine weitere Abschrift des "Doctrinale" angefertigt, die in Cod. Guelf. 625 Helmst. aufbewahrt wird.

Herkunft: Der Codex wurde von mehreren Händen, darunter von Andreas Soteflesch aus Gittelde, während seines Artesstudiums in Erfurt – Immatrikulation zum WS 1448/1449 (Matrikel Erfurt 1, 217), Promotion zum baccalaureus artium 1452 (Schwinges/Wriedt, 84 Nr. 114.5) und Promotion zum magister artium 1455 (Kleineidam 1, 441 Nr. 397) – in den Jahren 1451–1457 geschrieben; seine eigenhändigen Nachträge reichen bis 1460. Soteflesch ist in Erfurt noch bis 1459 nachweisbar; er schrieb dort neben dieser Hs. noch Cod. Guelf. 282 Helmst., 556 Helmst. und 625 Helmst. sowie Teile von 666 Helmst. Mindestens ab 1460 war Soteflesch für eine kurze Zeit Schulleiter in Tangermünde, vgl. dazu Herbst Klus, 77–84, bes. 82f.; Meier Lakmann, 170f. (Hs. genannt). Inhaltlich sehr ähnliche, z. T. deckungsgleiche Codices aus dem akademischen Milieu der Universität Erfurt sind Cod. Guelf. 185 Helmst. und Cod. Guelf. 37.34 Aug. 2°. Hingegen ist der zweite namentlich genannte Hauptschreiber, Johannes Höpfel, nicht als Mitglied der Universität nachgewiesen. Er dürfte jedoch aus einer Erfurter Familie stammen; wenigstens immatrikulierte sich zum SS 1487 der Erfurter Christian Hopffel an der Alma mater seiner Heimatstadt (Matrikel Erfurt 1, 417). — Nach seinem Eintritt ins Benediktinerkloster Clus 1462 brachte Soteflesch seine private Büchersammlung, darunter auch die vorliegende Hs., in die Konventsbibliothek. Im Kloster selbst schrieb er, ungeachtet seiner Tätigkeiten als Prior (1465) und Prokurator (1466–1484) noch Teile von Cod. Guelf. 322 Helmst. und 1070 Helmst. Vermutlich 1485 lehnte er die Wahl zum Abt im Kloster Bosau ab und starb in Clus am 22.3.1503. Vgl. zusammenfassend neben der gen. Literatur Goetting 2, 281f. — Am 3.2.1624 wurde der Codex von Clus in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt. 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 31r) als Somnium morale Pharaonis. Disticha Catonis cum Annotationibus. Pyramus Carmen. Historia Alexandri Magni. Liber moralium de regimine Dominorum, qui alio nomine dicitur Secretum Secretorum, editus ab Aristotele ad Alexandrum unter den Miscellanei [MSSti] in quarto nachgewiesen; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 714 unter Zuhilfenahme des Inhaltsverzeichnisses (s. unten) detailliert beschrieben.

Ebert Nr. 14, 26, 79, 163. — Heinemann Nr. 671. — Herbst Klus, 81f. — Goetting 2, 187. — Bernhard Goswin Kempgyn, 16. — Krämer, 287. — Markowski, 288. — Lesser Bücherverbreitung, 352. — P. Bourgain, Entre vers et prose. L'expressivité dans l'écriture latine médiévale. Articles réunis avec la collaboration de C. Giraud, Paris 2015 (Mémoires et documents 100), 188. — Lesser Clus, 204, 220. — B. Roling, Vom geplünderten Frauenkloster zur Genese der Mediävistik: Die Bibliothek der Academia Julia und der Beginn der Mittelalterstudien in Helmstedt, in: Die Bibliothek – The Library – Le Bibliothèque, hrsg. von A. Speer und L. Reuke, Berlin, Boston 2020 (Miscellanea Mediaevalia 41), 793–818, hier 815f.

I

Papier — 326 Bl. — 21,5 × 15,5 cm — Erfurt, Universität — 1457

Wasserzeichen: Turm mit Zinnen und Wulst, ohne Fenster und Beizeichen: WZIS DE2610-PO-100534 (1457), DE6405-PO-100486 (1456). Dreiberg, darüber zweikonturige Stange, darüber zweikonturiges Kreuz: WZIS DE7575-PO-151455, DE8085-PO-151641 (beide 1461), DE3285-PO-151593 (1462), DE8100-PO-151429 (1463), DE3285-PO-151593 (1462), DE2730-PO-151504, DE9045-PO-151507 (beide 1460), DE5580-Clm3876_11, DE5580-Clm3876_15 (beide 1458, ein weiterer Typ nicht nachweisbar). Dreiberg, darüber zweikonturige Stange, darüber Dreiblatt: WZIS DE6405-PO-152336 (1456). Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange, darüber zweikonturiges Kreuz, darüber einkonturiger Stern: WZIS DE4860-Ms540_1, DE4860-Ms540_7 (beide 1460, beide auch in Cod. Guelf. 666 Helmst.). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Blume und weiteres Beizeichen an Stange: WZIS DE6255-PO-66511 (1459, zwei weitere Typen nicht nachweisbar). Lagen: VII (13)! VI (25). VI+1 (38). VI (50). VII (64). V (74). 11 VI (205)! V (215). 2 VI (239). VI–1 (250). 6 VI (318)! Stellenweise (je nach Hand und Textsorte wechselnd) Kustoden bzw. Reklamanten, vereinzelt auch Lagensignaturen. Im Zuge der Restaurierung wurden zerstörte Bll. wieder angefasert und ergänzt, dabei handelt es sich um ein ungez. Bl. nach Bl. 25, ein ungez. Bl. nach Bl. 250 sowie je zwei ungez. Bll. nach Bl. 296 und nach Bl. 318. Schriftraum: 15–17 × 8–11,5 cm, einspaltig, 20–46 Zeilen, Mise-en-page je nach Textsorte und Schreiber erheblich differierend. Insgesamt drei Hände, Hand 1 (Andreas Soteflesch, Haupthand, teils sehr regelmäßige, teils unregelmäßig wirkende Bastarda mit und ohne Schlaufen und jüngere gotische Kursive): 1r–7v, 12v–13v, 39r–73v und 146r–318v sowie Marginalien im größten Teil des Codex; Hand 2 (sehr regelmäßige Bastarda): 14r–38v; Hand 3 (Johannes Höpfel, zweite Haupthand, Bastarda teils mit, teils ohne Schlaufen): 75r–145v. Nur Bl. 14r–38v und einzelne Bl. zwischen 182r–279r rubriziert. Nur vereinzelt Lombarden, wohl meist von den Schreibern eingefügt, z. B. tintenfarbige Lombarden in Umrisszeichnung mit spiraligen Zierelementen in den von Andreas Soteflesch geschriebenen Passagen (1r, 39r) sowie einige rote Lombarden, teils gefüllt, teils in Umrisszeichnung an den Kapitelanfängen zwischen 182r–279r; sonst, Raum für Lombarden ausgespart. 182r Fleuronnéelombarde S über 6 Zeilen in roter Umrisszeichnung, marginale Verzierungen nur angedeutet, die Füllung der Binnenfelder fehlt; 235r Fleuronnéelombarde D über 6 Zeilen in roter Umrisszeichnung, das Binnenfeld ist mit einem schwarzen, radförmig gestalteten Knospenbüschel gefüllt.

Zu den nachträglich vorgesetzten Bll. Ir–VIv vgl. die Fragmente oben; Bl. VIIr (das mit der ersten Lage mitgeheftete orginale Vorsatzbl.) ist leer.

VIIv Tabula. Contenta in hoc volumine. 1. Discursus mathematici de Tempore fragmentum, cui subjungitur Epitome, nisi fallor, chronologiae Eusebianae … — … 18. Everhardi Labyrinthus. M. F. B. Das Inhaltsverzeichnis wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jh. hinzugefügt, einen sicheren terminus post quem liefert die Angabe zu Text Nr. 7: Bernhardus de laudum titulis. Incipit: Rure suburbano etc. Auctor est quantivis pretii, semel tantum proximis annis è Bibliotheca Reineisii, à Christiano Daumio editus, cujus editio infinitis locis ex hoc et alio codice hujus Bibliothecae suppleri potest. Demnach wurde die Inhaltsübersicht kurz nach dem Erscheinen der unten gen. Ausgabe Daums 1660 an der Universität Helmstedt angefertigt, da dem Verf. auch die zweite dort vorhandene Abschrift des "Palpanista" im heutigen Cod. Guelf. 185 Helmst. bekannt war. Bislang konnten die am Schluss vermerkten Initialen M. F. B. nicht aufgelöst werden; die immer wieder zitierte Annahme Heinemanns, Polykarp Leyser habe die Übersicht angefertigt, ist daher irrig. Hinter den einzelnen Titeln wurden von einer Hand des 19. Jh. die Blattangaben gemäß der aktuellen Foliierung ergänzt.

1rv Johannes Danck de Saxonia: Canones super tabulas Alphonsinas (primum capitulum tantum). Tempus est mensura motus ut vult Aristoteles quarto physicorum cum ergo motum scire desideramus necessaria est nobis temporis cognicio … — … unum minutum 60 secunda etc. Der Auszug enthält nur das erste von insgesamt 27 Kapiteln; die im Text ausformulierten Zahlenverhältnisse sind darunter in zwei kurzen Übersichten zusammengefasst. Vollständig in Cod. Guelf. 36.21 Aug. 2°, 323ra–333ra; 45.2 Aug. 2°, 1r–13r; 81.24 Aug. 2°, 56ra–66va; Cod. Guelf. 68.13 Aug. 8°, 37r–50r. Edition: GW 1257, a2rb8v, hier a2r; Les tables Alphonsines avec les canons de Jean de Saxe, éd., trad. et comm. par E. Poulle, Paris 1984 (Sources d'histoire médiévale), 30–104, hier 30–32. Literatur: Zinner, 78–80 Nr. 2086–2161 (ohne Kenntnis dieser Hs.); Thorndike/Kibre, 1560.13 und 1561.1

2r6r Andreas Soteflesch: Excerpta ex libro I divinarum institutionum L. Caelii Firmiani Lactanti deprompta. Magno et excellenti ingenio viri cum sese doctrine penitus dedissent quicquid laboris poterat impendi … — … Ab excidio Troye colliguntur anni 1470 … se de ultima reprobacione ydolorum. Finit primus liber Lactancii. Die ungedruckte und bislang nur hier nachgewiesene Sammlung bietet eine Reihe von kürzeren oder längeren Exzerpten aus dem ersten Buch (De falsa religione) der "Divinae Institutiones" von Laktanz, die nach den von den heutigen Ausgabe z. T. abweichenden Kapiteln gegliedert sind. Ob Andreas Soteflesch die Kollektion zu Unterrichtszwecken oder für eigene Studien anlegte, ist unbekannt. Edition des vollständigen Textes: CSEL 19, 1–672, hier bis 94. – 6v leer.

7rv Hieronymus de Vallibus: Jesuida sive Carmen de passione domini. Maxime celicolum supera qui celsus in aula | Eterno imperio superes fortique tridenti [!] … — … Scribarum rabidumque animo instigare furorem | Principibus varios vulgi miscere tumultus … (Text bricht ab). Aus welchem Grund Andreas Soteflesch die nachträglich hinzugefügte Abschrift trotz hinreichenden Raumes nicht fertigstellte, ist unbekannt. Druck: GW M49384–M49403 (vergl. GW M49384, 1r3r. Literatur: Walther I 10806 (Hs. genannt); Bertalot IHL I 3251; CALMA 6, 150f. Nr. 5. – 8r12r leer.

12v13v Andreas Soteflesch: Excerpta ex libris I–XV historiae destructionis Troiae Guidonis de Columnis deprompta. Primus de rege Peleo inducente maliciose Iasonem ut se conferat ad aureum vellum in insula Colchis detentum … — … liber XV. Hector ordinavit acies … octavam duxit Paris nonam duxit Hector. Die ungedruckte und bislang nur hier nachgewiesene Sammlung bietet teils knappe, teils umfangreichere Zusammenfassungen des Inhalts der ersten 15 Bücher der "Historiae destructionis Troiae" von Guido de Colonna. Ob Andreas Soteflesch die Zusammenstellung zu Unterrichtszwecken oder für eigene Studien anlegte, ist unbekannt. Eine längere Epitome des Werkes mit ähnlichem Incipit in der Hs. Berlin, SBBPK, lat. fol. 218, 1r–91v (Berlin 13,2,1, 407 Nr. 524). Edition: Guido de Columnis: Historia destructionis Troiae, ed. by N. E. Griffin, Cambridge, Mass. 1936 (Publications of the Medieval Academy of America 26), 3–276, hier bis 130. Literatur: CALMA 4, 528–530; L. Faivre d'Arcier, Histoire et géographie d'un mythe. La circulation des manuscrits du De exidio Troiae de Darès le Phrygien (VIIIe–XVe siècles), Paris 2006 (Mémoires et documents de l'École des Chartes 82), 118 (Hs. genannt).

14r38v Johannes Lemovicensis: Morale somnium Pharaonis. Incipit sompnium morale pharonis [!] ad dominum Theobaldum regem Navarre etc. Epistola prima ad regem. Victoriosissimo principi potestates aereas debellanti domino Theobaldo regi Navarre … Johannes vocatus Lemovicensis bonum certamen certare cursum feliciter consummare. Rex virtutum congressurus ad prelium adversus principes tenebrarum … — … ubi regnavit tristicia imperavit infamia solempnius celebrentur gaudium et leticia graciarum actio et vox laudis. Deo gracias. Finite sunt hec viginti epistole de morali sompno pharonis [!]. Die Textgliederung entspricht den Ausgaben. Auch in Cod. Guelf. 1102 Helmst., 54r–67v; ein Fragment in Cod. Guelf. 404.1 Novi (11). Edition: Codex pseudepigraphus Veteris Testamenti, collectus, castigatus, testimoniisque, censuris et animadversionibus illustratus a J. A. Fabricio, Vol. I, Hamburgi 1722, 441–496 Nr. CXXXIV (Ep. 1–17, Ep. 18 [Beginn]); J. A. Fabricii… Bibliotheca Latina Mediae et Infimae Aetatis. Volumen IV: Liber IX. X. et XI. Accedunt supplementum somnii moralis Pharaonis et Joannis Sarisberiensis carmen de membris conspirantibus, Hamburgi 1735, 260–273 (Ep. 18 [Schluss], Ep. 19 und 20); Johannis Lemovicensis Abbatis de Zirc (1208–1218) Opera omnia, auctore C. Horváth, Bd. 1, Veszprém 1932 (Zirci Könyvek 2), 69–126. Literatur: Glorieux Répertoire 2, 253 Nr. 361d; Bloomfield 5202 und 6417; Stegmüller RB 4766; N. Michel, Diffusion et réception du Somnium morale pharaonis de Jean de Limoges. Pour une meilleure connaissance des pratiques dictaminales, in: Archivum latinitatis Medii Aevi 74 (2016), 127–174 (ohne Kenntnis dieser Hs.); N. Michel, Entre milieu universitaire et espace monastique: La vie et l'oeuvre de Jean de Limoges, nouveaux regards, in: Revue d'histoire ecclésiastique 112 (2017), 707–734, bes. ab 725.

39r64r Robertus de Euremodio: Disticha Catonis cum commento.
(39r) Epistula dedicatoria. Generose indolis adolescentulo Petro de Saluciis etc. Robertus de Ouromedio monachus Clarevallis se ipsum ad omne officium caritatis. Tua supplicavit postulacio … — … succedente tempore et ingenio dilatato alciora huius artis in postremum suscipiat documenta.
(39r64r) Textus. Si deus est animus ut nobis carmina dicunt … Naturalis racio legalis institucio et communis concepcio animorum hoc habet decernit et precepit quod unus creditur deus omnipotens … — … sed pocius beneficiis non ingratus ad exhibita donaria discrecionis exhibeamus affectus columbinarum. Amen. Et sic est finis huius operis. Die Abfolge der Distichen und der zugehörigen Kommentare weicht z. T. erheblich vom vergl. Druck ab. 45v–46r in marg. bzw. auf Kopf- und Fußsteg dt. Übersetzungen der letzten 6 Distichen des ersten Buchs von der Hand A. Sotefleschs hinzugefügt. Die Vorlage der Abschrift war vermutlich der Erfurter Codex Erfurt, UFB Erfurt/Gotha – UB Erfurt, Dep. Erf. CA 2° 50, 100r–112v (Erfurt, 42, vgl. auch unten). Zu Parallelüberlieferung, Ausgaben und Literatur vgl. bei Cod. Guelf. 616 Helmst., 139r–164r. – 64v leer.

65r73v Disticha Catonis cum commento. Si deus est animus ut nobis carmina dicunt … Ductus racionis oraculo astrorum et orbicularum principem attencius reverere [!] … — … pena prorsus superascendet demeritum et tormentum erit recti limitis excessum. Amen. Et sic est finis huius operis. Mit identischem Umfang, Initium und Explicit als Kommentar zu den originalen "Disticha Catonis" bislang nur noch im Codex Erfurt, UFB Erfurt/Gotha – UB Erfurt, Dep. Erf. CA 2° 50, 113r–119r (s. oben) nachgewiesen; vermutlich handelt es sich dabei um die Vorlage dieser Abschrift. Ansonsten ist dieser Kommentar mehreren Abschriften des "Cato novus" beigegeben, vgl. bei Cod. Guelf. 616 Helmst., 188v–199v. – 74rv leer.

75r–94r Bernardus Geystensis: Palpanista sive De vita privata et aulica. [R]ure suburbano sub vere sub ere sano | Si volo sub divo vel si volo sub lare privo … — … Simpliciter quia simplicibus mea carmina scripsi | Iure meo liber ignoscere debet eclipsi. Et sic finitur Palpaniste Bernhardi etc. Der zweite Vers zunächst ausgelassen, in marg. von Andreas Soteflesch ergänzt, von ihm auch im laufenden Text zahlreiche Korrekturen. Auch in Cod. Guelf. 185 Helmst., 72ra–80ra. Ausgaben: GW 4079; Palponista. Dyalogus metricus magistri Bernhardi palponiste de variis mundi statibus optime tractans, Colonia 1504 (VD16 B 1977), A IIrD VIr; Palponista Bernardi Geystensis, sive De vita privata & aulica libri duo … nunc primum edidit C. Daumius… Cygneae 1660 (VD17 23:277099S), 338 (Text); Der Palpanista Bernhards von der Geist. Edition, Kommentar und Übersetzung, vorgelegt von A. P. Wolf, Dissertation, Universität zu Köln, 2019, 92–187 (Text mit dieser Hs., 68f. genannt, Sigle W2). Literatur: J. Richter, Prolegomena zu einer Ausgabe des Palpanista Bernhards von der Geist, Melle i. Hannover 1905, 24f. (Hs. genannt, Sigle L); Walther I 16942 (Hs. genannt); 2VL 2, 762–766 Nr. II.2; CALMA 2, 322 Nr. 2.

94r145r Nicolaus de Bibera: Carmen satyricum occulti Erfordensis. [C]arminis auditor lector ve quod edere nitor | Unius ob merita persone quam bona vita … — … Cantentur trene finis datur ergo camene | Sint aliegene gentes data colla cathene. Hec modo sufficiant tibi ne fastidia fiant. Et sic est finis huius libri nomine occultus quem per me Iohannem [!] Höphfel in profesto trium regum in Erfordia finivi (Colophons 10086). Zahlreiche Korrekturen von Schreiberhand. In marg. finden sich insgesamt 107 Glossen, meist von Andreas Soteflesch hinzugefügt, die allerdings entgegen der sonstigen Glossierung keinen juristischen Schwerpunkt aufweisen (vgl. die kritische Ausgabe unten). 94r am Textbeginn ein Editionsvermerk von der Hand des Wolfenbütteler Bibliothekars O. von Heinemann: Editus ab Hoeflero in Sitzungsberichte d. K. K. Akad. d. Wissensch. XXXVII. 163–262. Auch in Cod. Guelf. 37.34 Aug. 2°, 118r–147v (mit Accessus). Edition: K. A. C. Höfler, Carmen historicum occulti autoris saec. XIII., aufgefunden in einer Handschrift der Prager Universitäts-Bibliothek, in: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien. Philosophisch-historische Klasse 37 (1861), 183–262, Text ab 191; Nicolai de Bibera Occulti Erfordensis Carmen satiricum. Eine Quelle des XIII. Jahrhunderts, neu hrsg. von T. Fischer, in: Erfurter Denkmäler Nr. II, Halle/S. 1870 (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 1), 37–139 (mit dieser Hs., 27f. genannt und beschrieben, Sigle G1); C. Mundhenk, Der 'Occultus Erfordensis' des Nicolaus von Bibra. Kritische Edition mit Einführung, Kommentar und deutscher Übersetzung, Weimar 1997 (Schriften des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt 3), 109–308 (hier ab 114, mit dieser Hs., 97 genannt und beschrieben, Sigle G1, Marginalien ebenfalls abgedruckt). Literatur: K. A. C. Höfler, Neue Beiträge zu dem Carmen occulti auctoris, in: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien. Philosophisch-historische Klasse 58 (1868), 5–34 (5 Hs. genannt); Potthast Wegweiser, 851 (Hs. genannt); Rep. font. 8, 190f.; Walther I 2493 (Hs. genannt); 2VL 6, 1041–1046 uind 11, 1052; R. Hahn, Die mittelalterliche Literatur Thüringens. Ein Lexikon, Heidelberg 2018, 223–226.

144v145r Andreas Soteflesch: Versus de morbo suo. Corde non vano de Cosma vel Damiano | Debes curare qui si fortasse iuvare … — … Nocte dieque pari non desistam famulari | Vobis in Clusa et in hoc sistat mea musa. 16 binnengereimte leoninische Hexameter, worin der Verf. die von den heiligen Ärzten Cosmas und Damianus (zugleich zeitweilig Konpatrone des Klosters Clus) bewirkte wundersame Heilung von einer schweren Erkrankung im Jahre 1460 schildert, vgl. auch seinen Brief unten, 285v. Nur die letzten sieben der bislang nur hier nachgewiesenen Verse gedruckt bei Herbst Klus, 82. – 145v leer.

146r156v Philo. Incipit Filo. [G]recia summorum fecunda parens studiorum | Clara viris doctis argento dives et auro … — … Quam mulier cernens et se miratur et illam | Artificis manum doctam commendat et artem. Explicit Filo. Edition: Leyser, 20812085 Nr. XV (nur vv. 1–113 nach dieser Hs.); Carmen maximam partem ineditum ex cod. ms. chartaceo … Dicat Societas Latina Altorfina (edidit G. Veesenmeyer, Ang. im Kolophon), Altorfii 1788 (VD18 10654445), 4–16; A. Hilka, Die Wanderung der Erzählung von der Inclusa aus dem Volksbuch der Sieben weisen Meister, in: Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde 19 (1917), 29–72, Text 30–41 (allein nach dieser Hs., 25f. genannt); T. Klein, Vom Exempel zur Novelle. Der mittellateinische 'Filo' in der Stofftradition (mit Editio critica und Kommentar), in: Zurück zum Gegenstand. Festschrift für Andreas Furtwängler, hrsg. von R. Einicke u.a., Bd. 2, Langenweißbach 2009, 577–607, Text 587–605 (mit dieser Hs., 582f. Nr. 3 beschrieben, 586 genannt, Sigle W, Abb. auf 606 mit Taf. 1). Literatur: Walther I 7269 (Hs. genannt); 2VL 7, 614–616 (615 Hs. genannt); E. Schröder, Zum mittellateinischen 'Philo', in: ZfdA 59 (1922), 329–336 (pass. Hs. genannt).

156v167v Peregrinus. Incipit Peregrinus. [O]lim qui peregre fortasse voles proficisci | Tucius ut vadas hec mea scripta legas … — … Ergo equus ad stabulum redeat pontoque relicto | Inporta teneat anchora iacta ratem. Auch in Cod. Guelf. 185 Helmst., 213ra–215va. Edition: Leyser, 20992120 Nr. XXVI (nach beiden Codices Helmstadienses); E. Habel, Der Peregrinus, in: ZfdA 74 (1937), 97–115, Text 103–114 (mit dieser Hs., 98 genannt, Sigle W2). Literatur: Walther I 13176 (Hs. genannt); 2VL 7, 401f. (402 Hs. genannt).

168r175r Tidericus: Carmen de Pyramo et Thisbe. [C]armina fingo licet iam nullus carmina curet | Heu quia carminibus prevalet usus opum … — … Sunt etiam Tijsbe [!] moti per vota parentes | Quodque rogo superest condidit urna capax. Edition: Leyser, 20862088 Nr. XVII (nur Praefatio, nach dieser Hs.); G. Hart, Die Pyramus- und Thisbe-Sage in Holland, England Italien und Spanien. Zweiter Teil: Ursprung und Verbreitung der Pyramus- und Thisbe-Sage. Nebst zwei lateinischen Texten aus dem 13. Jahrhundert nach einer Handschrift der Herzogl. Braunschw. Bibliothek zu Wolfenbüttel, Passau 1891, 49–56 Nr. I (nach dieser Hs.); E. Faral, Recherches sur les sources latines des contes et roman courtois du Moyen Âge. Nouveau tirage augmenté de "La littérature latine du moyen âge" (Paris 1913), Paris 1957, ND Genève, Paris 1983, 41–50 Nr. I (nach dieser Hs., 37f. genannt); P. Lehmann, Pseudo-Antike Literatur des Mittelalters, Leipzig, Berlin 1927 (Studien der Bibliothek Warburg 13), 35–46 Nr. IIa (mit dieser Hs., 35f. genannt, Sigle H); H. P. Uebach, Zwei mittellateinische Pyramus- und Thisbe-Dichtungen. Untersuchungen und kritische Ausgabe, Bern u. a. 1975 (Lateinische Sprache und Literatur des Mittelalters 3), 77–98 (Text, mit dieser Hs., 55f. beschrieben, Sigle H). Literatur: Walther I 2449 (Hs. genannt), 11564; 2VL 9, 922f. (923 Hs. genannt); K. Bartsch, Albrecht von Halberstadt und Ovid im Mittelalter, Quedlinburg, Leipzig 1861 (Bibliothek der gesammten deutschen National-Literatur von der ältesten bis auf die neuere Zeit 38), LX (Hs. genannt); G. Hart, Ursprung und Verbreitung der Pyramus- und Thisbe-Sage, Passau 1889, 8–19 (8 Hs. genannt); F. Schmitt-von Mühlenfels, Pyramus und Thisbe. Rezeptionstypen eines Ovidischen Stoffes in Literatur, Kunst und Musik, Heidelberg 1972 (Studien zum Fortwirken der Antike 6), 66–68 (Hs. genannt); K. Pratt, The dynamics of the european short narrative in its manuscripts context: The case of Pyramus and Thisbe, in: The dynamics of the medieval manuscript. Text collections fram an european perspective, hrsg von ders. u.a., Göttingen 2017, 257–285 (260f. und 282 Hs. genannt).

175r180v Carmen de Pyramo et Thisbe. [Q]uerat nemo decus ibi qua vult pingere cecus | Cuius pictura decoris nichil est habitura … — … Sic nos stultorum mores actusque ligamus | Ne sectemur eos sed ut evitare sciamus. Pyramus explicit. Deo gracias. Der Text ist an zahlreichen Stellen, jedoch nicht durchgehend, marginal glossiert. Edition: Leyser, 2088f. Nr. XIX (nur Praefatio, nach dieser Hs.); Hart Die Pyramus- und Thisbe-Sage in Holland (s. oben), 56–61 Nr. II (nach dieser Hs.); Faral Recherches sur les sources latines (s. oben), 51–56 Nr. II (nach dieser Hs., 37f. genannt); Lehmann Pseudo-Antike Literatur (s. oben), 46–51 Nr. IIb (mit dieser Hs., 35f. genannt, Sigle H). Literatur (vgl. jeweils oben): Walther I 15069, 14950. – 181r leer.

181v Auf dem Kopfsteg allein der von Andreas Soteflesch hinzugefügte Merkvers über die Holzarten des Kreuzes Christi: Ligna crucis palma cedrus cypressus oliva. Walther I 8887 (modifiziert).

182r234v Historia de proeliis Alexandri Magni. Sapientissimi namque egipcii scientes mensuram terre atque undis maris dominantes celi ordines cognoscentes id est stellarum cursum computantes tradiderunt ea universo mundo … — … defunctus vero est secunda die astante mense Marcii fabricavit autem civitates viginti duas que hactenus inhabitantur. Et sic est finis magne Alexandri historie. Auf dem Kopfsteg über dem Textbeginn die Invokation: Veni sancte spiritus. Die insgesamt fehlerhafte und z. T. willkürlich kürzende Abschrift gehört zur interpolierten Rezension J2 (sog. Orosius-Rezension); die abschließende Liste der Stadtgründungen fehlt. Im handschriftlichen Teil des Mischbandes 511.2 Theol. 2°, 1ra–4va, ist die am Schluss fehlende Lage (Bl. f1ra–f5vb) des Exemplars der Ausgabe GW 877 handschriftlich gemäß der Rezension J2 ergänzt. Edition: Der altfranzösische Prosa-Alexanderroman nach der Berliner Bilderhandschrift nebst dem lat. Original der Historia de preliis (Rezension J2), hrsg. von A. Hilka (Festschrift für Carl Appel zum 17. Mai 1917), Halle/S. 1920, 7–260 (mit dieser Hs., XXV Nr. 10 genannt, Sigle W); Die Historia de preliis Alexandri Magni (Der lateinische Alexanderroman des Mittelalters). Synoptische Edition der Rezensionen des Leo Archipresbyter und der interpolierten Fassungen J1, J2, J3 (Buch I und II), hrsg. von H.-J. Bergmeister, Meisenheim am Glan 1975 (Beiträge zur klassischen Philologie 65), 5b–209b (teilw., ohne Kenntnis dieser Hs.); Historia Alexandri Magni (Historia de Preliis): Rezension J2 (Orosius-Rezension), hrsg. von A. Hilka. Erster Teil, zum Druck besorgt durch H.-J. Bergmeister, Meisenheim am Glan 1976 (Beiträge zur klassischen Philologie 79), 2–216 (mit dieser Hs., 17* Nr. 39 genannt, Sigle Wo); Historia Alexandri Magni (Historia de Preliis): Rezension J2 (Orosius-Rezension), hrsg. von A. Hilka. Zweiter Teil, zum Druck besorgt durch R. Grossmann, Meisenheim am Glan 1977 (Beiträge zur klassischen Philologie 89), 2–200 (mit dieser Hs., XVII Nr. 39 genannt, Sigle Wo). Literatur: F. Pfister, Die Historia de preliis und das Alexanderepos des Quilichinus, in: Münchener Museum für Philologie des Mittelalters und der Renaissance 1 (1912), 249–301, hier 251 (ohne Kenntnis dieser Hs.); A. Hilka, F. P. Magoun, A list of manuscripts containing texts of the Historia de preliis Alexandri Magni, recensions I1, I2, I3, in: Speculum 9 (1934), 84–86 (85 Hs. genannt, Sigle Wo); I. Kühnhold, Seifrits Alexander. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades, genehmigt von der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, Dresden 1939, 17–20 (18 Hs. genannt); H. H. Ronge, Konung Alexander. Filologiska studier i en fornsvensk text, Institutionen för Nordiska Språk vid Uppsala Universitet 1957 (Skrifter utgivna av Institutionen för nordiska språk vid Uppsala universitet 3), 28–34 (33 Hs. genannt, Sigle Wo); E. R. Smits, Die Historia de preliis Alexandri Magni, Rezension I2 im Mittelalter. Rezeptionsgeschichtliche Probleme, in: Alexander the Great in the Middle Ages. Ten studies on the last days of Alexander in literary and historical writing, hrsg. von W. J. Aerts, Jos. M. M. Hermans und E. Visser, Nijmegen 1978 (Mediaevalia Groningana 1), 86–107; Rep. font. 7, 179f.; CSLI, 165–168; Te.Tra. 2, 421–432.

235r279r Ps.-Aristoteles: Secretum Secretorum interprete Philippo Tripolitano (cum supplemento). Liber moralium de regimine dominorum qui alio nomine dicitur secretum secretorum. Editus ab Aristotele ad Alexandrum regem.
(235r236r) Prologus I (Epistula dedicatoria). Domino suo excellentissimo et in cultu cristiane religionis strenuissimo Gwidoni Vere de Valencia Philippus suorum minimus clericorum seipsum et fidele devocionis obsequium. Quantum luna ceteris stellis est lucideor [!] et solis radius luciditate lune fulgencior … — … et post longissima temporis spacia concedat vobis ad eterne beatitudinis gaudia feliciter pervenire. Thorndike/Kibre, 465.13.
(236r237r) De prologo cuiusdam doctoris in recommendacione Arestotulis [!]. Deus omnipotens custodiat regem nostrum ad gloriam credencium et confirmet regnum suum ad tuendam legem divinam … — … Alexander igitur recepta epistola adimplevit suum consilium dilienter [!] et erant Perses magis obedientes quam omnes alie naciones. Thorndike/Kibre, 410.1.
(237r) Tercius prologus. Johannes qui transtulit librum istum filius Patricii lingwarum imperator [!] peritissimus et fidelissimus … — … in quo libro respondit ad regis Alexandri peticionem sub hac forma.
(237r277r) Incipit epistola ad Alexandrum. Primus liber. O fili gloriosissime iustissime imperator confirmet te deus in via cognoscendi in semita veritatis et virtutis et reprimat appetitus bestiales … — … et cum tibi dant diversa signa et adversa declina semper ad probabiliorem partem et meliorem. Auch in Cod. Guelf. 784 Helmst., 145r–164v (ebenfalls translatio Philippi Tripolitani, mit anonymer Dedikationsepistel). Fragmente in Cod. Guelf. 433 Helmst., 178v–179r, 204v–205r und 207r–209r (stark bearbeitet, nicht sicher zuzuordnen); Cod. Guelf. 488 Helmst., 159vb; 1105 Helmst., 395r–396r; 17.11 Aug. 4°, 63r–64r (alle translatio Johannis Hispalensis). Drucke (zuletzt): Secretum secretorum cum glossis et notulis. Tractatus brevis et utilis ad declarandum quedam obscure dicta Fratris Rogeri nunc primum edidit R. Steele, Oxford 1920 (Opera hactenus inedita Rogeri Baconi 5), 25–172, hier 25–27 und 36–172; S. J. Williams , The secret of secrets. The scholarly career of a pseudo-Aristotelian text in the Latin Middle Ages, Ann Arbor, Mich. 2003, 359–365, hier 360 (413 Hs. genannt und beschrieben).
(277r279r) De septem planetis celorum. Completus est tractatus de signis et moribus naturalibus hominum ad regem magnificum Allexandrum qui dominatus fuit toti orbi dictus monarcha in septentrione nunc aliqua dicenda de naturis et significacionibus astrorum et presertim planetarum. Saturnus est qui superior omnibus planetis manet in unoquoque signo per duobus annis … — … aquarii est in hiis que capricorni pars eius occidens. Piscis in hiis que sagittarii pars eius aquilo et hec sufficiant. Et sic est finis. Der Einleitungssatz findet sich sonst vielfach als Explicit oder Schluss des Haupttextes, vgl. z. B. München, BSB, Clm 27469, 2r–44v (München BSB 4,5, 267). Druck (in dieser Reihenfolge, mit Abweichungen): Das Brief- und Memorialbuch des Albert Behaim, hrsg. von T. Frenz und P. Herde, München 2000 (MGH Briefe des späteren Mittelalters 1), 340f. Nr. 74, 342–344 Nr. 76 und 356–358 Nr. 83 (ohne Schlussabschnitt); S. J. Williams, Reflections on the pseudo-aristotelian Secretum secretorum as an astrological text, in: Il sole e la luna. The sun and the moon, Firenze 2004 (Micrologus 12), 407–434, Text 426–434, hier bis 432. Die Fassung enthält alle drei Prologe, den Haupttext (die Kapitelteilung enspricht nur teilweise den Ausgaben) und dem vermutlich nicht authentischen astronomischen Zusatz über die Planeten. Literatur: R. Förster, Handschriften und Ausgaben des pseudo-aristotelischen Secretum secretorum, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 6 (1889), 1–22, hier 5 Nr. 35 (Hs. genannt); Steinschneider 2, 6 Nr. 141; D. W. Singer, Catalogue of Latin and vernacular alchemical manuscripts in Great Britain and Ireland dating from before the XVI century, Bd. 1, Brussels 1928, 25–31 Nr. 29; Thorndike/Kibre, 970.6 und 1384.13; M. Ullmann, Die Natur- und Geheimwissenschaften im Islam, Leiden u.a. 1972 (Handbuch der Orientalistik Abt. 1: Der Nahe und der Mittlere Osten, Erg.-Bd. 6/2), 110f., 220 u.ö.; F. Wurms, Studien zu den deutschen und lateinischen Prosafassungen des pseudo-aristotelischen "Secretum secretorum". Dissertation zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie der Universität Hamburg, Hamburg 1970, 44 Nr. 57 (35, diese Hs.); Schmitt/Knox, 54–75 Nr. 81 (74 Hs. genannt); Markowski, 145f. cap. V Nr. XVII.7; S. J. Williams, The Secret of secrets. The scholarly career of a pseudo-aristotelian text in the latin Middle Ages, Ann Arbor 2003.

279v285r Godefridus Lange: Historia excidii et ruina Constantinopolitanae urbis. Ad clarissimum virum . Cupis a me vir insignis et ut verius multorum iudicio dicam doctissime ruinam Constantinopolitane urbis que ab aliis longiuscule descripta est brevi sermone lucidaque oracione perstrinxi … — … qui solus scit et potest quem oremus fidencius supplicesque precemur ut incitatus ad vindictam christiani nominis iniurias ulciscatur. Druck: Annalium de gestis Caroli Magni imperatoris libri V. Opus auctoris quidem incerti, sed Saxonis & Historici & Poetae antiquissimi … accessis Godefridi Langi De capta a Turcis Constantinopoli narratio & ipsa iam primum in lucem emissa. Studio & opera R. Reineccii…, Helmaestadii 1594 (VD16 L 286), 85r91v; De Capta a Mehemethe II Constantinopoli, Leonardi Chiensis et Godefridi Langi narrationes, sibi invicem collatae … recensebat et notis illustrabat J.-B. L'Écuy, Paris 1823, 17–71 (ohne Widmung, jeweils im Paralleldruck auf den ungeraden Seiten). Literatur: Rep. font. 7, 134; 2VL 5, 580–582, hier 581f. Nr. II.2 (Hs. genannt); M. Thumser, Türkenfrage und öffentliche Meinung. Zeitgenössische Zeugnisse nach dem Fall von Konstantinopel (1453), in: Europa und die osmanische Expansion im ausgehenden Mittelalter, hrsg. von F.-R. Erkens, Berlin 1997 (Zeitschrift für Historische Forschung, Beiheft 20), 59–78, hier 62–64; Gramsch, 1028–1031 Nr. 348; CALMA 4, 111 Nr. 1 (Hs. genannt).

285v Andreas Soteflesch: Epistula ad fratrem Henricum de morbo suo. Illum qui occidit et vivere facit Ihesum pro salute. Honorabilis domine Hinrice intima sepe traho cordis suspiria sepius et sepius ingemisco … — … salutem intimare meum reverendis … patri in Clusa et fratri domino Hinrico Wideshusen et aliis. Bislang nur hier nachgewiesen; der Adressat kann nicht näher identifiziert werden. Einen weiteren Brief des Verf. mit analogem Initium vgl. in Cod. Guelf. 666 Helmst., 55v–56r. Edition nach dieser Hs.: Herbst Klus, 82.

285v286v Andreas Soteflesch: Notae diversae. Auf dem Kopfsteg von Bl. 285v finden sich mehrere Ausgabennotizen von der Hand A. Sotefleschs, z. B.: Item magistro Arnoldo de Brakel 1 flor. … Item Wilhelmo Pincerne 2 flor. 4 sexagenas. Item domino Hildebrando 2 sexagenas. Auf dem Fragment von Bl. 286r–v sind zahlreiche Geldbeträge notiert, die für Lebensmittel aufgewendet wurden. Ob diese Ausgaben für Sotefleschs Tätigkeit in Tangermünde oder seinem Amt als Prokurator bzw. Cellerar im Kloster Clus im Zusammenhang stehen, ist unbekannt. Fraglich ist in kodikologischer Hinsicht außerdem, ob die beiden heute als Schaltzettel Bl. 331a und 331b gez. Blattreste ursprünglich an dieses Bl. oder unten an die beiden ungez. Bll. nach Bl. 318 gehört haben.

287r296r Theodulus Italus: Ecloga. [E]thiopum terras iam fervida torruit estas | In cancro solis dum volvitur aureus axis … — … Sol petit occasum frigus succedit opacum | Desine quod restat ne desperacio ledat. Explicit Theodolus per me Andream Soteflesch anno domini M CCCC LVII in die Mathie apostoli [24.2.1457] (Colophons 10086). Die Dialogrollen (Alathia, Pseustis und Fronesis) sind jeweils vom Schreiber in marg. angegeben und mit einem senkrechten Doppelstrich gekennzeichnet; daneben finden sich vereinzelt marginale Worterklärungen sowie einige längere Kommentarabschnitte, die ebenfalls von Andreas Soteflesch stammen und möglicherweise vom Gebrauch der Hs. in der Tangermünder Schule herrühren. 287r auf dem Fußsteg das Distichon Walther II 17699 (auch in Cod. Guelf. 525 Helmst., 69v), zur Überlieferung der Verse im Kontext der "Ecloga Theoduli" vgl. A. P. Orbán, Anonymi Teutonici commentum in Theodoli eclogam e codice Utrecht, U.B. 292 editum (I), in: Vivarium 11 (1973), 1–42, hier 10. Die als spätere Zutat geltenden Verse 345–352 fehlen hier. Auch in Cod. Guelf. 185 Helmst., 133v–198r (mit Kommentar); 1365 Helmst., 12v–26r; 87.5 Aug. 2°, 3va–6ra; 56.20 Aug. 8°, 57r–62r; 162 Gud. lat., 22r–30r; 790 Novi, 53r–57v (mutil., mit Kommentar). Edition: Theoduli eclogam recensuit et prolegomenis instruxit J. Osternacher. Additae sunt singulae schedae vetustissimorum codicum arte zincographica expressae. Liber separatim typis expressus ex programmate Collegii Petrini, Ripariae prope Lentiam (Linz-Urfahr) 1902, Text 30–54 (18 Nr. 50 Hs. genannt, jedoch nicht kollationiert); Teodulo: Ecloga. Il canto della verità e della menzogna, a cura di F. Mosetti Casaretto, Florenz 1997 (Per verba 5), Text 2–24. Literatur: Walther I 664; Schaller/Könsgen 442; Stegmüller RB 8811 [sic, recte: 8011]; 2VL 9, 760–764; CSLG 3, 220; J. Osternacher Die Überlieferung der Ecloga Theoduli, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 40 (1916), 329–376 (362 Nr. 52 Hs. genannt). – 296v (und zwei ungez., nachträgl. erg. Blattfragmente) leer.

297r318v Anonymus Neveleti (Gualterus Anglicus): Fabulae elegiacae. [U]t iuvet et prosit conatur pagina presens | Dulcius arrident seria picta iocis … — … Fine sui [!] versus gemino quit [!] cogitet intra | Fabula declarat datque quod ratus habet. Explicit Esopus benedictus sit pater almus. Enthält (gemäß der Zählung bei Busdraghi L'Esopus) den Prolog und die Fabeln Nr. 1–51 und 53–60. In Fabel 10 nach v. 4 zwei Zusatzverse wie im Apparat; in Fabel 48 am Schluss zwei Zusatzverse (Quos coluit vivos nescit vexisse sepultos | Femina [!] nil fidei mens mulieris habet, auch in den Erfurter Hss. Cod. Guelf. 185 Helmst., 126va, und 37.34 Aug. 2°, 107r, dort jeweils vor dem letzten Distichon); in Fabel 59 Vers 8 doppelt (mit Korrektur). Der Text ist fortlaufend geschrieben; die Überschriften zu den einzelnen Fabeln sind bis 304r (Nr. 30) in marg. ausgeworfen. Auch in Cod. Guelf. 185 Helmst., 110vb–133r; 37.34 Aug. 2°, 99r–110v; 87.5 Aug. 2°, 11ra–19va; 162 Gud. lat., 1r–22r; Fragmente in Cod. Guelf. 713 Helmst., VS und HS sowie Heftverstärkungen. Edition: L. Hervieux, Les fabulistes latins depuis le siècle d'Auguste jusqu'à la fin de moyen âge: Phèdre et ses anciens imitateurs directs et indirects, tome II, Paris 1884, 385–426, hier bis 418; A. E. Wright, The Fables of 'Walter of England', Toronto 1997 (Toronto Medieval Latin Texts 25), 19–164 (Text und Kommentar nach Cod. Guelf. 185 Helmst.); R. Nöcker, Volkssprachiges Proverbium in der Gelehrtenkultur. Ein lateinischer Fabelkommentar des 15. Jahrhunderts mit deutschen Reimpaarepimythien. Untersuchung und Edition, Berlin, Boston 2015 (Deutsche Literatur. Studien und Quellen 16), 543–749 (Text mit Kommentar); Busdraghi L'Esopus, 44–158 und 162–190 (224 Nr. 185 Hs. genannt). Literatur: L. Hervieux, Les fabulistes latins depuis le siècle d'Auguste jusqu'à la fin de moyen âge: Phèdre et ses anciens imitateurs directs et indirects, tome I, Paris 1884, 432–560 (510 Nr. 2.2.E Hs. genannt); Walther I 19812; 2VL 11, 141–165, hier 146–150 Nr. III.1; CALMA 3, 640–642 Nr. 1. – Auf den restaurierten Resten der beiden ungez. Bl. nach Bl. 218 sind nur noch nicht näher identifizierbare Wortfragmente erhalten geblieben.

II

Papier — 28 Bl. — 21,5 × 14 cm — Erfurt, Universität — 1451

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Stern: WZIS DE4620-PO-74910 (1451). Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange, darüber Blume: WZIS DE8100-PO-64887 (1451). Lagen: VI (330). VI+4 (344)! Insgesamt vier als Bl. 331a, 331b und 344 gez. Schaltzettel (ein leerer, restaurierter Zettel ungez.), messen jeweils 14,5 x 10 cm. Schriftraum: 17–18 × 11–12 cm, zweispaltig, Textspalte stets links (Rectoseite innen, Versoseite außen, ca. 7–8 cm breit), Kommentarspalte stets rechts (Rectoseite außen, Versoseite innen, 3–4,5 cm breit), Text 20–28, Kommentar bis max. 58 Zeilen. Unregelmäßig wirkende jüngere gotische Kursive, in dem Kommentarteilen sehr klein und stark abgekürzt, von der Hand des Andreas Soteflesch. ; Keinerlei Rubrizierung.; am Beginn der einzelnen Abschnitte (capitula) des Gedichts vom Schreiber eingefügte tintenfarbige Fleuronnéelombarden in Umrisszeichnung mit vielfältigen geometrischen und spiraligen Zierelementen.

319r330v, 332r344r Eberhardus Bremensis: Laborintus cum commento.
(319r330v, 332r343v) Commentum. In nomine sancte et individue trinitatis. Tota pulcra es … [Ct 4,7]. Illa verba loco thematis assumpta in canticis canticorum sunt scripta et secundum sensum hystoriacum [!] attribuuntur filie pharaonis … — … et de illo consistit. Die marginale Kommentierung ist, soweit noch erhalten bis Vers 619 des Textes durchgeführt.
(319r330v, 332r344r) Textus. Pigerius me traxit amor iussitque camena | Scribere materiam me dedit ipsa michi … — … Dormiat invidie detractio nemo beatus | Ex omni parte mala sunt vicina petendis. Et est finis huius Laborincti per me Andream Gandersem Erffordie anno domini Mo CCCCo LI in die sancti Lodewici [19.8.1451] (Colophons 10086). Die Verse I.65 und I.66 stehen nach Vers I.58, die Verse I.161 und 162 sind vertauscht und durch vorgesetzte Minuskelbuchstaben a und b korrigiert, die Verse I.259 und 260 sind in marg. nachgetragen. Die Verse III.87–92 sind nach Vers III.66 eingeschoben; die Verse III.142, III.416, III.438–441, III.541–542, III.563 und III.623–624 sind in marg. nachgetragen; die Verse III.507–509 sind erheblich modifiziert; die Verse III.217–228, III.665–666 und III.693 fehlen gänzlich. Druck: Leyser, 795854 Nr. XI (mit dieser Hs., im Apparat als Msc. II bezeichnet, z. T. auch der Inhalt der Glossen vermerkt). Zu Parallelüberlieferung, weiteren Ausgaben und Literatur vgl. bei Cod. Guelf. 618 Helmst., 2r–55r. – Die vier der letzten Lage im Zuge der Restaurierung beigebundenen Schaltzettel gehören mit Ausnahme des letzten inhaltlich nicht zum Text. Der als Bl. 331a gez. Schaltzettel, der den ergänzten Rest eines weitgehend zerstörten Bl. darstellt, ist mit Ausnahme einiger nicht näher identifizierbarer Wortfragmente leer; dies gilt aus für sein ungez. Gegenstück nach Bl. 343v. Bl. 344r enthält den Schluss des "Laborintus", sein als Bl. 331b gez. Gegenstück enthält:

331br Versus de artibus et scientiis. Artibus ex septem res constat quelibet orbem | Disparit tamen hoc quia diversa racione … — … Astronomia: Astra viasque poli varias michi vendito soli | Ptolomeus: Cursum stellarum pandensque lumen [?] earum. Et sic est finis. Mit gleichem Initium auch in den Hss. Erfurt, UFB Erfurt/Gotha – UB Erfurt, Dep. Erf. CA 4° 151, 22va–23r; Dep. Erf. CA 4° 218, 606r (Erfurt, 414 und 475). Die Verse zu den VII artes separat auch in Cod. Guelf. 542 Helmst., 151r. Die 21 Verse kombinieren die aus dem akademischen Umfeld der Universitäten in Erfurt und Wien bekannten fünf Verse als Einleitung zur allgemeinen Empfehlung (recommendatio) der Sieben freien Künste mit weiteren Versen zu den VII artes und der Philosophie, wobei jede Wissenschaft mit einem allgemeinen Vers und dem Vers eines Fachvertreters (letztere bislang nur hier nachgewiesen) vorgestellt wird, so dass sich acht Zweiergruppen ergeben (Grammatica mit Priscianus, Loyca mit Aristoteles, Retorica mit Tulius, Arismetica mit Algorismus (wie üblich abgeleitet von al-Ḫwārizmī), Musica mit Pitagoras, Philosophia mit Boecius, Geometria mit Euclides und Astronomia mit Ptolomeus). Literatur: Walther I 1541 und 10843; Thorndike/Kibre, 148.14; Glorieux Faculté, 447 Nr. 1901; R. Rudolf, Die 'Versus de materia, fine et ordine scientiarum omnium' und ihre deutsche Prosaübersetzung, in: Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur mittelalterlichen Artesliteratur, hrsg. von G. Keil und P. Assion, Berlin 1974, 70–87, hier 81f. Z. 29–33. Die Bll. 331bv und 344v–II*v leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Berlin 13,2,1 V. Rose, Die Handschriften-Verzeichnisse der Königlichen Bibliotheken zu Berlin, Bd. 13: Verzeichniss der lateinischen Handschriften, Bd. 2: Die Handschriften der kurfürstlichen Bibliothek und der kurfürstlichen Lande, 1. Abteilung, Berlin 1901
Bernhard Goswin Kempgyn M. Bernhard, Goswin Kempgyn de Nussia: Trivita studentium. Eine Einführung in das Universitätsstudium aus dem 15. Jahrhundert, München 1976 (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung 26)
Bertalot IHL I L. Bertalot, Initia humanistica Latina. Initienverzeichnis lateinischer Prosa und Poesie aus der Zeit des 14. bis 16. Jahrhunderts, Bd. 1: Poesie, hrsg. von U. Jaitner-Hahner, Tübingen, Rom 1985
Bloomfield M. W. Bloomfield, Incipits of Latin Works on the Virtues and Vices 1100–1500 A.D., Cambridge/Mass. 1979 (Publications of the Medieval Academy of America 88)
Busdraghi L'Esopus L'Esopus attribuito a Gualtiero Anglico. A cura di P. Busdraghi, Genova 2005 (Favolisti latini medievali e umanistici 10 = Pubblicazioni del D.AR.FI.CL.ET N.S. 214)
CALMA C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999–
CC Corp. orat. Corpus orationum, Bd. 1–14, hrsg. von E. E. Moeller, J. M. Clément und B. Coppieters ’t Wallant, Turnhout 1992–2004 (Corpus Christianorum. Series Latina 160)
Colophons Colophons de manuscrits occidentaux des origines au XVIe siècle, Bd. 1–6, ed. par les Bénédictins du Bouveret, Fribourg/Schweiz 1965–1982 (Spicilegii Friburgensis Subsidia 2–7)
CSEL Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, Bd. 1–, Wien 1866–
CSLG Clavis scriptorum latinorum medii aevi. Auctores Galliae (735–987), Bd. 1–, hrsg. von M.-H. Jullien, Turnhout 1994– (Corpus Christianorum. Continuatio Mediaevalis)
CSLI Clavis scriptorum latinorum medii aevi. Auctores Italiae (700–1000), hrsg. von B. Valtorta, Firenze 2006 (Edizione nazionale dei testi mediolatini 17. Serie 1,10)
Ebert F. A. Ebert, Bibliothecae Guelferbytanae Codices Graeci et Latini Classici, Leipzig 1827 (Zur Handschriftenkunde 2)
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Glorieux Faculté P. Glorieux, La Faculté des Arts et ses maîtres au XIIIe siècle, Paris 1971 (Études de philosophie médiévale 59)
Glorieux Répertoire P. Glorieux, Répertoire des maîtres en théologie de Paris au XIIIe siècle, 2 Bde., Paris 1933 und 1934 (Études de philosophie médiévale 17, 18)
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Steinschneider M. Steinschneider, Die europäischen Übersetzungen aus dem Arabischen bis Mitte des 17. Jahrhunderts. Unveränderter photomechanischer ND aus den Sitzungsberichten der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien 1904/05, Graz 1956
Te.Tra. La trasmissione dei testi latini del medioevo – Mediaeval latin texts and their transmissions, Bd. 1–, hrsg. von P. Chiesa und L. Castaldi, Firenze 2004– (TE.TRA. 1–)
Thorndike/Kibre L. Thorndike, P. Kibre, A catalogue of incipits of mediaeval scientific writings in latin, revisited and augmented edition, London 21963 (Mediaeval Academy of America publication 29)
VD16 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts, Online-Ressource: http://gateway-bayern.bib-bvb.de/aleph-cgi/bvb_suche?sid=VD16
VD17 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVII. Jahrhunderts, Online-Ressource: http://gso.gbv.de/DB=1.28/LNG=DU/SRT=RLV/IMPLAND=Y/
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 12 Bde., hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin/New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin/New York 2005–2015
Walther I H. Walther, Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum, Göttingen 1959 (Carmina medii aevi posterioris Latina 1)
Walther II H. Walther, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii aevi, Bd. 1–6; P. G. Schmidt, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii aevi. Nova series, Bd. 7–9, Göttingen 1963–1986 (Carmina medii aevi posterioris Latina 2,1–9)
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)
ZfdA Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, Stuttgart 1 (1876) –

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.
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